Heiß, heißer – Singapur!

25 06 2012

Nach entspannten 10 Tagen auf den Philippinen landeten wir am 31. Mai kurz vor Mitternacht auf dem Changi Airport in Singapur. Mit dem Hotel Shuttle ging’s problemlos auch zu dieser späteren Stunde in unser gebuchtes Hostel im Osten der Stadt (ja, schon wieder Jugendherberge, denn die Hotelpreise in Singapur sind mittlerweile ähnlich denen in westlichen Metropolen und ein Zimmer unter 30 Euro ist nur schwer zu bekommen), wo jedoch an Schlaf nicht zu denken war, denn das Testspiel Deutschland gegen Israel durften wir unmöglich verpassen. So kam es, dass wir am nächsten Tag erstmal ordentlich ausschliefen, bevor wir uns in den Trubel der Stadt stürzten.
Singapur ist ein Stadtstaat mit gut 5 Millionen Einwohnern, der sich nahe dem Äquator zwischen Malaysia im Norden und Indonesien im Süden befindet. Aufgrund der Äquator-Nähe ist das Klima dort tropisch-feucht und die Temperatur beträgt fast das ganze Jahr über ca 28 Grad. Die meisten Singapurer (klingt komisch, ist aber so korrekt) sind Chinesen (ca. 77 Prozent). Daneben leben dort auch 14 Prozent Malaien und 8 Prozent Inder. Die restlichen Prozent setzen sich aus unterschiedlichen Nationalitäten zusammen. Zudem befinden sich etwa 1,2 Millionen Gastarbeiter und Ausländer in Singapur, letztere besonders, weil dort viele internationale Firmen angesiedelt sind. Offizielle Sprache in Singapur ist malaiisch, wobei jedoch fast jeder zumindest einige Brocken Englisch (meistens mehr) spricht und auch in der Metro und in öffentlichen Bereichen überall englische Übersetzungen vorhanden sind
Wohl nicht nur innerhalb Asiens ist Singapur dafür bekannt, das Land mit den strengsten Gesetzen des Kontinents zu sein und sowohl Einheimische als auch Reisende müssen sich an einen ellenlangen Katalog mit teils abstrusen Vorschriften halten. Hier ein kleiner Auszug, mit welchen Regeln man als Reisender konfrontiert wird, wenn man Singapur besucht  (Quelle: Hinweisschilder in Singapur und Wikipedia ;-)):
– Essen, Trinken und Rauchen in öffentlichen Verkehrsmitteln unterliegen hohen Strafen (500 bis 5.000 SGD) – dazu gehört auch einen Schluck aus der Wasserflasche zu nehmen!!
– Drogenschmuggel und -handel wird mit der Todesstrafe geahndet
– Vandalismus und Graffiti ziehen Geldstrafen als auch Prügel mit dem Rohrstock nach sich
– großes Thema Kaugummi: Um die Strassen endlich richtig sauber zu bekommen, war der Verkauf von 1992 bis 2004 komplett verboten. Privat importieren durfte man damals allerdings. Mittlerweile ist der Verkauf von Kaugummi zwar gestattet, jedoch weiterhin stark eingeschränkt. Der Käufer muss ein Arztrezept und seinen Personalausweis vorzeigen!
– Singapur ist wohl das einzige Land der Welt, in das man keine Zigaretten einführen darf – maximal eine angebrochene Schachtel mit nicht mehr als 17 Kippen ist erlaubt. Tja, da hatte sich Robbe direkt strafbar gemacht, denn er hatte einige Pakete von den Philippinen dabei. Gut, dass uns die Zöllner am Flughafen wie immer durchwinkten, wobei so ein verlauster Backpacker diesbezüglich wohl ein potentieller Kandidat für eine Kontrolle wäre, denn die Kippen kosten in Singapur um die 8 Euro pro Schachtel und da sorgt der kostenbewusste Qualmer schonmal vor…. Wir waschen uns jedoch trotzdem in Unschuld, denn von diesem Gesetz haben wir erst erfahren, als uns ein Singapurer beim Mittagessen darauf aufmerksam machte, dass Robbe seine Kippenschachtel ohne Steuermarke lieber nicht offen rumliegen lassen sollte…
– Und noch etwas Kurioses: Bei Ausreise mit dem Auto nach Malaysia muss der Fahrzeugtank noch mindestens zu drei Vierteln gefüllt sein. In Malaysia ist der Kraftstoffpreis nämlich nur etwa halb so hoch wie in Singapur und mal eben zum billig tanken über die Grenze zu fahren bleibt den Singapurern bei einer möglichen Geldstrafe von 500 SGD damit verwehrt.
– Lügen wird bei Nachweisbarkeit mit hohen Strafen ähnlich wie Betrug geahndet (2.000 bis 10.000 SGD). Zusätzlich kann der Strafbestand auch Prügel mit dem Rohrstock zur Folge haben. Üblicherweise liegen die Strafen bei der sog. „Lügerei“ bei 3–8 Schlägen.
– Homosexualität ist in Singapur illegal.  Erst im Oktober 2007 wurde zudem Oral- und Analverkehr für heterosexuelle Personen ab 16 Jahren legalisiert.
Zusätzlich zu diesen teils unmöglichen Strafen kommt noch dazu, dass schwere Straftaten mit der Todesstrafe oder mit der sog Körperstrafe geahndet werden, wo der Verurteilte mit bis zu 24 Hieben in einem Durchgang auf das entblößte Gesäß gezüchtigt wird. Die Schläge mit dem Stock erreichen  Geschwindigkeiten von mindestens 160 km/h und sollen so maximale Qualen bei kleinsten, dauerhaften Schäden erreichen. Die bleibenden Narben am Hinterteil tun dann wohl ihr Übriges dazu, den Delinquenten daran zu erinnern, ab sofort immer gesetzestreu zu bleiben…
Touristen sind von diesen aus dem Mittelalter anmutenden Strafmaßnahmen im übrigen nicht ausgeschlossen und so überlegt man in Singapur besser zweimal, sich mit dem Gesetz anzulegen…
Aber nun zurück zu unseren – allesamt gesetzestreuen- Aktivitäten in der Stadt. Da dies unser zweiter Besuch war, fiel die must see-Liste nicht mehr allzu lang aus und wir gingen die fünf Tage dort sehr entspannt an. Zunächst musste ein Problem mit Robbes Kamera-Objektiv gelöst werden, was uns die ersten Tage arg in Anspruch nahm und unzählige Besuche in Kamerashops und Einkaufszentren nach sich zog. Ganz ließ uns das Shoppingparadies Singapur dabei jedoch auch nicht kalt und so kam es, dass das ein oder andere Gramm zusätzlichen Gewichts zum Reisegepäck dazu kam (genauer gesagt genau 662 Gramm ;-)).
