Wir wagen uns auf unbekanntes Terrain – Trip durch das südliche New South Wales

28 02 2013

Am 13.02. erreichten wir ein wichtiges Etappenziel – die Küste südlich von Sydney. Bis hierhin hatten wir es während unseres ersten Trips durch Australien nicht geschafft und waren gespannt, was uns im südlichen New South Wales erwarten würde.
Bekommen haben wir zunächst mal viel kühleres Wetter! Den Auto-Ventilator für den Zigarettenanzünder, den wir im Norden aufgrund heißer Nächte erstanden haben, konnten wir getrost wieder in den letzten Winkel verstauen und dafür die dicke Decke rauskramen. Tagsüber war es jedoch meist schön sonnig, und bei kühleren Nächten und Abenden lässt es sich ohnehin viel besser aushalten und schlafen.
Am Morgen verließen wir zunächst unseren Schlafplatz am Lookout über das verschlafene Küstendorf Stanwell Park und fuhren zur dortigen Beach, um zu duschen und zu frühstücken. Danach ging’s auf der Pacific Ocean Road (nicht zu verwechseln mit der Great Ocean Road, die befahren wir auch noch) Richtung Wollongong. Da das Wetter an diesem Tag nicht so prickelnd war, legten wir erstmal einen Wasch- und Shoppingstopp ein.
Als Belohnung für unsere Mühen wurde es später am Tag dann doch noch sonnig und wir fuhren ins Landesinnere in die Berge zum Känguru Valley. Der Weg dorthin war wunderschön: Die Straße schlängelte sich die Berge hinauf, überall Wälder und sattes Grün. Hier und da äußerst gepflegte Farmen mit Herrenhäusern, die man eher in England als in Australien vermutet hätte. Die meisten der Wohnhäuser wurden so auf einen Hügel gebaut, dass vom Wohnzimmerfenster aus die 100 km entfernte Küste zu sehen ist. Unbezahlbare Aussichten also, der helle Wahnsinn!
Die Landschaft hier war uns so in Australien noch nicht begegnet und wir waren von ihr begeistert! Unser Weg führte uns an diesem Tag noch zu den Fitzroy Falls, mehreren spektakulären Wasserfällen, die sich in ein tiefes, tiefes Tal ergießen ;-). Wir unternahmen dort noch eine kleine abendliche Wanderung zu verschiedenen Lookouts mit schwindelerregenden Blicken in den Abgrund. Danach fanden wir einen grandiosen und noch dazu kostenfreien Campingplatz inmitten der Berglandschaft.
Da hat selbst der meckerfreudigste Deutsche nun wirklich nichts mehr zu mosern: Was die Australier ihren Landsleuten und auch Touristen bieten, ist schon einmalig und steht in keinem Vergleich zu unserer Heimat. Im ganzen Land gibt es kostenfreie Campingplätze, die meisten davon weiträumig und eingebettet in schöne Landschaften oder an Meer-, See- oder Flussufern.
In jedem noch so kleinen Kaff findet man saubere (!) öffentlichen Toiletten, nach denen man nie lange suchen muss. In den Strandorten gibt es öffentliche Duschen, oftmals sogar Indoor mit dazugehöriger Privatsphäre. Von den öffentlichen, sehr gut funktionierenden Barbecues haben wir ja bereits geschwärmt, und für die Sportlichen unter uns gibt’s in jeder mittelgroßen Stadt ausgeschilderte Laufstrecken und teilweise sogar Fitnessgeräte zur Benutzung, die sicherlich nicht mit denen im Fitnessstudio mithalten können aber dennoch ausreichend sind, um Bauch, Beine und Po zu trimmen. In Deutschland wären die Barbecues wohl bereits in der ersten Nacht beschädigt, beschmiert oder ganz abgebaut und mitgenommen worden, doch hier in Australien wissen die Leute anscheinend zu schätzen was ihnen geboten wird und haben keinen Drang, selbiges zu demolieren. Gerade für die Camper unter den Touristen sind all diese Dinge Gold wert und erleichtern das Nomadenleben extrem!
Am nächsten Morgen verließen wir nur ungern den tollen Campingplatz und fuhren zunächst zum Cambewarra Lookout, eines der Plätze in den Bergen der südlichen NSW Highlands, wo man an klaren Tagen bis zum Meer schauen kann.
Danach ging’s auch gleich zurück zu Selbigem, und unser erstes Ziel dort war Jervis Bay. Als wir dort ankamen meinten wir uns kurzzeitig auf den Whitsunday Islands im Norden Australiens wiederzufinden: Schneeweißer Sand und türkisfarbenes Meer, welches in verschiedensten Nuancen schimmerte. Im dazugehörigen Ort Huskisson haben wir eine Weile die Atmosphäre dieses wunderbaren Küstenabschnitts genossen, einen Strandspaziergang unternommen und in der Lagune gebadet. Spätestens dann hat uns das kalte Wasser jedoch daran erinnert, dass wir uns nicht mehr im tropischen Norden Australiens befinden. Brrrr – war das kalt, und hat wohl eher etwas mit unseren bekannten heimatlichen Gewässer gemein. Nichts desto trotz waren die Strände dort eine Augenweide, die wir so wirklich nicht erwartet hätten!
Später am Tag ging es noch zum Sussex Inlet, einem Touristenort an einer Meeresbucht gelegen, und später zur Bendalong Beach, wo wir auf einem Parkplatz direkt an der Beach unseren Schlafplatz für die Nacht einrichteten. Ich traf bei meiner Laufrunde auf riesige Kängurus, die friedlich grasend in den Gärten der Anwohner hockten und wie immer blöd glotzten, als ich vorbei trappte. Die Viecher waren riesig – nicht zu vergleichen mit dem eher schmächtigen, jedoch höchst bösartigen Farm-Känguru Kenny bei Skybury.
