Eat – Football – Love auf Bali: Teil 1

25 07 2012

Bereits im April machten wir uns darüber Gedanken, in welchem Land wir die Fußball EM verfolgen wollen. Möglichst dort wo es sowohl fußballbegeisterte Einheimische als auch Touris gibt, und wir die Spiele nicht einsam vor dem Fernsehen im Hotelzimmer sondern zusammen mit anderen Fußballfans sehen könnten. Unsere Wahl fiel auf Bali, denn dort gibt es einerseits genügend Touris im Juni und andererseits auch ganz sicher Sportbars oä, wo die Spiele gezeigt werden. Ausserdem wussten wir von einer früheren Reise, dass die Indonesier viel Spaß an Fußball haben und sie, sobald man erzählt woher man kommt, ihre favorisierten Spieler aus der deutschen Nationalmannschaft aufzählen :-). Und natürlich wollten wir ohnehin schon immer einmal die Insel der tausend Tempel erkunden!
So landeten wir also am 6. Juni gegen Abend auf Bali und mit dem Taxi ging’s direkt in unser für 8 Nächte gebuchtes Domizil in Sanur, dem Sunhouse Guesthouse, einem kleinen Hotel mit gerade einmal 7 Zimmern im balinesischen Stil, sehr schön eingerichtet, mit Pool und Küche für die Gäste, wo wir uns sehr wohlgefühlt haben und einen Aufenthalt dort wärmstens empfehlen können!
Die Insel Bali gehört seit 1949 zum Inselstaat Indonesien und ist wohl das bekanntestes Touristenziel des Landes. Auf Bali leben ca. 4 Millionen Einwohner, die meisten davon im Süden der Insel – in und um die Hauptstadt Denpasar. Auf Bali befindet sich die außerhalb Indiens, Nepals und Mauritius‘ größte Hindugemeinschaft der Welt, wohingegen der restliche Teil Indonesiens vorrangig muslimisch geprägt ist.
Religion ist auf Bali allgegenwärtig, das konnten wir auch während unseres Aufenthaltes erleben. Es gibt Unmengen von Tempel auf Bali, im Normalfall gehört sogar zu jedem Haus ein eigener Haus-Tempel dazu. Religiöse Riten und Feste begleiten die Balinesen von der Geburt bis zum Tod und sind Grundlage des Zusammenhalts von Familie und Dorfgemeinschaft. Wir konnten jeden Tag erleben, wie Frauen und Männer Opfergaben zu Tempeln und anderen Plätzen brachten, die Frauen tragen diese meist in kunstvoll geflochtenen Körben auf dem Kopf. Wenn man den Bürgersteig entlang geht, muss man aufpassen, nicht über eine der unzähligen Opferschalen zu stolpern, die vor fast jedem Hauseingang, an Strassenkreuzungen, Restaurants, ja selbst mitten auf der Straße oder am Strand platziert werden. Die Opferschalen bestehen aus Bananenblättern und sind meistens mit einem Räucherstäbchen, Blüten, aber auch gern einmal mit Keksen, Bonbons, Reis oder anderen essbaren Dingen gefüllt. Fast täglich findet irgendwo auf Bali ein Tempelfest statt, wo selbiger besonders schön geschmückt wird und die Gläubigen in Zeremonien zusammenkommen, um gemeinsam die Geister milde zu stimmen.
In unseren ersten 8 Tagen auf Bali haben wir uns ein Moped ausgeliehen und die Gegend rund um Sanur erkundet. Bali ist wahrlich keine kleine Insel – die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 95, die West-Ost-Ausdehnung 145 km. Unmöglich, das alles mit dem Moped abzufahren, wobei wir bereits in der ersten Woche beträchtliche Strecken zurücklegten und uns unser Hinterteil irgendwann höllisch weggetan hat ;-)…
Wir waren anfangs geschockt von dem vielen Verkehr auf den Straßen im Süden und fuhren nur ungern den zweispurigen Highway von Sanur nach Kuta und weiter Richtung Süden, der oftmals verstopft war und man sich mit dem Moped nur knapp an den Autoschlangen vorbeidrängeln konnte, natürlich nicht ohne ordentlich Abgase zu atmen. So hatten wir uns Bali nicht vorgestellt, aber nach vier Wochen hatten wir uns mehr oder weniger daran gewöhnt, wobei wir froh sind, den Verkehr unbeschadet überstanden zu haben.
Die Haupttouristenorte im Süden Balis sind Sanur im Osten (ruhiger, mittelmässiger Strand, keine Partymeile aber trotzdem alles vorhanden was der vorzugsweise Pauschal-Tourist zum Glücklichsein braucht), Kuta/Legian/Seminyak im Westen (wird auch das Mallorca der Australier genannt, Partyhochburg, Shoppingparadies, langer, netter Surfstrand) und Nusa Dua im Südosten (die „Ressorthochburg“, wo der Urlauber in riesigen All-Inklusive-Anlagen eingesperrt ist).