Den ersten Abend verbrachten wir an der Marina Bay und bestaunten dort die neu gebauten Hochhäuser und vor allem das Marina Bay Sands, ein 2010 fertiggestellter Gebäudekomplex mit grandioser Architektur. Marina Bay Sands besteht aus drei Hoteltürmen mit je 55 Stockwerken. Die drei Türme sind durch eine Dachterrasse, den sogenannten Sands SkyPark, verbunden.
Im Gebäude sind ein Hotel, Shops, ein riesiges Casino, ein Museum usw usf untergebracht. Jeden Abend gibt es an der Marina Bay zwei Lasershows, die das Gebäude beeindruckend in Szene setzen. Da waren wir wirklich mal wieder hingerissen und konnten uns gar nicht satt sehen. Bis zum 2. Juni fand zudem an der Marina Bay das Singapur Art Festival statt und wir haben uns am Abend noch zwei lustige und kostenfreie Performances angeschaut – perfekte Unterhaltung also!
Die nächsten Tage und Nächte durchstreiften wir den restlichen Teil der Stadt. Wir waren in Little India lecker indisch essen und haben uns sehr an unsere schöne Zeit in Indien erinnert gefühlt. Wir waren in Chinatown im Tempel, auf der Orchard Road bummeln (die Haupteinkaufsstraße Singapurs) und im Fort Canning Park spazieren. Wir haben im wohl schönsten Hindu-Tempel der Stadt, dem Sri Senpaga Vinayagar Tempel, eine beeindruckende  Zeremonie beobachtet und sind abends am River vorbei an unzähligen Bars und Restaurants entlang geschlendert. Bei einem Abstecher ins arabische Viertel haben wir uns die schöne Hajjah Fatimah Moschee angeschaut und sind an riesigen Stoffgeschäften vorbeigekommen, wo Heikes Mama wohl in einen Kaufrausch verfallen wäre ;-).
Immer mit dabei war die unglaubliche Hitze und Schwüle, wie wir sie selten an einem asiatischen Ort erlebt haben und uns so krass von Singapur auch nicht in Erinnerung war. Es war konstant einfach nur heiß und wir schwitzen bei jedem noch so kleinen Schritt. Selbst der Abend und die Nacht brachten keine Abkühlung und so vermieden wir schon bald jeden unnötigen Weg und flüchteten wo es nur ging in klimatisierte Räume, Busse und Bahnen. So schön und toll Singapur als Stadt auch sein mag: Wir können uns nicht vorstellen, in so einem Klima ohne fühlbare Jahreszeiten länger zu überstehen.
Und noch mehr Superlative hatte Singapur für uns zu bieten: Die sechs Tage waren zum einen die heißesten, die Nächte zum anderen wohl auch die lautesten während unserer gesamten Reise. Sowohl im Hostel als auch später im Hotel, in das wir nach drei Nächten umgezogen sind, drang der Straßenlärm so ungehindert in unsere Zimmer, dass wir auch gleich direkt auf selbiger hätten schlafen können. Weniger der Verkehrslärm war das Problem, sondern die bis ins Morgengrauen zechenden Singapurer brachten uns um unsere verdiente Nachtruhe. Nur einmal war „Ruhe“, nämlich dann, als nach Mitternacht ein ordentlicher tropischer Regenguss niederprasselte und nur noch dieser zu hören war. Aber auch diese Nächte gingen vorbei und dank Oropax (mein Gott, was würden wir ohne sie machen!!!) haben wir sie trotzdem irgendwie überstanden.
Singapur ist im Vergleich wohl die westlichste Stadt Südostasien. Viele der Dinge, die andere südostasiatische Städte auszeichnen, fehlen hier völlig, zb Essenstände an jeder Ecke, die charmante Schmuddeligkeit oder Billigläden ohne Ende. Klar, hier und da gibt es sicher auch das, aber meistens sieht man kaum einen Unterschied zu einer beliebigen anderen westlichen Stadt. Unsere Unterkünfte lagen diesmal im Osten der Stadt im Viertel Geylang, und das was früher Rotlichtviertel war hat noch nicht ganz den asiatischen Charme verloren und wir haben uns hier inmitten der Strassenlokale (trotz des nächtlichen Kraches!!) und der nicht ganz so blankpolierten Straßenzüge sehr wohlgefühlt.
Geylang  ist wohl auch eines der Durian-Zentren Singapurs (und Singapur selbst das weltweite Haupthandelszentrum der Frucht). Überall riecht es durchdringend nach der „Königin der Früchte“, die bekannt ist für ihren strengen Geruch oder besser Gestank, den man schwer beschreiben kann sondern selbst einmal gerochen haben muss. Nicht umsonst gilt ein strenges Verbot für das Mitführen von Durians in Hotels oder öffentlichen Verkehrsmitteln. Schmecken tut diese Frucht jedoch ausgesprochen gut und in der Nähe unserer Unterkunft gab es einige Durianrestaurants, wo die Singapurer zusammenkommen, um ausschliesslich diese Frucht zu verspeisen. Logisch, dass wir auch endlich mal probieren wollten, denn das haben wir bisher noch nicht gemacht. Heike fand  das weiche Innere der Frucht zwar zunächst ungewohnt aber durchaus lecker, Robbe hat es dagegen gleich wieder ausgespuckt :-). In jedem Fall kann Heike bestätigen, dass Durians tatsächlich nicht leicht bekömmlich sind, trotz der kleinen Menge an Frucht hatte ihr Magen danach ganz schön zu tun..
Am 6. Juni ging es dann pünktlich zum Start der EM in das Land Asiens, wo die Fußballbegeisterung wohl am größten ist – nach Indonesien. Unser erste Station hier ist die wunderschöne Insel Bali!
Wir haben die Zeit in Singapur mit all den Annehmlichkeiten einer Großstadt sehr genossen, waren jedoch auch froh, endlich in ein angenehmeres Klima zu wechseln und nicht bei jedem Schritt einen Schweissausbruch zu bekommen. Seit unserem letzten Besuch 2008 hat sich in der Stadt viel getan und vor allem die Marina Bay und die Skyline der Stadt sind für uns mittlerweile eine der schönsten Stadt-Gegenden, die wir auf unseren Reisen erlebt haben. Im Gegensatz dazu haben wir jedoch auch wieder besondere Tempel besucht, die die Modernität der Stadt ein stückweit relativieren und auch diesmal wieder besondere Erfahrungen für uns bereithielten. Trotz des stark westlich anmutenden Charakters hat sich Singapur also auch noch andere Gesichter bewahrt, die zusammengenommen einen Besuch in jedem Fall sehr lohnenswert machen!