Irgendwie haben wir bisher vergessen, über Kenny zu schreiben  – obwohl er definitiv als eines der aggressivsten Kängurus in die Geschichte Australiens eingehen wird. Denn Kenny hatte es auf arglose Farmarbeiter abgesehen, und allein während unserer Zeit bei Skybury verübte er Anschläge auf drei Unschuldige, die nur zufällig in seinem Territorium schufteten. Alle kamen mit üblen Kratzern und Beulen davon, einer davon landete mit seinen Verletzungen sogar auf Seite 1 der dort ansässigen Zeitung! Kenny greift hinterlistig von hinten an und in diesem Überraschungsmoment (wer vermutet schon einen spontanen Angriff eines Kängurus) boxt und kratzt er seinen Gegner mit seinen 1,80 m im stehenden Zustand kurzer Hand zu Boden. Warum Kenny so aggressiv ist, wurde nicht überliefert, wir wissen nur, dass er auf der Farm geboren ist und aufgrund der Abwesenheit weiterer Kängurus seiner Größe vielleicht gern mal seine Kraft an Farmarbeitern misst. Uns ist Kenny auch das ein oder andere Mal auf der Farm begegnet, jedoch immer in gebührendem Abstand. Bei meinen abendlichen Laufrunden war ich spätestens nach dem dritten Angriff etwas geängstigt und habe mich bevorzugt entlang des Kanals aufgehalten, um im Falle eines Falls den Abgang ins Wasser zu machen, in der Hoffnung, Kenny würde mir nicht auch noch hinterher springen. Glücklicherweise bin ich ihn beim laufen nie begegnet….
Nachdem wir Skybury verlassen hatten, wurden wir erneut über eine weitere Attacke von Kenny auf Robbe’s Nachfolger im Bananenteam informiert (es hätte auch Robbe sein können!! ;-)), der jedoch endlich mal zurückgeschlagen und Kenny in die Schranken gewiesen hat. Nach diesem letzten tätlichen Angriff wurde es Ian, dem Boss, dann wohl doch zu bunt mit Kenny, der immer mehr zum Monster mutierte. Anfänglich hatte Ian ihn noch verteidigt („Er ist nun mal ein wildes Tier, und mit diesen ist nicht zu spaßen.“) und uns in einer seiner morgendlichen, leidenschaftlichen Reden Tipps gegeben, was bei einem Zusammentreffen mit Kenny zu tun sei („Schaut ihm in die Augen. Nie den Rücken zukehren. In Afrika wärt ihr sonst alle längst von einem Löwen zerfleischt wurden!“).  Ah-ja..!
Nach dem letzten Angriff jedoch gab er Kenny zum Abschuss frei und ja, das Ende der Geschichte ist, dass Kenny nun wohl in der Känguruhölle schmort und die Farm wieder sicher ist.
Somit nehme ich auch das oben Geschriebene zu meinem Lauf in Bendalong Beach zurück: Nein, ich rannte nicht entspannt an den Kängurus vorbei, sondern sah zu, dass ich in die andere Richtung davonkam, sobald ich die riesigen Viecher sah. Man weiß ja nie, ob so ein Kenny unter ihnen weilt… 😉
Nachdem ich Robbe von meinen Erlebnissen berichtet hatte, verbrachten wir noch einen romantischen Valentinstags-Abend in unserem Lager am Meer.
Am nächsten Tag stand ein Besuch des Lake Conjola auf dem Programm, der direkt am Meer liegt aber leider zum selbigen seit 7 Monaten keinen direkten Zugang mehr hat und deshalb momentan nicht allzu prall und klar gefühlt ist. Zu einem kombinierten See- und Strandspaziergang hat die Gegend jedoch trotzdem eingeladen und so verbrachten wir den Vormittag dort.
Am Nachmittag wollten wir eigentlich den 720 Meter hohen Pigeon House Mountain besteigen, von dessen Spitze man einen tollen Ausblick auf die Berge und das Meer haben soll. Leider war die Straße dorthin so schlecht, dass wir das unserem Auto nicht antun wollten und bereits nach einigen Kilometern (weitere 12 lagen auf der Huckelpiste vor uns) umdrehten und zur Pretty Beach am Bailey Point fuhren. Der Strand dort war wirklich schön, jedoch muss man 7 Dollar bezahlen, um den Tag dort zu verbringen. Wir wagten deshalb nur einen kurzen Blick zum Lookout und zur Beach und fuhren dann weiter zur Batemans Bay, wo wir ein bisschen am Strand lagen und den Nachmittag genossen. Zufälligerweise landeten wir später am Abend noch am Bingie Bingie Point, einer Landzunge mit besonderen Gesteinsformationen, die ins Meer ragt und an deren Seiten zwei schöne Strände angrenzen. Wir hatten an diesem Abend diesen tollen Platz nur für uns, kochten dort und Robbe lichtete später noch den Sonnenuntergang ab. Himmlisch!
Am nächsten Tag besuchten wir nach einem entspannte Frühstück mit Bananenpancakes direkt am Strand von Mystery Bay ein süßes historisches Dörfchen mit Namen Central Tilba und den dortigen Wochenend-Markt.  Danach führte uns unser Weg zur Camel Beach mit einer Gesteinsformation, die an eben dieses Tierchen erinnert. Auf dem weiteren Weg kamen wir an verschiedenen Aussichtspunkten vorbei und konnten wunderschöne Strände und verschlafenen Küstenorte bewundern. Megan und Dave gaben uns den Tipp, dass die Küstenstraße von Bermagui nach Tathra besonders schön sei und wir wurden nicht enttäuscht.
Nächste Station war der Mimosa Nationalpark, wo wir einige Stunden an der Middle Beach mit lesen, essen und schlafen verbrachten. Von dort ging’s ins Städtchen Bega zum einkaufen (hier kommt übrigens einer der leckersten Käsesorten Australiens her) und dann Richtung Berge. Die nächsten beiden Tage wollten wir in den Snowy Mountains, den mit über 2000 Metern höchsten Bergen Australiens verbringen, in denen man im Winter auch Ski fahren kann.
Sobald wir ein Stückchen von der Küste entfernt über die erste Bergkette ins Landesinnere fuhren, veränderte sich die Landschaft erneut. Anstatt sattem Grün fanden wir hier nur noch vertrocknete Wiesen und Bäume vor, also eigentlich typische Outback-Landschaft. Mit den Bergen und den vielen  Gesteinsbrocken hier war das jedoch viel reizvoller und nicht so langweilig anzusehen wie das Outback, welches wir bisher gesehen haben. Die Abendsonne ließ alles im goldenen Licht erstrahlen und wir waren mal wieder beeindruckt von der Vielfältigkeit des australischen Kontinents. Endstation an diesem Tag war das Städtchen Cooma, ca. 90 km vorm Eingang des Snowy Mountains National Parks. Wir gönnten uns dort einen Campingplatz mit heißer Dusche, die man hier auch braucht, denn die Temperatur in den Nächten fällt selbst im Sommer gern mal unter 5 Grad.
