Eine turbulente Woche – Party mit Hippies, Wassermelonen im Outback und ein Hillbilly auf Kriegsfuß
4 11 2012Kategorien : Australien, Work
Hier noch einige Impressionen aus unserer Zeit in Cardwell, ua von unserem netten Nachbarn, dem Krokodil und weiteren Camp-Mitbewohnern 😉
Liebste Grüsse aus der Ferne!
Am Mittwoch, dem 15.08. fuhren wir mit neuem Auto, vollbepackt bis oben hin mit allem was wir zum Leben auf dem Land brauchen zurück zu Anne und Martin auf den Meunga Creek Caravan Park nach Cardwell. Bis zum Start unseres Jobs auf der Bananenfarm waren noch 4 Tage Zeit, die wir nutzten, unseren Camper gemütlich und wohnlich einzurichten. Wir hatten ihn als früheres Handwerkerauto gekauft und so musste unser neues Zuhause zunächst einer kompletten Grundreinigung unterzogen und danach das Bett eingebaut werden. Die Wände waren mit hässlichen Holzplatten verkleidet, die wir mit Stoff auskleideten und zerkratzte Stellen am Blech mit Farbe ausbesserten. Gut, dass wir Anne und Martin dabei hatten, die die selbe Prozedur bereits mit ihrem Camper durchhatten und uns mit nützlichen Tipps und Werkzeug unterstützten. Nach drei Nächten im Zelt konnten wir endlich unser neues Zuhause beziehen und auf der großen Queen-Size Matratze schlief es sich die erste und alle folgenden Nächte ausgesprochen gut!
Am Montagmorgen fanden wir uns pünktlich 7 Uhr auf der Bananenfarm nahe Cardwell ein. Das Familienunternehmen baut auf 300 Acre bzw umgerechnet ca 121 Hektar Bananen an. Zum Unternehmen gehören noch Zuckerrohr- und Melonenfelder, Rinderfarmen und Werkstätten. Praktisch das ganze Land rund um Kennedy gehört Bush Holdings, und die Familienmitglieder des Großgrundbesitzers thronen in ihren Häusern verteilt auf dem riesigen Areal. Auf der Farm arbeiten ca. 15 festangestellte Einheimische sowie durchschnittlich 25 bis 30 Backpacker, was im Vergleich zu anderen Farmen recht viel ist.
Am Montagmorgen erhielten wir zunächst eine Einweisung in unsere zukünftigen Tätigkeiten durch unsere Chefin Jenny. Wohingegen Heikes Aufgaben in den gesamten 8 Wochen auf der Farm schrecklich eintönig waren, bekam Robbe fast jede Woche etwas Neues zu tun. In den ersten zwei Wochen hing er die Bananenstauden per Druckluft an ein Fließband auf. Weitere 1,5 Wochen fuhr er mit einem Festangestellten die Bananenstauden vom Feld zur Halle. Ab und an wurde er ins Feld geschickt, um die Bananenbäume mit Stricken zu stützten. Die letzten 2 Wochen rutschte er dann endlich in eines der Teams, die die bis zu 60 kg schweren Bananenstauden mit der Machete vom Baum abschlagen und auf der Schulter zum Traktor tragen. Klingt nach schwerer Arbeit? Ist es auch, aber genau das hat ihm trotzdem am meisten Spaß gemacht – mit den Jungs den ganzen Tag draußen zu sein, ab und an Traktor zu fahren und zusammen Spaß zu haben ;-). Unter der ersten richtig schweren Bananenstaude ist er jedenfalls erst einmal zusammengebrochen, haha – das hätten wir zu gerne alle gesehen. Aber nach und nach hatte er den Dreh raus und die schweren Bananenstauden landeten jeweils sicher auf seiner Schulter und später auf dem Anhänger.
Heike dagegen – wie die meisten Mädels auf der Farm – hatte weniger Glück. Bis auf Montag und Freitag, wo es meistens einige Stunden raus ins Feld ging, standen die Mädels die vollen 8 Stunden pro Tag am Fließband und packten die Bananen nach Größe in Kartons ein. Hey, es ist anfangs gar nicht so leicht, Bananen so in Kartons zu packen, dass dieser dann genau 14 kg wiegt und keine Ecke leer bleibt! Aber nachdem hinsichtlich Packtempo und -Qualität alle Rekorde aufgestellt und überboten wurden (30 Kisten pro Stunde waren Pflicht, Heikes Rekord waren 303 Kisten pro Tag bzw. 1006 pro Woche), wurde das Ganze recht schnell schrecklich langweilig und nach 8 Wochen war es mehr als an der Zeit, schleunigst das Weite zu suchen.
An dieser Stelle müssen wir wohl auch nicht erwähnen, dass solche Arbeit das absolute Kontrastprogramm zu allem darstellt hat, was wir bisher gemacht haben. Falscher Stolz oder falsche Vorstellungen davon, dass wir ggf. anders behandelt werden als 19-jährige Backpacker, die gerade vom Abitur kommen, sollte man schleunigst abwerfen, sondern sich darauf konzentrieren, dass man mit solch einem Farmjob in recht kurzer Zeit eine gute Stange Geld verdienen kann und seinen Kindern später in jedem Fall eine Menge zu erzählen hat.
Logisch, dass in den Bananenstauden auch eine Menge Tierchen leben, denen das Zuhause beraubt wird, wenn die Bananen vom Feld in der Halle landen. Von kleinen bis 15 cm großen Spinnen auf den Bananen, die, je nachdem, an wen sie geraten, wahlweise getötet, in die Freiheit entlassen oder mit gepackt werden ;-), konnten wir auch mindestens einmal pro Woche eine Schlange (eigentlich immer Pythons und somit recht ungefährlich), Frösche, Heuschrecken oder Eidechsen bewundern. Gut, dass es einige Schlangenbeschwörer unter den Backpackern gab, die sich diesen Tierchen annahmen. Robbe, der beim Hanging meistens zuerst mit den Schlangen in Kontakt kam, ist definitiv noch nicht soweit, sich um sie zu kümmern ;-)….
Aber nicht nur auf der Farm kamen wir nun „endlich“ in Kontakt mit der wunderbaren australischen Tierwelt. Eines schönen Wochenendes machten wir einen Ausflug nach Mission Beach, einem Touristenort mit einem wunderschönen Sandstrand ca. 50 km von Cardwell entfernt. Unser Auto stand unter einem Baum, die Seitenscheibe einen winzigen Spalt geöffnet, während wir den tollen Strand genossen. Auf der Rückfahrt nach Cardwell, wir waren noch nicht weit gekommen, warf Heike einen Blick Richtung Sonnenblenden und was dort in der Mitte genau über der Lampe saß, ließ sie atemlos „Robbe, halt an, halt sofort an“ schreien. Robbe dachte erst, Heike hat einen Erstickungsanfall oder sonst irgendwelche ernsthaften Probleme, aber als er ebenfalls Heikes Blick folgte, trat er auf die Bremse und wir beide sprangen so schnell aus dem Auto, wie wir es wohl noch nie vorher getan hatten. Zwischen den Sonnenblenden saß eine etwa 18 cm große Spinne, braun, ekelhaft lange, behaarte Beine und schaute uns aus großen Augen an.
Als wir noch diskutierten, wer von uns beiden die Spinne wie da rausholt, verschwand diese plötzlich in einem breitem Spalt zwischen Windschutzscheibe und Dachleder. Mit einem Stock ließ sie sich ebenfalls nicht aus ihrem Versteck hervorholen und nun standen wir da und wussten nicht was zu tun ist. Klar, von der Bananenfarm waren wir mittlerweile an den Anblick von Spinnen gewöhnt, aber dort sitzen sie in gebührendem Abstand auf den Bananen und nicht 30 cm von uns entfernt in unserem Campervan!!!
Was wir auch versuchten, die Spinne kam nicht mehr hervor und unsere Verzweiflung wuchs. Was, wenn sie sich dort einnistet, Eier legt und wir bald zusammen mit 100 Artgenossen das Bett teilen müssen? Oder noch schlimmer: Was, wenn sie giftig ist? Es war zum heulen! In unserer Not fuhren wir zusammen mit der Spinne (ja, stellt euch vor wie sich das wohl anfühlt!!) zum nächsten Supermarkt, um Insektenspray zu kaufen. Gerade als wir reingehen wollten, schloss dieser jedoch wobei wir eh keine Ahnung hatten, ob das überhaupt helfen würde.
Als letzter Ausweg blieb uns nur die Fahrt zu einer Firma, die sich auf Ungeziefervernichtung spezialisiert hatte. Inständig hofften wir, dass wir an diesem Sonntag jemand dort antreffen (Heike war es mittlerweile egal, wieviel das dann ggf. kosten würde, Hauptsache das Vieh kommt irgendwie aus unserem Auto raus), und nach ewiger Sucherei fanden Spinne, Robbe und Heike endlich das Haus, wo wir hoffentlich Hilfe bekommen würden. Glücklicherweise war jemand zuhause und nachdem wir ihm unser Problem schilderten, bekamen wir prompt die Diagnose: In unser Auto hat sich eine sog. Huntsman Spider verirrt. Diese ist absolut harmlos (sie kann zwar beißen aber das passiert selten und falls sie es tut, schmerzt es in etwa so wie ein Wespenstich und ist nicht gefährlich). Der gute Mann erzählte uns, dass die wirklich giftigen Spinnen in dieser Region Australiens nicht klettern können und es sich definitiv um eine Huntsman handeln muss. Wir bekamen dann noch solch unnütze Hinweise, dass die Spinnen bis zu 30 cm groß werden können und dass seine Kindern ab und an mit ihnen hinten im Garten spielen. Ah-ja!
Der entscheidende Punkt jedoch war, dass er uns auch mitteilte, wie wir das Vieh aus unserem Camper wieder rauskriegen, nämlich indem wir uns eine sog. Insektenbombe im Supermarkt für wenige Dollar kaufen und diese im Camper zünden sollten. Gesagt getan! Glücklicherweise fanden wir noch einen Supermarkt, der offen und das Spray verkauft hat, fuhren kuschelig zu dritt zurück zum Campingplatz, räumten unseren Camper nach nur wenigen Wochen Inbetriebnahme schon wieder komplett leer und zündeten die Bombe.
Glücklichweise blieb die Spinne während der 50 km weiten Rückfahrt in ihrem Versteck, aber nun hofften wir, dass sie dort nicht auch stirbt, sondern rauskommt, damit wir ihrem Leichnam leibhaftig sehen und sicher gehen können, dass sie auch wirklich erledigt ist. Und wir hatten Glück im Unglück: Irgendwann sahen wir das Mistvieh, wie es im Todeskampf über unsere Windschutzscheibe krabbelte. Bevor es sich wieder in sein Versteck zurückziehen konnte, ergriff Heike die Initiative und beförderte es raus aus dem Auto. Selbst dann war es noch ekelig schnell, aber hatte gegen das Insektengift letztlich keine Chance. Ihr könnt euch vielleicht vorstellen wie froh wir waren, als diese Geschichte ausgestanden war. Heike recherchierte später noch im Internet und fand heraus, dass sich die Huntsman liebend gern in Autos oder Häuser verirren und Leute schon aus fahrenden Autos gesprungen sein sollen, als ihnen solch ein Tier das Bein hochgekrabbelt ist…
Leider blieb das nicht die einzige Begegnung mit Spinnen während unserer Zeit in Cardwell: Noch zwei weitere Male verirrten sich Huntsman in unseren Van, jedoch nicht bis ganz ins Innere sondern verwechselten den Spalt zwischen Auto und Kofferraumklappe wohl mit einem losen Stück Rinde am Baum und saßen an zwei Morgen darunter. Ein anderes Mal, wir saßen abends gemütlich im Kerzenschein am Tisch, erschrak Robbe über eine über den Tisch krabbelnde Huntsman so stark, dass er mit seinem Stuhl einfach mal nach hinten umkippte. Wir anderen wussten nicht sofort, was los ist, und erschraken wiederum über seine Aktion, bis wir das Vieh auch erspähten und später über die ganze Szene herzlich lachten ;-).
Mit der Arbeit auf der Bananenfarm brach wieder eine neue Periode unserer Reise an. Nach 10 Monaten Urlaub hieß es jeden Tag 5.30 Uhr aufstehen. Nach der ungewohnt körperlichen Arbeit waren wir vor allem zu Anfang nach der Arbeit ganz schön fertig und in der Woche passierte nicht mehr viel. Die Wochenenden waren (endlich mal wieder) Wochenenden, und neben dem obligatorischen Lebensmittel-Shopping in der nächstgrösseren Stadt unternahmen wir Ausflüge und Wanderungen in die nähere Umgebung.
Der letzte Arbeitstag, Freitag, der 12. Oktober, endete für Robbe bzw. speziell für seine große Zehe noch mit einem Besuch beim Arzt. Robbe hatte nämlich an diesem Tag seine Schuhe vergessen (ja, ihr lest richtig…) und arbeitete nur mit Socken. Als er beim Steine- und Stöckeauflesen auf einem Feld auf den Traktoranhänger hochsprang, schnitt er sich am Blech des Anhängers so tief in seine Zehe, dass die Chefin mit ihren medizinischen Fähigkeiten (nicht selten schneiden sich Backpacker aus Übermut mit der Machete oder dem Messer in alle möglichen Körperteile) dann doch am Ende war und mit ihm lieber zum Fachmann fuhr. So durfte Robbe noch einige Stunden mit der unnahbaren Chefin verbringen, die aus dem Nähkästchen plauderte und ihm beim Nähen der Zehe mit einem Stich das Händchen hielt ;-). Mit dickem Verband am großen Onkel trafen wir uns dann alle auf dem Campingplatz wieder und packten an diesem Freitag unsere sieben Sachen, denn es war an der Zeit, zu neuen Ufern aufzubrechen!