Coming next: Eat – Football – Love auf Bali

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Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele:
Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur,
Darum, Mensch, sei zeitig weise!
Höchste Zeit ist’s! Reise, reise!

Wilhelm Busch

 



Weltklasse Tauchen auf den Philippinen

23 06 2012

Unser nächstes Reiseziel nach Japan waren die Philippinen. Die Inselgruppe liegt im westlichen pazifischen Ozean und besteht aus insgesamt 7107 Inseln, von denen 3144 mit einem Namen versehen und etwa 880 bewohnt sind. Damit bildet das Land den fünftgrößten Inselstaat der Welt nach Indonesien, Madagaskar, Papua-Neuguinea und Japan. Insgesamt leben gut 92 Mio Einwohner auf den Inseln, die zum Großteil dem Christentum angehören. In keinem asiatischen Land haben wir so wenige Tempel, dafür aber überall Kirchen sehen können wir hier. Das Land ist das größte christlich geprägte in Südostasien und Grund dafür war die Ankunft der Spanier 1521, die erfolgreich den Großteil des Landes christianisierten. Lange Zeit standen die Philippinen unter unterschiedlichen Kolonialherrschaften – zuerst meldeten die Spanier Besitzanspruch an, danach die Amerikaner. Der Einfluss der früheren Kolonialmächte macht sich noch heute in vielen Lebensbereichen bemerkbar – stärker, als in anderen asiatischen Ländern mit Kolonialvergangheit – und deshalb werden die Philippinen auch gern als unasiatischstes Land Asiens bezeichnet.

Wir landeten am Abend des 21. Mai in Manila und übernachteten im Nicholas Airport Hotel und – wie der Name schon sagt –  nahe des Flughafens, weil wir uns nach vielen negativen Berichten zur Hauptstadt der Philipinnen entschieden hatten, diese auszulassen und am nächsten Tag direkt auf eine der Inseln weiterzufahren. Wir wollten toll tauchen, jedoch möglichst keine 24 Stunden Anreise in Kauf nehmen müssen, sodass wir uns zunächst für die Tauchhochburg Puerto Galera bzw. die angrenzenden Strände entschieden, die innerhalb von zwei Stunden Busfahrt plus einer Stunde Bootsfahrt von Manila aus erreichbar sind. Der Transport am nächsten Tag verlief problemlos, und auf der Busfahrt zum Bootsanleger in Batangas staunten wir über die unzähligen Fastfood-Restaurants (sämtliche Ketten waren vertreten!) rechts und links des Highways, die uns kurz vergessen ließen, dass wir uns in Asien und nicht in Amerika befinden. Das Gute am Einfluss ebendiesen Landes ist jedoch, dass auf den Philippinen fast jeder meist gut verständliches Englisch spricht und das Reisen dadurch erleichtert wird.

Unser erstes Ziel auf der Insel Mindoro war White Beach, ein Strand östlich von Puerto Galera. Dort angekommen waren wir jedoch erstmal enttäuscht: Wir hatten uns einen schönen, tropischen und weissen Sandstrand vorgestellt, landeten jedoch an einer Beach mit nur mäßiger Schönheit und – naja – wohl eher gelbem Sand, dafür jedoch vollgebaut mit Restaurants (die meisten mit großen Werbetafeln von allseits bekannten amerikanischen Softgetränken) und Shops – von den erhofften idyllischen Bungalows am Strand war jedoch nichts zu sehen. Und obwohl im Mai bereits Nebensaison auf den Philippinen herrscht, war der Strand doch recht gut bevölkert! Auf den Schreck machten wir erstmal Mittagspause (wir suchten uns aus der Karte mit riesigem Fastfood-Angebot wohl die beiden einzigen asiatischen Speisen aus, die aber lecker waren) und checkten den Reiseführer nach Alternativen in der Umgebung. Am White Beach wollten wir nicht bleiben, besonders nachdem wir uns einige Unterkünfte in zweiter Reihe angeschaut hatten, die nicht nur ziemlich schäbig sondern auch unverhältnismäßig teuer waren. So fuhren wir nach dem Lunch mit einem Tricyle, neben dem Bemo eines der beiden typischen philippinischen Fortbewegungsmittel, zum nächsten Strand Aninuan, wo es jedoch nur zwei Hotels gibt, die beide recht teuer sind und zudem nicht so schön, als das wir mehr ausgeben wollten als geplant. So fuhren wir – mittlerweile schon recht frustriert – noch einen Strand weiter nach Tamaraw Beach, wo wir letztlich einen zwar sehr einfachen aber äußerst preisgünstigen (13 Euro) Bungalow im Mountain View Ressort fanden und uns dort für die nächsten zwei Nächte einmieteten. Wir waren wohl die einzigen Gäste dort und wurden im dazugehörigen Restaurant jedes Mal wahnsinnig schnell und freundlich von den netten Mädels bedient und das Essen war mit viel Liebe gekocht und schmeckte ausgesprochen gut!