Am nächsten Morgen fuhren wir weiter nach Jindabyne, dem Gateway in die Snowy Mountains. Dort gibt es einen sehr schönen See, an dessen Ufern die Stadt gebaut ist. An diesem Sonntag fand dort ein Drachenbootrennen statt und es war dementsprechend voll in der Stadt und am See. Wir liefen eine Runde am See entlang und besuchten dann noch einmal das Visitor Information Center, um uns über die Eintrittspreise in den Nationalpark sowie Camping- und Liftpreise zu informieren. Obwohl wir schon bis hierher gekommen waren, entschieden wir am Ende doch, nicht direkt in den Nationalpark reinzufahren. Wir hatten am Vorabend bereits ein bisschen recherchiert und bereits hier wurde klar, dass die Snowy Mountains zwar hoch sind, aber außer der Möglichkeit des Skifahrens im Winter nicht wirklich reizvoll für Wanderungen im Sommer sind (und schon gar nichts mit der Landschaft unserer europäischen Alpen gemeinsam haben).
Dazu kommt noch, dass sich die Aussies in diesem Fall den Besuch des Nationalparks richtig gut bezahlen lassen. Neben einer Eintrittsgebühr pro Tag fallen noch hohe Preise für Liftbenutztung und Camping an, und alles in allem haben wir für uns entschieden, dass uns die Berge nicht das Geld wert sind. Somit sind wir nach dem Besuch von Jindabyne wieder umgekehrt und zurück zur Küste gefahren. Noch einmal wurden wir mit Blicken auf die wunderschöne Landschaft belohnt und schon wegen diesen und dem erfrischendem Bad im Snowy River auf halber Strecke hat sich der Trip Richtung Berge für uns definitiv gelohnt!

Coming next: Beeindruckende Natur auf den letzten Kilometern nach Melbourne



On the road again – auf dem Weg Richtung Süden gibt’s Einiges zu tun!

20 02 2013

Herrlich, endlich wieder unterwegs zu sein! Summa summarum haben wir in Australien fast 6 Monate gearbeitet, um unsere Weiterreise zu finanzieren. Wir hatten definitiv gute Zeiten, aber nichts ist schöner als die hart verdiente Kohle wieder auszugeben und weitere unbeschwerte Reisemonate zu geniessen!
Am Sonntag, den 3. Februar hieß es endgültig Abschied nehmen von Farm, Sharehouse, Kollegen und unserem Chef, und nachdem wir wirklich allen Tschüss gesagt hatten, machten wir uns auf nach Ingham, 287 km südlich gelegen, wo wir unsere Freunde Maria und Elmar besuchten und ebenfalls endgültig Good Bye sagen mussten.
Beide sind Phillipinos, leben seit langer Zeit mit ihren Partnern bzw. Familien in Australien und arbeiten ebenfalls auf der Bananenfarm in Cardwell, wo wir unsere ersten 2 Monate verbracht hatten. Und wieder erlebten wir einen Abend voller Gastfreundschaft, gutem Essen und lustigen aber teilweise auch skurrilen Geschichten vom Leben in Australien und auf den Philippinen.
Ausgestattet mit einem riesigen Lunchpaket, frisch geduscht und ausgeruht starteten wir am nächsten Morgen unsere Fahrt weiter Richtung Süden. Die Ostküste von Sydney nach Cairns hatten wir bereits während unseres ersten Australien-Aufenthalts im letzten Jahr bereist und so gut wie alles Interessante gesehen. Deshalb wollten wir die Strecke diesmal so schnell wie möglich hinter uns bringen, um südlich von Sydney neues und für uns unbekanntes Terrain zu erkunden.
Die nächsten beiden Tage bestanden deshalb vor allem aus Kilometern „schrubben“. Bis auf einige Shopping-Stopps und einen schönen Abend mit lecker frischem Fisch (ebenfalls ein Präsent von Maria und ihrem Freund Frank) auf einer kostenfreien Campstelle direkt am Strand in Carmila Beach blieben diese beiden Tage ereignislos.
Am Abend des 6.2. erreichten wir Hervey Bay, dem Gateway zu der größten Sandinsel der Welt – Fraser Island. Während unserer ersten Reise durch Australien waren wir zu geizig, uns einen Trip nach Fraser zu leisten, doch diesmal – mit unserem hart verdienten Dollar – wollten wir uns einen Tag auf Fraser gönnen, zumal ein Besuch der Insel ein „Must-do“ an der Ostküste Australiens ist.
Unser Weg nach Hervey Bay führte uns auch durch Bundaberg, dem Ort, der am schwersten von der Flut im Januar betroffen war. Es war wirklich schlimm anzusehen, wie dort ganze Straßenzüge verwüstet sind und die Bewohner die kaputten Möbel und Einrichtungen aus den zerstörten Häusern schleppten. Wenigstens sind Lebensmittel und Sprit aufgrund stattlicher Fluthilfe momentan sehr günstig und auch wir profitierten davon, wir geben es zu..
Aber nun zurück nach Hervey Bay: Dort angekommen fuhren wir zunächst einige Hostels an, um die Tourpreise für einen Trip nach Fraser zu vergleichen. Wir hatten uns bereits erkundigt und wussten, dass das Mieten eines Jeeps (auf der Insel gibt es nur Sandpisten und keinerlei befestigte Straßen, sodass man in jedem Fall ein Auto mit Allradantrieb braucht) für zwei Leute ein Vermögen kostet, es sei denn wir finden weitere Mitstreiter die sich den Preis mit uns teilen… Aber wie sollte das möglich sein, noch am selben Abend Leute zu finden, die mit uns am nächsten Tag nach Fraser kommen??
Aber unverhofft kommt ja bekanntlich oft, und als wir in einem der Hostels fragten, wieviel geführte Touren nach Fraser kosten (sowas mögen wir generell überhaupt nicht, aber diesmal hatten wir wie es aussah keine andere Wahl), erkundigte sich zum selben Zeitpunkt ein anderer Backpacker nach Touren, und kurzerhand quatschte Robbe ihn an und fragte, ob er nicht Lust hätte, mit uns zusammen einen Jeep zu mieten und Fraser auf eigene Faust unsicher zu machen. Oliver aus Österreich war direkt hellauf begeistert und kannte sogar noch zwei weitere Jungs, die am nächsten Tag auf Fraser wollten. Nach einigen Anrufen und Diskussionen buchten wir schlussendlich einen Jeep der Marke Landcruiser, in dem max neun Personen Platz haben und wir fünf komfortabel unterkommen würden.