Coming next: Eine turbulente Woche – Party mit Hippies, Wassermelonen im Outback und Hillbillies auf dem Kriegsfuß
Am 4. August landeten wir um 3 Uhr nachts auf dem Flughafen in Darwin. Wir hatten uns zuvor um ein Zimmer in einem Hostel bemüht, jedoch waren für diesen Zeitraum die Preise absolut horrend, für ein Bett im Schlafsaal sollten wir 40 Euro pP (!!) bezahlen, und so entschlossen wir kurzerhand, die restliche Nacht auf dem Flughafen zu verbringen und gleich am nächsten Tag Darwin zu verlassen (später erfuhren wir, dass genau an diesem Wochenende der Darwin-Cup, ein Pferderennen stattfand; dies ist die wichtigste und größte Attraktion des Jahres im Northern Territory mit den teuersten Zimmerpreisen in diesem Zeitraum versteht sich).
Eine Nacht auf dem Flughafen zu verbringen fühlt sich ja immer so ein bisschen an wie obdachlos sein (ist es ja defacto auch ;-)), aber als wir in Darwin ankamen und überall verstreut auf dem Fußboden schlafende Reisende antrafen, befanden wir uns in guter Gesellschaft und hatten sogar noch Schwierigkeiten, einen guten Schlafplatz zu ergattern ;-). Die paar Nachtstunden gingen dann, wenn auch nicht sonderlich bequem, doch wenigstens recht schnell vorüber und gegen 8 Uhr fuhren wir mit einem Shuttle-Bus zu unserer Campervermietung, um dort unseren Camper in Empfang zu nehmen, den wir nach Cairns bringen sollten. Das Ganze nennt sich Camperrelocation und wie der Name schon sagt überführt man hier ein Wohnmobil oder Campervan für eine Campervermietung von A nach B. In unserem Fall mussten wir in sportlichen 5,5 Tagen in Cairns sein, zahlten pro Tag den symbolischen Mietpreis von 1 Dollar, wobei wir für das Benzin selbst aufkommen mussten. Wenn man Glück hat bekommt man bei solchen Relocations auch Zuschüsse zum Sprit oder dieser wird komplett bezahlt, aber in unserem gewünschten Zeitraum gab es leider solche Angebote auf der Strecke Darwin-Cairns nicht.
Bei der Campervermietung zum ausgemachten Zeitpunkt angekommen war der Camper mal wieder – wie sollte es auch anders sein – noch nicht fertig, sodass wir (gezwungenermassen) noch einen Rundgang durch Darwin machen konnten. Nach weiterem Hin und Her – im Camper fehlte zu Anfang das komplette Bettzeug und wir mussten nochmal zurück zur Vermietung – starteten wir unseren Roadtrip endlich gegen Mittag. Es lagen 2850 km vor uns, die uns einmal quer durchs australische Outback führen sollten.
Erste Station an diesem Tag (trotz der kurzen Zeit versuchten wir zumindest noch einige Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke mitzunehmen) war der Litchfield Nationalpark, wo wir uns Termitenhügel, doppelt so hoch gewachsen wie Robbe, anschauten und ein erfrischendes Bad in einem der Flüsse nahmen.
Danach ging’s weiter nach Katherine, eine der größeren Städte im ansonsten sehr dünn besiedelten Bundesstaat Northern Territory, wo wir noch fehlende Einkäufe erledigten und vor dem Supermarkt auf besoffene, rumschreiende Aborigines trafen, die deren Namen alles andere als Ehre machten…
Von den 200.000 Einwohner des Northern Territory sind 50.000 Aborigines, die zum Teil in den Städten, zum Teil aber auch im fast ausschließlich durch Aborigines besiedelten Arnhemland im Nordosten des Bundesstaates leben. Besucher benötigen eine spezielle Erlaubnis der Aborigines, um ins abgelegene Arnhem-Land zu reisen. Bis auf Gunbalanya und den Garig-Gunst-Barlu-Nationalpark ist das Gebiet für Touristen ohne diese Erlaubnis praktisch komplett gesperrt.
Bevor wir den Schlafplatz für die erste Nacht erreichten, fuhren wir noch eine Weile im Dunkeln durch den Abend, was erstens eigentlich versicherungsrechtlich mit gemieteten Campern nicht erlaubt und zweitens wirklich nicht ratsam ist, da es auf den Straßen im Outback gerade bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang wahnsinnig viel Wildwechsel gibt und man extrem aufpassen muss, nicht mit einem Känguru oder Größerem zu kollidieren. Trauriger Beweis dafür sind die toten Tiere rechts, links und in der Mitte des Highways, die man nicht selten erst dann sieht, nachdem sich eine Gruppe Raubvögel erst kurz vor dem Vorbeifahren bequemt, doch mal kurz wegzufliegen, bevor sie ihr Mahl ungestört weiter einnehmen können.
Ab und an bekommt man gar umgefahrene Kühe zu Gesicht und bei solch einem Zusammenprall ist klar, dass nicht nur die Kuh den Kürzeren zieht, zumindest wenn man nicht in einem sog Road Train unterwegs ist – riesige Lastwagen mit drei oder mehr Anhängern, die eine Länge von bis zu 50 Metern erreichen können.
Was wir an diesem Abend ebenfalls noch beobachten konnten waren Feuer rechts und links des Highways – wir vermuten von Hand gelegte Buschbrände. Nichts desto trotz verbreiteten diese eine recht gruselige, seltsame Atmosphäre, als wir so im Nirgendwo durch die Nacht brausten…
Die erste Nacht verbrachten wir schließlich auf einem Rastplatz südlich von Katherine und kamen das erste Mal in den „Genuss“ der eiskalten Nächte des Wüstenklimas, welches im Outback herrscht und die Temperaturen in der Nacht bis fast zum Gefrierpunkt sinken lässt. Wieder einmal kramten wir die wenigen dicken Klamotten aus den Rucksäcken hervor, die wir zur Verfügung hatten und kuschelten uns in unsere glücklicherweise recht warmen Schlafsäcke.
Hundertfach von der Kälte der Nacht entschädigt wurden wir durch den fantastischen Sternenhimmel, der diese und die folgenden Nächte über uns erstrahlte und von keiner Lichtquelle weit und breit gestört wurde. Als wir da so im Niemandsland in den Himmel schauten, wurden wir uns wieder einmal der enormen Größe und der unendlichen Weiten des australischen Kontinents bewusst und auch unserer Winzigkeit mitten drin 😉
An diesem ersten Tag hatten wir ca 360 km zurückgelegt, den Umweg in den Litchfield NP nicht mit eingerechnet.
Am nächsten Tag stand „Kilometer schrubben“ auf dem Programm – wir wollten es mindestens bis Three Ways schaffen, dort, wo der Barkly Highway vom Stuart Highway Richtung Ostküste abzweigt. Der Tag verging ohne besondere Ereignisse, da entlang dieses Streckenabschnittes nicht viel zu sehen ist. Highlights waren der Abzweig zum Arnhem Land mit dem Warnschild „Achtung, keine Tankstelle auf den nächsten 500km“ (!!) sowie unser Besuch am Abend in Tennant Creek nahe dem Abzweig Three Ways, wo wir uns die alte Telegrafen-Station anschauten, wo bereits vor Hunderten von Jahren müde Reisende Rast machten und nicht selten ausgehungert und ausgemergelt nach langer Reise um Speis und Trank baten. Östlich von Three Ways verbrachten wir die Nacht auf einem weitläufigen, kostenfreien Rastplatz und hatten an diesem Tag weitere 675 km geschafft.
Am Tag Drei passierten wir bereits die Grenze zu Queensland und fuhren bis Mount Isa, einer Stadt inmitten des Outbacks, die besonders für ihre Bergwerke und Minen bekannt ist und flächenmäßig als die drittgrößte Stadt der Welt gilt (18.857 Einwohner leben hier auf weitläufigen 42.904 km², was einer Bevölkerungsdichte von lediglich 0,4 Einwohnern pro km² entspricht). Am Abend besuchten wir einen Aussichtspunkt in der Stadt, wo man einen guten Ausblick auf die Minen und die Landschaft ringsherum hat.
Nach 631 km parkten wir unseren Camper schließlich auf einem Rastplatz östlich von Mount Isa und verbrachten dort eine ruhige Nacht.
Am Tag 4 schafften wir gar 730 km und fuhren bis kurz nach Charters Towers, ebenfalls eine Bergbau-Stadt nicht mehr weit (ca. 140 km) von der Ostküste entfernt. Unterwegs badeten wir in einem saukalten See und abends fuhren wir in alter Tradition zu einem Aussichtspunkt in Charters Towers, um die Abendstimmung auf einem Foto einzufangen.
Am nächsten Tag fuhren wir noch vor dem Frühstück bis nach Townsville, einer schönen Stadt am Meer gelegen, frühstückten dort am Strand und setzten dann unseren Weg Richtung Norden fort. Gegen Nachmittag kamen wir endlich in Cardwell an, wo wir nach 280 km an diesem letzten vollen Fahr-Tag unsere Freunde Anne und Martin wiedersahen und zusammen mit ihnen und weiteren Freunden unser Wiedersehen am Abend mit Lagerfeuer und australischem Wein gebührend feierten.
Leider mussten wir am nächsten Tag früh raus, da wir den Camper bis 10 Uhr im noch 180 km entfernten Cairns abgeben mussten. Wir schafften es gerade so, pünktlich anzukommen und mieteten uns nach erfolgreicher Abgabe ins Castaways Hostel ein. Wir wollten hier in Cairns so schnell wie möglich einen Camper kaufen, um mit diesem wieder zurück nach Cardwell zu Martin und Anne zu fahren und dort auf der Bananenfarm zu arbeiten.
Aber „schnell mal“ ein Auto kaufen ist alles andere als einfach und klappt wohl meistens nicht so wie man es sich vorstellt. Ausgerüstet mit einer langen Checkliste, was zu beachten ist (Danke Martin!), schauten wir uns schlussendlich so um die 15 Autos an, bevor wir endlich Glück hatten. Von Baujahr 1979 bis 2003 war alles dabei, und von verdreckter Schrottkarre bis gut gepflegtem Juwel ebenfalls… Manchmal sahen wir das angebotene Auto schon von weitem und dachten uns: Bitte lass es nicht diese verbeulte Karre sein…! 😉
Schnell war auch klar, dass wir keinen Camper mit einem High-Top (wo man drin stehen kann) kriegen werden, denn diese sind entweder viel zu alt oder viel zu teuer. Wir haben uns Autos angeschaut, wo der Dreck zentimeterhoch drin lag (Liebe Backpacker, vielleicht doch mal putzen bevor man sein Auto erfolgreich verkaufen will!) oder wo bei der Probefahrt es so offensichtlich geklappert hat oder irgendwas komisch klang, dass wir stark bezweifeln, dass diese Leute jemals ihr Auto losbekommen werden, sofern der Käufer nicht ganz taub ist…
Ein Mercedes-Lieferwagen kam schließlich in die engere Wahl, weil so groß und geräumig und deutsch ;-), aber als wir ihn zum Check in eine Werkstatt brachten (wir wollten nicht die Katze im Sack kaufen und investierten deshalb die 80 Dollar für die Prüfung), riet uns der Mechaniker vom Kauf ab, da Ersatzteile für Mercedes in Australien ggf. schwer zu bekommen und zudem recht teuer sind und das Auto auch technisch nicht einwandfrei war. Er gab uns jedoch wiederum den Tipp, dass ein befreundeter Elektriker seinen Mitsubishi Lieferwagen verkaufen will, er dieses Auto erst kürzlich angeschaut und das Roadworthiness Certificate (quasi der TÜV Australiens) erstellt hat und das Auto technisch in Ordnung wäre.
Tja, und dann ging alles sehr schnell – noch am selben Tag machten wir eine Probefahrt mit dem Wagen, nahmen uns einige Stunden Zeit zum überlegen und sagten am Abend Troy, dem netten Australier, noch zu.
Am nächsten Tag ging bereits die Autoübergabe vonstatten und wir fuhren von Geschäft zu Geschäft, um von Matratze (sehr teuer hier, viel schlechtere Qualität als in Deutschland und teilweise nur auf Bestellung, sowas wie Zonen kennen die gar nicht..) über Toaster bis Stuhl und Tisch alles zu erstehen, was man zum fröhlichen Camperleben benötigt. Dass man alles selbst bauen muss, ist sicherlich ein Nachteil, wenn man sich keinen bereits voll ausgestatteten Camper kauft, Vorteil ist aber wiederum, dass man sich alles neu und nach seinem Geschmack kaufen und den Camper entsprechend ausstatten kann.
Letztlich haben wir für das Auto selbst gerade einmal 2500 Dollar bezahlt, die Gebühren für die Registrierung und die Einkäufe kamen noch hinzu. Auf jeden Fall war das weniger als wir ursprünglich eingeplant haben und bis jetzt sind wir sehr zufrieden mit unserem neuen Zuhause :-).
Am Mittwoch den 15.08. verließen wir dann endlich Cairns und fuhren zurück nach Cardwell, um unseren Job anzutreten. Cairns ist zum Auto kaufen definitiv ein guter Ort, wir haben die Zeit zwischen den Terminen an einem riesigen Pool direkt am Meer (die sog Lagune, kostenfreies Badevergnügen, weil Cairns keinen Strand sondern nur ein schlammiges Etwas hat) verbracht, hatten eine gute Zeit im Hostel mit vielen netten Leuten und haben alle Annehmlichkeiten der Stadt genossen, bevor endgültig das Land- und Arbeitsleben beginnen sollte.