Für den nächsten Tag hatten wir bereits einen Tauchausflug mit den Pazific Divers gebucht, einem Tauchshop am White Beach. Der Inhaber, Didier, Franzose, lebt schon seit einer Ewigkeit auf den Philippinen, spricht 5 Sprachen (mindestens!) und holte uns am nächsten Morgen pünktlich ab. Nach der Auswahl des Equipments ging’s auch schon bald zum ersten Tauchplatz, dem Manila Channel. Nach dem doch eher enttäuschenden Tauchgang im Great Barrier Riff waren wir diesmal sehr begeistert. Die Unterwasserwelt vor Puerto Galera ist farbenfroh und äußerst vielfältig. Es gibt Korallen in allen Farben und Formen, viele Fische und beeindruckende Kleinstlebewesen zu bestaunen. Highlights unserer beiden Tauchgänge war eine Seeschlange, ein Octopus, riesige Muscheln (ca. 80 cm) und ein Skorpionfisch. Und auch Robbe hatte diesmal genau wie Heike damals auf Koh Tao das Vergnügen, von einem Triggerfisch in die Flosse gebissen zu werden. Wieder ein fieser Angriff aus dem Hinterhalt! Triggerfische gab es diesmal wieder ganz schön viele, und ein besonders grosses Exemplar zwang uns sogar zu einem Umweg – denn selbst unser Guide hatte Respekt und wies uns an, in eine andere Richtung zu schwimmen. Besonders beim ersten Tauchgang herrschte stärkere Strömung vor, was neu für uns war und wir uns erst einmal daran gewöhnen mussten. Ansonsten waren die Tauchgänge jedoch super und haben sich sehr gelohnt.

Am nächsten Tag ging’s weiter nach Puerto Galera, wobei sich dieser Ort aus unser Sicht überhaupt nicht als Übernachtungsmöglichkeit eignet, obwohl dort viele Tauchbasen zu finden sind. Es gibt keinen Strand und der Ort selbst ist nicht wirklich schön. Wir fuhren deshalb weiter nach Sabang, wo wir uns am Vortag bereits ein Ressort an der Small La Laguna Beach ausgesucht hatten, welches momentan auf Platz 1 bei tripadvisor steht. Das Blue Ribbon Ressort ist wirklich eine Oase im ansonsten nicht wirklich schönen Sabang und hat alle guten Bewertungen wahrlich verdient! Wir zogen also in das aus unserer Sicht schönste Bungalow, direkt am Pool gelegen im hinteren Teil des Gartens. Der Bungalow war riesig und sehr schön gestaltet mit allem was man zum Leben braucht. Da wir auch tauchen wollten und es ja bereits Nebensaison war, bekamen wir für das Bungalow noch einen satten Rabatt und waren mit dieser Wahl sehr glücklich. Der Strand vor dem Ressort und auch die benachbarten Beaches sind nicht wirklich schön und für einen Badeurlaub nicht geeignet. Dafür kann man jedoch richtig gut schnorcheln, es gibt tolle Korallen und wir haben eine Schildkröte, mehrere Seeschlangen und viele Fische gesehen. Außerdem hatten wir ja noch unseren tollen Pool mit Jacuzzi vor der Terrasse, in dem man es bei den fast schon unangenehm hohen Temperaturen so kurz vor Beginn des Monsuns (tagsüber 36 Grad, nachts 27…) am besten ausgehalten hat. Sabang als Ort ist auch eher unansehnlich, aber immerhin fanden wir dort unser „Stammrestaurant“ fürs Mittagessen, wo es ein extrem leckeres Chicken Curry gab und auch die Roulade mit Kartoffelbrei ein bisschen ans Festtagsessen zuhause erinnerte 😉 Richtig krass war das Klientel, welches während unseres Aufenthaltes in Sabang dort anzutreffen war: In den ersten Tagen sahen wir kaum jüngere Touristen wie wir sie sind, sondern vor allem ältere Westler an der Seite von teilweise blutjungen philippinischen Frauen, die für Geld scheinbar alles machen würden. Das war schon extrem auffällig dort und viel schlimmer als in Thailand oder irgendwo sonst in Asien.

Während der nächsten Tage absolvierten wir beide noch je fünf Tauchgänge mit dem Blue Ribbon Diveteam. Unser Diveguide Marco ist ein Deutscher aus Chemnitz, der bereits seit 9 Jahren auf den Philippen lebt, über 3000 Tauchgänge vorzuweisen hat und dabei jedoch noch so extrem sächselt, dass man meinen könnt, er wäre nie aus seiner Heimat fortgewesen ;-). Marco kennt die dortigen Divesites wie seine Westentasche und wir haben uns an seiner Seite immer sehr gut aufgehoben gefühlt. Erneut haben wir mehrere Strömungstauchgänge absolviert, was nach wie vor anstrengender ist als im ruhigen Wasser zu tauchen, wir aber so natürlich auch mehr Erfahrung sammeln und immer besser werden. Highlights dieser Tauchgänge war ein kleines Wrack – unser erstes unter Wasser – was richtig cool zu tauchen war! Ganz toll waren auch die vielen Nudibranchs, also zb farbenfrohe Schnecken und andere kleine Tiere, die es dort zu sehen gab. Ein weiteres Highlight war zudem unser Fluo-Nachttauchgang. Ausgestattet mit fluoreszierenden Lampen und Farb-Filtern auf der Taucherbrille haben die Korallen neonfarben geleuchtet – etwa so wie das weisse T-Shirt im Schwarzlicht. Diese Unterwasser-Disko wurde lediglich gestört von der starken Strömung, mit der wir teilweise ganz schön zu kämpfen hatten. Solche Strömungen sind für uns ja wie geschrieben bereits am Tage noch ungewohnt, aber wenn es dann noch dunkel ist und man den Tauchplatz überhaupt nicht kennt, fällt es schwer, die Orientierung zu behalten. Am Ende war alles natürlich halb so schlimm, und wir waren wieder um eine tolle Erfahrung reicher.

