Abschied vom Reisen mit einer letzten Ehrenrunde auf Bali

27 05 2013

Seit Australien haben wir uns Gedanken gemacht, wo die Reise während unserer letzten drei Monate hin gehen soll. Ursprünglich wollten wir die Erde ja einmal umrunden, aber da die Flüge Richtung Amerika von Australien oder auch Asien zigfach teurer als von Europa aus sind, haben wir diesen Plan – obwohl der Ehrgeiz fast gesiegt hätte – irgendwann aufgegeben. Zur Wahl standen weiterhin Myanmar, Nepal oder Sri Lanka – aber entweder haben Wetter bzw. Reisezeit nicht gepasst oder uns hat es schlichtweg nicht wirklich gereizt, dorthin zu reisen. Zudem wollten wir die letzten Wochen unserer Reise so entspannt wie möglich verbringen und da wir Bali bereits letztes Jahr ins Herz geschlossen hatten, fiel die Wahl am Ende nochmals auf die Insel der Götter. Wir hatten bei weitem noch nicht alles gesehen, aber auch das, was wir bereits kannten, ergab mehr als einen guten Grund, auf die hinduistische Insel zurückzukehren.

Welcome to Bali!

Welcome to Bali!

Nach der Ankunft erlebten wir jedoch erstmal eine Enttäuschung: Unsere gebuchte Unterkunft in Kuta, der Warung Coco, war umgezogen, ohne irgendwelche Infos auf der Website zu veröffentlichen. Wir hatten hier im letzten Jahr bereits einige Tage in schönen Bungalows inmitten eines ruhigen, grünen Gartens übernachtet und es gefiel uns damals so gut, dass wir auch dieses Mal wieder dort wohnen wollten. Aber- surprise surprise – die ursprünglichen Bungalows gab es nicht mehr, dafür neue Räume mit Ausblick auf eine Betonmauer bzw. wahlweise eine Bungalowanlage in einer anderen Straße, die jedoch noch Baustelle war. Für die ersten beiden Nächte gaben wir uns mit der veränderten Situation zufrieden, die letzten fünf Nächte auf der Insel jedoch, die wir bereits im Voraus gebucht und bezahlt hatten, wollten wir weder in einem stickigen Raum noch auf einer Baustelle verbringen, und so baten wir die Besitzer, ein indonesisch-englisches Paar, um eine Stornierung bzw. um Rückzahlung unseres Geldes. Eigentlich war der Fall sonnenklar: Wir hatten etwas gebucht, was so nicht mehr existiert und auch mit keinem Wort auf der Website der Unterkunft erwähnt wird. Dort waren immer noch sowohl die Infos als auch die Fotos der ursprünglichen Bungalowanlage sichtbar. Und außerdem hatten sie immer noch 9 Tage Zeit, unser gebuchtes Zimmer neu zu vermieten. Aber Bali ist nunmal nicht Deutschland sondern Indonesien und hier herrschen andere Regeln – ja, wir hatten es geahnt! Die Besitzer waren alles andere als kooperativ und obwohl wir zumindest auf das Verständnis des Westlers hofften, war er derjenige, der die dämlichsten Argumente anbrachte, warum wir unser Geld nicht wieder bekommen (Seine Aussage: „Die neue Bungalowanlage wird, nachdem erstmal die Bäume und Büsche gepflanzt sind, GENAU identisch aussehen wie die alte, da müssen wir die Fotos doch gar nicht tauschen!“….na, alles klar!!).
Wir diskutierten eine Weile mit ihnen herum und letztendlich bekamen wir zunächst 50 Prozent des Geldes wieder mit der Zusicherung, dass wenn sie in unserem gebuchten Zeitraum ausgebucht seien, wir auch das rechtliche Geld erstattet bekämen. Glücklich waren wir damit zwar nicht, aber mehr war in dem Augenblick nicht zu machen und wir hatten einfach keine Lust, klein bei zu geben und doch noch auf der momentanen Baustelle des Warung Cocos zu übernachten.
Noch am selben Tag begann glücklicherweise ebenfalls noch ein weitaus schönerer Teil unserer Zeit auf Bali, nämlich eine Tour über die Insel mit einem Leihwagen, einem recht neuen Suzuki Karimun, welchen wir für nicht einmal 10 Euro pro Tag für die nächsten 9 Tage ausgeliehen hatten.
Wir fuhren zunächst die Westküste hoch, von der wir jedoch leider nicht viel zu sehen bekamen da es während der Grossteil der Fahrt geregnet hatte. In einem Örtchen namens Pemuteran checkten wir später am Tag für 24 Euro in einen riesigen, luxuriösen Bungalow mit mehr oder weniger privatem Pool ein, bekamen am Morgen das Frühstück auf unsere Terrasse serviert von einem süßen Indonesier, der sich jedes mal erkundigte wie es uns geht und ob alles in Ordnung sei. Kurz gesagt, wir haben uns eher wie in einem Sterne-Hotel als in einer Budget-Unterkunft gefühlt und können das Bagus Homestay in Pemuteran nur wärmstens empfehlen! Von dort aus gingen wir vor Menjangan Island tauchen, wo man wahnsinnig schöne, bunte und sehr gesunde Korallen zu sehen bekommt. Zwar waren nicht viele Fische unterwegs, aber schon allein aufgrund der Korallen lohnt es sich hier definitiv, tauchen zu gehen!