Coming next: Alles Banane! Unsere Zeit in Cardwell und Arbeiten auf der Bananenfarm
Für unsere letzten Tage in Cairns mieteten wir uns ins Caravella Backpacker Hostel ein, welches direkt an der Uferpromenade von Cairns gelegen ist. Cairns ist eine knapp 100.000 Seelen-Stadt im Norden Queenslands und beliebt bei Backpackern und Touristen aufgrund ihrer Lage nahe am Great Barrier Reef (per Boot 30 km entfernt) und der schönen Strände drum herum.
Mittlerweile sind wir ja ziemlich schmerzfrei, was unsere Unterkünfte angeht und der Luxus vergangener Tage ist längst vergessen 😉 Solange das Bett ok ist, stört uns weder ein Bad auf dem Flur, summende Ventilatoren oder Klimaanlagen, Mitbewohner – außer es sind Schlangen oder Spinnen, und selbst auf kleinstem Raum kommen wir zusammen klar. Das gebuchte Hostel in Cairns war allerdings ein Glücksgriff – recht große Zimmer, Pool, gut ausgestattet Küche und super Lage. Zwar haben wir Zwei den Altersdurchschnitt ganz schön nach oben getrieben – nur junges Volk hier, aber alles im allem können wir das Hostel sehr empfehlen.
Vom restlichen Abgabetag des Campers gibts nichts Aufregendes zu berichten. Wir relaxten im Hostel, spazierten durch die Stadt und machten abends ne Runde Sport oder Fotos. Zum Abendessen haben wir uns diesmal auf unterstes Backpacker-Niveau begeben und den kostenfreien Essensgutschein vom Hostel eingelöst. Das Chili con Carne war fad und wir haben sowohl Chili als auch Carne im Essen vermisst. Nichts verdirbt die Laune mehr als schlechtes Essen, somit war das definitiv unser einziger Ausflug in die Welt der Essensgutscheine unseres Hostels und wir kochen lieber wieder selbst, bis wir zurück in Asien sind!
Für den nächsten Tag hatten wir bereits einen Tauchausflug mit dem Anbieter Reef Kist gebucht, denn ohne im Great Barrier Reef tauchen gewesen zu sein, wollten wir Australien unmöglich verlassen. Das Great Barrier Reef ist das größte Korallenriff der Erde und erstreckt sich von der Torres-Straße vor Papua-Neuguinea bis zur Lady-Elliot-Insel, die etwa 75 Kilometer nordöstlich von Bundaberg liegt. Es ist inzwischen auf eine Länge von gut 2.300 Kilometern angewachsen und erreicht damit eine Ausdehnung vom 10. bis zum 24. südlichen Breitengrad. Das Riff ist nicht zusammenhängend, sondern besteht aus über 2900 Einzelriffen, knapp 1000 Inseln und diversen Sandbänken. Der Artenreichtum im Riff ist phänomenal, es gibt 359 Hart-Korallenarten, 80 Arten von Weichkorallen, 1.500 Fischarten, 1.500 Schwammarten, 5.000 Arten von Weichtieren, 800 Arten von Stachelhäutern, 500 verschiedene Arten von Seetang und 215 Vogelarten.
Man findet im Great Barrier Reef ausserdem sechs von insgesamt sieben weltweit vorkommenden Arten von Meeresschildkröten – eine davon hat sich auch uns gezeigt :-).
Aber nun zum Tauchtag: 7.30 Uhr war Treffpunkt am Pier und nach einigem Papierkram und Einweisungen in Gebrauch des Schiffes und der Kotztüten ging’s auf offene See. Die Fahrt zum Riff sollte über 2 Stunden dauern und wir wurden schon zu Beginn vor der rauhen See gewarnt, die uns draußen erwarten würde. Es dauerte nicht lange, bis sich das Boot ordentlich durch die Wellen zu kämpfen hatten, und die ersten Passagiere fanden sich bereits am Heck des Schiffes ein, um dort freie Bahn zu haben, ihre Mageninhalte zu entleeren. Uns ging’s gut – Heike, weil sie in weiser Voraussicht eine Tablette gegen Seekrankheit genommen hatte, und Robbe, weil er ja eh erst ab Windstärke 8 überhaupt etwas im Magen merkt. Auf den Koreaner allerdings, der einige Plätze neben uns saß, traf das nicht zu, denn der fing plötzlich ohne Vorwarnung an, sich heftigst auf den Teppichboden vor ihm zu übergeben. An eine Tüte hatte er natürlich nicht gedacht, und die hätte wohl auch nicht gereicht. Man, war das ekelig! Selbst Robbe hatte kurzzeitig zu kämpfen, es ihm nicht gleichzutun. Ein Mitglied der Crew hat die Misere irgendwann mitbekommen und den Herren hinausgeführt, und unser Dive Guide musste herhalten, den Dreck wegzuputzen. Gott, wenn wir das so schreiben wird uns gleich wieder flau im Magen. Gar nicht schön! Irgendwann luden wir jedoch glücklicherweise die ganze Kotzbande auf ein anderes Schiff um und erreichten unsere Tauchspots. Unsere Ausrüstung war professionell vorbereitet und wir mussten nur noch reinschlüpfen und ab ins Wasser. Der Wellengang war ziemlich stark und wir mussten noch ne Weile schwimmen, was ein ganz schönes Hickhack war. Beim ersten Abtauchversuch stellten wir fest, dass wir beide noch zu leicht waren und somit mussten wir nochmal zurück zum Boot und uns zusätzliche Gewichte geben lassen.
Bis es endlich runter ging, verging damit noch eine ganze Weile und wir verbrauchten leider auch bereits einiges an Luft aus unserer Flasche. Der Tauchgang selbst war somit relativ kurz, gerade mal knapp 30 Minuten waren wir unter Wasser. Wir sahen viele schöne Korallen, es gab mehrere Swimm Throughs – Tunnel mit Korallen bewachsen, durch die man schwimmen kann. Leider ließen sich jedoch ganz wenige Fische blicken und die Sichtweite war ebenfalls grottenschlecht, sodass wir alles in allem enttäuscht von unserem ersten Tauchgang im Great Barrier Reef waren, von dem wir uns soviel mehr versprochen hatten. Der zweite Tauchgang war eigentlich noch weniger spektakulär als der erste, bis auf die Schildkröte, die wir sahen und einen Stingray. Aber gut, so ist das nunmal – die Sichtweite ist vielen Bedingungen unterworfen und ändert sich rasch. Ob es immer so wenig Fische dort gibt, wissen wir nicht, fanden wir jedoch ziemlich komisch. Wir waren auch noch ne Runde Schnorcheln und das war fast schöner als der Tauchgang, da im flachen Wasser die Korallen logischerweise viel bunter aussehen (Je tiefer man taucht, umso mehr Licht wird absorbiert und damit auch die Farben der Umgebung. Auf 30 Meter sieht auch eine rote Koralle nur nur blau bzw. grau aus.)
Alles in allem hat sich der wahnsinnig teure Trip ins Riff nicht wirklich gelohnt, aber wir hätten uns auch geärgert, wenn wir nicht im GBR tauchen gewesen wären und so ist das schon ok. Immerhin stehen in unseren Logbüchern jetzt zwei Tauchgänge mehr drin!
Die Rückfahrt mit dem Schiff verlief ruhig und in Cairns angekommen verbrachten wir einen sehr lustigen Abend mit Dieter aus Bonn, den wir bereits auf dem Boot kennengelernt hatten und der zufällig im Zimmer nebenan wohnte. Dieter braucht man nicht zu fragen, wo er überall auf der Welt bereits war sondern besser, wo er noch nicht war, denn diese Liste ist mittlerweile nur noch recht kurz. So tauschten wir uns bei diversen Flaschen Wein bis spät in die Nacht über die ein oder andere Reiseanekdote aus und hatten einen sehr schönen Abend!
Am letzten Tag in Cairns haben wir erstmal unseren Kater ausgeschlafen und noch einige Dinge für die bevorstehende Abreise besorgt. Vor allem seit Innisfail sind uns immer wieder Gruppen von Aborigines aufgefallen, die in den Städten rumhängen, trinken und auch gern mal Radau machen. Unser erster Eindruck von den australischen Ureinwohnern ist somit eher negativ, und tatsächlich gibt es nach wie vor viele Probleme hinsichtlich deren Integration, die besonders auf die jahrelange Assimilationspolitik der australischen Regierung zurückzuführen sind. Im Vergleich zu der Gesamtbevölkerung Australiens gehören die Ureinwohner – und hier insbesondere jene, die in den ländlichen Gebieten leben – zum ärmsten Teil der australischen Gesellschaft; ihre Arbeitslosenrate ist mit 20 % fast dreimal so hoch wie die der Durchschnittsbevölkerung, sie haben eine geringere Bildung, ihre Lebenserwartung liegt im Durchschnitt 10 Jahre unter jener der weißen Bevölkerung, die Kindersterblichkeit ist doppelt so hoch und sie machen bei einem Anteil von weniger als 4 % der Bevölkerung 20 % aller Gefängnisinsassen aus. Interessant ist auch, dass der Alkoholabbau bei besonders vielen Aborigines wegen eines fehlenden Enzyms verlangsamt ist und dass somit bereits geringe Mengen Alkohol bei Aborigines zu einem auffälligen Verhalten führen. Die haben’s gut ;-)! Aber Spaß beiseite, ein besseres Bild konnten wir uns bei unserem kurzen Aufenthalt leider nicht machen und hier darf man logischerweise keinesfalls alle über einen Kamm scheren.
An unserem letzten Abend in Cairns kochten wir noch einmal unser Leibgericht und am nächsten Tag, den 11.05. ging gegen Mittag unser Flieger nach Japan, genauer gesagt nach Tokio!
Der Trip nach Japan war zu Beginn der Reise nicht geplant, aber da wir entschieden, Australien erstmal zu verlassen, schauten wir nach günstigen Flügen und der mit Abstand günstigste Flug am 11.05. von Cairns war nunmal der nach Tokio (150 Euro pP – Schnäppchen!). So kam es also, dass wir gegen Abend in Tokio landeten und aufregende zehn Tage in Japan verbrachten. Aber dazu in den nächsten Berichten mehr!
Australien hatte es bei uns von Anfang an schwer, weil wir es immer mit Neuseeland verglichen haben und Australien bei diesem Vergleich leider meist den Kürzeren zog. Wir wissen, dass es falsch ist, beide Länder zu vergleichen, aber man neigt nun einmal dazu. Auch wenn wir persönlich Neuseeland schöner fanden, punktet Australien doch mit einer noch größeren Vielfalt von Landschaften, Küsten und Klimazonen. Die Städte sind ebenfalls toll – Sydney – Weltstadt, Brisbane und auch Cairns haben uns sehr gut gefallen. Die Australier sind überwiegend sehr nett und fast überall herrscht die relaxte Atmosphäre, für die die Ozzies bekannt sind. Während unseres Aufenthalts haben wir nur einen winzigen Teil des riesigen Landes gesehen, und es gibt nach wie vor noch viel zu entdecken. Australien ist wohl auch eines der wenigen Länder der Erde, wo man noch richtige Abenteuer fernab der Zivilisation erleben kann, und all das sind Gründe, die uns ganz sicher nochmal irgendwann wiederkommen lassen.
Coming next: Japan – erfrischend anders! Unsere ersten fünf Tage in Tokio
Stationen: Strände nördlich von Townsville – Paluma Range Nationalpark – Tyto Wetlands – Ingham – Wallaman Falls – Lucinda – Mission Beach – Atherton Tablelands – Cliffton Beach – Cape Tribulation – Cairns
km: 1879
Unsere letzte Camperwoche in Australien und die ersten Tage im schönen Mai starteten mit dem Erkunden der Beaches im Norden von Townsville. Wir waren wieder mal auf der Suche – diesmal nach Strom, und fuhren alle Beaches an. Die meisten davon haben im übrigen kostenfreie Campingplätze, einige davon direkt am Strand – von daher sehr camperfreundlich und empfehlenswert!
Im Örtchen Toolakea wurden wir fündig und navigierten unseren Camper Richtung Steckdose auf eine Wiese direkt am Strand. Heike wies Robbe extra ein, bis dieser spürbar mit dem Camper absackte und nicht mehr weiter vorwärts kam. Rückwärts ging auch nicht mehr, und egal wie viel oder wenig Gas er gab, wir hatten uns im Sand festgefahren. Was aussah wie Wiese war nämlich eigentlich lockerer Sandboden und es ging weder vor noch zurück. Nach einigem Probieren gaben wir fluchend auf und liefen ins Dorf, um einen Ozzi (ausgesprochen: Ossi :-)) um Hilfe zu bitten. Den erstbesten Anwohner mit Jeep in der Garage sprachen wir an und baten ihn darum, uns aus unserer misslichen Lage zu befreien. Unser Retter war super nett, sah sich die Misere zuerst an und fragte nicht etwa, wie blöd wir denn sind, sondern zeigte noch Verständnis, dass dieser Boden ja nun wirklich tückisch sandig sei (ganz sicher dachte er sich seinen Teil dazu.. ;-)). Er meinte zu uns, er würde nun seinen Traktor holen und uns damit rausziehen. Wenig später tuckerte er auch schon an, standesgemäß mit Hut und allem notwendigen Werkzeug ausgestattet. Wenige Minuten später hatte er uns auch schon rausgezogen und wir waren ihm mehr als dankbar! Er gab uns noch einige Reisetipps mit auf den Weg, bevor er seinen Hut zog und uns verabschiedete. Wieder mal ein super netter Australier, und sein Fuhrpark ist auch total typisch für Australien. Wir haben schon viele Grundstücke gesehen, wo mind. 2 Autos in der Garage standen, gerne auch mal drei, und ein Traktor findet sich wahrscheinlich auch noch irgendwo.
