Das Allerletzte: Unsere kleine Reisestatistik

17 07 2013

Dauer der Reise: 567 Tage

Anzahl Flüge: 29

Anzahl Nachtbusfahrten: 7

Anzahl Nachboot- oder Fährfahrten: 5

Anzahl Nachtzugfahrten: 5

Anzahl Nächte im Camper: 160 (31 Neuseeland / 129 Australien)

geschossene Fotos: 22.382

Besuchte Länder: 16

Reiseaufenthalt pro Land (grob gerechnet):

Australien 251 Tage

Hongkong 3 Tage

Indien 23 Tage

Indonesien 77 Tage

Japan 10 Tage

Kambodscha 17 Tage

Laos 10 Tage

Macau 1 Tag

Malaysia 32 Tage

Myanmar 2 Tage

Neuseeland 35 Tage

Philippinen 21 Tage

Singapur 7 Tage

Sri Lanka 1 Tag

Thailand 59 Tage

Vietnam 18 Tage

Längster Aufenthalt an einem Ort:  

Sharehouse Skybury Coffee, Mareeba, Australien: 100 Nächte

Campingplatz Cardwell, Australien: 60 Nächte

Sunhouse Guesthouse Sanur, Bali: 8 Nächte

JP Resort, Koh Tao, Thailand: 8 Nächte

Monsoon Guesthouse, Goa, Indien: 8 Nächte

Längste Reisedauer am Stück:

von Hoi An nach Mui Ne in Vietnam in 20 Stunden per Bus

Teuerste Unterkunft:  

Grand Sarovar Premiere, Mumbai – 119 Euro

Günstigste Unterkunft: 

Bungalow auf Si Phan Don, Laos – 5 Euro

Beste Unterkunft (in chronologischer Reihenfolge):

Jaiwana Haveli Hotel, Udaipur, Indien (39 Euro)

Dream Hotel, Bangkok (59 Euro)

Hotel Nine Phnom Penh, Kambodscha (39 Euro)

Lazy Beach Bungalows, Koh Rong Samloem, Kambodscha (31 Euro)

Jailhouse Hostel Christchurch, Neuseeland (50 Euro)

Blue Ribbon Dive Resort, Small Laguna, Sabang, Puerto Gallera, Philippinen (21 Euro)

Four Points by Sheraton, Sandakan, Sabah, Borneo (64 Euro)

Alumbung Tropical Living Danao Beach, Panglao, Bohol, Philippinen (33 Euro)

Bagus Homestay, Permuteran, Bali (24 Euro)

Schlechteste Unterkunft:

Ananda Beach Hotel, Sanur, Bali (20 Euro)

Bestes Essen:

Nasi Campur im Warung Moro Seneng in Sanur, Bali

Pho und diverse Nudelgerichte in Hanoi, Vietnam

Selbstgekochtes in Neuseeland und Australien 😉

Tom Yam im Strassencafe gegenüber des Bangkok City Hotels und im Food Floor des Siam Centers

Singapore Fried Noodles, in diversen Strassencafes in Singapur

Schlechtestes Essen:

Vegetable Curry und Tempe in Pemuteran, Bali

Tauchgänge gesamt: 40

Schönster Tauchgang:

Barracuda Point, Sipadan Island, Sabah, Borneo

schlimmste Diarrhö ;-):

Robbe – Malapascua, Philippinen

Heike – Kota Kinabalu, Sabah, Borneo

wir beide in Nordindien….

schönste Erlebnisse:

Besteigungen des Vulkans Rinjani auf Lombok und des Mount Kinabalu auf Borneo

unsere ersten Tauchgänge und Tauchen am Sailrock und vor Sipadan Island

unsere zweite Nacht im Camper in Neuseeland am Fuße des Mount Cook

Arbeiten und Leben bei Skybury in Mareeba

Bootsfahrt mit Perama von Lombok nach Flores

unzählige Nächte, Abende und Morgen in unserem Camper in Australien

Besuch des Taj Mahal in Indien



Schöner Abschied von Japan mit einem Tag in Osaka

8 06 2012

Am 20.05 kamen wir gegen Abend in Osaka an und fanden Dank unserer Übung im Lesen japanischer U-Bahn-Pläne recht schnell zu unserem Hotel Taiyo in Midtown Osakas. Mit 2,6 Millionen Einwohnern ist Osaka nach Tokio und Yokohama die drittgrößte Stadt Japans. Mit den ca. 17,5 Mio. Einwohnern im Ballungsgebiet Kansai bildet Osaka eine der größten Metropolregionen der Welt und innerhalb Japans den Gegenpol zum Kantō-Gebiet um Tokio.
Die Stadt ist das traditionelle Handelszentrum Japans und heute eines der wichtigsten Industriezentren und einer der bedeutendsten Häfen Japans.
Laut Forbes-Liste der teuersten Städte der Welt von 2009 ist Osaka die Nummer Zwei nach Tokio!
Für uns ist es immer wieder erstaunlich, welch unterschiedliche Atmosphären in den einzelnen Städten herrschen. Tokio kam uns sehr aufgeräumt, ein wenig unpersönlich und steril vor. Dort ist uns beispielsweise kein einziger Penner aufgefallen und ganz selten wurden wir von Einheimischen angesprochen.
In Osaka hingegen wurden wir auf dem kurzen Weg zum Hostel gleich mehrfach von seltsamen Gestalten vollgequatscht und der ein oder andere Alki lungerte auch rum. Direkt neben unserem Hotel gab es eine Kneipe mit Live-Musik, wo trotz des frühen Abend schon einiges los war. In Tokio hatten wir diese Art „rustikaler“ Kneipen vermisst. Auch die Jugendszene war in Osaka irgendwie extremer, der Stil noch ausgefallener als in Tokio – aber das ist natürlich nur unser erster, oberflächlicher Eindruck.
Nach dem Einchecken im Hotel, wir bekamen ein typisch japanisches Zimmer mit zwei Futonmatratzen auf dem Boden – total gemütlich, ging’s gleich weiter zum Umeda Sky Building, genauer gesagt in die 39. Etage ins Floating Garden Observatory. Von dort oben hat man einen tollen Blick auf die Skyline Osakas, den wir uns mit zumeist verliebten japanischen Teenie-Paaren geteilt haben, die knutschend in den Ecken saßen.
Danach ging’s ins Vergnügungsviertel Namba mit vielen Bars, Restaurants und Shoppingcentern, wo wir eine Weile die Straßen entlang schlenderten und staunend die japanischen Jugendlichen mit ihren abgefahrenen Klamotten beobachteten.
Zu später Stunde gab es dann noch ein Highlight unseres Japanbesuches: Wir testeten ein Onsen – ein öffentliches Bad, das von einer natürlichen heißen Quelle gespeist wird. Onsen findet man überall in Japan, unser Hotel besaß ebenfalls so eines (obwohl wir bezweifeln, dass dieses von einer heißen Quelle gespeist wird..) und als Gäste durften wir es kostenfrei nutzen.
Generell sind Onsen in Japan ein Ort der Entspannung, wo der strikte Verhaltenskodex, der das soziale Leben regelt, gelockert ist und auch mal der kleine Angestellte gleichberechtigt neben dem Firmenboss für seine Körperhygiene sorgt. Frauen und Männer benutzen das Bad selbstverständlich getrennt, dh Robbe war am frühen Abend bereits dran, wohingegen Heike zu später Stunde baden durfte. Gut, dass eine weitere Japanerin im Bad war, von ihr konnte sie sich die Prozedur abschauen. Zunächst setzt man sich auf einen kleinen Schemel, der in einer Reihe mit anderen vor einer Spiegelwand steht. Jeder Waschplatz ist ausgestattet mit einem Duschkopf, Eimer und Seife. Zunächst seift man sich ordentlich ein – und hier meinen wir gründlichst und ausdauernd! Die Japaner können das im Sitzen, wir müssen da noch ein bisschen üben – übrigens einer der häufigsten Fauxpasse von Ausländern im Onsen, beim Waschen aufzustehen ;-).
Wenn der Dreck runter ist, wartet die Saune bzw das Wichtigste, nämlich ein Becken mit sehr heißem Wasser, wo es sich toll entspannen lässt. Das Ganze klingt erstmal unspektakulär, und sicher gibt es davon auch viel luxuriösere Varianten, aber wir fanden es toll, vor allem weil das Bad in unserem Hotel sehr einfach und traditionell gestaltet war. Im bereitgelegten Kimono ging’s dann ab auf die japanische Matratze, und so sauber und rein schliefen wir tief und fest.
Am letzten Tag in Osaka leihten wir uns nochmal Fahrräder aus und erkundeten die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt, deren Zahl diesmal glücklicherweise an einer Hand abzuzählen war. Zuerst ging’s zum Shitennoji Tempel, einer der ältesten buddhistischen Tempel Japans aus dem Jahre 593. Das Tempelgelände ist sehr groß und umfasst mehrere, teilweise sehr gut restaurierte Gebäude, eine fünfstöckige Pagoda sowie einen See mit Hunderten von Schildkröten und großen Fischen (Barsche?), die allzeit gut gefüttert werden. An diesem Montag fand gerade der monatliche Flohmarkt rund um die Tempelgebäude statt, von daher war von beschaulicher Stimmung eher weniger zu spüren, dafür konnten wir über einen wuseligen Markt schlendern und das vor der tollen Tempelkulisse.
Danach radelten wir zum Osaka Castle, einem der berühmtesten Schlösser Japans aus dem 16. Jh inmitten eines Parks. Zusammen mit unzähligen Seniorengruppen schauten wir uns das Schloss von außen an, waren vom irgendwie modernen, un-authentischen Stil jedoch nicht allzu begeistert.
Da wir nun schon einige Kilometer auf dem Buckel hatten und keine Lust auf weitere Anstrengung an diesem warmen Tag, ließen wir die anderen Sehenswürdigkeiten Osakas einfach mal aus (die beiden Wichtigsten hatten wir besucht) und fuhren nochmal zurück zum Markt, um dort zwei leckere japanische Crêpes zum Mittag zu verspeisen. Einen Rest Rotwein vom Vorabend hatten wir ebenfalls dabei und nachdem wir aufgrund der allgegenwärtigen Kommunikationsprobleme nur mit Mühe einen leeren Plastebecher auftreiben konnten, ließen wir es uns gutgehen 😉
Und dann war es auch schon wieder Zeit, Richtung Flughafen aufzubrechen.
Die 10 Tage in Japan vergingen viel zu schnell und wir haben nur einen Bruchteil von dem charmanten Land gesehen. In Japan wurden wir seit langem mal wieder überrascht von vielen Dingen, die wir bisher von unseren Reisen oder unserer Heimat so noch nicht kannten. Soviel Neues und Unbekanntes zu entdecken macht uns immer sehr viel Spaß und diese Abschnitte der Reise bleiben stärker in Erinnerung als andere. Wir haben es genossen, jeden Tag Sushi essen zu können, waren überwältig von der Schönheit der Tempel und Gärten Japans und hätten uns gewünscht, den ein oder anderen Japaner besser zu verstehen. Leider haben wir die Kirschblüte knapp verpasst; und diese Jahreszeit, ein Blick auf den Mt Fuji sowie ein Besuch in Japans Norden sind nur drei Gründe, warum wir auf jeden Fall irgendwann nochmal wiederkommen.
Auf Wiedersehen oder さようなら oder Sayounara! 😉