Nach drei Nächten im Blue Ribbon Ressort wollten wir eigentlich für die verbleibenden vier Nächte auf eine andere philippinische Insel umziehen, aber am Ende siegte die Faulheit, denn wir hatten keine Lust, 24 Stunden Reisezeit  in Kauf zu nehmen und wollten das gesparte Geld lieber in weitere Tauchgänge investieren. So tauchten wir noch zweimal, genossen unsere Abende auf der Terrasse und im Hotel-Restaurant, wo uns die süßen Kellnerinnen mittlerweile  natürlich schon kannten und uns unsere Wunsch-Getränke immer schon auf den Tisch stellten, ohne das wir dafür noch eine Bestellung aufgeben mussten. Am vorletzten Tag unserer Zeit auf den Philippinen liehen wir uns noch ein Motorrad aus und erkundeten die Umgebung von Puerto Galera. Unter anderem besuchten wir einen Wasserfall, fuhren einige Beaches an und genossen von einem Aussichtspunkt tolle Blicke auf die mit Regenwald bewachsenen hohen Berge im Landesinneren und den eindrucksvollen Naturhafen von Puerto Galera.

Tja, und dann hieß es auch schon wieder Abschied nehmen, leider – denn die Philippinen haben uns ausgesprochen gut gefallen. Man kann wunderbar und sehr kostengünstig tauchen, die Filipinos sind sehr freundliche und herzliche Menschen. Bisher sind die Inseln noch nicht so überlaufen wie ähnliche Reiseziele und wir haben leider nur einen Bruchteil davon über und unter Wasser gesehen. Deshalb ist für uns klar, dass wir irgendwann nochmal wiederkommen werden!

Der letzte Abend vor unserem Abflug hat uns nach der äußerst entspannten Zeit jedoch auf eine harte Probe gestellt und viele Nerven gekostet. Los ging es damit, dass wir in Sabang anstatt das Bootes um 13 Uhr eines um 14 Uhr nehmen mussten, da sich die Reedereien anscheinend die Passagiere aufteilen und das Boot um 14 Uhr noch zu leer war (wie waren kurz vor 13 Uhr am Pier und hätten das 13 Uhr Boot, was noch Plätze hatte, eigentlich geschafft…) Aber gut, wir hatten ja noch 8 Stunden bis zum Abflug, das sollte für (normalerweise) 3 Stunden Transport-Zeit ja wohl ausreichen. Irgendwann in Batangas angekommen, bestiegen wir einen eisgekühlten Bus nach Manila, der allerdings ewig nicht losfuhr, weil angeblich noch auf ein weiteres Boot gewartet wurde. Irgendwann mussten wir nochmal den Bus wechseln und er fuhr gegen 16.30 Uhr endlich los. Immer noch genügend Zeit wie wir dachten. Tja – bis wir ca. 40 km vor Manila in einen Stau gerieten und es von dort an nur noch in Schrittgeschwindigkeit weiterging. Die Minuten verstrichen – erst langsam – alles kein Problem dachten wir – dann jedoch immer schneller, bis nur noch eine Stunde Zeit bis zum Check-In-Schluss blieb und wir auch noch einen Rucksack aus dem Airport-Hotel holen mussten, den wir dort für die 10 Tage gelagert hatten. Irgendwann war klar: Wir müssen aus diesem Bus raus, um den Flug noch irgendwie zu schaffen. So stiegen wir in der Nähe des Flughafens (Google Maps sei Dank, sonst hätten wir überhaupt nicht gewusst, wo wir uns in diesem Drecksloch Manila befinden) in ein Taxi, und verklickerten den bereits in die Jahre gekommenen Taxifahrer, dass wenn er nicht bald aufhört so zu schleichen und ein bisschen auf die Tube drückt wir unseren Flug verpassen und wir ihn dafür verantwortlich machen… 😉 Ganz so argumentierten wir natürlich (noch) nicht, aber spätestens als er auch noch den falschen Weg zum Hotel einschlug (obwohl er uns zu Anfang sagte, klar weiß er wo es ist…) wurden wir ziemlich ungehalten und sahen unseren Flieger schon ohne uns abheben. Keine Ahnung, was wir ohne Google Maps gemacht hätten, mit dessen Hilfe wir dem Taxifahrer dann den richtigen Weg zum Hotel gewiesen haben. Robbe stürzte dort aus dem Auto, holte in Windeseile unsere Sachen und vollbepackt auf der Rücksitzbank ging’s endlich zum Flughafen, wo sich der Verkehr schon wieder staute. Aber Ende gut, alles gut: Obwohl wir es fast nicht mehr für möglich hielten, kamen wir gerade noch rechtzeitig am Flughafen an. Dem Taxifahrer haben wir an diesem Abend mit unserer Aktion und den Flüchen von der Rücksitzbank wohl ebenfalls den letzten Nerv geraubt, aber der war auch so lahmarschig und blöd, da konnten wir nicht anders….

Auf alle Fälle waren wir fix und fertig, aber auch heilfroh, als wir im Flieger nach Singapur saßen und werden den letzten Abend auf den Philippinen wohl nicht so schnell vergessen.

Coming next: Heiß, heißer – Singapur!

