Eat – Football – Love auf Bali: Teil 2

26 07 2012

Die nächsten sechs Tage auf Bali fuhren wir mit unserem kleinen Mietwagen, Suzuki Karimun, durchs Land. Dies war unsere Premiere, in einem asiatischem Land eigenständig mit einem Auto zu fahren und Robbe, der die meiste Zeit gefahren ist, musste dafür seinen deutschen Fahrstil konsequent umstellen. Wenn man bedenkt, dass wohl die Hälfte der Verkehrsteilnehmer nie eine Fahrschule von innen gesehen haben (so fühlt es sich zumindest an), muss man für alle Eventualitäten gewappnet sein und vor allem: zurückhaltend fahren. Nicht unbedingt Robbes Stärke, aber auch er kann sich anpassen ;-). Das wichtigste Instrument im Auto ist wie in so vielen anderen asiatischen Ländern die Hupe, mit der man Mensch und Tier von der Straße scheucht. Hupen ist also schonmal die halbe Miete, um unbeschadet durch Bali zu kommen. Außerdem sollte man nicht erwarten, dass vor allem Mopedfahrer auch nur einen Blick nach rechts werfen, wenn sie links abbiegen, sondern sie fahren unter grösstem Gottvertrauen einfach los. Auch dafür muss man stets gewappnet sein. Auf Bali herrscht Linksverkehr, aber an den sind wir ja bereits seit Neuseeland und Australien gewöhnt und fanden es seltsam, als wir auf den Philippinen wiedermal auf der rechten Seite der Straße fuhren. Alles in allem ist es definitiv möglich, auf Bali selbst ein Auto zu steuern, wobei die meisten Touris mit Fahrer unterwegs sind. Wir waren in jedem Fall froh, unabhängig unterwegs zu sein und haben viel von der restlichen Insel gesehen. Zudem kostet der Mietwagen auf Bali nur einen Spottpreis (wir zahlten 1 1 Euro pro Tag für das Auto).
Die Strassenverhältnisse auf Bali sind wiederum ein Thema für sich und
haben uns gleich am ersten Tag eine Menge Nerven gekostet. Unsere Tour führte uns zunächst die Westküste hinauf – wir wollten so schnell wie möglich dem schrecklichen Verkehr im Süden entfliehen. Wir guckten uns ein nettes Hotel etwas ablegen an der Küste aus, welches wir ansteuerten, jedoch nach einigen Kilometern aufgaben und wieder umdrehten. Die Straße wurde dermaßen schlecht und eng, dass man selbst mit einem Geländewagen seine Probleme bekommen hätte. Wir fanden ewig keine Stelle zum umdrehen und waren erstmal bedient. Irgendwann konnten wir dann doch zurückfahren und nahmen uns vor, keinesfalls mehr abgelegene Hotels auf kleinen Straßen anzufahren, ohne vorher wirklich sicher die Strassenverhältnisse zu kennen. Gegen Abend erreichten wir einen weiteren, bekannten Tempel auf Bali, den Tanah Lot an der Westküste. Teile des Tempelkomplexes sind auf Felsen direkt an der Küste gebaut und besonders zum Sonnenuntergang findet man dort eine einzigartige Szenerie vor. Nachdem wir genügend Fotos geschossen und die Sonne im Meer untergehen sehen haben, machten wir uns auf dem Weg in unsere Unterkunft, die wir von unterwegs gebucht hatten. Das gestaltete sich jedoch nicht ganz einfach, denn auf Bali kann man weder Google Maps, irgendwelche Hausnummern oder Straßennamen trauen. Ohne Hilfe von Einheimischen hätten wir unsere Unterkunft wohl nie gefunden und waren froh, irgendwann in unseren Betten zu liegen.