Coming next: Weltklasse Tauchen auf den Philippinen



Ein Besuch in der Kulturhauptstadt Japans Kyoto

7 06 2012

Mit dem Nachtbus ging es nach fünf Nächten Tokio in 7 Stunden nach Kyoto. Der Nachtbus ist die günstigste Transportmöglickeit zwischen den beiden Städten (Distanz: ca 400km) und recht komfortabel, Heike hat – leider im Gegensatz zu Robbe – jedenfalls gut geschlafen 😉
Pünktlich um 7 Uhr erreichten wir Kyoto und wurden direkt am neu gebauten riesigen Bahnhof uns selbst überlassen. Unser Reiseführer hatte uns schon vorgewarnt, dass Kyoto alles andere als schön ist, wenn man am Bahnhof ankommt – und so war es auch: Graue Häuser, viel Verkehr, überall die Stromleitungen wie anno dazumal und von schönen Tempelanlagen weit und breit nichts zu sehen. Dieser erste Eindruck trügt natürlich, davon konnten wir uns während unseres Aufenthaltes zweifelsfrei überzeugen.
Kyōto ist mit knapp 1,5 Mio Einwohnern eine der geschichtlich und kulturell bedeutendsten Städte Japans – sie war zwischen 794 und 1868 die kaiserliche Hauptstadt. Hier einige beeindruckende Zahlen: In Kyoto befinden sich ca. 1600 buddhistischen Tempel, 400 Shintō-Schreine sowie diverse Palästen und Gärten. Davon sind 13 Tempel, 3 Schreine und eine Burg in und um Kyoto zum Unesco Weltkulturerbe erklärt worden. Das Zentrum und der Süden sind das wirtschaftliche Herz der Stadt. Die touristischen Sehenswürdigkeiten befinden sich teilweise im Zentrum, ein Großteil der berühmten Tempel liegt jedoch im Nordosten und Nordwesten der Stadt oder auf Berghängen in der Umgebung.
Unser erster Tag begann zunächst mit dem Suchen und Finden unseres Hostels mit Namen „Tomato“, welches sich in der Nähe des Bahnhofes befindet. Da es noch so früh am Morgen war, war die Rezeption unbesetzt, und so mussten wir uns selbst auf die Suche nach Küche und Aufenthaltsraum machen. Wir sahen keinen Menschenseele und verspeisten erstmal in Ruhe unser Frühstück. Im Aufenthaltsraum stand ein Laptop rum, und wenn nicht solch ehrenwerte Bürger wie wir dort „eingedrungen“ wären, hätte der auch mal schnell verschwinden können. Im Allgemeinen haben wir festgestellt, dass sich die Japaner keine allzu großen Sorgen um die Sicherheit ihrer Wertsachen machen: Als wir in Tokio in einem Bahnhof Rolltreppe fuhren, stand vor uns eine Japanerin mit offener Handtasche , wo die Geldbörse griffbereit ganz oben lag. Man hätte einfach nur zugreifen müssen – ein Taschendieb hätte seine wahre Freude gehabt! Wir haben nur gestaunt…
Nach dem Frühstück war keine Zeit zum ausruhen, denn wir hatten ja viel vor und so steuerten wir auch direkt den nächsten Fahrradverleih an, um uns für die nächsten Tage Bikes auszuleihen. Kyoto lässt sich nämlich am besten mit dem Fahrrad erkunden, obwohl die Distanzen nichts für Faule sind. 10 km von einem zum anderen Tempel müssen schon mal absolviert werden, aber uns macht Radeln Spaß und ein bisschen Sport soll ja bekanntlich nicht schaden. Außerdem ist Kyoto schachbrettartig angelegt und die Orientierung fällt somit nicht schwer.
So fuhren wir am ersten Vormittag bei super Wetter zunächst den Fluss entlang Richtung Norden, um dort die Tempel im Nordosten zu erkunden. Vorbei kamen wir am Kaiserpalast, der inmitten eines grosszügig angelegten Parks zu finden ist. Das heutige Gebäude wurde 1855 errichtet, kann jedoch nur im Rahmen einer vorab angemeldeten Führung besichtigt werden, wie wir vor Ort erfuhren. Danach ging’s weiter nördlich und wir besuchten ca. fünf Tempel (siehe Fotos), bevor wir uns wieder auf den Rückweg zum Hostel machten. Die Tempel liegen teilweise sehr idyllisch in kleinen Gassen, auf Berghängen oder im Wald und wir haben die Besuche sehr genossen. Die meisten Tempel Kyotos kann man kostenfrei besichtigen – vor allem bei denjenigen jedoch, die zum Weltkulturerbe gehören, wird ein Eintrittspreis verlangt, der zwischen 4 und 6 Euro pP liegt. Alle 17 zu besuchen, würde somit recht teuer sein, sodass wir uns nur die schönsten Tempel für einen Besuch ausgesucht haben bzw. bei Einigen das Glück hatten, uns kostenlos reinzuschleichen ;-).