Als wir uns vom Schock erholt hatten, versuchten wir uns endlich, an die Steckdose anzuklemmen, stellten aber schnell fest, dass unser Stecker dort – selbst unter Anwendung roher Gewalt – gar nicht reinpasst. Also komplette Aktion sinnlos, wunderbar!
Wir fuhren weitere Beaches an, insgesamt waren wir an diesem Tag in den Örtchen Bushland Beach, Sanders Beach, Toomulla und Balgal Beach, aber nirgendwo fanden wir eine Steckdose. Wir gaben irgendwann auf und machten einen Schlenker in den Paluma Range National Park, wo Robbe ein Bad im krokodilfreien Big Crystal Creek nahm, einem Flusslauf wo es diverse Badestellen gibt. Danach ging’s zurück auf den Highway und in die Tyto Wetlands nahe Ingham, wo wir zu guter Letzt einen schönen abendlichen Spaziergang unternahmen und Vögel sowie viele Kängurus beobachten konnten. Im Anschluss fuhren wir nach Ingham, stellten uns dort an den Park in der Stadtmitte und kochten unser Abendessen. Gut, dass es Barbecues gab, denn auf halber (Koch)-Strecke war unsere Gasflasche leer und wir mussten die Pastasoße auf dem Grill (im Topf selbstverständlich) erwärmen. Beim Essen beobachteten wir Randalierer-jagende Polizisten (wir hatten vorher alles beobachtet, wurden aber nicht gefragt… ;-)), die sich irgendwie ziemlich blöd anstellten. Nachdem wir dort noch ein bissel rumstanden, fuhren wir in eine Seitenstraße in der Nähe und verbrachten eine ruhige Nacht.
Am nächsten Morgen füllten wir erstmal unsere Gasflasche auf und machten uns dann auf zu den Wallaman-Wasserfällen, die ca. 51 km östlich von Ingham liegen. Sie sind mit 278 Metern Höhe die längsten einstufigen Wasserfälle Australiens und befinden sich im Girringum Nationalpark. Das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen ;-)! Am Wasserfall angekommen bestaunten wir diesen eine Weile, denn er ist wirklich beeindruckend. Eigentlich wollten wir noch eine Wanderung zum Wasserbecken unternehmen, in dem der Wasserfall endet, aber leider war dieser Walk aufgrund des Cyclon vor einigen Monaten noch gesperrt. So fuhren wir recht schnell die Strecke zurück nach Ingham und von dort aus nach Lucinda, einem Beachtown ganz in der Nähe. Lucinda hat tolle Strände und einen 6 km langen Jetty, der ins Meer führt und auf dem Zuckerrohr verladen wird. In dieser Gegend wird eben solches angebaut und riesige Zuckerrohrfelder sind allgegenwärtig und prägen die Landschaft.
In Lucinda hatten wir Glück und konnten uns dann doch noch an eine Steckdose anklemmen und während Heike sich ein bisschen bewegte, fand Robbe mal wieder Freunde und quatschte ewig mit zwei Australiern, die ihm allerhand interessante Stories erzählten. Beim anschließenden Strandspaziergang konnten wir einen wunderschönen Storch beobachten, der jedoch leider zu weit weg war, um ein schönes Foto von ihm zu schießen.
Am späten Nachmittag gings weiter über Cardwell Richtung Tully, und wir konnten einige tolle, wenn auch nur sehr kurze Ausblicke auf Hinchinbrook Island erhaschen, leider ohne diese auf Foto bannen zu können.
Die Schlafplatzsuche an diesem Abend war wieder mal absolut nervig. Zuerst standen wir auf einem offiziellen, kostenlosen Rastplatz vor Tully, kochten dort noch, merkten aber schnell, dass es so extrem laut ist, wenn die LkWs vorbei rasen, dass man definitiv hier nicht schlafen kann. Also fuhren wir nochmal los, rein in die Stadt Tully und fanden zunächst einen ruhigen, gut geeigneten Platz vor einem Autohaus in der Stadtmitte. Tully machte seinem Ruf alle Ehre und in der Nacht fing es stark an zu regnen – Tully ist die regenreichste Stadt Australiens! Gegen zwei Uhr fuhr dann auch noch direkt neben uns ein Autotransporter vor und begann, ca. 8 Autos abzuladen, was richtig Krach machte. Man, hatten wir wieder mal ein Glück…! An Weiterschlafen war natürlich nicht mehr zu denken und so parkten wir das zweite Mal in dieser Nacht um und stellten uns kurzerhand in die Nähe des Caravanparks, weil wir absolut keinen Bock mehr hatten, weiter zu suchen.
Nach dieser fast schlaflosen Nacht ging’s am 3.5. nach Mission Beach, einem beschaulichen Beachtown mit wirklich tollen, palmengesäumten Stränden, wo jedoch momentan nur Schwimmen im Stinger Net möglich ist, da sich die gefährlichen Quallen auch hier tummeln. Von den Schäden des Cyclons, der hier im Februar 2011 gewütet und den kompletten Ort mehr oder weniger den Erdboden gleich gemacht hat, haben wir nichts gesehen, aber dafür war das Wetter am Vormittag immer noch schlecht und es regnete, sodass wir im Camper gefangen waren, diese Zeit allerdings nutzten, um Zukunftspläne für unsere nächsten Reisewochen zu schmieden. Da kommt manchmal eins aufs andere – man fängt an zu recherchieren und ein Plan setzt sich im Kopf fest, den man einfach nicht mehr rausbekommt. So kam es dann auch, dass wir an diesem Abend noch drei Flüge buchten und damit entschieden, Australien zumindest temporär erst einmal zu verlassen.
Als das Wetter gegen Mittag endlich besser wurde, unternahmen wir noch einen Strandspaziergang und verbrachten den Abend in der sehr netten Stadt Innisfail weiter nördlich, wo wir einen Abendspaziergang am Fluss unternahmen und in einer ruhigen Sackgasse einen Schlafplatz fanden.
Mit dem nächsten Tag startete der schönste Teil der Woche. Wir verbrachten diesen und den folgenden Tag in den Atherton Tablelands.
Die Atherton Tablelands sind ein Hochland und erstrecken sich südwestlich von Cairns und nordwestlich von Innisfail. Sie sind ebenfalls Teil der Great Dividing Range und zwischen 600 und 1.000 m hoch.
Von Innisfail ging’s direkt nach dem Aufstehen Richtung Tablelands. Gefrühstückt haben wir auf einer schönen Anhöhe umgeben von hübschen braunen Kühen. Die Landschaft war wirklich umwerfend schön und wir fühlten uns endlich mal wieder an unser geliebtes Neuseeland erinnert. Nach dem Frühstück ging’s zum Wasserfall Circuit, einem 15 km langen Rundweg, der an drei Wasserfällen vorbei führt, und Diverse im Umkreis verstreut liegen. Wir haben uns an diesem Tag die drei bekanntesten Wasserfälle, Ellinjaa Falls, Zillie Falls und Millaa Millaa Falls angeschaut, wobei letztere der Schönste war. Bereits seit Mission Beach befanden wir uns an der sog. Cassowary Coast. Ein Cassowary, oder zu deutsch Helmkasuar, ist die drittgrößte Vogelart der Welt. Die Vögel sind flugunfähig, können bis zu 1,70 Meter groß und dem Menschen gegenüber schon mal aggressiv werden.
Überall findet man Warmhinweise, wie man im Fall der Fälle vorgehen sollte, wenn man einem Cassowary gegenüber steht (langsam zurück gehen und bloss nicht rennen, am besten ein Hinderniss zwischen sich und den Vogel bringen, am besten einen Baum – ah ja??!!). Schon beim Walk zum ersten Wasserfall wurden wir vor Cassowaries gewarnt, aber als Fotograf ist man ja immer mit irgendwas Schwerem bewaffnet und in unserem Fall war das Robbes Stativ, was jedoch leider nicht zum Einsatz kam. Wir haben uns so gewünscht, einen Cassowary zu sehen – möglichst einen Lieben natürlich – aber leider leider ist uns keiner begegnet.
Nach dem Wasserfall-Sightseeing ging’s nach Ravenshoe zur Info, wo wir uns mal wieder mit einem Stapel Prospekten zu den Sehenswürdigkeiten in der Umgebung eindeckten. Wir fuhren zu den Millstream Falls, wo wir auch Mittag machten und eine kleine Wanderung.
Am Nachmittag düsten wir zum Mt. Hypipamee National Park, wo wir uns einen beeindruckenden, 82 Meter tiefen Crater voll mit Regenwasser und einer dicken Schicht Entengrütze und die Dinner Falls anschauten.
Danach ging’s zum Lake Eacham, einem kristallklaren, spiegelglatten und krokodilfreien Vulkansee, der vor 12.000 Jahren entstanden ist. Wir umwanderten den See zunächst auf dem gut 3 km langen Rundweg und nahmen danach noch ein Bad im kristallklaren Wasser bei strahlendem Sonnenschein. Wir suchten uns extra eine ruhige Stelle am Steg aus, wo wir alleine plantschen konnten, aber bevor wir im Wasser waren, kam ein Tourbus an und die Backpacker-Jungspunde suchten sich natürlich – wie sollte es auch anders sein – unsere Badestelle aus. Da war es natürlich erstmal vorbei mit der Ruhe. Wir zogen ein paar Meter weiter und fanden am Ende dann doch noch ein romantisches Plätzchen nur für uns zwei :-)!
Gegen Abend fuhren wir in die Stadt Atherton einkaufen und Kaffee trinken. Danach gönnten wir uns wieder mal was Besonderes, nämlich eine Nacht im Tolga Caravanpark, wo wir uns für 20 Dollar an die Power Dose hängten und Strom, Duschen und am nächsten Morgen ein fürstliches Frühstück genießen konnten. In den Bergen wird es nachts doch deutlich kühl und man merkt nichts vom tropischen Klima der Küste.
Am 5.5. ging’s nach dem Frühstück gleich weiter zum Lake Tinaroo, einem grossen, künstlich angelegten Süsswassersee, wo wir sonnenbadend und lesend den Vormittag verbrachten. Auf der Karte entdeckten wir zwei Lookouts, von denen wir jedoch nur einen fanden und uns die Suche nach dem Zweiten auf eine elendige Huckelpiste führte (eigentlich dürfen wir mit unserem Camper keine ungeterrten Strasse fahren, was totaler Schwachsinn ist und man sich daran eigentlich gar nicht halten kann!) mit dem Ergebnis, den blöden Aussichtspunkt am Ende nicht zu finden. Natürlich mussten wir den ganzen Holperweg auch wieder zurück, also sinnlose Kilometer und permanente Angst vor einem Achsenbruch, das macht besonders Spass! Nach dem Mittagessen am See ging’s weiter mit dem sinnlosen Kilometergefahre, was für ein Tag..! Wir wollten zu den Mareeba Wetlands, fuhren wieder über eine Huckelpiste mit dem Ergebnis, dass die Wetlands Eintritt kosten. Hallo? Bisher haben wir noch für keine Wetlands etwas bezahlt und so sollte es auch bleiben. Wir schossen ein, zwei Fotos vom See und fuhren zurück. Für den langen, sinnlosen Weg dorthin wurden wir zumindest durch den Anblick riesiger Termitenhügel entschädigt, die sich auf beiden Seiten der Straße erhoben. Danach ging’s noch nach Kurunda, einem Dörfchen mitten im Regenwald und beliebten Ausflugsziel der Cairnser. Dort befinden sich die spektakulären Barron Falls, die man nach einer kurzen Wanderung durch den Regenwald aus der Ferne betrachten kann.
Danach wurde es schon wieder Zeit, an den Schlafplatz für die Nacht zu denken. Wir fuhren die nördlichen Beaches Cairns an, zuerst zur Kewara Beach, wo wir jedoch keinen geeigneten Platz fanden. Weiter gings zur benachbarten Cliffton Beach, und damit haben wir ein kleines Juwel für Camper entdeckt. Dass wir das noch erleben durften ;-)! Cliffton Beach ist ein total gemütliches Dörfchen mit einem sehr schönen Strand, Stinger Netz, Picknickplätzen, Krokodilen im Wasser 😉 und vor allem: keine Verbotsschilder für uns Camper! Wir fanden einen ruhigen Schlafplatz direkt am Strand und schliefen endlich mal wieder mit Meeresrauschen ein.
Die letzten beiden Tage mit unserem Camper wollten wir uns eigentlich nicht mehr viel bewegen und vor allem relaxen, aber irgendwie packt uns die Unternehmungslust dann doch immer wieder und so ging es am 6.5. zum Cape Tribulation, welches 110 km nördlich von Cairns liegt. Unterwegs frühstückten wir in Port Douglas, einer verschlafenen Hafenstadt, die erst am Abend bzw am Wochenende zum Leben erwacht.
