Eat – Football – Love auf Bali: Letzter Teil
26 07 2012Nach unserer Bali-Rundreise blieben immer noch 12 Tage bis zum Ende der Fussball EM und da wir die Spiele alle sehen wollten, am besten im Kreise anderer Fußballfans, beschlossen wir, auch diese Tage noch auf Bali zu verbringen. Zugegeben, wir hatten im Süden bereits fast alles gesehen, aber da uns ohnehin nur kurze Tage nach langen Nächten bevorstanden, hofften wir, diese schon irgendwie rumzukriegen. Für die ersten fünf Nächte mieteten wir uns deshalb auch direkt in die belebteste Stadt ein, nämlich in den Warung Coco in Kuta. Für knapp 20 Euro pro Nacht wohnten wir in einem riesigen, neuen Bungalow in einem schönen Garten inmitten von Kuta, wo es dennoch sehr ruhig war und wir vom lärmenden Verkehr der Stadt rein gar nichts mitbekamen. Im Gegensatz zu Deutschland ist es in Indonesien natürlich nicht verboten, den Schalldämpfer im Moped auszubauen und die lärmenden Ungetüme von Mopeds ohne eben diesen hatten uns vor allem in der ersten Zeit schier zum Wahnsinn getrieben.
Der Bungalow im Warung Coco hatte sogar eine Küche und da es in Kuta große Supermärkte gibt, wo man im Prinzip alles kaufen kann, was wir auch in Deutschland zum kochen benötigen, kamen wir endlich mal wieder in den Genuss unserer selbstgekochten Leibgerichte. Das Bedürfnis, das eigene Essen zu kochen, obwohl es doch um die Ecke leckere indonesische Küche für einen Spottpreis gibt, verbuchten wir unter erste Anzeichen von Sehnsucht nach zuhause und unseren früheren Alltag. Unsere selbstgekochte Pasta dann jedoch bei tropischen Temperaturen am Abend auf der Terrasse unseres Bungalows zu verspeisen, fühlte sich vielleicht sogar besser an als damals im kalten, gestressten Berlin ;-)…
In Kuta gibt’s im Prinzip alle Annehmlichkeiten einer großen Stadt – Shoppingcenter, Fast Food Ketten, tausende Bars und Restaurants. Wir finden das teilweise to much, da man sich manchmal vorkommt wie irgendwo in Europa und nicht auf einer mittelgroßen Insel im Pazifik (???). Aber gut, die ganzen australischen Touris finden’s schön so und strömen besonders in den Monaten Juli und August in Massen in die Stadt, um ausgiebig Urlaub zu machen, ohne die Annehmlichkeiten ihres Landes vermissen zu müssen.
An Kuta’s schöner, kilometerlanger Surfer-Beach mieteten wir uns an den meisten Tagen Liegen und Sonnenschirm von Jurmen, einem netten Indonesier, der uns nach einigen Tagen bereits kannte, Robbe zum Arak trinken einlud und uns immer einen Sonderpreis für die Liegen gab, ohne das wir verhandeln mussten (1,80 Euro pro Tag, das ist fair denken wir :-)). Nebenan gabs direkt Surfboards zu mieten und Robbe verfeinerte in den Tagen am Strand sein Können auf dem Board.
Das Spiel Deutschland gegen Griechenland schauten wir in einem bekannten deutschen Restaurant in Kuta mit Namen Mama’s, wo es deutsche Hausmannskost gibt, die wohl auch sehr gut schmecken soll (wir haben es nicht probiert). Extra für die Spiele wurde eine große Leinwand aufgebaut und das ganze Szenario hätte sich auch in Berlin abspielen können, denn umgeben von fast ausschliesslich Deutschen (Griechen haben wir auf unseren Reisen so gut wie noch nie getroffen und auch diesmal beim Spiel sind uns keine aufgefallen, sicher auch weil es um deren Finanzen momentan ja bekanntlich nicht gut bestellt ist) haben wir uns gefühlt wie zuhause, inkl. Fangesänge, die üblichen schlauen Kommentare zum Spielverlauf von allen Seiten und natürlich das Mitträllern der Nationalhymne im Stehen mit Hand am Herzen ;-). Ein bisschen gewöhnungsbedürftig war diese Masse an Landsleuten auf einem Haufen dann schon nach fast 8 Monaten Abstinenz und wir konnten uns am Ende des Abends nicht wirklich entscheiden, ob wir es schön oder eher abschreckend gefunden haben… ;-).