Am Abend fanden wir nach einigem Suchen anscheinend die inoffizielle Camper-Schlafstelle Hervey Bays und stellten uns einfach mal zu der Gruppe Backpacker-Camper dazu, die in einer Straße in der Nähe von öffentlichen Toiletten bereits parkten und schliefen. Das ist immer sehr lustig, wenn man eine Schlafstelle in einer Stadt sucht und dann zufällig auf ein Örtchen trifft, wo es auch anderen Campern zu gefallen scheint, auch wenn es meistens nicht ganz legal ist dort zu stehen. Aber man fühlt sich gleich sicherer, wenn Gleichgesinnte in der Nähe sind 😉
Der nächste Tag begann früh mit einer Einführung durch die Autovermietung in die Bedienung eines Jeeps auf einer Insel, die ausschließlich aus mit Löchern übersäten, total zerfahrenen Sandpisten besteht (ja, da gibt’s einiges zu beachten!). Gut, dass nur Robbe und Oliver als offizielle Fahrer eingetragen waren und die gut einstündige Schulung konzentriert über sich ergehen lassen mussten. Wir anderen konnten in der Zeit unseren Kaffee schlürfen und uns schonmal besser miteinander bekannt machen 🙂
Nach einer gefühlten Ewigkeit ging’s dann los und zusammen mit einigen anderen Individualreisenden und den vielen armseligen Pauschal-Touris setzte uns die Fähre pünktlich um 8.30 Uhr auf Fraser über.
Mit einer Fläche von 1840 km² ist Fraser die größte Sandinsel der Welt, gehört seit 1992 zum UNESCO-Weltnaturerbe und ist Teil des Great-Sandy-Nationalparks. Bis auf einige Gesteinsformen vulkanischer Herkunft besteht sie ausschließlich aus Sand, wobei die höchste Sanddüne 240 Meter hoch ist.
Um sie an einem Tag zu erkunden, ist sie eigentlich viel zu groß – 124 km lang und durchschnittlich 15 km breit. So konzentrierten wir uns auf einige Spots und fuhren zunächst DAS Highlight, den Lake McKenzie an.
Auf Fraser gibt es fast 200 Süßwasserseen, aber der Lake McKenzie soll der Schönste von allen sein. Dort angekommen fanden wir tatsächlich weißen Sand und kristallklares (kaltes) Wasser vor, aber soo schön wie wir ihn uns vorgestellt hatten, war er dann doch nicht. Das lag wahrscheinlich auch daran, dass es die letzten Wochen so stark geregnet hatte und der See anstatt strahlend blau momentan eher gruselig dunkel-grün schimmert. Für einige tolle Fotos hat es aber in jedem Fall gereicht und schnell ging es weiter zum nächsten Highlight, wir hatten ja nicht viel Zeit. Neben dem tiefsten See der Insel, den Lake Wabby, der wohl bald von der Sanddüne verschluckt wird, die sich unaufhaltsam ihren Weg Richtung See bahnt, staunten wir noch über das Wrack des 1935 gesunkenen Luxusliners S.S. Maheno. Später am Tag badeten wir in den Champagne Pools im Norden der Insel (die einzige sichere Badestelle im Meer, ansonsten vermiesen starke Strömungen, Haie und andere Nettigkeiten den ungetrübten Badespass im Ozean) und heizten mit 100 Sachen am Strand entlang – was für ein Spaß! Weniger Spaß (ausser für den Fahrer) machte die Fahrt auf den Sandpisten im Inneren der Insel – wir Beifahrer wurden dabei ordentlich durchgeschüttelt. Am Nachmittag wurden Fahrer und Jeep dann nochmal richtig herausgefordert: Zunächst ging es einen steilen Berg mit extrem weichen Sand nach oben, bei dem vor uns bereits einige Autos stecken blieben (und laut Autovermietung die meisten stecken bleiben). Aber nicht mit uns – ohne Probleme bewältigten wir den Hang. Auf dem Rückweg zur Fähre verfuhren wir uns dann jedoch richtig und mussten nochmals einen Hang hinauf, bei dem die Straße richtig übel war und vor uns plötzlich ein sicherlich 80 cm hoher Absatz klaffte. Alle im Auto schrien durcheinander: „Halt an, das schaffen wir auf keinen Fall! Hilfe! Schei…!!“ – aber Olli, der Fahrer, dachte sich wohl „Augen zu und durch“ und hielt genau auf den Absatz zu. Und schwupp, wir alle konnten’s nicht fassen aber der Jeep schaffte es ohne Probleme den Hang hinauf und nahm selbst den Absatz mit links. Oh man, das war wirklich abenteuerlich, hat aber auch mega Spaß gemacht!
Um 17 Uhr ging’s dann leider bereits zurück aufs australische Festland, und nach einem Tag voller Adrenalin und Abenteuer trennte sich unsere illustre Truppe wieder und wir gaben den Jeep – wir konnten es selbst kaum glauben – unbeschadet zurück. Insgesamt hatte uns die Tour nach Fraser pro Person inkl. Auto und Sprit gerade einmal 141 Dollar gekostet. Die günstigste Pauschal-Tour ist für 155 Dollar zu haben – es lohnt also auf jeden Fall, sich zu einer kleinen Gruppe zusammenzufinden und die Insel auf eigene Faust zu erkunden – macht auch vielmehr Spaß! 😉
Die folgende Nacht verbrachten wir nochmal in Hervey Bay, bevor wir am nächsten Tag sehr früh aufbrachen und zur Tin Can Bay ca. 100 Kilometer südlich fuhren. Dort finden sich bereits seit vielen Jahren fast täglich am Morgen eine Gruppe von wilden Delfinen ein, die den Luxus einer sicheren, geregelten Mahlzeit zu schätzen wissen und von Volontären und willigen Touristen ihre Fische überreicht bekommen. Nach einiger Warterei – so schnell wollten wir dann doch nicht aufgeben (uns wurde berichtet dass sich am Vortag kein Delfin blicken ließ und an den Tagen davor kamen sie erst gegen Mittag…), tauchte dann endlich (leider nur) ein Delfin auf und wartete seinerseits geduldig auf den Beginn der Fütterung. Als diese startete, gesellten sich plötzlich auch eine Menge futterneidischer Vögel dazu und die Volontär-Damen hatten alle Hände voll zu tun, mit Fahnen und Stöcken die gefrässigen Flatterviecher vom Klauen der Delfinmahlzeit abzuhalten. Der Delfin war wirklich total süss anzusehen, wie er nach den Fischen schnappte, aber die ganze Situation mit Verteidigung gegen weitere hungrige Mäuler war so skurril, dass wir einiges zu lachen hatten ;-).