Die Fortbewegung per Fahrrad bedeutet in Japan übrigens, die ganze Zeit auf den zumeist recht engen Bürgersteigen zu fahren und den Fußgängern auszuweichen bzw. diese aus dem Weg zu klingeln. In Berlin wäre man wohl so schon längst vom Fahrrad geschubst worden, aber hier in Japan ist das Gang und Gebe und kein Fussgänger meckert, wenn man als Radfahrer ohne Sicherheitsabstand vorbeizieht. Im Gegensatz zu den Radfahrern Japans sind die Fußgänger jedoch Musterbeispiele hinsichtlich Recht und Ordnung: Während unseres Aufenthalts bemerkten wir, dass so gut wie niemand je über eine rote Fußgängerampel geht und auch wenn kein Auto weit und breit zu sehen ist, wird brav gewartet, bis es grün wird. Anfangs haben wir noch versucht, es ihnen gleichzutun, aber irgendwann war es uns dann doch zu blöd, und wir haben es eher wie die NY’er gehandhabt, denn dort stellen rote Fußgängerampeln überhaupt kein Hinderniss dar, im Gegenteil!
Nach unserer ersten großen Fahrrad-Tempel-Tour waren wir am Abend froh, wieder beim Hostel anzukommen und legten erstmal eine Verschnaufpause ein. Nach dem Abendessen ging’s zur Aussichtsplattform im Bahnhof, wo man eine nette Sicht auf Kyotos City hat. Todmüde fielen wir im Anschluss ins Bett.
Der nächste Tag war ebenfalls komplett durchgeplant. Zunächst radelten wir zum ca. 8 km entfernten Kinkaku-ji (Goldener Pavillon) im Nordwesten der Stadt, eine der Hauptsehenswürdigkeiten Kyotos. Obwohl wir uns trotz des früheren Vormittags bereits mit unzähligen Schulklassen durchs Tempelgelände schieben mussten, hat uns dieser Tempel sehr gut gefallen und lohnt definitiv einen Besuch. Danach besichtigten wir weitere Tempel, ua den Tenryuji Tempel, der umgeben ist von beeindruckenden Bambuswäldern, in denen sich ein Spaziergang sehr unwirklich anfühlt.
Später am Tag besuchten wir noch zwei grosse Tempelanlagen in der Nähe unseres Hostels und am Abend genossen wir bei einem Spaziergang den Blick auf die mit 57 Metern größte Pagodas Japans, welche zum Tō-ji Tempel gehört und nachts toll beleuchtet ist.
Am nächsten Tag machten wir einen sehr lohnenswerten Ausflug in die Stadt Nara, 45 Minuten Zugfahrt von Kyoto entfernt.
Nara ist mit 1,3 Mio Einwohnern unwesentlich kleiner als Kyoto und war vor Kyoto von 710 bis 784 unter dem Namen Heijō-kyō die Hauptstadt Japans. Aus dieser Zeit stammen die meisten der dortigen großen Tempelanlagen. Zwar verlor die Stadt nach der Verlegung der Hauptstadt nach Kyōto an Bedeutung, die buddhistischen Tempel und Shintō-Schreine jedoch bauten ihre Macht schrittweise aus und überstanden bis heute.
Der Vorteil der Stadt ist, dass fast alle Sehenswürdigkeiten im oder nahe des Stadtparks liegen und somit erlaufbar sind. Naja, ein Fahrrad auszuleihen wäre wohl eine bessere Idee gewesen, denn 20 km per Pedes haben wir an diesem Tag summa summarum auch zurückgelegt.
Der Stadt-Park ist von über 1200 Sikahirschen bevölkert, die an unsere heimischen Rehe erinnern. Für die Japaner gelten diese Tiere als Glücksboten und werden deshalb verhätschelt. Man kann „Rehcookies“ kaufen und die Viecher damit füttern – der Renner bei den Touristen. Aber auch Sushi verschmähen die verfressenen Biester nicht – Heike musste sich mit unserem Mittagessen in Sicherheit bringen, als eine Gruppe Rehe Witterung aufgenommen hatte.
Nara hat uns gut gefallen, weil die Tempel recht kompakt zusammenliegen und man nicht solch große Distanzen wie in Kyoto zurücklegen muss. Außerdem wirkt die Stadt beschaulicher und man kann nett in den Einkaufsstraßen bummeln. Trotzdem hatten wir an diesem Abend schon eine erste Überdosis an Tempelbesuchen erreicht, denn so viele verschiedene Eindrücke zum selben Thema kann man kaum aufnehmen.
Am nächsten Morgen brach der letzte Tag in Kyoto an und noch immer war unsere todo-Liste nicht vollkommen abgearbeitet. Obwohl wir eigentlich keinen Tempel mehr sehen konnten, radelten wir am Morgen nochmal los und hakten die Restlichen auf unserer Liste ab. Wir fuhren auf dem berühmten Philosophenweg, einer Route im Osten der Stadt, die an zahlreichen Tempeln vorbeiführt. Wir haben uns dort nochmals einige Tempel und Schreine angeschaut und trotz der schleichenden Überdosis war auch dieser letzte Tag in Kyoto nochmals sehr schön und wir haben die wunderbaren Orte mit oftmals besonderer Stimmung sehr genossen. Am Abend ging es dann mit dem Zug in 30 Minuten zu unserer letzten Station in Japan, nach Osaka!