Das Cape Tribulation selbst ist nur über eine Flussfähre zu erreichen, an welcher wir dann noch fast gescheitert wären, da wir nicht mehr genügend Bargeld dabei hatten und noch zu einer ATM fahren mussten, um uns das nötige Kleingeld zu besorgen. Australien ist normalerweise ein Kreditkartenland, aber diesmal war nur Bares gefragt und da blieb nur der Umweg zum Automaten. Einmal mit der Flussfähre übergesetzt erwartet einen eine beeindruckende, fast unbebaute Landzunge, wo Regenwald und Great Barrier Reef quasi direkt aufeinandertreffen. Unser Reiseführer hatte uns den Ausflug extrem schmackhaft gemacht („es gibt wenige Plätze auf der Welt die so toll sind usw usf“), aber am Ende waren wir etwas enttäuscht, vielleicht auch, weil bei bewölktem Himmel der schönste Strand bzw. Landschaft einfach nicht so toll aussieht. Wir fuhren alle Beaches auf dem Weg an die man anfahren kann, unternahmen am Cape ein paar Spaziergänge zu Lookouts und durch den Wald, jedoch hat uns alles nicht wirklich umgehauen. Nichtmal ein Cassowary lief uns über den Weg (vor das sichere Auto wäre uns am liebsten gewesen ;-)), und das war nun definitiv unsere letzte Chance, einen zu sehen. Schade! Was das betrifft, haben wir irgendwie kein Glück. Genau wie die Sache mit den Walhaien, die sich – kurz nachdem wir Koh Tao verlassen hatten – an unseren Tauchplätzen dort tummelten…:-(
Wir waren froh, als wir am Abend wieder zurück in unserer gemütlichen Cliffton Beach waren, zumal wir vorher noch den bekannteren Badeort Palm Cove angefahren hatten, der direkt neben Cliffton Beach liegt, aber wesentlich touristischer ist und man dort als Camper nachts nicht stehen darf.
Am Abend war nochmal Sport und Fotografieren angesagt, bis wir erneut vom Wellenrauschen in den Schlaf gesungen wurden.
Mit dem nächsten Tag brach auch der letzte in unserem Camper an – einen Tag später war finaler Abgabetermin. Quasi als krönenden Abschluss durften wir noch einen herrlichen Sonnenaufgang von unserem Camperbett aus geniessen. Endlich machten wir auch wirklich mal nicht viel, sondern genossen den Strand in Cliffton Beach und fuhren nachmittags noch die Wetlands von Cairns an, wo wir in brütender Hitze nach Vögeln Ausschau hielten, die jedoch ganz sicher nicht so dämlich sind wie wir und sich lieber irgendwo im Schatten verstecken ;-). Am 7.5. war Labour Day in Australien und wir mussten eine Weile suchen, bis wir einen Supermarkt fanden, der uns unser Abendessen verkaufte. Wir zelebrierten unseren letzten Abend im Camper nochmal in Cliffton Beach und nahmen so Abschied von unserem mittlerweile fast 2-monatigem Camperleben. Zu Beginn hat vor allem Heike nicht gedacht, dass sie das so lange aushält, aber man gewöhnt sich an vieles und am Ende gewinnt man dieses Leben sogar sehr lieb. Der Abschied am darauffolgenden Tag fiel uns deshalb auch nicht unbedingt leicht. Nachdem wir den Camper inne und aussen so gut es ging gewienert hatten, gaben wir ihn gegen Mittag endgültig ab. Eigentlich mieteten wir bei Compass Motorhomes, die jedoch mit Totally Campers zusammenarbeiten. Im Vergleich zu den beide Campern aus Neuseeland war dieser hier definitiv eine Schrottkarre, vor allem inne. Dreckige Polster, undichter Wasserhahn und bei Regen ein undichter Camper an sich, lauter Kühlschrank, mit dem Robbe anfangs jede Nacht auf Kriegsfuß stand, kaputter Schlauch usw usf. Die Liste ist noch länger, aber glücklicherweise bleiben ja immer nur die guten Dinge in Erinnerung. Deshalb haben wir auch kein großes Theater bei der Abgabe gemacht, sondern waren froh, als die extrem pingelige Abgabe überstanden war und wir unsere knapp 2000 Euro Kaution wieder bekamen.
So, und nun standen wir seit langem wieder ohne fahrbaren Untersatz da und waren wieder auf unsere Füße angewiesen. Gut, dass unser Hostel nur wenige Minuten entfernt war und der Weg dorthin nicht weit :-)!
Coming next: Unsere letzten Tage in Cairns und Tauchen im Great Barrier Reef
Stationen: Agnes Water / Town of 1770 – Gladstone – Rockhampton – Carmila Beach – Mackay – Eungella Nationalpark – Airlie Beach und Umgebung – Bowen – Townsville
km: 1244
Unsere dritte Woche in Australien begann am 24.04. endlich wieder mal mit einem kleinen Highlight: Wir absolvierten einen 4-stündigen Surfkurs in Agnes Water. Nach dem Frühstück und einem Ausflug zu einem Lookout in den benachbarten Town of 1770 (benannt nach dem Jahr, in dem James Cook mit seinem Segelboot an der Ostküste landete), ging es gegen 10.30 Uhr los. Zusammen mit ca. 15 anderen, motivierten Backpackern bekamen wir zunächst eine kurze Einführung, danach jeder ein Surfbrett, worauf wir am Strand schon mal einige Trockenübungen absolvieren durften. Danach ging’s ab in die Fluten und wir konnten die Theorie in die Praxis umsetzen. Schon nach kurzer Zeit haben wir es beide geschafft, auf dem Board zu stehen, und nach ein paar Stunden haben wir es ab und an sogar stehend bis zum Strand geschafft. Und das hat richtig Spaß gemacht! Von unseren Surflehrern motiviert, die jedes Mal, wenn eine Welle im Anmarsch war, schrien : „Paddeln, paddeln, paddeln!!“, gaben wir natürlich unser Bestes und wurden am Ende des Tages sogar höchstpersönlich gelobt. Die ganze Aktion war allerdings auch extrem anstrengend und wir wissen nun, warum die Surfer so muskulös sind. Heike hatte Tage danach noch einen üblen Muskelkater in der Brust und in den Schultern – richtig übel! Als wir unsere Surfzertifikate abholten, quatschten wir noch ein ganzes Stück mit Anne und Philipp aus Deutschland, die ebenfalls mit uns den Surfkurs absolviert hatten und tauschten uns über das Camperleben aus. Wir waren beruhigt, als auch sie berichteten, dass das Camperleben manchmal ganz schön nervig sein kann und sie eigentlich nach 4 Wochen Australien im Camper nochmal 2 Wochen Urlaub bräuchten. Also sind die Kurzzeiturlauber auch ab und an mal genervt, und nicht nur wir Langzeitreisenden 😉 – gut zu wissen! Als wir uns irgendwann verabschiedet hatten, fuhren wir wie immer nördlich in Richtung Rockhampton, waren in Gladstone nochmal einkaufen und haben einen netten, kostenfreien Campingplatz am Fluss gefunden, wo wir die Nacht verbrachten. Als wir am Abend in Gladstone aus dem Supermarkt traten, roch es das erste Mal so wie in Asien – die Luft war heiß, feucht und es lagen Gerüche in der Luft, die wir so nur aus tropischen Breitengraden kennen. Kein Wunder, denn wir hatten bereits den Tropic of Capricorn (südlicher Wendekreis) überquert und ab hier wird das Klima langsam aber sicher tropisch. Von nun an brauchen wir dann wohl unsere dicken Decken in der Nacht nicht mehr auszupacken.
Am 25.04., dem Anzac Day, einem wichtigen Feiertag in Australien, wo den Opfern des 2. Weltkrieges gedacht wird, fuhren wir zunächst nach Rockhampton – oder auch liebevoll Rocky genannt. Rocky ist die Beefhauptstadt Australiens und hier soll man das beste Steak des ganzen Kontinents bekommen. Da es leider noch zu früh am Morgen für Selbiges war, fuhren wir einmal durch die Stadt, warfen einen kurzen Blick auf die Anzac-Parade und steuerten dann Carmila Beach an, 300 km nördlich von Rockhampton gelegen. Dort gibt es einen tollen, kostenfreien Campingplatz direkt am Strand und wir fanden eine gemütliche Stelle für uns und unseren Camper, wo wir den Nachmittag und die folgende Nacht verbrachten. Hier sahen wir auch das erste Schild mit der Warnung vor Krokodilen, die im tropischen Teil Australiens in Inlandseen und manchen Küstengewässern präsent sind. „Be crocwise in a croc country!“ Diesen Slogan inklusive Hinweise, wie man sich am besten vor den Fleischfressern schützt, findet man an vielen Ecken und so bleiben Krokodilangriffe mit tödlichem Ausgang eher eine Seltenheit. Zudem sind die Krokodile wichtiger Bestandteil des Ökosystems, von daher ist es gut, dass es sie gibt und man muss sich eben an bestimmte Verhaltensregeln halten, wenn man in Autraliens Tropen unterwegs ist. Am Abend gingen wir dann auch gleich noch auf Krokodiljagd, leider sahen wir jedoch kein Exemplar (wie übrigens auch während der nächsten Wochen in Australien – vielleicht verarschen die uns auch mit ihren blöden Schildern??!! ;-)). Abends saßen wir bei Kerzenschein noch sehr nett vor unserem Camper und ließen uns unser Abendessen schmecken.
Nach dem Frühstück verließen wir Carmila Beach und fuhren Sarina Beach weiter nördlich an, wo wir unseren Camper an eine öffentliche Stromdose hängen und sowohl unsere Hausbatterie als auch alle möglichen anderen elektronischen Gerätschaften aufladen konnten, ohne auf einen kostenpflichtigen Campingplatz angewiesen zu sein. Sehr gut! Überhaupt waren wir in den vier Wochen Australien nur vier Mal auf einem kostenpflichtigen Campingplatz und ansonsten haben wir immer kostenfrei gecampt. Keine Sorge, geduscht haben wir trotzdem ab und an mal, und ein Bad in einem (krokodilfreien) See hat es zur Not auch getan. 😉
Nach einem Strandspaziergang am Sarina Beach gabs Mittagessen, und als wir genügend aufgeladen waren, fuhren wir nach Mackay und dort verschiedene Beaches an, was sich nicht wirklich gelohnt hat. Am Abend waren wir an der Bucasia Beach, die dann nochmal ganz nett war. Schlafen wollten wir zunächst in einem Park am Ende einer Straße in der Nähe von Mackay. Wir waren gerade dabei, den Camper in eine möglichst gerade Position zu bringen (ist immer eine Herausforderung, vor allem auf unebenem Gelände, denn allzu schräg stehend macht sich beim Kochen und Schlafen ziemlich schlecht), als Robbe den Rückwärtsgang einlegte um nochmal zu justieren und dabei mit Karacho gegen irgendwas ziemlich Stabiles fuhr. Es hat megamässig gekracht und als wir genauer rausschauten, sahen wir, dass uns ein Baum im Wege stand! Wir hatten jedoch so ein Schwein, dass dem Camper nichts passiert ist, da der Baum in die entgegengesetzte Richtung geneigt war und wir ihn nur mit unserer sehr robusten hinteren Stoßstange erwischten. Halleluja, das hätte auch anders ausgehen können. Auf diesen Schreck entschlossen wir kurzerhand, den doch auch recht gruseligen Park zu verlassen und fuhren in Richtung unseres morgigen Tagesziels, dem Eungella Nationalpark. In Mirani, einem Ort auf der Strecke, stellten wir uns in eine ruhige Seitenstraße und verbrachten eine im weiterem Verlauf nur noch unspektakuläre Nacht.
Am 27.04. besuchten wir den Eungella Nationalpark, der 83 km westlich von Mackay liegt. Er ist über 540 km² groß, liegt in der Clarke Range und erreicht auf dem Gipfel des Mt. Dalrymple eine Höhe von 1.280 m.
Die Hauptattraktionen des Parks sind die ausgeprägten tropischen Regenwälder sowie die Schnabeltiere, die man hier mit hoher Sicherheit im Broken River zu Gesicht bekommt. Nirgendwo sonst in Australien kann man diese Tiere so nah und häufig in freier Wildbahn beobachten als in diesem Nationalpark. Den Weg zum Nationalpark legten wir bei sehr schlechten und nebeligen Wetter zurück und befürchteten schon, dass der Besuch bei diesem Wetter nicht wirklich lohnenswert sein würde. Es ging auf einer engen, kurvigen Strasse stetig bergauf, bis wir nach dem Örtchen Eungella den Broken River erreichten. Auf der Schnabeltier-Aussichtsplattform angekommen, hatten wir direkt Glück und konnten eines der Tierchen beim Baden beobachten. Das Schnabeltier sieht aus wie eine Mischung aus Ente und Biber, gehört zoologisch gesehen jedoch zur Klasse der Kloakentiere, die sich in ihren Merkmalen stark von anderen Säugetieren unterscheiden. Sie sind kleiner als wir erwarteten, gerade einmal 30 bis 40 cm. Körper und Schwanz sind mit braunem, wasserabweisendem Fell bedeckt. Die vorderen und hinteren Füße tragen Schwimmhäute. Wie bei allen Kloakentieren münden bei ihnen die Ausscheidungs- und Geschlechtsorgane in einer gemeinsamen Öffnung, der „Kloake“. Männliche Schnabeltiere haben rund 15 Millimeter lange Giftsporne in Knöchelhöhe an den Hinterbeinen. Das Gift ist für Menschen nicht tödlich, verursacht aber sehr schmerzhafte Schwellungen, die auch mit hohen Dosen an Morphium kaum zu mindern sind und mehrere Monate bestehen können. Das Schnabeltier gilt aufgrund seiner vielen besonderen Merkmale als Inbegriff des biologischen Kuriosums und ist mittlerweile australienweit geschützt.