 

 



Schöner Abschied von Japan mit einem Tag in Osaka

8 06 2012

Am 20.05 kamen wir gegen Abend in Osaka an und fanden Dank unserer Übung im Lesen japanischer U-Bahn-Pläne recht schnell zu unserem Hotel Taiyo in Midtown Osakas. Mit 2,6 Millionen Einwohnern ist Osaka nach Tokio und Yokohama die drittgrößte Stadt Japans. Mit den ca. 17,5 Mio. Einwohnern im Ballungsgebiet Kansai bildet Osaka eine der größten Metropolregionen der Welt und innerhalb Japans den Gegenpol zum Kantō-Gebiet um Tokio.
Die Stadt ist das traditionelle Handelszentrum Japans und heute eines der wichtigsten Industriezentren und einer der bedeutendsten Häfen Japans.
Laut Forbes-Liste der teuersten Städte der Welt von 2009 ist Osaka die Nummer Zwei nach Tokio!
Für uns ist es immer wieder erstaunlich, welch unterschiedliche Atmosphären in den einzelnen Städten herrschen. Tokio kam uns sehr aufgeräumt, ein wenig unpersönlich und steril vor. Dort ist uns beispielsweise kein einziger Penner aufgefallen und ganz selten wurden wir von Einheimischen angesprochen.
In Osaka hingegen wurden wir auf dem kurzen Weg zum Hostel gleich mehrfach von seltsamen Gestalten vollgequatscht und der ein oder andere Alki lungerte auch rum. Direkt neben unserem Hotel gab es eine Kneipe mit Live-Musik, wo trotz des frühen Abend schon einiges los war. In Tokio hatten wir diese Art „rustikaler“ Kneipen vermisst. Auch die Jugendszene war in Osaka irgendwie extremer, der Stil noch ausgefallener als in Tokio – aber das ist natürlich nur unser erster, oberflächlicher Eindruck.
Nach dem Einchecken im Hotel, wir bekamen ein typisch japanisches Zimmer mit zwei Futonmatratzen auf dem Boden – total gemütlich, ging’s gleich weiter zum Umeda Sky Building, genauer gesagt in die 39. Etage ins Floating Garden Observatory. Von dort oben hat man einen tollen Blick auf die Skyline Osakas, den wir uns mit zumeist verliebten japanischen Teenie-Paaren geteilt haben, die knutschend in den Ecken saßen.
Danach ging’s ins Vergnügungsviertel Namba mit vielen Bars, Restaurants und Shoppingcentern, wo wir eine Weile die Straßen entlang schlenderten und staunend die japanischen Jugendlichen mit ihren abgefahrenen Klamotten beobachteten.
Zu später Stunde gab es dann noch ein Highlight unseres Japanbesuches: Wir testeten ein Onsen – ein öffentliches Bad, das von einer natürlichen heißen Quelle gespeist wird. Onsen findet man überall in Japan, unser Hotel besaß ebenfalls so eines (obwohl wir bezweifeln, dass dieses von einer heißen Quelle gespeist wird..) und als Gäste durften wir es kostenfrei nutzen.
Generell sind Onsen in Japan ein Ort der Entspannung, wo der strikte Verhaltenskodex, der das soziale Leben regelt, gelockert ist und auch mal der kleine Angestellte gleichberechtigt neben dem Firmenboss für seine Körperhygiene sorgt. Frauen und Männer benutzen das Bad selbstverständlich getrennt, dh Robbe war am frühen Abend bereits dran, wohingegen Heike zu später Stunde baden durfte. Gut, dass eine weitere Japanerin im Bad war, von ihr konnte sie sich die Prozedur abschauen. Zunächst setzt man sich auf einen kleinen Schemel, der in einer Reihe mit anderen vor einer Spiegelwand steht. Jeder Waschplatz ist ausgestattet mit einem Duschkopf, Eimer und Seife. Zunächst seift man sich ordentlich ein – und hier meinen wir gründlichst und ausdauernd! Die Japaner können das im Sitzen, wir müssen da noch ein bisschen üben – übrigens einer der häufigsten Fauxpasse von Ausländern im Onsen, beim Waschen aufzustehen ;-).
Wenn der Dreck runter ist, wartet die Saune bzw das Wichtigste, nämlich ein Becken mit sehr heißem Wasser, wo es sich toll entspannen lässt. Das Ganze klingt erstmal unspektakulär, und sicher gibt es davon auch viel luxuriösere Varianten, aber wir fanden es toll, vor allem weil das Bad in unserem Hotel sehr einfach und traditionell gestaltet war. Im bereitgelegten Kimono ging’s dann ab auf die japanische Matratze, und so sauber und rein schliefen wir tief und fest.
Am letzten Tag in Osaka leihten wir uns nochmal Fahrräder aus und erkundeten die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt, deren Zahl diesmal glücklicherweise an einer Hand abzuzählen war. Zuerst ging’s zum Shitennoji Tempel, einer der ältesten buddhistischen Tempel Japans aus dem Jahre 593. Das Tempelgelände ist sehr groß und umfasst mehrere, teilweise sehr gut restaurierte Gebäude, eine fünfstöckige Pagoda sowie einen See mit Hunderten von Schildkröten und großen Fischen (Barsche?), die allzeit gut gefüttert werden. An diesem Montag fand gerade der monatliche Flohmarkt rund um die Tempelgebäude statt, von daher war von beschaulicher Stimmung eher weniger zu spüren, dafür konnten wir über einen wuseligen Markt schlendern und das vor der tollen Tempelkulisse.
Danach radelten wir zum Osaka Castle, einem der berühmtesten Schlösser Japans aus dem 16. Jh inmitten eines Parks. Zusammen mit unzähligen Seniorengruppen schauten wir uns das Schloss von außen an, waren vom irgendwie modernen, un-authentischen Stil jedoch nicht allzu begeistert.
Da wir nun schon einige Kilometer auf dem Buckel hatten und keine Lust auf weitere Anstrengung an diesem warmen Tag, ließen wir die anderen Sehenswürdigkeiten Osakas einfach mal aus (die beiden Wichtigsten hatten wir besucht) und fuhren nochmal zurück zum Markt, um dort zwei leckere japanische Crêpes zum Mittag zu verspeisen. Einen Rest Rotwein vom Vorabend hatten wir ebenfalls dabei und nachdem wir aufgrund der allgegenwärtigen Kommunikationsprobleme nur mit Mühe einen leeren Plastebecher auftreiben konnten, ließen wir es uns gutgehen 😉
Und dann war es auch schon wieder Zeit, Richtung Flughafen aufzubrechen.
Die 10 Tage in Japan vergingen viel zu schnell und wir haben nur einen Bruchteil von dem charmanten Land gesehen. In Japan wurden wir seit langem mal wieder überrascht von vielen Dingen, die wir bisher von unseren Reisen oder unserer Heimat so noch nicht kannten. Soviel Neues und Unbekanntes zu entdecken macht uns immer sehr viel Spaß und diese Abschnitte der Reise bleiben stärker in Erinnerung als andere. Wir haben es genossen, jeden Tag Sushi essen zu können, waren überwältig von der Schönheit der Tempel und Gärten Japans und hätten uns gewünscht, den ein oder anderen Japaner besser zu verstehen. Leider haben wir die Kirschblüte knapp verpasst; und diese Jahreszeit, ein Blick auf den Mt Fuji sowie ein Besuch in Japans Norden sind nur drei Gründe, warum wir auf jeden Fall irgendwann nochmal wiederkommen.
Auf Wiedersehen oder さようなら oder Sayounara! 😉