Coming next: Schöner Abschied von Japan mit einem Besuch in Osaka



Japan – erfrischend anders! Unsere ersten fünf Tage in Tokio

28 05 2012

Am 11.05. landeten wir gegen Abend auf dem Narita International Airport in Tokio. Der Flug dauerte knapp 8 h und war trotz der nicht vermeidbaren, erneuten Wahl einer Billigairline (Jetstar) sehr entspannt. Diesmal waren wir zudem besser vorbereitet und mit Decken und einem riesigen Fresspaket ausgestattet, sodass wir weder frieren noch Hunger leiden mussten ;-). Der Weg zu unserem Hostel Khao San Annex im Stadtteil Asukasa war leicht gefunden, zumal dieser auf dessen Website detailliert und bebildert beschrieben wurde. So haben wir uns auch alles andere als „Lost in Translation“ gefühlt, als wir in Tokio ankamen, zumal im Stadtteil Asakusa von Hochhäusern weit und breit keine Spur war. Asakusa ist die Altstadt Tokios und hier kann man noch ab und an den Charme der Edo-Zeit spüren, wo unter Herrschaft des Tokugawa-Clans Tokio zu einer Weltstadt heranwuchs.
Heute ist Tokio mit ca 9 Millionen Bewohnern die Hauptstadt Japans und ihr Name bedeutet passenderweise „Östliche Hauptstadt“. Tokio ist zudem die bevölkerungsreichste Stadt des Landes sowie das Finanz-, Industrie-, Handels-, Bildungs- und Kulturzentrum Japans mit zahlreichen Universitäten, Hochschulen, Forschungsinstituten, Theatern und Museen.
Japan selbst ist flächenmäßig der viertgrößte Inselstaat der Welt und besteht im Kern aus vier Hauptinseln, auf die sich auch die Bevölkerung konzentriert. Mit über 127 Millionen Einwohnern liegt Japan auf Platz zehn der bevölkerungsreichsten Länder der Erde. Auch wirtschaftlich ist Japan ganz vorn mit dabei und als hochentwickeltes Industrieland eine der grössten Volkswirtschaften der Welt.
An unserem ersten Abend in Tokio machten wir nicht mehr viel, außer den nächstgelegenen Seven Eleven zu inspizieren und uns über die riesige Auswahl an Sushi selbst in einem kleinen Supermarkt zu erfreuen ;-).
Unser Zimmer im Hostel war wie erwartet sehr klein und die Betten wahnsinnig hart aufgrund der nicht einmal 5 cm dicken Matratzen!! Am nächsten Tag haben wir uns jeder noch eine Extra-Matratze geben lassen, um zumindest nicht mehr den Lattenrost unterm Arsch zu spüren und einigermaßen bequem schlafen zu können. Keine Ahnung, wie die Japaner das aushalten, sie sind wahrscheinlich nicht so schwer wie wir….Ausser den extrem dünnen Wänden im Hostel hat uns eine weitere Sache nachts den Schlaf geraubt: Die Waschbecken zum Händewaschen und Zähneputzen etc. sind nicht etwa in der Toilette oder im Waschraum untergebracht, sondern befanden sich in den von uns besuchten Hostels allesamt auf den Gängen, in Tokio direkt vor unserer Zimmertür. Dazu gab es noch Mitbewohner, die anscheinend überhaupt keinen Sinn für einen gewissen Anstand haben und sich nach Mitternacht noch vor dem Waschbecken ihre Haare föhnen müssen. Wir vertragen ja Einiges aber hier ist dann doch unser Geduldsfaden gerissen und so wurden die zumeist japanischen Mädels von uns auch jedesmal prompt angeschnauzt, ob das nicht auch am nächsten Morgen machbar sei. Zu dieser mangelnden Rücksichtsnahme fällt uns wirklich nichts mehr ein…
Nach einer mehr oder weniger bequemen Nacht stürzten wir uns am nächsten Morgen ins Getümmel der Stadt. Wir erkundeten zunächst die Sehenswürdigkeiten in Laufnähe, zuerst den bedeutensten und heiligsten Tempel der Stadt, den Sensoji-Tempel aus dem Jahre 628, wo an diesem Samstagvormittag bereits viele Touristen und Einheimische unterwegs waren und den Göttern ihre Ehre erwiesen. Die beiden Hauptreligionen Japans sind der Buddhismus und die japanische Urreligion Shinto, wobei dieser Tempel buddhistisch ist.
Danach ließen wir uns durch die engen Straßen der Altstadt treiben, aßen lecker zu Mittag und liefen ins benachbarte Stadtviertel Ueno, wo wir uns den Nachmittag in Japans erstem Park, den Ueno Onshi-Park vertrieben und uns den Toshogu-Schrein anschauten. Danach ging’s wieder zurück nach Asakusa bzw. ins benachbarte Oshiage, um den kürzlich erbauten Skytree anzuschauen, den mit 634 Metern höchsten Fernsehturm der Welt und gleichzeitig nach dem Burj Khalifa in Dubai dem zweithöchsten Bauwerk der Erde. Die Eröffnung hat am 22. Mai stattgefunden, also einen Tag nach unserer Abreise aus Japan, und das hat uns ziemlich geärgert, denn die Eröffnung wurde im ganzen Land als Mega-Event beworben. Der Turm ist definitiv auch vor seiner offiziellen Eröffnung beeindruckend, sowohl aus der Ferne als auch aus der Nähe betrachtet!