Daneben gibt es noch viele weitere kleine Orte, die etwas ruhiger als die soeben genannten sind und vielleicht doppelt so viel Charme haben.
Einer unserer Tagesausflüge führte uns in der ersten Woche von Sanur aus zum Pura Uluwatu, einem der wohl bekanntesten Tempel ganz im Süden der Insel. Der Tempel steht direkt auf den Klippen am Meer und die dortige Steilküste ist auch ohne den Tempel ein Highlight für sich. Wir haben vorher bereits im Reiseführer gelesen, dass das Tempelgelände von Hunderten von Affen bevölkert wird, die auch gern mal den Schal vom Hals klauen, aber da wir nichts dergleichen dabei hatten, fühlten wir uns in Sicherheit. Tja, jedoch ahnten wir nicht, dass die Viecher sich nicht davon abhalten lassen, dich von hinten anzuspringen und dir die Sonnenbrille von der Nase zu klauen. So erging es nämlich Heike, der plötzlich so ein elendes Viech auf der Schulter saß und sich mit der teuren Sonnenbrille davon machte und diese natürlich direkt ins Maul steckte und darum rumkaute. Robbe rannte hinterher, was das Viech nur noch agressiver machte und zum davonlaufen animierte. Ein Indonesier, der das Spiel bereits kannte, lief dem Affen mit ein paar Nüssen in der Hand hinterher (normalerweise darf man dann für diesen Einsatz zahlen…), aber glücklicherweise ließ das Vieh auch ohne Gegenleistung die Brille irgendwann los und ein nette Dame, die ihrerseits ebenfalls die ganze Zeit ihre Brille festhielt, brachte sie Heike zurück. Natürlich war die Brille an beiden Bügeln zerbissen und mit Affenspucke beschmiert! Aber immerhin hatten wir sie wieder und verstauten sie ganz schnell im Rucksack, um weitere Übergriffe dieser Art zu vermeiden. Auf jeden Fall konnten wir beim weiteren Rundgang durch den Tempel noch einige solcher Diebstähle erleben – Brillen, Mützen etc waren das Ziel – und schnell wurde aus der anfänglichen Freude der Touris über die Affen ein am Ende teures Vergnügen, wenn die Designerbrille ganz kaputt ging oder gar nicht mehr aufgetrieben werden konnte. Wir haben von jeher eine schwierige Beziehung zu Affen, weil wir außer dem Zusammentreffen mit den tollen Urang Utans auf Sumatra nur schlechte Erfahrungen gemacht haben, von daher suchten wir nach dem Rundgang durch das kleine Tempelgelände auch relativ schnell das Weite.
In der Nähe vom Tempel befindet sich zudem der weltbekannte Surferstrand Uluwatu, den wir im Anschluss besuchten. Die Bucht dort ist ebenfalls felsig und das kleine Örtchen dazu wurde auf den Klippen gebaut, von wo aus man einen atemberaubenden Blick auf die Surfer hat, die die ziemlich hohen Wellen versuchen zu bezwingen. Zum Strand bzw. Meer gelangt man, indem man eine steile Treppe nach unten steigt und zwischen zwei riesigen Felsen hindurch zum Wasser kommt. Definitiv ein besonderer Ort mit einem sehr relaxten Charme, wo wir uns sehr wohlgefühlt haben!
Ein weiterer Ausflug mit dem Moped führte uns in der ersten Woche nach Ubud, dem Kunst- und Kulturzentrum Balis im Inneren des Landes und für viele der schönste und spirituellste Ort, quasi das Herz der Insel. Wir fanden es schön, hier endlich einmal die ersten Reisterrassen zu Gesicht zu bekommen und dem wahnsinnigen Verkehr im Süden zumindest ein stückweit zu entfliehen, aber der Ort selbst hat uns nicht wirklich begeistert, denn auch hier war es voll, viele Menschen, Verkehr, Lärm und nicht so gemütlich, wie wir es uns erhofft hatten. In Ubud gibt es unterschiedliche Sehenswürdigkeiten zu besichtigen, ua den Ubud Palace, den Monkeyforest (nein danke ;-)) sowie die Goa Gajah, die sog Elefantenhöhle, eine kleine Höhle in einen Felsen gehauen, die einen Schrein sowie Reste von Wandreliefen beherbergt. Uns hat das alles nicht umgehauen, aber das liegt sicher auch daran dass wir in den letzten Monaten weit beeindruckendere Tempel und Paläste bestaunen durften.