Coming next: Weltklasse Tauchen auf den Philippinen



Ein Besuch in der Kulturhauptstadt Japans Kyoto

7 06 2012

Mit dem Nachtbus ging es nach fünf Nächten Tokio in 7 Stunden nach Kyoto. Der Nachtbus ist die günstigste Transportmöglickeit zwischen den beiden Städten (Distanz: ca 400km) und recht komfortabel, Heike hat – leider im Gegensatz zu Robbe – jedenfalls gut geschlafen 😉
Pünktlich um 7 Uhr erreichten wir Kyoto und wurden direkt am neu gebauten riesigen Bahnhof uns selbst überlassen. Unser Reiseführer hatte uns schon vorgewarnt, dass Kyoto alles andere als schön ist, wenn man am Bahnhof ankommt – und so war es auch: Graue Häuser, viel Verkehr, überall die Stromleitungen wie anno dazumal und von schönen Tempelanlagen weit und breit nichts zu sehen. Dieser erste Eindruck trügt natürlich, davon konnten wir uns während unseres Aufenthaltes zweifelsfrei überzeugen.
Kyōto ist mit knapp 1,5 Mio Einwohnern eine der geschichtlich und kulturell bedeutendsten Städte Japans – sie war zwischen 794 und 1868 die kaiserliche Hauptstadt. Hier einige beeindruckende Zahlen: In Kyoto befinden sich ca. 1600 buddhistischen Tempel, 400 Shintō-Schreine sowie diverse Palästen und Gärten. Davon sind 13 Tempel, 3 Schreine und eine Burg in und um Kyoto zum Unesco Weltkulturerbe erklärt worden. Das Zentrum und der Süden sind das wirtschaftliche Herz der Stadt. Die touristischen Sehenswürdigkeiten befinden sich teilweise im Zentrum, ein Großteil der berühmten Tempel liegt jedoch im Nordosten und Nordwesten der Stadt oder auf Berghängen in der Umgebung.
Unser erster Tag begann zunächst mit dem Suchen und Finden unseres Hostels mit Namen „Tomato“, welches sich in der Nähe des Bahnhofes befindet. Da es noch so früh am Morgen war, war die Rezeption unbesetzt, und so mussten wir uns selbst auf die Suche nach Küche und Aufenthaltsraum machen. Wir sahen keinen Menschenseele und verspeisten erstmal in Ruhe unser Frühstück. Im Aufenthaltsraum stand ein Laptop rum, und wenn nicht solch ehrenwerte Bürger wie wir dort „eingedrungen“ wären, hätte der auch mal schnell verschwinden können. Im Allgemeinen haben wir festgestellt, dass sich die Japaner keine allzu großen Sorgen um die Sicherheit ihrer Wertsachen machen: Als wir in Tokio in einem Bahnhof Rolltreppe fuhren, stand vor uns eine Japanerin mit offener Handtasche , wo die Geldbörse griffbereit ganz oben lag. Man hätte einfach nur zugreifen müssen – ein Taschendieb hätte seine wahre Freude gehabt! Wir haben nur gestaunt…
Nach dem Frühstück war keine Zeit zum ausruhen, denn wir hatten ja viel vor und so steuerten wir auch direkt den nächsten Fahrradverleih an, um uns für die nächsten Tage Bikes auszuleihen. Kyoto lässt sich nämlich am besten mit dem Fahrrad erkunden, obwohl die Distanzen nichts für Faule sind. 10 km von einem zum anderen Tempel müssen schon mal absolviert werden, aber uns macht Radeln Spaß und ein bisschen Sport soll ja bekanntlich nicht schaden. Außerdem ist Kyoto schachbrettartig angelegt und die Orientierung fällt somit nicht schwer.
So fuhren wir am ersten Vormittag bei super Wetter zunächst den Fluss entlang Richtung Norden, um dort die Tempel im Nordosten zu erkunden. Vorbei kamen wir am Kaiserpalast, der inmitten eines grosszügig angelegten Parks zu finden ist. Das heutige Gebäude wurde 1855 errichtet, kann jedoch nur im Rahmen einer vorab angemeldeten Führung besichtigt werden, wie wir vor Ort erfuhren. Danach ging’s weiter nördlich und wir besuchten ca. fünf Tempel (siehe Fotos), bevor wir uns wieder auf den Rückweg zum Hostel machten. Die Tempel liegen teilweise sehr idyllisch in kleinen Gassen, auf Berghängen oder im Wald und wir haben die Besuche sehr genossen. Die meisten Tempel Kyotos kann man kostenfrei besichtigen – vor allem bei denjenigen jedoch, die zum Weltkulturerbe gehören, wird ein Eintrittspreis verlangt, der zwischen 4 und 6 Euro pP liegt. Alle 17 zu besuchen, würde somit recht teuer sein, sodass wir uns nur die schönsten Tempel für einen Besuch ausgesucht haben bzw. bei Einigen das Glück hatten, uns kostenlos reinzuschleichen ;-).