Nach einer kurzen Verschnaufpause im Hostel ging’s gegen Abend weiter, zunächst mit einem River Cruise auf dem Fluss Sumida, der uns in die Nähe der Bucht Tokios führte. Wir liefen über die Rainbow Bridge und genossen trotz kalten Windes beeindruckende Ausblicke auf die Skyline des modernen Tokios. Die Brücke selbst führt zum Vergnügungsbezirk Odaiba mit
riesigen Shoppingcentern, dem Fuji TV Hauptquartier, einem Riesenrad, einer Freiheitsstatue und alles was Japaner sonst noch glücklich macht ;-). Hier konnten wir das erste Mal einen Einblick in das moderne Japan erhaschen, und das hat uns schon sehr beeindruckt. Als wir mit der Bahn zurückfuhren, sahen wir selbst am Samstag Abend viele Anzugträger, die, weil allein unterwegs, sicher noch geschäftlich unterwegs waren. Der Eindruck verstärkte sich bei uns am Montagabend, als nach 22 Uhr die U-Bahn voll (!!) mit Anzugträgern war, die von ihren Büros nach Hause fuhren. Als wir auf die U-Bahn warteten, standen rechts und links bis auf wenige Ausnahmen nur Anzugträger (bevorzugte Farbe: schwarz, jedoch durchweg edel!), und alle tippten irgendwas in ihr Handy oder lasen noch die letzten Emails! Das war echt krass, wir haben unseren Augen nicht getraut, denn wir fanden schwerlich jemand am Bahnsteig, der kein Handy in den Händen hielt. Und alle mind. iPhone 4, da kamen wir uns mit unseren ollen iPhonen schon ziemlich komisch vor. Selbst die Jüngsten sind schon mit Smart-Phone unterwegs, und die Rentner mit iPad 3 – da kann man wirklich nur staunen.
Am zweiten Tag in Tokio fuhren wir am Morgen zuerst zur kostenlosen Aussichtsplattform im 45. Stock des Tokioer Rathauses in der Hoffnung, einen Blick auf den mit 3776 Metern höchsten Berg Japans, den Mt. Fuji werfen zu können. Dieser liegt ca 100 km Luftlinie von Tokio entfernt und ist an einem klaren Morgen von Tokio aus sichtbar. Diese Anblicke sind allerdings sehr rar und so hatten wir an diesem Morgen leider auch kein Glück. Der Ausblick auf die Stadt hat sich aber definitiv trotzdem gelohnt. Danach fuhren wir zum Meiji Jingu Schrein, dem laut Reiseführer wundervollsten Platz in Tokio. Man kommt zum Schrein indem man durch einen wunderschönen Park läuft und schon der Weg war trotz der vielen Leute, die auch dorthin unterwegs waren, sehr schön und entspannt. Der Schrein selbst ist ebenfalls toll, riesige Holztorbögen säumen die Eingänge, überall Grün und es herrscht eine sehr friedliche, besondere Atmosphäre. So hatten wir uns Japan immer schon vorgestellt. Da Sonntag war, konnten wir einige Hochzeiten beobachten, die dort im traditionellen Stil abgehalten wurden. Wir sahen zu, wie die Hochzeitsgesellschaft von einem hyperaktiven Fotoassistenten – Typ kleiner Japaner im schwarzen Anzug – positioniert wurde. Wie der rumgewusselt ist und alles trapiert hat – wir konnten nicht mehr vor Lachen (andere Westler, die das Spektakel beobachten, lachten mit uns mit). Wie in einer Komödie, nur live – unbegreiflich ;-)!
Vom Schrein ging’s dann mit der Metro zum Kaiserpalast. Der Kaiserpalast oder Nujubashi oder Burg Edo war früher die Residenz der Tokugawa-Familie, Teile davon sind heute für die Öffentlichkeit zugänglich. Wir liefen eine Weile durch den angrenzenden Park, besichtigten die berühmte Nijubashi-Brücke vor dem Haupteingang und kamen gerade rechtzeitig zum Wachwechsel im englischen Windsor-Castle-Stil.
Die Tokio’er Metro – ebenfalls ein Kapitel für sich. Es gibt mehrere voneinander unabhängige Unternehmen, die mit ihren Linien jeweils quer durch die Stadt führen, selbstverständlich auch mit separaten Tageskarten! Der Metro-Plan ist dermaßen verschlungen, dass wir erstmal ne Weile brauchten, hier durchzublicken. Auch die Bahnhöfe – oftmals riesig, und die meisten Wegweiser auf Japanisch. Wir sind manchmal rumgeirrt, das war schon nicht mehr schön. Also kein Vergleich mit allem, was wir bisher erlebt haben, und in Berlin geht’s im Vergleich dazu fast dörflich zu!
Am zweiten Abend fuhren wir zu den Roppongi-Hills, einem kulturellen Zentrum mit Restaurants, Shoppingcentern und Museen. Während Robbe die Stadt von ganz oben, dem offenen Sky-Dream Deck im 54. Stock auf einem Hochhaus ablichtete, bummelte Heike durch die Läden. Interessant, was hier alles verkauft wird – übelster Klimmbimm, kleine Puppen, viel Comic- und Manga-Figuren, Roboter, Monchhichis – die Liste ist noch ewig länger. Die Läden machen aber alle durchweg was her und sind sehr liebevoll dekoriert. Der Renner sind undefinierbare Süßigkeiten in Boxen – doppelt und dreifach verpackt. Gang und Gebe ist, dass sowohl diese als auch die Gerichte in Restaurants in Plastik nachgebildet werden. Gut, weil es fast nur japanische Speisekarten gibt – nicht so gut, weil wir meistens trotzdem nicht erkennen konnten, was genau das sein soll. Apropos Essen: Unser erster Ausflug in einen größeren japanischen Supermarkt war dann wirklich „Lost