Schöner Abschied von Japan mit einem Tag in Osaka

8 06 2012

Am 20.05 kamen wir gegen Abend in Osaka an und fanden Dank unserer Übung im Lesen japanischer U-Bahn-Pläne recht schnell zu unserem Hotel Taiyo in Midtown Osakas. Mit 2,6 Millionen Einwohnern ist Osaka nach Tokio und Yokohama die drittgrößte Stadt Japans. Mit den ca. 17,5 Mio. Einwohnern im Ballungsgebiet Kansai bildet Osaka eine der größten Metropolregionen der Welt und innerhalb Japans den Gegenpol zum Kantō-Gebiet um Tokio.
Die Stadt ist das traditionelle Handelszentrum Japans und heute eines der wichtigsten Industriezentren und einer der bedeutendsten Häfen Japans.
Laut Forbes-Liste der teuersten Städte der Welt von 2009 ist Osaka die Nummer Zwei nach Tokio!
Für uns ist es immer wieder erstaunlich, welch unterschiedliche Atmosphären in den einzelnen Städten herrschen. Tokio kam uns sehr aufgeräumt, ein wenig unpersönlich und steril vor. Dort ist uns beispielsweise kein einziger Penner aufgefallen und ganz selten wurden wir von Einheimischen angesprochen.
In Osaka hingegen wurden wir auf dem kurzen Weg zum Hostel gleich mehrfach von seltsamen Gestalten vollgequatscht und der ein oder andere Alki lungerte auch rum. Direkt neben unserem Hotel gab es eine Kneipe mit Live-Musik, wo trotz des frühen Abend schon einiges los war. In Tokio hatten wir diese Art „rustikaler“ Kneipen vermisst. Auch die Jugendszene war in Osaka irgendwie extremer, der Stil noch ausgefallener als in Tokio – aber das ist natürlich nur unser erster, oberflächlicher Eindruck.
Nach dem Einchecken im Hotel, wir bekamen ein typisch japanisches Zimmer mit zwei Futonmatratzen auf dem Boden – total gemütlich, ging’s gleich weiter zum Umeda Sky Building, genauer gesagt in die 39. Etage ins Floating Garden Observatory. Von dort oben hat man einen tollen Blick auf die Skyline Osakas, den wir uns mit zumeist verliebten japanischen Teenie-Paaren geteilt haben, die knutschend in den Ecken saßen.
Danach ging’s ins Vergnügungsviertel Namba mit vielen Bars, Restaurants und Shoppingcentern, wo wir eine Weile die Straßen entlang schlenderten und staunend die japanischen Jugendlichen mit ihren abgefahrenen Klamotten beobachteten.
Zu später Stunde gab es dann noch ein Highlight unseres Japanbesuches: Wir testeten ein Onsen – ein öffentliches Bad, das von einer natürlichen heißen Quelle gespeist wird. Onsen findet man überall in Japan, unser Hotel besaß ebenfalls so eines (obwohl wir bezweifeln, dass dieses von einer heißen Quelle gespeist wird..) und als Gäste durften wir es kostenfrei nutzen.
Generell sind Onsen in Japan ein Ort der Entspannung, wo der strikte Verhaltenskodex, der das soziale Leben regelt, gelockert ist und auch mal der kleine Angestellte gleichberechtigt neben dem Firmenboss für seine Körperhygiene sorgt. Frauen und Männer benutzen das Bad selbstverständlich getrennt, dh Robbe war am frühen Abend bereits dran, wohingegen Heike zu später Stunde baden durfte. Gut, dass eine weitere Japanerin im Bad war, von ihr konnte sie sich die Prozedur abschauen. Zunächst setzt man sich auf einen kleinen Schemel, der in einer Reihe mit anderen vor einer Spiegelwand steht. Jeder Waschplatz ist ausgestattet mit einem Duschkopf, Eimer und Seife. Zunächst seift man sich ordentlich ein – und hier meinen wir gründlichst und ausdauernd! Die Japaner können das im Sitzen, wir müssen da noch ein bisschen üben – übrigens einer der häufigsten Fauxpasse von Ausländern im Onsen, beim Waschen aufzustehen ;-).
Wenn der Dreck runter ist, wartet die Saune bzw das Wichtigste, nämlich ein Becken mit sehr heißem Wasser, wo es sich toll entspannen lässt. Das Ganze klingt erstmal unspektakulär, und sicher gibt es davon auch viel luxuriösere Varianten, aber wir fanden es toll, vor allem weil das Bad in unserem Hotel sehr einfach und traditionell gestaltet war. Im bereitgelegten Kimono ging’s dann ab auf die japanische Matratze, und so sauber und rein schliefen wir tief und fest.
