Welcome to Skybury – unsere ersten Wochen im Australia Coffee Center

2 02 2013

Wir machen noch einmal einen Zeitsprung zurück in den Oktober: Nach der glücklichen Fügung in der Woche zuvor, durch die wir den Job bei Skybury bekommen hatten, zogen wir am Sonntag, den 28.10. in eines der beiden Farmhäuser ein, in denen Zimmer für die Arbeiter vermietet werden. Den Nachmittag verbrachten wir noch in trauter Zweisamkeit, bis später am Abend die ganze Meute unserer Mitbewohner auf einen Schlag von deren Wochenendtrip eintraf. Wir waren sehr gespannt auf unsere Kollegen und hofften, nicht erneut mit ausschließlich 19-jährigen Party-Backpackern nicht nur zusammen arbeiten, sondern diesmal auch leben zu müssen!
Carolin aus Estland, Thibaut aus Frankreich und Jessica aus England – unsere drei Mitbewohner in den ersten Wochen – waren bis auf einen alle bereits jenseits Mitte Zwanzig und wir verstanden uns von Anfang an super gut mit ihnen. Im Haus nebenan wohnte zu diesem Zeitpunkt lediglich ein ebenfalls sehr liebes belgisches Paar, welches wir auch ins Herz schlossen.
Doch auf was für einer Art von Farm waren wir eigentlich gelandet? Skybury (
www.skybury.com.au) baut auf ca. 120 Hektar Papayas, Bananen, Longans (ähnliche Frucht wie Lychees) und Kaffee an, wobei Ersteres die Haupteinnahmequelle darstellt. Kaffee ist jedoch auch ein bedeutender Geschäftszweig und den Skybury Kaffee kann man weltweit – natürlich auch im Deutschland – kaufen. Ian und seine Frau Marian, die Inhaber der Plantage, haben die Farm vor 25 Jahren übernommen und diese in 2006 um das Australia Coffee Center erweitert, ein wunderschönes Restaurant/Museum/Shop, eingebettet in die tolle Landschaft der Tablelands und mit einem fantastischen Blick über die Plantage. Mark, einer der Söhne, arbeitet im Familienbetrieb als Farm Manager und hat 2011 bei der australischen Version von „Bauer sucht Frau“ (leider erfolglos) eine Bauersfrau gesucht. Na, da waren wir ja auf einer prominenten Farm gelandet ;-).
Als wir damals das erste Gespräch mit Marian hatten, stellte sie uns in Aussicht, dass wir beide Papayas ernten und packen werden. Am Sonntagabend jedoch kam später noch Mark zu uns und bat darum, dass ich mich am ersten Arbeitstag beim Bananenpacken einfinden sollte. Neeein, nicht schon wieder Bananen!!! Warum muss immer ich zu den blöden Bananen, soll das etwa mein Schicksal sein weil ich sie (immer noch) sehr gern mag und wir damals im Osten keine hatten?!? 🙂
So startete der erste Arbeitstag für mich wieder mit Bananen packen, wohingegen der Rest der Leute inklusive Robbe im Papaya-Team arbeiteten. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass ich es mit dem Bananen-Job viel besser getroffen hatte als die Papaya-Kollegen, denn unser Team besteht nur aus vier Personen, wir packen hier zudem die Luxussorten der Banane – Ladyfinger und Ducass – und es geht mehr um Qualität als um Quantität im Gegensatz zur letzten Farm, wo Cavendish gepackt wurden, die Sorte, die wir in Deutschland in den meisten Fällen kaufen können.
Auch für Robbe war der Job bei Skybury zwar oft sehr hart, dafür aber abwechslungsreich und umgeben von netten Kollegen war alles halb so schlimm. Einige Wochen später stießen dann auch wieder Martin und Anne zu uns, die ebenfalls Jobs auf der Farm erhielten und ins Sharehouse nebenan einzogen. So konnten die Jungs endlich auch einmal zusammen arbeiten und hatten ne Menge Spaß….