in Translation“ – alle Verpackungen auf Japanisch und man findet mit Müh und Not, was man benötigt. So kam es auch, dass wir einmal Trinkjogurt anstatt Milch kauften oder auch mal mit leeren Händen nach Hause gingen, weil wir gar nichts fanden. Englisch spricht sehr selten mal jemand, aber dafür wird man ständig (!!) hemmungslos auf japanisch vollgequatscht. So haben wir das in noch keinem anderen Land erlebt, dass die Einheimischen davon ausgehen, dass man ihre Sprache spricht. Logisch, dass wir rein gar nichts verstanden, aber uns immer wieder an den Monologen erfreuten :-)! Im Gegensatz zu solchen Begegnungen ist die allgegenwärtige japanische Zurückhaltung jedoch extrem offensichtlich. In der U-Bahn wird man nie angeschaut, Augenkontakt wird strikt vermieden, auch unter sich unbekannten Landsleuten. Statt dessen wird aus Ermangelung an Alternativen gern mal auf die Schuhe gestarrt – da kamen wir uns mit unseren ollen FlipFlops innerhalb der Lederschuh-Fraktion manchmal ziemlich under-dressed vor. Aber so kann man sich wenigstens ungeniert als Tourist bewegen, das kommt in asiatischen Ländern höchst selten vor.
Nachdem wir uns an diesem Abend wiedergetroffen hatten, fuhren wir noch nach Shibuya und befanden uns, nachdem wir eine Weile brauchten, um den Ausgang des riesigen Bahnhofes zu finden, in dem Teil Tokios, wie man ihn aus dem Film „Lost in Translation“ kennt. Man tritt aus dem Bahnhof und befindet sich mitten im Getümmel von vorrangig jungen, hip-gekleideten Japanern, die von einem Shop zum nächsten ziehen. Überall riesige Leuchtreklamen, Videotafeln, eine Straßenkreuzung á la Timesquare in New York, Restaurants, Bars usw usf. Wir streiften eine Weile durch die Straßen und ließen die Atmosphäre auf uns wirken. Als wir genug gesehen hatten, fuhren wir zurück zum Hostel, und reihten uns in die Liga der müden Tokioer ein, die zu jeder Tageszeit die Metro bevölkern. Denn die Lieblingsbeschäftigung beim Bahnfahren ist nach der Beschäftigung mit dem Handy definitiv schlafen, gern mit aufgeklappten Selbigen in der Hand mitten beim SMS schreiben ;-). Tokio macht eben nicht nur uns hundemüde!
Der dritte Tag in Japans Hauptstadt startete mit einem Besuch des riesigen Elektronikviertels im Stadtteil Akihabara. Dort kann der gewillte Kunde von Kamera über Mixer bis zum iPad alles von neu bis gebraucht erwerben und das zu einem im Vergleich zu Europa meist günstigerem Preis. Wir waren an diesem Tag nicht in Kauflaune, bummelten jedoch ein wenig durch die Geschäfte und checkten die Preise. Wenn man wirklich etwas braucht, lohnt es sich definitiv, hier zuzuschlagen – trotz des momentan so schwachen Euros, der uns noch zum Verzweifeln bringt :-(! Danach ging’s zum Eiffelturm Tokios, dem 1958 erbauten Tokio Tower im Stil des Pariser Stahlmonsters, jedoch mit 333 Metern etwas höher als selbiges. Logisch, dass die Japaner uns Europäer wieder übertrumpfen müssen ;-)!
Am Abend ging’s nochmal über die Rainbow Bridge nach Odaiba, weil die Skyline Robbe einfach nicht mehr losließ und so knipste er noch ne Runde, während Heike staunend durch die Läden schlenderte. Wir trafen uns bei einem sehr günstigen aber guten Italiener wieder, bei dem man den Kellner per Knopfdruck vom Tisch aus rufen muss, um seine Bestellung aufzugeben. Gut, dass Robbe diesen unscheinbaren Knopf überhaupt gefunden und spaßenshalber gedrückt hat, sonst hätten wir an diesem Abend wohl ewig auf unsere Bestellung warten müssen!
Nachdem wir uns gesättigt nach Hause geschleppt hatten, klingelte am nächsten Morgen bereits zu unchristlicher Zeit erneut der Wecker, und wir machten uns auf, den größten Fischmarkt Tokios, den Tsukiji-Markt zu besuchen. Dort dauert das grösste Spektakel am Morgen gerade mal bis 8 Uhr, danach wird’s wesentlich ruhiger und somit ist frühes Aufstehen hier ein Muss. Die allmorgendliche Tuhnfischauktion findet sogar bereits um 5 Uhr statt, aber das war uns dann doch ein bisschen zu früh. So richtig gelohnt hat sich der morgendliche Ausflug jedoch nicht, denn das Einzige, was man zu Gesicht bekommt, sind wahnsinnig gewordene Gabelstapler-Fahrer, die den Fisch von einem LKW zum nächsten befördern. Da muss man ganz schön aufpassen, dass man nicht von so einem hyperaktiven Fischverkäufer über den Haufen gefahren wird! Der Fisch ist hier – entgegen vieler anderer japanischer Märkte – in (Kühl)-Kisten verpackt und der Markt ist fototechnisch nicht allzu attraktiv. Aber das ist natürlich nur gut so, denn ansonsten würde es bei der Menge an Sushi, die täglich in Tokio verspeist wird, von Fischvergiftungen nur so wimmeln. Auf dem Fischmarkt ist der Klassiker am Morgen übrigens das Sushi-Frühstück, wo der fangfrische Fisch noch auf der Zunge zappelt ;-)!