Nach 5 Tagen in Kuta zogen wir nochmal um nach Sanur, wo wir bereits die erste Woche unseres Bali-Aufenthaltes verbracht hatten. In Sanur erwartete uns nochmal das Sunhouse Guesthouse, mehr Ruhe, bekannte Straßen, die tolle Yoga-Schule am Strand sowie die Promenade, um wieder mal etwas für die Fitness zu tun. Außerdem entdeckten wir – leider viel zu spät wie wir finden – einen absolut fantastischen Warung, wo man von ca. 20 unterschiedlichen Beilagen sein persönliches Nasi Campur zusammenstellen kann. Nasi Campur ist eines der beliebtesten indonesischen Gerichte und besteht aus Reis, verschiedenem Gemüse, Soya, Tofu, unterschiedlichem gebratenen Fleisch, Kartoffel-Mais-Puffer usw usf. Das Tolle an diesem Warung war, dass alles jeden Tag wirklich frisch zubereitet wurde, richtig scharf war so wie es die Einheimischen mögen und dort vor allem Indonesier anzutreffen waren. Die Preise für einen Teller Nasi Campur lagen je nach dem was man sich aussuchte zwischen 50 Cent und 1,50 Euro und es machte einfach nur Spaß, für so wenig Geld so lecker essen zu können.
Nachdem für die Deutschen die EM zu Ende war und wir nach einem Spiel in einer Sportsbar zusammen mit fast nur Indonesiern völlig desillusioniert von der Fussballbegeisterung waren, wurde es endgültig Zeit, Bali den Rücken zu kehren. In dieser Nacht schauten wir das Spiel Spanien gegen ???? und sobald mehr oder weniger klar war, dass ihre Spanier und somit ihre Wette gewonnen war, traten sie bereits den Heimweg an, ohne das Spielende abzuwarten. Im Laufe der Zeit erzählten uns immer wieder Indonesier, dass während der EM das (illegale) Wettgeschäft blüht und nicht nur Geld, sondern gern auch das Motorrad oder die eigene Frau verwettet werden.
Am 2.07. fuhren wir zunächst mit dem Perama Shuttle Bus nach Padang Bai an die Ostküste, verbrachten dort zwei Tage mit Schnorcheln und machten einen Ausflug in den Beachort Candidasa weiter nördlich, der absolut nichts Sehenswertes zu bieten hat, um dort auch nur eine Nacht zu verbringen. In den 70er sollte dort DER neue Beachort Balis entstehen, wobei im Bauwahnsinn der Strand erodierte und dieser heute nicht mehr vorhanden ist sondern das Meer heute nur noch von einer hässlichen Betonwand begrenzt wird.
Am 4.07. kauften wir uns ein Ticket für die öffentliche Fähre, mit der wir in 3,5 Stunden die Lombok Street überkehrten und auf Balis Schwesterinsel Lombok übersetzten.
Die Zeit auf Bali war lang 😉 aber dafür haben wir einen guten Einblick ins Inselleben bekommen. Grundsätzlich glauben wir, dass der Tourismus einerseits Fluch und andererseits Segen für die Insel ist. Er hat viel Geld auf die Insel geschwemmt, und bei unseren Streifzügen über die Insel haben wir nie wirklich arme Menschen gesehen, die Einheimischen wohnen in soliden Steinhäusern im Gegensatz zu manch anderen Gegenden in Asien oder auch Indonesien, wo fünfköpfige Familien in windschiefen Holzhüten hausen. Der Ansturm von Touris hat aber natürlich auch Schattenseiten. Das größte Problem ist wohl die umfassende Bebauung der Insel, auf jedem Strand, der einigermaßen schön ist (und davon gibt’s nicht wirklich viele auf Bali) befindet sich eine Hotelanlage, die auf Bali meist nicht klein und gemütlich ist, sondern zu einer der großen Hotel-Ketten gehört. Logisch, dass das auf Dauer zu Umweltproblemen und Wasserknappheit führt und in vielen Gegenden kann von Ursprünglichkeit keine Rede mehr sein. Trotz dieser Schattenseiten ist Bali definitiv eine ganz besondere Insel und wir hatten eine tolle Zeit hier!
Coming next: Definitiv eine Alternative zu Bali – Lombok!