eine Muräne versteckt sich inmitten der Farbenpracht

eine Muräne versteckt sich inmitten der Farbenpracht

Nach drei Nächten in Pemuteran machten wir uns auf Richtung Gunung Batur, dem drittgrößten Vulkan Balis, den man über unterschiedlich lange Wanderwege besteigen kann. Während wir noch beim Mittagessen überlegten, ob wir den Vulkan wirklich erklimmen sollten, fing es jedoch mal wieder an, wie aus Eimern zu schütten und die Entscheidung wurde uns kurzer Hand von höherer Stelle abgenommen. Wir hatten keine Lust, in den nebeligen Bergen auf gutes Wetter zu warten, und so beschloss Robbe spontan, zurück nach Sanur zu fahren, wo eines der besten Essen unserer Reise auf uns wartete. Im Warung Moro Seneng in Sanur, einem kleinen Strassenrestaurant, welches von Locals wie Touristen zu jeder Tag- und Nachtzeit gleichermaßen gut frequentiert wird, gibt es das beste (!!) Nasi Campur in ganz Indonesien! Ich weiss, wir haben davon bereits im letzten Jahr geschwärmt, aber was man dort für umgerechnet 1 Euro auf den Teller bekommt, ist einfach nur grandios und mit wenig zu toppen, was wir auf unserer Reise sonst noch gegessen haben. Logisch, dass wir jede Gelegenheit nutzten, dort zu essen – manchmal auch zweimal am Tag ;-)…und wir werden vor allem diesen Part Balis schmerzlich, schmerzlich vermissen :-(!

das beste Nasi Campur gibts im Warung Moro Seneng in Sanur!!!

das beste Nasi Campur gibts im Warung Moro Seneng in Sanur!!!

Von Sanur ging’s, als der Regen sich verzogen hatte, am nächsten Tag wieder Richtung Norden, diesmal nach Padang Bai an der Ostküste, wo man sehr gut schnorcheln kann. Von dort fuhren wir an die Nordküste nach Tulamben, wo wir noch einmal beim Wrack der USAT Liberty, einem riesigen, während des zweiten Weltkrieges gesunkenen US-Marinefrachters tauchen gingen. Der Tauchgang startete früh am Morgen um 6.30 Uhr, weil dann erfahrungsmäßig die meisten Fische ihre Runden drehen. Leider fing es jedoch genau dann, als wir unter Wasser gingen, an zu regnen und obwohl das beim Tauchen ja eigentlich nicht stört – man ist ja eh schon nass (haha) – hat man auf 30 Metern Tiefe eher das Gefühl, man absolviert einen Nachttauchgang, so düster wie es dann dort ist. Ich dachte mir die ganze Zeit, wie praktisch es wäre, jetzt eine Lampe dabei zu haben und auch Robbe fühlte sich während des Tauchgangs nicht wirklich wohl. Immerhin sahen wir einen riesigen Barracuda und einen Schwarm von den großen Humphead Parrotfischen und auch das Wrack selbst war faszinierend anzuschauen – zumindest das was wir in der Dunkelheit davon sahen. Unser 39ter Tauchgang war also nicht der Schönste, aber auch ungemütliche Tauchgänge muss es ab und an mal geben, bei denen man wertvolle Erfahrungen sammelt, wenn mal nicht alles perfekt läuft.
Von Tulamben ging’s weiter nach Amed, einem landschaftlich sehr schönen und touristisch nicht überlaufenen Küstenstreifen am nordöstlichen Zipfel Balis. Es lohnt sich, hier die komplette Küste abzufahren, und obwohl die Straße manchmal recht eng und abenteuerlich ist, hat man tolle Ausblicke auf das Meer und auf den Vulkan Gunung Agung, dem mit 3142 Metern höchsten Berg Balis.