Nachdem die Fischration aufgebraucht war, gabs für den Delfin keinen Grund mehr zum verweilen und so verabschiedete er sich recht schnell mit vollem Bauch in die Tiefen des Meeres.
Und auch wir brachen zu unserem nächstes Ziel auf – der Stadt Noosa an der Sunshine Coast. Tagsüber faulenzten wir im National Park und am Abend besuchten wir Scott und Angela. Die beiden hatten wir im letzten Jahr auf einem Festival kennengelernt und als sie hörten, dass wir auf dem Weg nach Süden sind, luden sie uns kurzerhand zu sich ein und wir verbrachten einen netten Abend mit Barbecue und Wein bei den beiden zuhause. Am nächsten Tag gab’s noch einen kostenlosen Surfkurs für Robbe (ich gab nach den ersten Wellen auf, bin halt einfach kein Surfer-Girl, obwohl mir das Brett doch recht gut steht ;-)). Obwohl wir die Beiden ja kaum kannten, waren sie extrem gastfreundlich und wir als heimatlose Camper kamen in den Genuss einer heißen Dusche, gefrorener Eisblöcke für unsere Kühlbox und geladener Akkus für all unsere Gerätschaften. 🙂
Am Samstag, den 9.2. ging’s für uns weiter nach Brisbane, wo wir einen superschönen Abend mit Picknick und Blick auf die Skyline verbrachten.
Der Sonntag war wie er sein sollte, nämlich ein Gammeltag. Wir machten es uns auf einer Landzunge nahe Surfers Paradise, der sog. “ The Spit“ gemütlich, relaxten im Schatten, lasen, aßen und Robbe lichtete am Abend nochmals eines seiner Lieblingsobjekte, nämlich die Skyline von Surfers Paradise ab. Außer dieser können wir der Gold Coast jedoch nicht viel mehr abgewinnen – sie ist wohl der touristischste Landstrich Australiens, überall viele Menschen (die man in Australien in grösserer Ansammlung ja gar nicht mehr gewohnt ist) und als Camper darf man eigentlich außer auf den teuren Campingplätzen nirgendwo übernachten.
So setzten wir noch am Abend unseren Weg gen Süden fort, überquerten die Grenze von Queensland nach New South Wales und wurden direkt mal einer Stunde unserer Lebenszeit beraubt. Das liegt am einstündigen Zeitunterschied zwischen den beiden Bundesstaaten, denn Queensland kennt leider keine Sommerzeit. Somit sind wir Euch in der Heimat momentan 10 Stunden voraus! 🙂 Nach einiger Fahrt fanden wir einen ruhigen Rastplatz nahe Byron Bay, wo wir unseren Camper zum schlafen platzierten.
Am nächsten Tag stand ein weiterer Besuch auf dem Programm. Diesmal schauten wir bei Megan und Dave vorbei, die wir über Anne und Martin während unserer Zeit in Cardwell kennengelernt hatten. Die beiden sind nach 5 Jahren (Luxus)-Camperleben wieder sesshaft geworden und bauen  momentan ihr viertes!!! Traumhaus direkt am See in der Nähe des Touri-Hotspots Byron Bay. Die beiden waren schwer am schuften, als wir dort ankamen und so erzählten wir ne Weile aber sagten dann auch recht schnell Good Bye und fuhren weiter nach Byron Bay. Dort wanderten wir nochmals zum Wahrzeichen der Stadt, dem Leuchtturm und zum östlichsten Punkt Australiens. Ohne Frage – Byron Bay ist ein schönes Fleckchen Erde, aber wurde in den letzten Jahren zu sehr gehypt und die Strände sind dort für australische Verhältnisse einfach zu voll und die Touris zu zahlreich.
Nach unserem Rundgang hieß es wieder aufsitzen und unser Camper (wir haben immer noch keinen Namen, eine Schande!) trug uns noch bis Sandy Beach, einem verschlafenen Kaff ca. 600 km nördlich von Sydney, wo wir am Abend sogar eine Steckdose fanden und kurzerhand ein „Office“ am Strand einrichteten und den Abend gemütlich ausklingen ließen.
Am nächsten Tag war Sydney bereits zum Greifen nah und nach einem erfrischenden Bad im Meer und anschließender Dusche konnte uns nichts mehr aufhalten und wir erreichten die größte Stadt Australiens am Abend pünktlich zur Fotostunde (der „blauen Stunde“, nämlich dann, wenn die Sonne gerade untergegangen ist und der Himmel, so die Hoffnung des Fotografen, in bunten Farben schimmert). Wir fuhren nochmals einige Aussichtspunkte an, bei denen man eine gute Sicht auf die Skyline der Stadt hat und Robbe Stativ und Kamera hervorholte. Ich bereitete uns in der Zwischenzeit ein leckeres Picknick vor und genoss die Aussicht bei einem Glas Wein und Schnittchen ;-).
Als alle Fotos im Kasten waren, hielt uns nichts länger in Sydney und so verließen wir noch am selben Abend die Stadt und fanden einen zwar recht windigen aber ruhigen Schlafplatz bei einem Aussichtspunkt auf Stanwell Park südlich von Sydney. Damit hatten wir nach ca 3000 km endlich neues, für uns noch unbekanntes Australien erreicht und wir freuten uns, so eingemummelt im Camperbett, auf alles, was nun noch kommen wird!