Der nächste Tag startete mit dem Besuch des Surferstrandes in der Nähe unserer Unterkunft, wo wir den Surfern eine Weile bei ihrer morgendlichen Fitness zuschauten. Dann fuhren wir weiter Richtung Norden, besuchten die Tempelanlage Taman Ayun und genossen von unterwegs tolle Aussichten auf Reisterrassen und Berge (endlich einmal Natur auf Bali!). Wir aßen zudem unser erstes leckeres Nasi Campur, eines der wichtigsten Gerichte Indonesien, welches aus Reis, vielen verschiedenen Gemüse, unterschiedlichen Fleischsorten und Ei besteht. Die Bestandteile sind normalerweise frisch zubereitet und man bekommt einen vollen Teller bereits für 1,50 Euro oder weniger. Einfach fantastisch! 🙂
Am Abend checkten wir ins Suma Beach Hotel in Lovina ein, einem gemütlichen Küstenort im Norden Balis mit schwarzem Sandstrand. Vor allem der Hotelgarten und Poolbereich war aufwendig gestaltet und dekoriert, mit Skulpturen, Blumenarrangements und einem Hausschrein. Diese vielen wunderschönere kleinen Details sieht man sehr häufig auf Bali und sind ein Teil des einzigartigen Charmes der Insel. Eine Schattenseite ist wiederum der viele Müll, den man in Dörfern, an Strassen oder teilweise auch am Strand rumliegen sieht. Die allgegenwärtigen Opferschalen, die natürlich täglich durch neue ersetzt werden, tun ihr Übriges dazu. Bali hat definitiv ein Müllproblem, viel schlimmer als wir das von anderen asiatischen Reisezielen gewohnt sind und hier muss noch relativ viel getan werden, um vor allem die einheimische Bevölkerung davon abzubringen, jede Verpackung, Papier oder sonstigen Müll einfach auf die Straße zu schmeißen.
Als krönenden Abschluss des Tages aßen wir in einem Warung (Bezeichnung für ein landestypisches Restaurant) noch leckeren frischen Fisch nach typisch balinesischer Rezeptur, eingewickelt in einem Bananenblatt für umgerechnet nicht einmal 5 Euro pro Gericht und fielen danach mit vollem Bauch ins Bett.
Am nächsten Tag unternahmen wir einen Ausflug in die Berge Zentral-Balis. Zunächst ging es auf Passstrassen immer weiter bergauf, bis wir auf ca. 1300 Metern tolle Ausblicke auf zwei Seen, Danau Buyan und Danau Tam- blingan, genießen konnten. Danach fuhren wir einen Schlenker zum gemütlichen Bergdorf Munduk, welches eingebettet in saftiges Grün der umliegenden Hänge und Reisterrassen liegt und wo man noch Reste der holländischen Besatzung in Form von Gutshäusern und anderen Gebäuden finden kann.
Die Straße nach Munduk wurde dann nochmal dermaßen schlecht, dass wir es nicht für möglich hielten, hier unbeschadet wieder heraus zu kommen. Aber unser Suzuki liess uns nicht im Stich und quälte sich durch teilweise abgrundtiefe Schlaglöcher mit der Qualität eines Geländewagens ;-). Das war schon ziemlich heftig und nur Robbes Fahrkünsten ist es zu verdanken, dass wir keinen Achsenbruch erlitten haben….
Danach ging’s weiter Richtung Süden, vorbei an Affen, die auf den Leitplanken saßen und nur darauf warteten, dass ein Touri aussteigt und seine Kekse oder Sonnenbrille hinhält :-).
Unser Tagesziel waren die Jahrzehnte alten Reisterrassen von Jatiluwih, die in unserem Reiseführer als besonders sehenswert angepriesen wurden. Um diese zu sehen, muss man einen langen Weg in Kauf nehmen und am Ende waren wir nicht wirklich beeindruckt von der Landschaft, weil momentan auf den Terrassen alles andere nur kein Reis angebaut wird. Trotzdem haben wir einige schöne Fotos schießen können und den Ausflug dorthin nicht bereut. Danach gings noch zum Tempel Pura Luhur Batukau, der als spirituellster Tempel Balis gilt und sich am Fuße des Berges Gunung Batukau befindet.
Auf dem Rückweg nach Lovina, wo wir eine weitere Nacht verbracht haben, stoppten wir kurz vor Sonnenuntergang noch am bekannten Tempel Pura Ulun Danu Bratan, einem Hindu- und Buddhisten-Tempel, der auf einer kleinen Insel im See Danau Bratan thront und wohl das bekannteste Fotomotiv Balis ist. Wir fanden, dass die Fotos in diesem Fall hübscher aussehen als die Wirklichkeit und fuhren nach einem kurzen Stopp zurück ins Hotel.