Ein Highlight unserer ersten Woche auf Bali waren jedoch definitiv noch unsere drei Tauchgänge nahe der kleinen Nachbarinsel Balis, Nusa Penida. Morgens ging es mit dem Tauchboot von Sanur aus los und der Bootsführer startete den Tauchtag mit einer Opfergabe, indem er den Inhalt einer Opferschale über die Tauchausrüstung, das Boot, das Meer und sich selbst verteilte. Ein gutes Gefühl war das, die Geister auf unserer Seite zu haben ;-). Unser erster Tauchplatz war der sog Mantapoint, wo man mit großer Wahrscheinlichkeit die riesigen, eleganten Meereslebewesen zu Gesicht bekommt. Wir waren aufgeregt, als wir ins 23 Grad kalte Wasser tauchten, was an diesem Tag leider nur eine beschränkte Sichtweite aufwies. Und tatsächlich, es dauerte nicht lange und der erste Manta zog in einem gebührenden Abstand an uns vorbei- leider zu weit entfernt, um ihn auf einem Foto zu verewigen. Nach einigen Minuten erspähten wir dann noch ein weiteres Exemplar, jedoch ebenfalls relativ weit entfernt. Aber immerhin hatten wir sie gesehen, und nur das zählt – auch ohne Beweisfoto am Ende! Den nächsten Tauchgang absolvierten wir in der Crystal Bay, wo es viele Fische und schöne Korallen zu sehen gab und wie der Name schon sagt fast immer eine sehr gute Sicht herrscht. Dort unten gibt es jedoch auch plötzliche starke Strömungen, sodass wir uns für einige Minuten an einem Felsen oder etwas anderem Stabilen festkrallen mussten, um nicht in die unendlichen Tiefen des Meeres gezogen zu werden. Spaß beiseite, die Strömungen dort unten sind wirklich nicht ohne und waren für uns wieder eine ganz neue Erfahrung, die wir erfolgreich gemeistert haben ;-)! Der letzte Tauchgang war dann wieder ganz einfach und wir konnten die Unterwasserwelt nochmal ganz entspannt genießen.
Ach ja, und Fußball gabs ja auch noch in der ersten Woche auf Bali ;-), und das nicht zu knapp. Die Spiele der Vorrunde liefen immer um Mitternacht und 2.45 Uhr, jedoch ließen wir es uns nicht nehmen, fast alle entweder im Hotelzimmer oder in einer Sportsbar zu verfolgen. Zwei indonesische Sender übertrugen alle Spiele – glücklicherweise jeweils mit englischsprachigen Kommentatoren (vom BBC). Die Deutschland-Spiele schauten wir natürlich immer auswärts und lernten dabei einen sehr netten Holländer, Frans, kennen, mit dem wir uns zum Fussballschauen verabredeten und der ein fairer Verlierer war, als seine Mannschaft von uns in die Schranken gewiesen wurde ;-). Toll war, dass überall auf Bali Flaggen aller Fussballnationen hingen, wobei die deutsche Fahne sehr oft äußerst präsent war. Darüber haben wir uns sehr gefreut, genützt hat es uns am Ende dann ja nicht allzu viel, aber schön anzusehen war es allemal!
Und was war noch so los in unseren ersten Tagen auf Bali? Heike hat endlich einmal Yoga gemacht, direkt am Strand mit einer tollen Lehrerin – traumhaft! Wir haben unser Visum verlängert und mussten dafür drei Mal (!!) auf die entsprechende Behörde nach Denpasar fahren – Bürokratie kennt auch in Indonesien keine Grenzen! Robbe hat sein kaputtes Objektiv in einer äußerst schäbig aussehenden Werkstatt in Denpasar reparieren lassen, aber trotz aller unserer Vorbehalte ist es bis heute wie neu :-)! Wir haben uns Deutschlandtrikots ‚Made in Indonesia‘ gekauft, waren spazieren und joggen auf der Strandpromenade in Sanur, haben im Guesthouse unser Leibgericht gekocht und so manchen Tag aufgrund der vorherigen langen Fussballnacht halb verschlafen. Das Leben könnte also schlechter sein 😉
Nach acht Tagen im Sunhouse Guesthouse sind wir für eine Naht ins Tropical Bali Hotel umgezogen, einem schönen, von einem französischem Paar geführten Hotel etwas außerhalb Sanurs, wo wir uns ebenfalls sehr wohlgefühlt haben. Am 15.06. haben wir dann unseren kleinen Mietwagen in Empfang genommen, mit dem wie den restlichen Teil der Insel erkundet haben.

Coming next: Eat – Football – Love auf Bali: Teil 2



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