Nachdem wir das Tier eine Weile beobachteten, machten wir eine kurze Wanderung, den Granite Bend Circuit, und kamen dann nochmal zurück zur Aussichtsplattform, wo sich im Fluss mittlerweile mehrere Schnabeltiere neben den allgegenwärtigen Schildkröten tummelten. Die Viecher sind richtig süß, vor allem wenn sie sich putzend von einer Seite zur anderen drehen und durchs Wasser paddeln. Nachdem wir genügend Fotos geschossen hatten, fuhren wir den Weg zurück ins Tal, diesmal bei bestem Wetter und tollen Aussichten. Unser nächster Stop war der Finch Hatton Gorge und wir unternahmen dort einen längeren Walk zu den Wasserfällen der Gegend. Hier sahen wir das erste Mal einen Blue Ulysses, einen bis zu 14 cm großen wunderschönen Schmetterling, der wie der Name schon sagt blaue Flügel auf der Oberseite besitzt und uns an unseren kleinen Neffen zuhause erinnert ;-).
Danach fuhren wir wieder zurück zur Küste Richtung Airlie Beach. Die ersten beiden Orte auf der Strecke, Midge Point und Laguna Whitesundays, waren wie ausgestorben und wir fragten uns, wo die ganzen Leute geblieben sind. In Prosperine waren wir kurz einkaufen und fuhren dann in die wohl camperunfreundlichsten Küstenorte ganz Australiens, Conway Bay und Wilson Bay, wo Strafen in Höhe von 2000 AUD angedroht werden, wenn man dort im Camper übernachtet. Echt krass fanden wir, und so absolvierten wir wieder mal eine echt nervige Schlafplatzsuche, bis wir letztlich auf dem Vorplatz eines Biomüllplatzes nächtigten. Zugegeben, nicht die gemütlichste Schlafstelle, aber aus Ermangelung an Alternativen und hohem Frustlevel nicht anderes möglich. Dass es nachts ekelhaft nach nassem Hund gestunken hat, verdrängen wir mal lieber und wollen gar nicht wissen, was da nebenan alles von den Ozzis weggeworfen wurde….
Der nächste Tag startete mal wieder mit schlechtem Wetter und zum Glück fanden wir in einem der camperunfreundlichen Beachtowns, Conway Beach, eine öffentliche Steckdose, an der wir unseren Camper hängen konnten. Immerhin! Den Vormittag verbrachten wir blogschreibend und Wasser in Schüsseln auffangend im Camper. Gegen Mittag hörte es auf zu regnen, die Sonne kam hervor und wir machten uns auf in Richtung Airlie Beach, wo wir zunächst im großen Shoppingcenter einkauften und dann weiter in den Ort reinfuhren. Wir wanderten zur Coral Bay und zum dortigen Lookout, was jedoch leider keines mehr war, da die Bäume drumherum die Sicht versperrten. Zurück am Hauptstrand standen wir zusammen mit vielen anderen Campern auf einem großen Parkplatz, telefonierten nach Hause und genossen die Abendstimmung. Heike war begeistert, als sie telefonierend am Wasser stehend plötzlich eine Haifloße erspähte, die an der Wasseroberfläche sichtbar war. Das war definitiv nur ein kleiner Riffhai, der dort seine abendlichen Jagd-Runden zog, aber beeindruckend war das allemal anzusehen.
Airlie Beach ist im Übrigen der Ausgangspunkt für eine Segel- oder Bootstour zu den Whitsunday Islands, wunderschöne Insel am Eingang des Great Barrier Reefs. Aus Kostengründen sparten wir uns jedoch den Trip dorthin, denn Traumstände – das können wir mittlerweile mit Fug und Recht behaupten – haben wir mittlerweile zur Genüge gesehen :-)!
Nach dem Kochen beschlossen wir dummerweise, weiter zu fahren und uns einen Schlafplatz nördlich von Airlie Beach in einem der Städte zu suchen (ein Backpacker erzählte uns, dass er die letzten drei Nächte ohne Probleme in Airlie Beach geschlafen hatte). Wären wir mal in Airlie Beach geblieben – wir hätten uns ja eigentlich denken können, dass auch die kleinen Pups-Orte nördlich davon keine Camper mögen. Denn auch da war es verboten, nachts zu stehen und so blieb uns nichts anderes übrig, als nach einigem sinnlosen Rumgesuche (nicht einmal eine einigermaßen geeignete Stelle außerhalb der Ortschaften ließ sich finden) auf einem Campingplatz einzuchecken, wo wir fairerweise jedoch einen günstigeren Preis zahlen mussten, weil wir so spät ankamen.
Am nächsten Morgen checkten wir unseren Schlafort Hideway Beach im Hellen aus und waren positiv überrascht von dem schönen Strand, den es dort gibt. Er erinnerte uns ein bisschen an die Strände Südostasiens, mit dem einzigen Unterschied, dass man hier aufgrund der hochgiftigen Marine Stingers (Quallen) die meiste Zeit des Jahres nicht baden gehen sollte, wenn einem sein Leben lieb ist. Also nur gucken, nicht anfassen war die Devise. Danach fuhren wir noch nach Dingo Beach und dann weiter nach Bowen, einem netten, etwas größeren Küstenstädtchen mit vielen schönen Stränden und einer entspannten Atmosphäre. Hier verbrachten wir den Abend mit Sport, Fotos und Kochen, und fuhren dann weiter Richtung Townsville, wo wir die Nacht auf einem kostenfreien Rastplatz verbrachten.
Die dritte Australien-Woche endete mit einem Tag in Townsville, wo wir erstmal ewig mit einem netten älteren Pärchen in der Info quatschten, was uns nicht mehr gehen lassen wollte (wahrscheinlich verirren sich nicht allzu viele Touris in diese Touristen-Information am Rande der Stadt). Vorher standen wir in einem schönen Park in Ayr und haben dort gefrühstückt und uns die Sonne auf den Bauch scheinen lassen. In Townsville fuhren wir nach dem Besuch in der Info, ausgestattet mit einer langen Liste an Must-sees, zum Ross River und badeten dort in einem riesigen, öffentlichen und kostenfreien Pool. Aufgrund der giftigen Quallen im Meer bieten die nördlichen Städte Australiens eigentlich alle alternative Bademöglichkeiten an, das ist wirklich toll. In jedem Fall gibts zumindest ein sog. Stinger Net, wo man gefahrlos, wenn auch nur in einem kleinen Bereich, im Meer baden kann. Danach ging’s zu Townsvilles Strand mit dem originellen Namen „the strand“ 😉 . Dort gibt es eine Beachpromenade, einen Schwimmbereich im Stinger Net, einen (künstlichen) Rockpool und viele Picknick und Barbecue-Stellen. Sogar Indoor-Duschen gibt es dort, wie geschaffen für uns Camper 😉 Nachdem wir dort ne Weile rumhingen, fuhren wir gegen Abend auf den Castle Hill, einem 286 Meter hohen Hügel aus Granit im Herzen vom Townsville. Man kann mit dem Auto hochfahren, fühlt sich dabei jedoch ziemlich blöd, da man an hunderten Townsvillern in Sportklamotten vorbei fährt, die walkend oder joggend den knapp 4 km langen Weg zum Gipfel zurück legen. Es ist wirklich beeindruckend, wie sportlich es in den australischen Beachtowns zugeht, von früh morgens bis spät nachts sieht man Leute Fahrrad fahren, joggen, Gymnastik machen und und und. Wenn das nicht ansteckt, ist einen nicht mehr zu helfen! Und so kam es mal wieder, dass Heike am Abend noch die Laufschuhe rausholte und es den Einheimischen gleich tat, wohingegen Robbe ausgestattet mit schwerer Fotoausrüstung die Stadt von oben ablichtete. Danach ging’s noch duschen und kochen zum Strand, bis eine nette Security-Dame an unser Auto klopfte und fragte, ob wir denn wüssten, wo die nächsten Campingplätze zu finden sind. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn wir dort an der Beach hätten übernachten können, aber auch so fanden wir einen Stell- und Schlafplatz in einer ruhigen Seitenstraße in Townsville.
In unserer dritten Woche in Australien haben wir es etwas langsamer angehen lassen und das war auch gut so. Es hat gut getan, mal irgendwo länger als ein paar Stunden zu bleiben, wobei wir einfach dazu neigen, immer weiter zu wollen. Keine Ahnung woran das liegt, aber die beste Strategie ist es nicht immer. Die Australier haben wir mittlerweile schon lieb gewonnen, wobei uns das allgegenwärtige „Hey mate, how is it going?“ noch nicht so leicht über die Lippen kommt. Aber wir arbeiten dran und freuen uns nun auf den hohen Norden!
Coming next: Australien Roadtrip final part (4)
Stationen: Byron Bay – Nimbin – Border Range NP – Mt. Warning NP – Gold Coast (Tweed Heads / Coolangatta / Burleigh Heads / Main Beach / Surfers Paradise) – Brisbane – Glasshouse Mountains – Sunshine Coast (Caloundra / Noosa Heads) – Standown Park – Fraser Coast (Rainbow Beach / Tin Can Bay / Hervey Bay) – Capricorn Coast (Bundaberg / Coral Cove / Bargara / Mon Repos Reserve / Agnes Water)
km: 1452
Unsere zweite Woche an Australiens Ostküste startete mit viel zu frühem Aufstehen. Wir fuhren zu nachtschlafener Zeit nach Byron Bay, um auf dem Aussichtspunkt beim Leuchtturm die Ersten in Australien zu sein, die die Sonne aufgehen sehen – dort befindet sich nämlich der östlichste Punkt des Kontinents. Neben uns hatten auch einige andere Touris den Weg nach oben gefunden – die Einzige, die sich an diesem Morgen allerdings nicht zeigte, war die Sonne, die hinter einer dichten Wolkendecke verborgen blieb. Die Aussicht von dort oben war trotzdem ganz nett und so hatten wir zumindest noch viel vom Tag vor uns. Da das Wetter leider auch Stunden nach dem Sonnenaufgang nicht besser wurde, verbrachten wir den Vormittag in einem netten Café in Byron Bay, wo es sich gut aushalten lässt. Überhaupt ist Byron Bay ein wirklich entspanntes Surfer-Örtchen mit vielen netten Shops und Cafés. Hier und da hängen ein paar Althippies und andere alternative Gestalten rum, die das Straßenbild interessant machen. Von den Hippies animiert, fuhren wir am Nachmittag ein Stück ins Landesinnere in die kleine Stadt Nimbin. Mmhh, wie soll man Nimbin beschreiben? Es ist so etwas wie eine geschlossene Kiffer/Hippie/Künstler-Enklave im sonst doch recht aufgeräumten Australien, wie wir es bisher erlebt haben. Die Stadt besteht eigentlich nur aus einer Hauptstrasse, in der sich Galerien, Shops und Museen aneinander reihen – alles etwas abgeranzt, aber durchaus mit einem gewissen Charme versehen. Die Nimbiner Bewohner vertreten die Meinung, dass Marijuhana zu Unrecht kriminalisiert wird und im Museum und in Hanfshops kann man auch lesen warum das so sei. Im Café nebenan wird Brownie mit Hanfsamen serviert (selbstverständlich ohne berauschende Wirkung) und einmal im Jahr findet das Mardi Grass statt, ein großes Festival bzw. Demo zur Legalisierung von Cannabis. Heike musste so lachen, als ihr im Hanfmuseum eine Dame mittleren Alters entgegen kam, die ihre Ware anbot: „Cookies, Darling?“ 😉 Der Ort hat definitiv etwas ganz besonderes und wir haben unseren Besuch nicht bereut.
Von Nimbin ging’s zum Sonnenuntergang über enge Landstraßen weiter nördlich Richtung Kygole. Auf dem Weg dorthin hatten wir einige Beinah-Kollisionen mit Kängurus, die am Abend aktiv werden und vor allem blöd glotzend am Straßenrand sitzen und man als Autofahrer nicht weiss, ob das Viech nun gleich loshoppelt oder nicht. Aber alles nochmal gutgegangen, wir und die Kängurus haben überlebt und die abendliche Fahrt durch die Natur war sehr schön. Die Nacht verbrachten wir mit Strom mal wieder auf einem Showground in Kygole.
Am nächsten Morgen fuhren wir in den Border Range Nationalpark, von dem unser Campnachbar am vergangenen Abend geschwärmt hatte. Eigentlich wollten wir dort eine Wanderung machen, aber als wir im Nationalpark ankamen, fing es an zu schütten und so motiviert waren wir dann doch nicht, bei Regen durch den Wald zu stapfen. Trotzdem fuhren wir einmal quer durch den Nationalpark, dazu noch auf einer elendigen Huckelpiste, und der Weg zog sich ewig hin. Einmal mussten wir anhalten und die Straße von einem umgekippten Baum befreien, der zwar riesig aussah, sich aber mühelos mit einem Ruck von der Straße ziehen ließ. Wir hatten uns schon auf eine längere Arbeitspause eingestellt…Beim letzten Lookout des Parks hatten wir dann auch nochmal Glück und konnten eine schöne Aussicht auf die umliegenden Berge genießen. Nach einer ausgedehnten Mittagspause inklusive Mittagsschlaf fuhren wir zum Mount Warning Nationalpark, um dort einen minikurzen Walk zu machen, da die Wanderung zum Gipfel (1156 Meter) in jedem Fall am Morgen angetreten werden muss, um noch vor Sonnenuntergang im sicheren Tal anzukommen. Danach fuhren wir in das Örtchen mit dem schönen Name Murwillumbah, um dort Wäsche zu waschen und einzukaufen. Danach gings noch bis kurz vor Tweeds Heads, wo wir eine schöne Schlafstelle auf einem kostenlosen Rastplatz am Fluss fanden. Zwei Dinge jedoch störten unsere Nachtruhe: Erstens gab es dort super viele Mücken, und Robbe kam nach dem Rauchen mit ca 12 Stichen auf dem Rücken zurück in den Camper. Das kommt davon ;-)! Zweitens hat es fast die ganze Nacht lang wie aus Eimern geschüttet und wir stellten fest, dass unser Camper undicht ist und es an mind. 2 Stellen rechts und links des Bettes reinregnete. Da half nur das Unterstellen von Tassen und Schüsseln und so lagen wir noch gequetschter als sonst in unserem Camperbett und haderten mit unserem Schicksal, warum uns der Reisegott momentan verlassen hat.