Coming next: Stadt, Land, Fluss – alles dabei auf unserem Trip im südlichen New South Wales



Happy Times zu Wasser und an Land – unsere letzten Wochen in Far North Queensland

15 02 2013

Im neuen Jahr standen weitere 4 Wochen Farmarbeit an, die – wie bereits die vorherigen Monate – wie im Flug vergingen. Von Januar bis März ist normalerweise Regenzeit im hohen australischen Norden, aber außer ein paar Schauern hatten wir bis Mitte Januar nichts davon bemerkt. Doch pünktlich in der Woche vor dem Australia Day (der in diesem Jahr in vielen Gebieten Australiens buchstäblich ins Wasser fiel und deshalb im Februar in einigen Städten offiziell nachgefeiert wird) kam endlich der Regen und es regnete mehr oder weniger eine komplette Woche am Stück. Irgendwie hatten wir alle auf den Regen und die damit einhergehende Abkühlung gewartet, aber als es dann nicht mehr aufhören wollte zu schütten und alle Feld-Arbeiter den kompletten Tag einfach nur nass und irgendwann auch ein bissel kalt waren, wünschten sich natürlich alle schnell wieder die Sonne herbei… Tsstss, mal wieder typisch, dass man es niemanden Recht machen kann…
Wir in der Region Cairns bzw. in den Tablelands hatten noch Glück – es regnete heftig und der Wind blies auch etwas mehr als sonst. Weiter südlich jedoch gab es Mitte Januar schwere Unwetter, Stürme und Fluten, die hunderte Häuser verwüsteten und eine Fläche überschwemmt wurde, die größer war als Frankreich und Deutschland zusammen. Zyklon Oswald und die durch ihn verursachten Wetterkapriolen hatten ganze Arbeit geleistet.
Nach einer Woche gehörte der Regen jedoch zumindest bei uns im Norden der Vergangenheit an und das „normale“ Wetter, dh Sonne und 35 Grad im Schatten, stand wieder an der Tagesordnung.
Man muss sich vorstellen: Um halb acht Uhr morgens, nach einer Stunde Arbeit im Bananenfeld bei trotz der frühen Tageszeit schon brütender Hitze, kommen die Jungs bereits durchgeschwitzt mit einem vollen Trailer (ca 60 Bananenstauden, eine wiegt bis zu 50 kg) zurück in die Halle. Da braucht es nicht viel Vorstellungskraft, wie es später am Tag in der Mittagshitze zugeht. Als ich Robbe einige Male zu dieser Zeit getroffen habe, fragte ich ihn, ob der Sprung in den Channel (einer Badestelle auf der Farm) denn erfrischend gewesen sei. Er guckte mich daraufhin nur verständnislos an und erklärte mir, dass er nicht vom baden so aussehe sondern vom arbeiten…;-)
Siesta gibt es in der Mittagshitze natürlich keine, außer der halben Stunde Lunch um 13 Uhr wird auch in der heißesten Zeit des Tages durchgearbeitet.
Am zweiten Januarwochenende (das Erste bestand für uns nur aus dem Samstag, denn am Sonntag mussten wir arbeiten) unternahmen wir mit unseren Freunden Kristiina und Thibaut einen Ausflug zu den Höhlen in Chillagoe. Der kleine Ort liegt ca 150 km von Mareeba entfernt im Landesinneren und ist vor allem für seine Karstgebirge und Kalksteinhöhlen bekannt, die entweder auf eigene Faust oder im Rahmen einer Tour erkundet werden können (der dazugehörige Nationalpark heißt Chillagoe-Mungana Caves National Park). Chillagoe selbst war früher ein florierender Minen-Ort, in dem verschiedenste Mineralien gewonnen wurden. Heute ist lediglich eine Zinkmine übrig geblieben und die Ruinen früherer Schmelzanlagen sind Touristenattraktion.
Chillagoe fühlte sich für uns bereits an wie tiefstes australisches Outback und der Weg dorthin mit einigen verlassenen Schrottplätzen und Häusern am Straßenrand hat uns doch arg an den australischen Horrorfilmklassiker „Wolfs Creek“ erinnert… 😉 Nach unserer Ankunft am Samstag besuchten wir zunächst die Höhle „The Archways“, in die man ohne Guide kraxeln darf. Am Abend fanden wir eine tolle Camp- und Picknickstelle direkt an einem kleinen See und verbrachten einen tollen Abend zu viert mit lecker Barbecue und Schwimmen unterm unvergleichlichen Outback-Sternenhimmel!
Am nächsten Morgen schlossen wir uns einer geführten Tour in die Donna-Cave an, wo eine Höhlenausbuchtung die Form des Madonna-Kopfes hat und man zudem beeindruckende Stalagmiten und Stalaktiten zu sehen bekommt. Na, welche wachsen davon von unten nach oben bzw. andersherum?? 😉
Das vorletzte Wochenende auf der Farm war dann nicht weniger ereignisreich: Am Samstag ging’s nach Cairns, wo wir uns zu sechst ein wahnsinnig schnelles Motorboot ausgeliehen hatten… 🙂 …. und damit das Trinity Inlet erkundeten und auf Krokodiljagd gingen. Crocs bekamen wir leider keine zu Gesicht, dafür durfte jeder einmal Bootsführer spielen.
Am Abend wurden wir zurück im Sharehouse mit einem englisch-französisch-columbanisch-deutschem Nach-Weihnachtsdinner verwöhnt, was sich ohne Zweifel in die Reihe perfekter Abendessen einordnete.
Das letzte, lange Wochenende auf der Farm (wir hatten von Freitag bis einschließlich Montag frei, die längste arbeitsfreie Zeit auf der Farm für uns) verbrachten wir ganz entspannt mit einem letzten (Shopping)-Ausflug nach Cairns, einem Badenachmittag an den Emerald Falls und einem riesigen Freudenfeuer am Freitagabend, wo ein ca. 20 mal 10 Meter hoher Haufen Bewässerungsleitungen, Paletten und anderer Schrott verbrannt wurde.
Und so schnell sich das jetzt hier gelesen hat, so schnell vergingen auch unsere letzten vier Wochen auf der Farm und am Sonntag, dem 2. Februar hieß es dann endgültig Abschied nehmen von Bananen, Papaya, all den lieben Kollegen und Freunden, mit denen wir die letzten Wochen und Monate verbracht haben. Das fiel uns wahrlich nicht leicht! Selbst die sonst coolen Jungs haben sich nur schweren Herzens trennen können und uns Mädels fiels nochmal um Einiges schwerer… Immerhin haben wir jetzt eine Menge neuer Übernachtungsmöglichkeiten in Frankreich, Estland, England und Australien und bekommen hoffentlich ebenfalls in den nächsten Jahren ab und an einmal Besuch von unseren ehemaligen Farmkollegen. Wir möchten uns nämlich nicht vorstellen, dass wir all die lieben Leute nie wiedersehen… 🙁
Aber natürlich gibts immer zwei Seiten der Medaille und für uns bedeutet der Abschied auch wiedergewonne Freiheit – wir sind „on the road again“ und der nun wirklich allerletzte Teil unserer Reise beginnt!