An den Wochenenden vertrieben wir uns die Zeit mit Ausflügen in die Umgebung, mit Shoppen in Cairns oder Baden an den diversen Flüssen im Umkreis oder im Meer. Wir veranstalteten alle zusammen Barbecues, fuhren auf eine Party nach Kuranda (einer Hippie-Kommune auf dem Weg Richtung Cairns, super schön gelegen am Rande des Gebirges im Regenwald), schauten Filme oder tranken Wein und berichteten uns gegenseitig von unseren Leben jenseits von Farmalltag und Australien.
Am 14.11. durften wir ein besonderes Highlight unserer Reise erleben: In Nordaustralien fand eine totale Sonnenfinsternis statt und in Mareeba, dem Ort wo wir uns befanden, verschwand die Sonne zu über 99 % hinter dem Mond. Am Morgen fanden wir uns alle bereits 6 Uhr auf einem Hügel ein, von dem aus man die Sonnenfinsternis sehr gut beobachten konnte. Der Wettergott war mit uns und bescherte uns an diesem Morgen einen wolkenlosen Himmel. Der Anblick der Sonne, die immer mehr vom Mond bedeckt wurde, war weniger spektakulär, zumal der Blick durch die Brille (man darf keinesfalls ohne diese eine Sonnenfinsternis beobachten, sonst können gravierende Augenschäden bis zur Erblindung auftreten) lediglich einen hellen Halbkreis innerhalb tiefsten Schwarz zeigte. Als sich dann aber der Mond um genau 6.38 Uhr komplett vor die Sonne schob, hieß es Brillen ab und der Anblick war einfach nur überwältigend! Wir alle hatten Gänsehaut, als für 1 Minute und 41 Sekunden die Sonne komplett verschwunden war und sich die Sonnenkorona, also die leuchtende „Atmosphäre“ der Sonne zeigte, die man nur bei einer Sonnenfinsternis sehen kann. Es wurde kalt, dunkel und still und man bekam einen Eindruck davon, wie verheerend es wäre, diesen Feuerball nicht permanent über uns zu haben..
Der Anblick der totalen Sonnenfinsternis war unbeschreiblich, aber leider oder glücklicherweise auch nur sehr kurz, denn Sekunden später zeigte sich die Sonne bereits wieder und es wurde hell, warm, und wir alle waren um ein unvergessliches Erlebnis reicher!
Als dann die Weihnachtszeit anbrach, tauschten wir uns miteinander über die unterschiedlichen Gebräuche in unseren Heimatländern aus, was super spannend war. Wir beschlossen, an jedem Adventswochenende ein Dinner zu veranstalten – jeweils gekocht von einer anderen Nationalität und möglichst etwas Typisches für Selbige. So kamen wir in den Genuss eines englischen Weihnachtsessens, eines estnisch – französischen Dinners und natürlich eines deutschen Abendessens, allesamt super gut gemacht, sehr lecker und die obligatorischen zusätzlichen Weihnachtskalorien blieben damit auch dieses Jahr für uns nicht aus ;-)!
Am 19.12. veranstaltete Skybury eine Weihnachtsfeier, bei der sogar wir Backpacker eingeladen waren. Auf welcher anderen Farm gibt’s das schon?! Die Feier fand im Restaurant des Coffee Centers statt, es gab frische Garnellen, Salate, ein Barbecue, (zuviel) Wein und selbstgemachten Sangria. Die Party wurde später im Sharehouse fortgesetzt und da wir die Einzigen waren, die am nächsten Tag arbeiten wollten und mussten, waren wir heilfroh, als wir diesen darauffolgenden, quälend langen Arbeitstag nach einer langen, feucht-fröhlichen Nacht überstanden hatten… Aber wer feiern kann, kann auch arbeiten, gelle!! 😉
Ja, und dann war auch schon Heiligabend (wow, wir nähern uns der aktuellen Zeit :-)) und wir wollten Selbigen eigentlich an unserem Lieblingsstrand in Mission Beach, ca 200 km südlich verbringen. Zunächst ging’s aber nach Cairns ins supergünstige Markenoutlet DFO, um uns gegenseitig Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Nach gefühlten 100 Stunden im Einkaufszentrum machten wir uns endlich auf Richtung Süden, aber auf dem Weg wurde das Wetter plötzlich immer schlechter und schlechter, bis wir nach 50 km anhielten und schlauerweise mal die Vorhersage für Mission Beach checkten. Auch für die kommenden Tage war Regen vorausgesagt und da wir unser Weihnachten nicht den ganzen Tag im Camper sitzend verbringen wollten, drehten wir kurzerhand um und fuhren die  100 km zurück zur Farm! Gute Entscheidung, wie sich später herausstellte: An den Feiertagen hatten wir in den Tablelands super Wetter, waren baden und genossen unser Weihnachten in der Sonne. Der Heiligabend selbst war ebenfalls sehr gemütlich! Alle unsere Mitbewohner waren ausgeflogen, wir hatten das Haus ganz allein für uns, kochten lecker und erlebten wohl den ruhigsten und stressfreisten Heiligabend unseres Lebens :-)!