Am 19.04. verließen wir am frühen Morgen die Mückenhölle schnellstmöglich und frühstückten total gemütlich auf einem Lookout in Tweed Heads mit Blick auf das Meer. Der Himmel war wieder blau und die Sonne strahlte, und unsere Laune war selbstverständlich auch direkt besser. Nach dem Frühstück ging’s an den Surferstrand von Coolangatta, und wir schauten eine ganze Weile den Surfern zu, die an diesem Morgen extrem hohe Wellen zu bezwingen hatten. Neben uns waren viele andere Schaulustige am Strand, die ebenfalls das wilde Meer bestaunten. Wir spazieren eine Weile an den Stränden entlang und fuhren dann nach Burleigh Heads, danach weiter nördlich zur Main Beach und verbrachten dort den Nachmittag äußerst entspannt an einem schattigen Platz am Ende der dortigen Landzunge.
All diese Orte gehören übrigens zur berühmten Gold Coast, einem Küstenabschnitt an der Ostküste Australiens, der vor allem bekannt ist für seine langen, goldenen Strände und die ausgezeichneten Bedingungen für Surfer. Am Abend fuhren wir nochmal zurück nach Burleigh Heads und während Heike ihren abendlichen Lauf absolvierte, schoss Robbe richtig beeindruckende Fotos von der Skyline der Stadt Surfers Paradise, die von einem Aussichtspunkt in Burleigh Heads super zu sehen ist. Zwischen Burleigh Heads und Surfers Paradise befindet sich noch ein Ort mit Namen Miami, und daran erinnert die Gegend dort auch stark.
Nachdem die Fahrt in kleine Feldwege bei der Schlaftplatzsuche bekanntlich keine Option mehr ist, probierten wir es diesmal mit Hilfe von Google Maps bzw. Satellite aus, welche uns hoffentlich zu einer sicheren, aber abgelegenen Schlafstelle bringen sollten. Und tatsächlich fanden wir so unseren Schlafplatz für diese Nacht, nämlich den Hinterland Regional Park. Zwar mussten wir genau während des Kochens umparken, weil ein netter Inder seine Pflichten tun und das Haupttor des Parks nachts absperren musste. Trotzdem fanden wir noch einen annehmbaren Schlafplatz am Eingang des Parks mit der Erlaubnis des Parkwärters höchstpersönlich.
Am nächsten Tag stand auch schon Brisbane auf dem Programm, eine tolle Stadt etwa 900 km nördlich von Sydney ebenfalls an der Ostküste gelegen. Brisbane ist die Hauptstadt des australischen Bundesstaates Queensland, hat ca. 2 Mio Einwohner und trennt die Gold Coast im Süden von der Sunshine Coast weiter nördlich ab. Es wurde 1824 unter dem Namen Moreton Bay als Strafkolonie gegründet und wurde später nach dem damaligen Gouverneur von New South Wales, Sir Thomas Brisbane benannt.
In der Stadt angekommen dauerte es erstmal eine Weile, bis wir einen Parkplatz gefunden hatten (mit dem 2,4 Meter hohem Camper passt man zumeist nicht in ein Parkhaus rein), aber irgendwann fanden wir dann einen guten und günstigen Platz westlich des Stadtzentrums. Brisbane ist im Prinzip so kompakt, dass man alle Hauptsehenswürdigkeiten erlaufen kann, eine andere Option ist allerdings, sich für nur 2 Dollar pro Tag Bikes auszuleihen und mit diesen die Stadt zu erkunden. So radelten wir also durch Brisbane, waren auf der Shoppingmeile, im Botanischen Garten, fuhren auf dem 6,4 km langen Rundweg am Fluss entlang und schauten uns die wichtigsten Plätze und Gebäude an. Am Abend gabs wie in letzter Zeit häufig die alte Arbeitsteilung – Robbe machte grossartige Fotos von der Skyline der City und Heike entdeckte die tolle Laufstrecke am Fluss. Geschlafen haben wir in dieser Nacht im Canterbury Park etwas nördlich von Brisbane.
Brisbane ist auf jeden Fall eine ziemlich coole Stadt und wir haben uns hier sehr wohlgefühlt!
Der 21.04. stand ganz im Zeichen der Sunshine Coast. Dieser Abschnitt erstreckt sich ca 60 km entlang der Küste und wie der Name schon sagt scheint hier immer die Sonne – naja fast ;-)! Auf jeden Fall ist es ein wichtiges Touristenziel Australiens und für hiesige Verhältnisse dicht besiedelt.
Wir standen an diesem Morgen noch vor Sonnenaufgang auf und machten zunächst einen Abstecher ins Landesinnere zu den Glass House Mountains.
Namensgeber für die Berge war James Cook, der 1770 die Ostküste Australiens entlang segelte und beim Anblick der regennassen und dadurch glänzenden Gesteinsgipfel an Glasschmelzöfen in seiner Heimat Yorkshire erinnert wurde. Der Nationalpark umfasst insgesamt 12 Vulkanhügel, die vor 25 bis 27 Millionen Jahren entstanden sind.
Am Lookout sahen wir die Sonne aufgehen, wenn auch mit vielen Wolken im Vordergrund. Trotzdem war der Blick über die Berge beeindruckend und der Abstecher hat sich definitiv gelohnt. Danach ging’s wieder zur Küste und weiter Richtung Norden. Wir fuhren zunächst nach Caloundra und haben am Golden Beach gefrühstückt, danach ging es weiter die Küste entlang nach Noosa Heads, dem populärsten Ort der Sunshine Coast mit vielen Bars, Cafés und Restaurants. Das Städtchen sah beim Durchfahren wirklich gemütlich aus, war aber auch ganz schön voll mit Touris, und so fuhren wir weiter zu den Süsswassersee Cooroibah, wo wir auf der Suche nach einem Campingplatz waren. Heike hatte jedoch dummerweise die Namen verwechselt – der gesuchte Campingplatz liegt eigentlich am Lake Cootharaba, und so mussten wir ein Stück des Weges wieder zurück fahren und unsere Laune wurde durch das viele, teilweise sinnlose Rumgefahre an diesem Tag auch nicht besser. Am richtigen See angekommen hatte der erste angesteuerte Campingplatz keine Power Sites und der zweite war voll – unsere Laune hatte den absoluten Tiefpunkt erreicht. Während Heike missmutig ihr Mittagessen verspeiste, war Robbe – unser Macher 😉 – nicht untätig und recherchierte und reservierte uns dann doch noch einen freien und erschwinglichen Campingplatz nochmal einige Kilometer nördlich. Der Standown Park Campground liegt 50 km entfernt von der Fraser Coast und inmitten eines ausgedehnten Waldgebietes, wo sogar noch Wildpferde in freier Wildbahn leben. Am Abend konnten wir hier ganz viele Kängurus beim Grasen auf der Wiese nebenan beobachten und in der Nacht wurden wir mit einem atemberaubenden Sternenhimmel belohnt, der all unseren Frust vom Tage vergessen ließ!
Nach einem ausgedehnten Frühstück und einem netten Gespräch mit dem Campground-Chef am nächsten Morgen fuhren wir weiter nördlich zur Fraser Coast, und zwar zunächst zur Rainbow Beach. Wir erkundeten dort die Carlo Sandblow, eine 120 Meter hohe Düne mit schönen Ausblick auf die in 72 Schattierungen schimmernden Sandcliffs. Danach ging’s nach Tin Can Bay, wo wir unsere Mittagspause mit einem leckeren selbstgemachten Beef-Burger verbrachten. Danach ging’s nach Hervey Bay, wo die Entscheidung anstand, ob wir am nächsten Tag einen Ausflug nach Fraser Island machen sollten. Fraser Island ist mit 124 km Länge und durchschnittlich 15 km Breite die größte Sandinsel der Welt und beherbergt außerdem ca. 200 Süsswasserseen mit extrem klaren Wasser, eine vielfältige Flora und Fauna und größere Regenwaldgebiete. Das Baden im Meer vor Fraser Island ist allerdings lebensgefährlich, da dort tückische Strömung herrschen und sich Haie in dem Gebiet tummeln.
Obwohl uns der Trip sehr gereizt hat, beschlossen wir letztendlich, nicht nach Fraser Island zu fahren. Zum einen war die Wettervorhersage für die nächsten Tage nicht wirklich überzeugend, und es gibt nichts dran zu rütteln, dass so ein Trip nur halb so schön ist, wenn die Sonne sich nicht blicken lässt. Zum anderen hatten wir nach so langer Zeit selbstbestimmten Camperlebens keine Lust auf eine organisierte Tour mit 20 anderen Backpackern, und das Mieten eines Jeeps nur für uns hätte ein ziemliches Loch in unser Reisebudget gerissen (selbst die Touren starten bei 160 Euro/Person für einen Tag!).
Da geben wir unser Geld lieber für einen Tauchausflug im Great Barrier Reef aus. In Hervey Bay verbrachten wir noch den Abend mit Fotografieren und Telefonaten in die Heimat. Geschlafen haben wir auf einem Rastplatz nahe Bundaberg, wo es sich gut aushalten ließ.
Als wir am 23.04. morgens im Camper aufwachten, waren wir froh, uns gegen den Trip nach Fraser Island entschieden zu haben, denn der Morgen begrüßte uns mit Wolken und dichtem Nebel. Wir fuhren in die Zuckerrohr- und Rumstadt Bundaberg auf einen Rastplatz und verspeisten unser Müsli. Als sich die Sonne dann doch noch zeigte, ging’s zum Strand nach Coral Cove, wo es die einzige Möglichkeit an der Ostküste gibt, vom Strand aus zu Schnorcheln. Außer einer aufgeschabten Hand und Beinen hat der Schnorchelausflug jedoch gar nix gebracht, denn die Sicht war schlecht, die Strömung stark und Robbe wusste auch nicht so recht, wo es wirklich was zu sehen gibt (Heike hatte sich erst gar nicht ins Wasser getraut ;-)). Die Schülergruppe nach uns, bei der Schnorcheln anscheinend auf dem Stundenplan steht (die Glücklichen!) kam auch nach kurzer Zeit wieder raus aus dem Wasser, von daher schien es an diesem Tag tatsächlich nicht die besten Bedingungen gegeben zu haben. Von Coral Cove ging’s nach Bargara, wo wir Mittag aßen und danach fuhren wir zum Mon Repos Reserve, wo eine riesige Schildkrötenpopulation lebt, die allerdings – als wir da waren – gerade ausgeflogen war (die Brutsaison läuft von November bis März, danach sieht man nur mit großem Glück noch Schildis am Strand). Wir machten trotzdem einen Strandspaziergang, in der Hoffnung, ein verirrtes Exemplar zu Gesicht zu bekommen, was jedoch leider nicht von Erfolg gekrönt war. Danach fuhren wir noch gut 100 km bis Agnes Water, einem beschaulichen, schönen Surfertown und der letzten Möglichkeit an der Ostküste, die Wellen zu reiten (danach beginnt das Great Barrier Reef und dadurch wird das Wasser an der Küste entsprechend ruhiger). Dort gibt es einen sehr schönen Strand und während Robbe wie immer am Abend sein „Pic of the Day“ schoss, absolvierte Heike ihren abendlichen Lauf. Geschlafen haben wir auf einem großen Parkplatz nahe der Info, wo sich im Laufe des Abends noch andere Camper zu uns gesellten und die Nacht zum Tag machten, sodass wir wieder mal die Oropax rauskramen mussten.
Unsere zweite Australien-Woche hatte Höhen und Tiefen. Es gab Momente, wo wir ziemlich frustriert waren, weil die Tage ohne wirkliche Highlights vorüber gingen und wir uns gefragt haben, was wir hier eigentlich machen. Sicherlich – die Entscheidung, die Ostküste zu bereisen, war von der Logistik her die Beste, aber es gibt eben auch so viele andere Teile Australiens, die vielleicht noch reizvoller sind. Das Problem an Australien sind die unendlichen Weiten. Wenn man bedenkt, dass die Fläche ganz Europas Australien immer noch nicht ganz ausfüllt, kann man nunmal nicht in 4 Wochen alles gesehen haben und von einem Highlight zum anderen fahren, wie wir es von Neuseeland gewohnt waren. Und wir wissen auch, das ist Jammern auf hohem Niveau, und so machen wir selbstverständlich immer das Beste draus und können uns am Ende nicht wirklich beschweren :-)!
Coming next: Australien Roadtrip Part 3
Stationen: Blue Mountains – Newcastle – Waterfall Way – National Parks – Ballina
km: 1304
Unser Australien-Abenteuer begann mit einem Abstecher in die Blue Mountains, der uns ca 60 km weiter westlich von Sydney führte. Die Blue Mountains sind Teil der Great Dividing Range, Australiens größtem Gebirgszug. Diese erstreckt sich die gesamte Ostküste entlang, teilt sie vom Inland ab und hat großen Einfluss auf das Klima Australiens.