Am nächsten Tag stand die Region rund um den Vulkan Gunung Batur auf dem Programm. Auf Bali findet man viele Berglandschaften mit zumeist vulkanischem Ursprungs, und die Gegend um den Vulkan Gunung Batur ist wohl die bekannteste davon. Am ehesten kann man die Landschaft dort als ein riesiges Hochplateau beschreiben, in dessen Mitte ein See und mehrerer Vulkankegel zu finden sind. Tatsächlich sind die Ausblicke dort oben auf den Vulkan, den See und die Berge äußerst spektakulär und wir genossen diese intensiv bei Mittagessen direkt am Rande des Hanges, der zum See hinunterführte. Im Anschluss besuchten wir noch den wichtigsten Tempel Balis, den Pura Besakih, und waren beeindruckt von dessen Grösse und spektakulären Lage direkt am Berghang. Unser Reisführer warnt vor einem Ausflug dorthin, da man dort als Tourist nach allen Regeln der Kunst abgezockt werden würde, doch außer den üblichen Maschen, ob man einen Guide möchte oder dass man ohne Guide nicht in den Tempel reingehen darf, war unser Besuch dort ganz entspannt und wir warnen inständig davor, alles zu glauben was im Reiseführer steht!
Nachdem wir noch einen ewigen Umweg zum Geldautomaten fahren mussten, checkten wir abends im Matahari Ressort in Tulamben ein, einem Küsten-Ort eigentlich nur für Taucher gemacht, um am nächsten Tag den wohl bekanntesten Tauchplatz Balis zu betauchen, nämlich das 1942 gesunkene Wrack des US-Cargo-Schiffes Liberty. Es wurde damals von einem japanischen U-Boot in der Nähe von Lombok, der Schwesterinsel Balis, abgeschossen. Gestrandet ist es dann in der Nähe von Tulamben und wurde durch den Vulkanausbruch 1963 noch näher an den Strand katapultiert, sodass man, um es zu betauchen, direkt am Strand einsteigen kann und nur kurz schwimmen muss, bevor das riesige, mehr als 100 Meter lange Schiff ins Blickfeld rückt.
Die Nacht davor schlugen wir uns jedoch zunächst erstmal mit Fußball um die Ohren und bereuten, dass wir wegen dem langweiligen Spiel Spanien gegen Kroatien überhaupt wach geblieben sind ;-).
Am nächsten Tag ging’s dann nach dem Frühstück mit Tauchausrüstung Richtung Wrack und unser erstes richtiges Wracktauchen hat uns nachhaltig beeindruckt und es war schon sehr cool zu sehen, was das Meer mit solch einem riesigen Stahlmonster nach 70 Jahren anstellt und welche Lebewesen dort eine neue Heimat finden.
Wieder über Wasser fuhren wir in den gemütlichen Küstenort Amed weiter nordöstlich und beendeten den besonderen 19. Tag im Juni mit einem Sunset-Cruise auf einem Mini-Boot, der, wenn auch nicht gerade bequem, doch sehr schön und romantisch war :-)!
Am letzten Tag mit unserem Mietwagen brachten wir dann nicht mehr wirklich etwas Sinnvolles zustande, sondern fuhren zunächst sinnlos in der Nähe von Ubud auf der Suche nach einem Hotel durch die Gegend, leider ohne nur annähernd Erfolg zu haben. Wir entschlossen deshalb, noch an diesem Tag zurück in den Süden zu fahren, doch weder in Kuta noch in Sanur fanden wir ein passendes Hotel für uns – entweder war es bereits ausgebucht, viel zu schäbig und überteuert oder wir haben es erst gar nicht gefunden. Es war wirklich wie verhext. Am Ende buchten wir etwas direkt über Internet, fuhren optimistisch dorthin und fanden uns in einem Alptraum wieder, der kaum zu beschreiben ist. Ekelhaftes Bad, riesige Kakerlaken auf dem Boden, die Wände schimmelig, es hat gestunken, die Laken waren dreckig und obwohl wir ja bereits einiges erlebt und auch überstanden haben, war das wohl das Schlimmste von allen und zuviel für uns an diesem Abend. Wir hielten es dort einfach nicht aus, und obwohl wir bereits bezahlt hatten und uns dieses Geld auch nicht zurückerstattet wurde, suchten wir uns nochmals ein anderes Hotel, was uns mit weißen Laken und einer Wohlfühl-Atmosphäre erwartete, die wir nach diesem Tag auch dringend, dringend brauchten!!
Und damit endete unsere Zeit mit fahrbarem Untersatz auf Bali und am nächsten Tag gaben wir das Auto ohne Beulen (wohoo) wieder ab. Wir können mit Fug und Recht behaupten, den größten Teil der Insel gesehen zu haben und vor allem das Bergland, die Vulkane sowie die gemütlichen Küstenorte im Norden haben uns ausgesprochen gut gefallen und waren eine Wohltat zum Trubel im Süden der Insel, in den wir uns bis zum Ende der Fußball EM nochmals gestürzt haben.

Coming next: Eat – Football – Love auf Bali: Letzter Teil



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