wunderschönes Amed

wunderschönes Amed

Nach Amed war unser nächstes Ziel die Reisterrassen von Sidemen. Wir hatten uns dort eine kleine „Villa“ inmitten der schönen Landschaft gemietet und haben es am Abend sogar geschafft, uns im Labyrinth der kleinen Wege innerhalb der Reisterrassen zu verlaufen ;-). Rund um das Örtchen ist die Landschaft traumhaft und vielleicht so, wie man sich Bali vorstellt, wenn man noch nie da gewesen ist. Das Schöne dort ist, dass es bis dato recht wenige Unterkünfte für Touristen gibt und die, in die man sich einbuchen kann, liegen allesamt sehr idyllisch und weitab vom Massentourismus eines Ubuds, wo es die meisten Touristen hinverschlägt.

Blick von unserer Villa in Sidemen...

Blick von unserer Villa in Sidemen

Nichts desto trotz wollten wir auch nochmal wissen, was denn den Reiz von Ubud, einem der bekanntesten und populärsten Orte im Landesinneren Balis, ausmacht. Aber genau wie im letzten Jahr konnten wir den mit Autos, Mopeds, Souvenirshops und Restaurants vollgepackten Straßen der Stadt nicht allzu viel abgewinnen, sondern erkundeten lieber die Reisterrassen im Umland bzw. relaxten in unserer erneut sehr coolen Unterkunft am Rande der Stadt.