Bis oben hin bepackt ging es mit unserem Camper am Sonntag Richtung Süden, uns bleiben nun noch 4,5 Wochen Zeit in Australien, die intensiv genutzt werden wollen. Uns geht’s also sehr gut und wir sind happy ;-)!
Ganz liebe Grüsse in die Heimat!!

Coming next: On the road again – auf den Weg Richtung Süden gibt’s Einiges zu tun!



Welcome to Skybury – unsere ersten Wochen im Australia Coffee Center

2 02 2013

Wir machen noch einmal einen Zeitsprung zurück in den Oktober: Nach der glücklichen Fügung in der Woche zuvor, durch die wir den Job bei Skybury bekommen hatten, zogen wir am Sonntag, den 28.10. in eines der beiden Farmhäuser ein, in denen Zimmer für die Arbeiter vermietet werden. Den Nachmittag verbrachten wir noch in trauter Zweisamkeit, bis später am Abend die ganze Meute unserer Mitbewohner auf einen Schlag von deren Wochenendtrip eintraf. Wir waren sehr gespannt auf unsere Kollegen und hofften, nicht erneut mit ausschließlich 19-jährigen Party-Backpackern nicht nur zusammen arbeiten, sondern diesmal auch leben zu müssen!
Carolin aus Estland, Thibaut aus Frankreich und Jessica aus England – unsere drei Mitbewohner in den ersten Wochen – waren bis auf einen alle bereits jenseits Mitte Zwanzig und wir verstanden uns von Anfang an super gut mit ihnen. Im Haus nebenan wohnte zu diesem Zeitpunkt lediglich ein ebenfalls sehr liebes belgisches Paar, welches wir auch ins Herz schlossen.
Doch auf was für einer Art von Farm waren wir eigentlich gelandet? Skybury (
www.skybury.com.au) baut auf ca. 120 Hektar Papayas, Bananen, Longans (ähnliche Frucht wie Lychees) und Kaffee an, wobei Ersteres die Haupteinnahmequelle darstellt. Kaffee ist jedoch auch ein bedeutender Geschäftszweig und den Skybury Kaffee kann man weltweit – natürlich auch im Deutschland – kaufen. Ian und seine Frau Marian, die Inhaber der Plantage, haben die Farm vor 25 Jahren übernommen und diese in 2006 um das Australia Coffee Center erweitert, ein wunderschönes Restaurant/Museum/Shop, eingebettet in die tolle Landschaft der Tablelands und mit einem fantastischen Blick über die Plantage. Mark, einer der Söhne, arbeitet im Familienbetrieb als Farm Manager und hat 2011 bei der australischen Version von „Bauer sucht Frau“ (leider erfolglos) eine Bauersfrau gesucht. Na, da waren wir ja auf einer prominenten Farm gelandet ;-).
Als wir damals das erste Gespräch mit Marian hatten, stellte sie uns in Aussicht, dass wir beide Papayas ernten und packen werden. Am Sonntagabend jedoch kam später noch Mark zu uns und bat darum, dass ich mich am ersten Arbeitstag beim Bananenpacken einfinden sollte. Neeein, nicht schon wieder Bananen!!! Warum muss immer ich zu den blöden Bananen, soll das etwa mein Schicksal sein weil ich sie (immer noch) sehr gern mag und wir damals im Osten keine hatten?!? 🙂
So startete der erste Arbeitstag für mich wieder mit Bananen packen, wohingegen der Rest der Leute inklusive Robbe im Papaya-Team arbeiteten. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass ich es mit dem Bananen-Job viel besser getroffen hatte als die Papaya-Kollegen, denn unser Team besteht nur aus vier Personen, wir packen hier zudem die Luxussorten der Banane – Ladyfinger und Ducass – und es geht mehr um Qualität als um Quantität im Gegensatz zur letzten Farm, wo Cavendish gepackt wurden, die Sorte, die wir in Deutschland in den meisten Fällen kaufen können.
Auch für Robbe war der Job bei Skybury zwar oft sehr hart, dafür aber abwechslungsreich und umgeben von netten Kollegen war alles halb so schlimm. Einige Wochen später stießen dann auch wieder Martin und Anne zu uns, die ebenfalls Jobs auf der Farm erhielten und ins Sharehouse nebenan einzogen. So konnten die Jungs endlich auch einmal zusammen arbeiten und hatten ne Menge Spaß….
An den Wochenenden vertrieben wir uns die Zeit mit Ausflügen in die Umgebung, mit Shoppen in Cairns oder Baden an den diversen Flüssen im Umkreis oder im Meer. Wir veranstalteten alle zusammen Barbecues, fuhren auf eine Party nach Kuranda (einer Hippie-Kommune auf dem Weg Richtung Cairns, super schön gelegen am Rande des Gebirges im Regenwald), schauten Filme oder tranken Wein und berichteten uns gegenseitig von unseren Leben jenseits von Farmalltag und Australien.
Am 14.11. durften wir ein besonderes Highlight unserer Reise erleben: In Nordaustralien fand eine totale Sonnenfinsternis statt und in Mareeba, dem Ort wo wir uns befanden, verschwand die Sonne zu über 99 % hinter dem Mond. Am Morgen fanden wir uns alle bereits 6 Uhr auf einem Hügel ein, von dem aus man die Sonnenfinsternis sehr gut beobachten konnte. Der Wettergott war mit uns und bescherte uns an diesem Morgen einen wolkenlosen Himmel. Der Anblick der Sonne, die immer mehr vom Mond bedeckt wurde, war weniger spektakulär, zumal der Blick durch die Brille (man darf keinesfalls ohne diese eine Sonnenfinsternis beobachten, sonst können gravierende Augenschäden bis zur Erblindung auftreten) lediglich einen hellen Halbkreis innerhalb tiefsten Schwarz zeigte. Als sich dann aber der Mond um genau 6.38 Uhr komplett vor die Sonne schob, hieß es Brillen ab und der Anblick war einfach nur überwältigend! Wir alle hatten Gänsehaut, als für 1 Minute und 41 Sekunden die Sonne komplett verschwunden war und sich die Sonnenkorona, also die leuchtende „Atmosphäre“ der Sonne zeigte, die man nur bei einer Sonnenfinsternis sehen kann. Es wurde kalt, dunkel und still und man bekam einen Eindruck davon, wie verheerend es wäre, diesen Feuerball nicht permanent über uns zu haben..