Die Fortbewegung per Fahrrad bedeutet in Japan übrigens, die ganze Zeit auf den zumeist recht engen Bürgersteigen zu fahren und den Fußgängern auszuweichen bzw. diese aus dem Weg zu klingeln. In Berlin wäre man wohl so schon längst vom Fahrrad geschubst worden, aber hier in Japan ist das Gang und Gebe und kein Fussgänger meckert, wenn man als Radfahrer ohne Sicherheitsabstand vorbeizieht. Im Gegensatz zu den Radfahrern Japans sind die Fußgänger jedoch Musterbeispiele hinsichtlich Recht und Ordnung: Während unseres Aufenthalts bemerkten wir, dass so gut wie niemand je über eine rote Fußgängerampel geht und auch wenn kein Auto weit und breit zu sehen ist, wird brav gewartet, bis es grün wird. Anfangs haben wir noch versucht, es ihnen gleichzutun, aber irgendwann war es uns dann doch zu blöd, und wir haben es eher wie die NY’er gehandhabt, denn dort stellen rote Fußgängerampeln überhaupt kein Hinderniss dar, im Gegenteil!
Nach unserer ersten großen Fahrrad-Tempel-Tour waren wir am Abend froh, wieder beim Hostel anzukommen und legten erstmal eine Verschnaufpause ein. Nach dem Abendessen ging’s zur Aussichtsplattform im Bahnhof, wo man eine nette Sicht auf Kyotos City hat. Todmüde fielen wir im Anschluss ins Bett.
Der nächste Tag war ebenfalls komplett durchgeplant. Zunächst radelten wir zum ca. 8 km entfernten Kinkaku-ji (Goldener Pavillon) im Nordwesten der Stadt, eine der Hauptsehenswürdigkeiten Kyotos. Obwohl wir uns trotz des früheren Vormittags bereits mit unzähligen Schulklassen durchs Tempelgelände schieben mussten, hat uns dieser Tempel sehr gut gefallen und lohnt definitiv einen Besuch. Danach besichtigten wir weitere Tempel, ua den Tenryuji Tempel, der umgeben ist von beeindruckenden Bambuswäldern, in denen sich ein Spaziergang sehr unwirklich anfühlt.
Später am Tag besuchten wir noch zwei grosse Tempelanlagen in der Nähe unseres Hostels und am Abend genossen wir bei einem Spaziergang den Blick auf die mit 57 Metern größte Pagodas Japans, welche zum Tō-ji Tempel gehört und nachts toll beleuchtet ist.
Am nächsten Tag machten wir einen sehr lohnenswerten Ausflug in die Stadt Nara, 45 Minuten Zugfahrt von Kyoto entfernt.
Nara ist mit 1,3 Mio Einwohnern unwesentlich kleiner als Kyoto und war vor Kyoto von 710 bis 784 unter dem Namen Heijō-kyō die Hauptstadt Japans. Aus dieser Zeit stammen die meisten der dortigen großen Tempelanlagen. Zwar verlor die Stadt nach der Verlegung der Hauptstadt nach Kyōto an Bedeutung, die buddhistischen Tempel und Shintō-Schreine jedoch bauten ihre Macht schrittweise aus und überstanden bis heute.
Der Vorteil der Stadt ist, dass fast alle Sehenswürdigkeiten im oder nahe des Stadtparks liegen und somit erlaufbar sind. Naja, ein Fahrrad auszuleihen wäre wohl eine bessere Idee gewesen, denn 20 km per Pedes haben wir an diesem Tag summa summarum auch zurückgelegt.
Der Stadt-Park ist von über 1200 Sikahirschen bevölkert, die an unsere heimischen Rehe erinnern. Für die Japaner gelten diese Tiere als Glücksboten und werden deshalb verhätschelt. Man kann „Rehcookies“ kaufen und die Viecher damit füttern – der Renner bei den Touristen. Aber auch Sushi verschmähen die verfressenen Biester nicht – Heike musste sich mit unserem Mittagessen in Sicherheit bringen, als eine Gruppe Rehe Witterung aufgenommen hatte.
Nara hat uns gut gefallen, weil die Tempel recht kompakt zusammenliegen und man nicht solch große Distanzen wie in Kyoto zurücklegen muss. Außerdem wirkt die Stadt beschaulicher und man kann nett in den Einkaufsstraßen bummeln. Trotzdem hatten wir an diesem Abend schon eine erste Überdosis an Tempelbesuchen erreicht, denn so viele verschiedene Eindrücke zum selben Thema kann man kaum aufnehmen.
Am nächsten Morgen brach der letzte Tag in Kyoto an und noch immer war unsere todo-Liste nicht vollkommen abgearbeitet. Obwohl wir eigentlich keinen Tempel mehr sehen konnten, radelten wir am Morgen nochmal los und hakten die Restlichen auf unserer Liste ab. Wir fuhren auf dem berühmten Philosophenweg, einer Route im Osten der Stadt, die an zahlreichen Tempeln vorbeiführt. Wir haben uns dort nochmals einige Tempel und Schreine angeschaut und trotz der schleichenden Überdosis war auch dieser letzte Tag in Kyoto nochmals sehr schön und wir haben die wunderbaren Orte mit oftmals besonderer Stimmung sehr genossen. Am Abend ging es dann mit dem Zug in 30 Minuten zu unserer letzten Station in Japan, nach Osaka!

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