Nach dem morgendlichen Ausflug ging’s erstmal zurück zum Hostel, noch eine Runde ausruhen, wobei der Regen, der an diesem Tag gegen Vormittag einsetzte, uns eine längere Zwangspause vom Sightseeing bescherte. Die ersten Tage wurden wir überwiegend von strahlendem Sonnenschein verwöhnt, aber heute nieselte es bei kühlem Wind, und da wir ohnehin fertig waren von dem straffen Programm der letzten Tage, waren wir froh über diesen faulen Tag im Hostel. Am Abend machten wir dann doch nochmal los und fuhren nach Ameyoko im Stadtteil Ueno, wo es einerseits enge, total gemütliche Gassen gibt, wo man bummeln und sehr gut essen kann. Die Atmosphäre dort ist sehr besonders und man fühlt sich meilenweit entfernt vom modernen Japan und ein stückweit in die Vergangenheit zurückversetzt. Andererseits gibts dort jedoch auch einen riesigen Markt mit Straßenständen, wo man an die typischen Märkte in Südostasien erinnert wird. Wir schlenderten auch hier ein wenig durch die Gassen und aßen zur Abwechslung mal Hähnchen anstatt Fisch, bis unsere Schuhe (es nieselte immer noch) so durchgeweicht waren, dass wir den Heimweg antraten. Auf dem Weg nach Hause holten wir uns an einem der unzähligen Automaten, die in der ganzen Stadt verteilt und alle fünf Meter zu finden sind, unsere Schlummergetränke und fielen gegen Mitternacht in unsere harten japanischen Betten ;-)!
Am letzten Tag ging’s nochmal früh aus den Federn, um die restlichen Must-Sees der Stadt abzuarbeiten. Zunächst drückten wir uns erneut im Elektronikviertel herum und kauften zu guter Letzt dann doch nichts 😉
Danach fuhren wir zur Einkaufsmeile Takeshita-Dori in Shibuya, wo vor allem die halbwüchsigen japanischen Teenager je nach Belieben im Punk, – Rock- oder Schulmädchen-Outfit flanieren und man viel zu gucken hat. Die Schulmädchen-Geschichte ist auch so eine Sache: Da stehen blutjunge Mädels im Schulmädchen-Outfit an den Eingängen von Restaurants und werben um Gäste, oder es gibt Läden, wo eben diese Art von halbwüchsigen Mädels lasziv von Plakaten oder Bücher lächeln. Das Ganze kommt einem nicht gerade jugendfrei vor, und in Deutschland hätte es sicher bereits einen Aufschrei der Jugendbehörden gegeben, aber hier in Japan ist das Gang und Gebe und gehört zum Straßenbild dazu. Wir haben bisher noch nicht wirklich recherchiert, was es mit dem Schulmädchen-Kult auf sich hat, aber für uns hat es definitiv erstmal ziemlich befremdlich gewirkt.
Danach ließen wir uns treiben und machten so einen tollen Spaziergang durch Tokios Strassen, vorbei an Wolkenkratzern, aber auch durch gemütliche Wohnviertel, vorbei an kleinen Wohnhäusern, süßen Läden und vielen Tempeln. Am Nachmittag besuchten wir diverse Schreine aus unserem Reiseführer, zuerst den Yushima Tenmangu Schrein in Ueno aus dem Jahre 458. Er beherbergt Sugawara Michizane, den Gott des Lernens, und auf dem Gelände stehen 300 japanische Pflaumenbäume, die zu Ehren des Gottes gepflanzt wurden.
Danach fuhren wir zum Kanda-Myojin-Schrein nach Akihabara, der 730 erbaut wurde und Glück für geschäftliche Erfolge, das Familienleben und das Finden von zukünftigen Ehepartnern bringen soll. Zumindest die ersten beiden Dinge können uns ja auch nicht schaden. Als wir den Schrein besuchten, wurde es bereits langsam Abend und wir genossen es wie immer sehr, in der Abendstimmung auf dem Gelände des Schreins umherzuspazieren, weil das einfach die schönste Tageszeit dafür ist und immer eine besondere Stimmung herrscht.
Zum Abendbrot gabs zur Abwechslung mal wieder Sushi ;-), wie immer sehr lecker hier in Japan und wenn man Glück hat sogar günstiger als in Deutschland. Die letzten Stunden bis zur Abfahrt unseres Nachtbusses nach Kyoto verbrachten wir im Hostel, bis es dann kurz vor Mitternacht mit dem Bus Richtung Kyoto ging.
Unsere ersten Tage in Japan waren großartig! Tokio ist eine tolle Stadt mit wahnsinnig vielen Facetten und wir hätten es hier auch noch länger ausgehalten, um noch mehr von der Stadt zu sehen. Der Ruf Japans, ein sehr teures Reiseland zu sein, können wir teils bestätigen, mit ein bisschen „gucken und Preise vergleichen“ lässt es sich aber auch als Backpacker einigermaßen günstig leben. Japan und die Menschen sind oftmals so anders, als wir Europäer es gewohnt sind, aber immer auch zuvorkommend und aufgeschlossen. Ein offenes Lächeln, wie wir es aus Neuseeland oder Australien gewohnt sind, bekommt man hier zugegebenermaßen recht selten geschenkt, aber so sind die Japaner nun mal und man fühlt sich trotzdem nicht unwillkommen. Wir sind gespannt, was wir bei unseren nächsten Stationen Kyoto und Osaka noch erleben werden!

Coming next: Ein Besuch in der Kulturhauptstadt Japans – Wir entdecken Kyoto!