Die Blue Mountains selbst sind ein Sandstein-Plateau, in welches Flüsse tiefe Täler gegraben haben. Im Dezember 2000 wurden diese vor allem wegen der Artenvielfalt der Eukalyptusbäume zum Weltnaturerbe der UNESCO erklärt. Die Blätter des Eukalyptus verdunsten ein Ätherisches Öl, deren feiner Nebel über den Bergen liegt und bei Tageslicht einen blauen Schimmer verursacht und den Blue Mountains den Namen gibt. Den blauen Schimmer konnten wir zwar nicht erkennen, genossen jedoch trotzdem zwei schöne Tage in den Bergen.
Unsere erste Nacht im neuen Camper hatten wir gut überstanden und im Morgengrauen ging es direkt los Richtung Blue Mountains. Wir steuerten zunächst eine Information an und besorgten uns Karten zu möglichen Wanderungen. Wir bekamen eine ellenlange Liste von Walks, und netterweise markierte uns die Dame ihre Favorits, sonst hätten wir uns wohl gar nicht entscheiden können. Unsere erste Wanderung unternahmen wir bei den Wentworth Falls und liefen den 6 km langen National Pass durch das Valley of the Waters. Der Weg führte eine weite Strecke direkt an den Sandsteinklippen entlang, wir passierten einige kleinere und größere Wasserfälle (teilweise rieselte vom Felsen weiter oben das Wasser auf unsere Köpfe und es fühlte sich an wie Nieselregen) und am Ende der Strecke ging es ordentlich bergauf, bis wir zurück zum Parkplatz gelangten. Unterwegs überholten wir eine opernsiegende Japanerin und staunten, wie sie bei dieser Anstrengung noch Luft zum trällern haben kann.
Zurück beim Camper ging es weiter zu den Three Sister, der Hauptattraktion und dem Wahrzeichen der Blue Mountains. Aus einem riesigen Tal ragen drei Felstürme heraus, die man von einer Aussichtsplattform aus bestaunen kann. Hier trafen wir dann auch auf eine stattliche Anzahl von Touris, wobei sich das immer noch in Grenzen hielt. Wir unternahmen hier einen kurzen Walk Richtung der Schwestern und auf dem Weg zum angepeilten Campingplatz für die Nacht fiel uns noch der Wegweiser zum Evans Lookout ins Auge, den wir natürlich nicht ignorieren konnten, und fuhren noch schnell die paar Kilometer zum Aussichtspunkt. Die Sicht über das Tal war beeindruckend, aber mehr noch bleibt uns das Gehörte in Erinnerung: Als wir auf dem Lookout standen und über das Tal schauten, hörte es sich an, wie wenn tausend kleine Glöckchen klingen würden. Nein, Schafe waren das nicht, sondern die Vögel im Valley – auf jeden Fall eine sehr ungewöhnliche, tolle Geräuschkulisse.
Bevor wir endgültig unseren Campingplatz erreichten, füllten wir das erste Mal unseren Wassertank auf und bemerkten dabei, dass der Schlauch mind. an 5 Stellen Löcher hat und nur die halbe Menge an Wasser im Tank ankommt, wohingegen die andere Hälfte springbrunnenartig aus den Löchern geschossen kam. Das geht ja schon gut los, dachten wir uns, wer weiss welche böse Überraschungen unser neuer Camper noch für uns bereithält…
Irgendwann kamen wir endlich auf unserem kostenlosen, total gemütlichen Campingplatz am Megalong Valley (so hiess das Tal wirklich ;-)) an und waren beim Blick auf die Uhr nach dem Abendessen ziemlich erschrocken, denn wir waren schon bettfertig, die Uhr zeigte allerdings erst 19.30 Uhr an! 🙂 Tja, daran sollten wir uns die nächsten 4 Wochen gewöhnen müssen: In Australien wird es momentan gegen 18 Uhr dunkel und wenn man auf dem Land unterwegs ist, gibt es danach auch nicht mehr viel zu tun. Aufgrund einer Menge Kollisionen von Autos und Kängurus nach Sonnenuntergang war es uns zudem eigentlich nicht erlaubt, abends zu fahren (ab und an ging es nicht anders…), und so kam es, dass wir während der letzten vier Wochen unseren Rhythmus der Sonne und dem Mond anpassten und mit dem Sandmann ins Bett gingen und den Hühnern aufstanden.
Den folgenden Tag starteten wir mit einem tollen Walk durch den sog. Grand Canyon und stellten wieder mal fest, dass die vorgegebenen Zeiten für Walks in Australien mind. in 2/3 dieser geschafft werden können, ohne zu hetzen. Wir fanden diesen Walk mindestens genauso schön wie den Gestrigen, denn er war sehr abwechslungsreich und führte durch dicht bewachsene, schattige Waldlandschaften, über Bäche und Flüsse und an Klippen entlang. Nach knapp 2 Stunden waren wir wieder beim Camper und nach einer kurzen Mittagspause ging’s zum Lake Lyell, der uns nicht wirklich überzeugte und wir direkt weitergefahren sind zum Walls Lookout. Nach einem 1,5 km langen Walk gelangt man auf eine Aussichtsplattform, die einem bei einem falschen Schritt 50 Meter in die Tiefe befördert. Das war schon krass, keine Absperrung weit und breit, da wird einem ganz schön flau im Magen. Zwar gab es einen Warnhinweis am Anfang des Tracks aber Absperrungen – Fehlanzeige! Eigentlich total Australien-untypisch, wo alles doppelt und dreifach abgesichert ist. Danach sind wir noch ein ganzes Stück weiter gefahren, bis wir auf einem Rastplatz nahe der Stadt Ourimbah geschlafen haben. Und das ist wieder toll an Australien, es gibt viele Rastplätze für Camper, ausgestattet mit Toiletten, Feuerstellen und manchmal sogar Barbecues, die richtig gemütlich sind und null Dollar kosten.
Am 13.04. ging’s nach dem Frühstück weiter Richtung Norden. Wir besuchten das Blackbutt Reserve in Newcastle und bestaunten süße Koalas – leider die Einzigen, die wir auf unserer Australien-Reise zu Gesicht bekamen. 🙁 Danach ging’s zum Lake Liddel, wo sich laut unseres Camperatlas‘ ein kostengünstiger Campingplatz befinden sollte. Der Lake war ok, wenn auch mit Aussicht auf ein Heizkraftwerk, der wirklich gemütliche und billige Campingplatz jedoch voll. Weiter ging’s deshalb zum Lake Glenbaum, wo es durchaus noch Plätze auf dem Campingplatz gegeben hätte, jedoch viel teurer als im Atlas geschrieben. Nervig! Wir fuhren weiter nach Gundy, wo wir endlich Glück hatten und für 15 Dollar auf dem dortigen Show Ground unterkamen, der als Campingplatz umfunktioniert wird, wenn gerade kein Schafschur-Wettbewerb oder Rodeo stattfindet. Auch wenn sich die Verkabelung an die Stromdose recht schwierig gestaltete: Irgendwann hatten wir Power und heiße Duschen. Den Abend verbrachten wir mit passiver und aktiver Recreation, wie es hier manchmal so schön heisst: Heike war joggen und Robbe Vögel fotografieren 🙂 Jedem das seine also, aber einen schönen Abend auf dem Campingplatz hatten wir allemal.
Der nächste Tag startete mit der Fahrt zum Waterfall Way, einer Strecke, bei der man wie der Name schon sagt viele Wasserfälle anschauen kann. Wir machten beim ersten Wasserfall, der ausgeschildert war, einen kurzen Spaziergang und fuhren dann in den New England National Park auf einen schönen, kostenfreien Campingplatz. Das Wetter wurde gegen Abend immer schlechter, bis es irgendwann anfing zu nieseln. Wie immer saßen wir schon gegen halb sieben beim Abendessen, als es an unsere Campertür klopfte und eine nette Rangerin (Anita und deutsch, wie sich später herausstellte) uns einlud, an einer Nachtwanderung teilzunehmen, die an diesem Abend noch im Nationalpark stattfinden würde. Mit Müh und Not konnten wir diese Aktivität in unseren prallgefüllten, abendlichen Terminkalender einschieben und sagten Anita zu ;-). Um 19.30 Uhr war Treffpunkt auf einem anderen Campingplatz einige Minuten von unserem entfernt und Anita und ihr Rangerkollege erzählten uns und ca. 20 anderen Nachtwanderern – vor allem Familien mit vielen Kindern – was wir hoffentlich gleich alles zu sehen bekommen. Da es immer noch etwas nieselte, stellte man uns schon in Aussicht, dass die Tierchen bei diesem Wetter vielleicht etwas weniger aktiv seien als normalerweise, aber wir waren alle frohen Mutes, wenigstens ein, zwei Waldbewohner zu Gesicht zu bekommen bzw. diese anhand der im Taschenlampenschein leuchtenden Katzenaugen zumindest zu lokalisieren. Aber es kam so wie es immer kommt, wenn Heike und Robbe auf Tiersuche gehen: Wir sahen rein gar nichts, keinen einzigen Waldbewohner 🙁 Dafür latschten wir auf matschigen Waldwegen herum und der Ranger, dessen Gruppe wir uns angeschlossen hatten, erzählte uns einiges über die normalerweise anwesenden Waldbewohner. Das Highlight des Ausfluges war dann jedoch, als er anfing, extrem bescheuerte Vogelstimmen nachzumachen in der Hoffnung, dass ihm eine Eule oder irgendein anderes Flattertier darauf antwortet. Geantwortet hat natürlich gar nichts (wir dachten erst, er und Anita hätten sich abgesprochen und sie würde auf sein seltsames Gekrächze reagieren ;-)), und während die Kids gespannt lauschten, konnten sich einige der Erwachsenen aufgrund der äußerst kuriosen Situation mitten im Wald nicht mehr halten vor Lachen und es wurde gekichert wie damals in der Schule ;-).
Mit unseren schwächlichen Taschenlampen leuchteten wir uns danach den Weg zurück zum Camper und gingen mit dem guten Gefühl ins Bett, heute Abend wenigstens noch ein klein wenig Spannendes erlebt zu haben.
Der nächste Tag stand wieder ganz im Zeichen von weiteren Nationalparks. Zunächst fuhren wir nochmal in den New England National Park und liefen dort den Eagles Nest Walk – eigentlich eine Wanderung mit vielen schönen Ausblicken, aber der Morgennebel hielt sich so hartnäckig, dass wir leider fast nichts außer diesem sahen. Dann ging’s in den Dorrigo Nationalpark, wo es einen sehr schönen Walk zu einem Wasserfall sowie einen Aussichtspunkt über dem Regenwald gibt. Hier kamen wir das erste Mal mit kleinen Blutegeln in Berührung, die sich liebend gern ihren Weg die Beine hinauf bahnen um sich an einer dicken Ader festzusaugen. Glücklicherweise haben wir die Viecher immer schon vorher bemerkt, bevor sie sich irgendwo andocken konnten, aber ekelig war’s allemal! Den Abend verbrachten wir mit Einkaufen in Grafton, einer kleinen Stadt in der Nähe der Küste und schliefen etwas außerhalb der City ganz gemütlich am Rande eines Sportplatzes.
Der 16.04. startete mit der Fahrt zum Bunjalung Nationalpark und wir suchten uns einen wenig gelaufenen Walk durch den Wald aus, wo wir extrem viele Spinnen und hunderte kleine Krebse am Flussufer zu Gesicht bekamen. Blutegel gab es leider auch wieder und diesmal hatte sich sogar einer an Heikes Fuß angesaugt. Ekelig war das, und wir hatten zurück beim Camper erstmal ne Weile damit zu tun, unsere Schuhe und Beine von weiteren verirrten Blutsaugern zu befreien. Danach gings endlich mal wieder zum Strand, genauer gesagt in den Broadwater Nationalpark, wo wir einen kurzen Spaziergang am Meer unternahmen und die Sonne genossen. Von dort aus fuhren wir nach Ballina, der Stadt der großen Garnele. Wenn man in den Ort reinfährt, gibt es ein Restaurant, auf dessen Dach eine Riesengarnele steht, quasi das Wahrzeichen des Ortes. Ironie des Schicksals allerdings, dass dieses Restaurant momentan geschlossen ist und zum Verkauf steht. In Ballina kauften wir nochmal ein und fuhren dann weiter Richtung Byron Bay. Nahe der kleinen Ortschaft Lennox Head waren wir auf der Suche nach einem Schlafplatz für die Nacht und entdeckten einen kleinen Feldweg, den wir kurzerhand reinfuhren und vor einer Art Geräteschuppen und Garage für Mähdrescher parkten. Weit und breit war kein Haus oder Mensch zu sehen und wir hofften und dachten, dass wir hier die Nacht verbringen könnten. Leider falsch gedacht, nach ca 15 min kam ein Jeep angefahren, stoppte direkt vor unserem Camper und ein wütender Bauer klopfte und schnauzte uns an, dass wir hier auf privatem Land stehen und uns ganz schnell verziehen sollten. Sein Blick duldete keine Einwände und so blieb uns nichts anderes übrig, als zurück zur Straße zu fahren und erneut auf Schlafplatzsuche zu gehen. Kein Schild deutete darauf hin, dass es privates Gelände war, und einen Zaun gab es auch nicht. Er fuhr uns noch eine ganze Weile hinterher, wohl um sicherzugehen, dass wir ja nicht wiederkommen.
Letzlich half uns unser Atlas, eine schöne, kostenfreie Rest Area nahe Byron Bay zu finden, wo wir zusammen mit anderen Campern die Nacht verbrachten. Zwar mussten wir noch eine Weile fahren, aber das war es uns wert und Abstecher in irgendwelche Feldwege streichen wir dann mal von unserer Aktivitätenliste bei der Schlafplatzsuche ;-)!
Coming next: Roadtrip Australien Part 2