Am letzten Tag in Osaka leihten wir uns nochmal Fahrräder aus und erkundeten die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt, deren Zahl diesmal glücklicherweise an einer Hand abzuzählen war. Zuerst ging’s zum Shitennoji Tempel, einer der ältesten buddhistischen Tempel Japans aus dem Jahre 593. Das Tempelgelände ist sehr groß und umfasst mehrere, teilweise sehr gut restaurierte Gebäude, eine fünfstöckige Pagoda sowie einen See mit Hunderten von Schildkröten und großen Fischen (Barsche?), die allzeit gut gefüttert werden. An diesem Montag fand gerade der monatliche Flohmarkt rund um die Tempelgebäude statt, von daher war von beschaulicher Stimmung eher weniger zu spüren, dafür konnten wir über einen wuseligen Markt schlendern und das vor der tollen Tempelkulisse.
Danach radelten wir zum Osaka Castle, einem der berühmtesten Schlösser Japans aus dem 16. Jh inmitten eines Parks. Zusammen mit unzähligen Seniorengruppen schauten wir uns das Schloss von außen an, waren vom irgendwie modernen, un-authentischen Stil jedoch nicht allzu begeistert.
Da wir nun schon einige Kilometer auf dem Buckel hatten und keine Lust auf weitere Anstrengung an diesem warmen Tag, ließen wir die anderen Sehenswürdigkeiten Osakas einfach mal aus (die beiden Wichtigsten hatten wir besucht) und fuhren nochmal zurück zum Markt, um dort zwei leckere japanische Crêpes zum Mittag zu verspeisen. Einen Rest Rotwein vom Vorabend hatten wir ebenfalls dabei und nachdem wir aufgrund der allgegenwärtigen Kommunikationsprobleme nur mit Mühe einen leeren Plastebecher auftreiben konnten, ließen wir es uns gutgehen 😉
Und dann war es auch schon wieder Zeit, Richtung Flughafen aufzubrechen.
Die 10 Tage in Japan vergingen viel zu schnell und wir haben nur einen Bruchteil von dem charmanten Land gesehen. In Japan wurden wir seit langem mal wieder überrascht von vielen Dingen, die wir bisher von unseren Reisen oder unserer Heimat so noch nicht kannten. Soviel Neues und Unbekanntes zu entdecken macht uns immer sehr viel Spaß und diese Abschnitte der Reise bleiben stärker in Erinnerung als andere. Wir haben es genossen, jeden Tag Sushi essen zu können, waren überwältig von der Schönheit der Tempel und Gärten Japans und hätten uns gewünscht, den ein oder anderen Japaner besser zu verstehen. Leider haben wir die Kirschblüte knapp verpasst; und diese Jahreszeit, ein Blick auf den Mt Fuji sowie ein Besuch in Japans Norden sind nur drei Gründe, warum wir auf jeden Fall irgendwann nochmal wiederkommen.
Auf Wiedersehen oder さようなら oder Sayounara! 😉

Coming next: Weltklasse Tauchen auf den Philippinen



Aktionen

Informationen

1 Antwort zu “Schöner Abschied von Japan mit einem Tag in Osaka”

  • Dieter sagt:

    Nett die Story über Flores, ja so ist es halt, teuer und dreckig. Das mit dem Hotel in Ende war genau richtig! Bin mal in Indien morgens um 3.00 am in einer großen „Umsteige-Stadt“ angekommen, Weiterfahrt war um 12.00 am. Hatte furchbare Bauchschmerzen und wollte für die paar Stunden ne´n Zimmer nehmen. Die übelste Kaschemme am Bahnhof, der wollte den dreifachen Preis für den ganzen Tag, obwohl um 11.00 am Checkout wäre. Als ich dann erstmal auf´s Zimmer. ergo Klo ging, fiel promt der Strom also Licht aus. Habe dem dann die Schüssel bis zum Rand gefüllt, mir gereinigt, nicht abgezogen (ging eh nicht) und bin dann – ich hatte ja eine Taschenlampe – wieder zum Bahnhof, Tee trinken, ohne einzuchecken, ohne zu zahlen. Höhöhö!

Schreib einen Kommentar

Du kannst diese Tags verwenden : <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>