Nach den Weihnachtstagen hieß es dann aber nochmal ranklotzen – da die Früchte einige Tage mehr Zeit als sonst hatten zu wachsen, schoben wir 12-Stunden-Schichten und füllten dadurch unser Reisekonto umso mehr auf.
Silvester verbrachten wir noch einmal im Billabong in Kuranda mit all unseren Kollegen und hatten einen netten Abend, leider ohne jegliches Feuerwerk, dafür aber mit guter Musik und Gesellschaft. Raketen oder Knaller werden in Australien an Silvester im Gegensatz zu Deutschland nicht verkauft und so mussten wir uns mit Wunderkerzen und Kinder-Knallbonbons begnügen.
Aus den ursprünglich geplanten 4 Wochen bei Skybury waren wir am Jahresende bereits bei 10 angelangt und da uns der Boss bereits vor Weihnachten darum bat, aufgrund einer Urlaubsvertretung (und natürlich weil er uns so sehr mag und wir so harte Arbeiter sind ;-)) noch bis Januar zu bleiben, lagen weitere 4 Wochen vor uns. Die Wochen auf der Farm vergingen trotz oder vielleicht vor allem wegen der harten Arbeit super schnell und wir hatten trotz dieser eine tolle Zeit mit all den lieben Leuten, denn genau das macht den grossen Unterschied!
Vielleicht fragt sich der ein oder andere Leser: Warum halten die Beiden es soo lange auf einer Farm aus? Dafür gibt es mehrere Gründe:
1. Farmjobs sind in Australien super einfach zu bekommen, man geht hin, fragt an und kann oftmals schon am selben Tag anfangen zu arbeiten. Keine Bewerbung, Lebenslauf, Vorstellungsgespräch etc. Und wenn man sich nicht allzu blöd anstellt, behält man den Job auch ne Weile.
2. Wir beide wollten unbedingt einmal die Erfahrung machen, mit unseren Händen nicht nur die Tastatur eines PCs zu bedienen, sondern mit Selbigen auch mal im Dreck zu wühlen und uns später in der Dusche diesen vom Körper abzurubbeln. Da bekommt der Begriff  „Waschen“ gleich eine ganz andere Bedeutung! Ausserdem kriegt man Muckis und wird fit – toller Nebeneffekt der schweisstreibenden Arbeit!
3. und für uns der Hauptgrund: Wir wollten unsere Reise verlängern aber dazu brauchten wir Kohle. Die verdienen wir jetzt, und können zudem noch Australien genießen! 😉
4. Der Kopf ist frei!! Frei von Stress, Sorgen und zermarternden Gedanken über anstehende Projekte im Office. Einfach mit dem restlichen Teilen des Körpers arbeiten und das Gehirn für schöne Gedanken nutzen. Sicher kein Zustand für immer, aber wahnsinnig erholsam und regenerierend für eine begrenzte Zeit!
In diesem Sinne: Entspannte und sonnige Grüsse aus der Ferne!
Robbe und Heike



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