Der Anblick der totalen Sonnenfinsternis war unbeschreiblich, aber leider oder glücklicherweise auch nur sehr kurz, denn Sekunden später zeigte sich die Sonne bereits wieder und es wurde hell, warm, und wir alle waren um ein unvergessliches Erlebnis reicher!
Als dann die Weihnachtszeit anbrach, tauschten wir uns miteinander über die unterschiedlichen Gebräuche in unseren Heimatländern aus, was super spannend war. Wir beschlossen, an jedem Adventswochenende ein Dinner zu veranstalten – jeweils gekocht von einer anderen Nationalität und möglichst etwas Typisches für Selbige. So kamen wir in den Genuss eines englischen Weihnachtsessens, eines estnisch – französischen Dinners und natürlich eines deutschen Abendessens, allesamt super gut gemacht, sehr lecker und die obligatorischen zusätzlichen Weihnachtskalorien blieben damit auch dieses Jahr für uns nicht aus ;-)!
Am 19.12. veranstaltete Skybury eine Weihnachtsfeier, bei der sogar wir Backpacker eingeladen waren. Auf welcher anderen Farm gibt’s das schon?! Die Feier fand im Restaurant des Coffee Centers statt, es gab frische Garnellen, Salate, ein Barbecue, (zuviel) Wein und selbstgemachten Sangria. Die Party wurde später im Sharehouse fortgesetzt und da wir die Einzigen waren, die am nächsten Tag arbeiten wollten und mussten, waren wir heilfroh, als wir diesen darauffolgenden, quälend langen Arbeitstag nach einer langen, feucht-fröhlichen Nacht überstanden hatten… Aber wer feiern kann, kann auch arbeiten, gelle!! 😉
Ja, und dann war auch schon Heiligabend (wow, wir nähern uns der aktuellen Zeit :-)) und wir wollten Selbigen eigentlich an unserem Lieblingsstrand in Mission Beach, ca 200 km südlich verbringen. Zunächst ging’s aber nach Cairns ins supergünstige Markenoutlet DFO, um uns gegenseitig Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Nach gefühlten 100 Stunden im Einkaufszentrum machten wir uns endlich auf Richtung Süden, aber auf dem Weg wurde das Wetter plötzlich immer schlechter und schlechter, bis wir nach 50 km anhielten und schlauerweise mal die Vorhersage für Mission Beach checkten. Auch für die kommenden Tage war Regen vorausgesagt und da wir unser Weihnachten nicht den ganzen Tag im Camper sitzend verbringen wollten, drehten wir kurzerhand um und fuhren die  100 km zurück zur Farm! Gute Entscheidung, wie sich später herausstellte: An den Feiertagen hatten wir in den Tablelands super Wetter, waren baden und genossen unser Weihnachten in der Sonne. Der Heiligabend selbst war ebenfalls sehr gemütlich! Alle unsere Mitbewohner waren ausgeflogen, wir hatten das Haus ganz allein für uns, kochten lecker und erlebten wohl den ruhigsten und stressfreisten Heiligabend unseres Lebens :-)!
Nach den Weihnachtstagen hieß es dann aber nochmal ranklotzen – da die Früchte einige Tage mehr Zeit als sonst hatten zu wachsen, schoben wir 12-Stunden-Schichten und füllten dadurch unser Reisekonto umso mehr auf.
Silvester verbrachten wir noch einmal im Billabong in Kuranda mit all unseren Kollegen und hatten einen netten Abend, leider ohne jegliches Feuerwerk, dafür aber mit guter Musik und Gesellschaft. Raketen oder Knaller werden in Australien an Silvester im Gegensatz zu Deutschland nicht verkauft und so mussten wir uns mit Wunderkerzen und Kinder-Knallbonbons begnügen.
Aus den ursprünglich geplanten 4 Wochen bei Skybury waren wir am Jahresende bereits bei 10 angelangt und da uns der Boss bereits vor Weihnachten darum bat, aufgrund einer Urlaubsvertretung (und natürlich weil er uns so sehr mag und wir so harte Arbeiter sind ;-)) noch bis Januar zu bleiben, lagen weitere 4 Wochen vor uns. Die Wochen auf der Farm vergingen trotz oder vielleicht vor allem wegen der harten Arbeit super schnell und wir hatten trotz dieser eine tolle Zeit mit all den lieben Leuten, denn genau das macht den grossen Unterschied!
Vielleicht fragt sich der ein oder andere Leser: Warum halten die Beiden es soo lange auf einer Farm aus? Dafür gibt es mehrere Gründe:
1. Farmjobs sind in Australien super einfach zu bekommen, man geht hin, fragt an und kann oftmals schon am selben Tag anfangen zu arbeiten. Keine Bewerbung, Lebenslauf, Vorstellungsgespräch etc. Und wenn man sich nicht allzu blöd anstellt, behält man den Job auch ne Weile.
2. Wir beide wollten unbedingt einmal die Erfahrung machen, mit unseren Händen nicht nur die Tastatur eines PCs zu bedienen, sondern mit Selbigen auch mal im Dreck zu wühlen und uns später in der Dusche diesen vom Körper abzurubbeln. Da bekommt der Begriff  „Waschen“ gleich eine ganz andere Bedeutung! Ausserdem kriegt man Muckis und wird fit – toller Nebeneffekt der schweisstreibenden Arbeit!
3. und für uns der Hauptgrund: Wir wollten unsere Reise verlängern aber dazu brauchten wir Kohle. Die verdienen wir jetzt, und können zudem noch Australien genießen! 😉
4. Der Kopf ist frei!! Frei von Stress, Sorgen und zermarternden Gedanken über anstehende Projekte im Office. Einfach mit dem restlichen Teilen des Körpers arbeiten und das Gehirn für schöne Gedanken nutzen. Sicher kein Zustand für immer, aber wahnsinnig erholsam und regenerierend für eine begrenzte Zeit!
In diesem Sinne: Entspannte und sonnige Grüsse aus der Ferne!
Robbe und Heike