Reisterrassen von Tegalalang in der Nähe von Ubud

Reisterrassen von Tegalalang in der Nähe von Ubud

Alles in allem verlief unsere Tour mit dem Auto über die Insel dieses Mal viel stressfreier und entspannter als im letzten Jahr, wo wir viel häufiger von Google Maps und dem abenteuerlichen Straßenlabyrinth zur Weißglut getrieben wurden und manchmal ziemlich planlos unterwegs waren. Ich bin wahnsinnig froh, dass ich mit einem Reisepartner zusammen bin, der den nötigen Mut hat und vor allem in der Lage ist, sich auf Balis Straßen zu wagen und sicher zurecht zu finden. Ehrlich, das kann nicht jeder (mich eingeschlossen)! Die Straßen sind einfach nur vollgestopft mit Getier aller Art, welches von allen Seiten kreuzt, von spielenden Kindern am Straßenrand, Menschen die sich per Fahrrad oder Fuß am Rande der ohnehin häufig extrem engen Straßen entlang bewegen, sitzen, liegen, schlafen oder gerne auch mal die Hälfte der Straße blockieren, um ihr Getreide zu trocknen oder einfach ein Kaffeekränzchen zu veranstalten. Dazu kommen Schlaglöcher so breit und tief wie kleine Seen, Hunderte von Mopeds, die sich rechts und links an einem vorbeischlängeln sowie die übrigen Verkehrsteilnehmer auf vier Rädern, die sehr häufig den Anschein erwecken, noch nie eine Fahrschule von innen gesehen zu haben. Eine funktionierende Hupe ist auf Bali im Zweifelsfalle wichtiger als gute Bremsen, und auch Robbe hat eine Weile gebraucht zu verinnerlichen, dass Hupe, Warnblinker, Lichthupe und Co auf Bali keine aggressive Fahrweise a la „Idiot, mach Dich vom Acker“ ist, sondern eine friedliche und inselweit akzeptierte Art anzuzeigen „Achtung, aus dem Weg, hier komme ich!“ 😉
Letztlich sind wir über 700 km auf der Insel gefahren und haben dafür nicht einmal 30 Euro Sprit gebraucht. Bei Benzinpreisen von umgerechnet 36 Cent pro Liter auch kein Wunder, aber damit ist das Leihen eines Mietwagens für uns definitiv die beste, billigste und unabhängigste Art und Weise, die Insel zu erkunden und wir können es trotz der teilweisen wilden Strassenverhältnisse sehr empfehlen, sich so fortzubewegen.
Sehr positiv überrascht waren wir auch von den Unterkünften, die wir diesmal bekommen haben. Da im Mai noch Nebensaison ist, sind die Preise natürlich noch günstiger als in der Hauptsaison im Juli und August sowie um Weihnachten und Neujahr herum, aber umso mehr lohnt es sich, genau in diesen ruhigeren Monaten auf Bali Urlaub zu machen. All unsere Unterkünfte bis auf eine Ausnahme kosteten weniger als 25 Euro und jedesmal hatten wir einen tollen Pool fast für uns alleine sowie ein großes, sauberes Bungalow zum Wohlfühlen. Super Preis-Leistungsverhältnis also, vor allem wenn wir bedenken, in welchen Dreckslöchern wir für den selben Preis zb auf Langkawi oder den Philippinen untergekommen sind.
Nachdem wir das Auto nach neun Tagen heil und unversehrt abgegeben hatten, blieben uns noch fünf Nächte auf der Insel, die wir in unserem geliebten Sanur verbrachten. Unser Tagesablauf war eigentlich immer gleich: Morgens nach dem Frühstück ging’s zum Strand oder Pool und wenn der Magen irgendwann knurrte fuhren wir zum Warung Moro Seneng, unser leckeres Nasi Campur essen. Im Anschluss standen noch einige Stunden in der Sonne auf dem Programm, bis diese auf die Minute genau jeden Nachmittag hinter dicken Wolken verschwand und es etwas später anfing zu regnen. Wir versuchten es jedesmal so zu takten, es noch bevor der Regen startete zu schaffen, in unserem Lieblings-Café und Donut-Laden J.CO zu sitzen und bei unverschämt leckeren Donuts und Cappuccino gemütlich dem Regen zuzuschauen. Am Abend gönnten wir uns nach unserem 1-Euro-Lunch meistens nochmal etwas Besonderes, wobei mit dem Besonderen vor allem das auf Bali extrem wertvolle und teure Gut Wein gemeint ist, was aber nunmal zu einem perfekten Dinner für uns dazugehört. Die letzte Nacht auf Bali schlugen wir uns mit dem Championsleague-Finale um die Ohren und fuhren vom Spiel aus direkt zum Flughafen, wo wir unseren Flug nach Surabaya und damit eigentlich bereits die Heimreise nach Deutschland antraten.
Ach, und fast hätte ich es vergessen zu erwähnen – am letzten Tag sind wir nochmal zum Warung Coco nach Kuta gefahren, um nachzufragen, wie es mit unseren restlichen 50 Prozent des Geldes aussieht. Wir wussten von deren Homepage, dass die Zimmer nur in einer der fünf Nächte komplett ausgebucht waren und dass sie auch mittlerweile die Bilder und Infos aktualisiert hatten. Wir wollten es jedoch nochmals auf einen Versuch ankommen lassen und die Chefin erkannte uns auch direkt wieder und verschwand erst einmal für 10 Minuten, um sich wahrscheinlich mit ihrem idiotischen Mann zu besprechen. Als sie zurückkam, drückte sie uns überraschenderweise doch noch das restliche Geld in die Hand. Obwohl uns die Rückzahlung aus unserer Sicht definitiv zustand, hatten wir damit nicht gerechnet und waren dementsprechend happy über diesen doch sehr positiven Abschluss unserer Zeit auf Bali.
Überhaupt war es die richtige Entscheidung, nochmals auf die Insel zu fahren und dort unsere Reise ausklingen zu lassen. Wir haben äußerst entspannte Tage verbracht, die wundervolle Gastfreundschaft der Balinesen genossen, vom leckeren Nasi Campur einige Pfund zugenommen und wieder neue Seiten der Insel kennengelernt. Den Abschied vom Reisen hat uns diese tolle Zeit jedoch wahrlich nicht einfacher gemacht :-(!

Liebste Grüsse in die Heimat!!

Liebste Grüsse aus der Ferne!

Coming next: Der lange Weg nach Hause – vier Länder in drei Tagen!



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