Back to the roots – Abenteuer und Herausforderungen auf Flores!

23 09 2012

Unsere Zeit in Südostasien neigte sich Ende Juli bereits dem Ende, doch es blieben uns 9 Tage, um die noch wenig touristisch erschlossene Insel Flores im Osten Indonesien zu erkunden, die wie auch Komodo- und Rinca-Island zu den Kleinen Sundainseln gehört.
Der Name Flores kommt aus dem Portugiesischen und bedeutet „Blumen“, und nicht nur auf die Namensgebung hatten die Portugiesen maßgeblich Einfluss:  Lange Zeit war Flores portugiesische Kolonie und die Einwohner Flores wurden in dieser Zeit (um das 16 Jh herum) missioniert, sodass heute etwa 91 % der Einwohner katholische Christen sind und dies eine große Ausnahme im sonst vor allem muslimisch geprägten Indonesien dargestellt.
Insgesamt etwa 1 Million Einwohner leben heute auf der 354 km langen Insel, die wir von West nach Ost erkunden wollten.
Die ersten drei Tage verbrachten wir in der Hafenstadt Labuan Bajo und machten am ersten Tag einen Ausflug zum Wasserfall bzw. Canyon Cunca Wulang zusammen mit einigen unserer Bootsgefährten. Mit dem Bemo schlängelten wir uns die 30 km auf Passstrassen durch die Berge und wurden, auch aufgrund der ziemlich unbequemen Sitzposition, ordentlich durchgeschüttelt. Irgendwann bogen wir auf eine Holperpiste ab mit riesigen Schlaglöchern und mussten nicht nur einmal schnell aus dem Bemo rausspringen, weil es den Hügel nur abzüglich unseres Körpergewichts bewältigen konnte, ohne stehenzubleiben und den Berg aufgrund mäßig funktionierender Bremsen rückwärts wieder runterzurollen…
Irgendwann stoppte unser Fahrer und wir befanden uns in einem kleinen Dorf, von wo aus es per Fuß weitergehen sollte. Einen Führer lehnten wir wie immer kategorisch ab, wunderten uns dann jedoch schon irgendwann, dass von einem Wasserfall weder etwas zu hören noch zu sehen war (obwohl der ein oder andere von uns Wasserrauschen zu hören glaubte, das war aber wohl bloß die Hitze und der Durst ;-)). Wir gaben jedoch nicht auf und nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir endlich den Flusslauf, der sich weiter flussaufwärts tief in die Felsen eingegraben hatte und weiter oben von einem Wasserfall gespeist wurde. Diesen konnte man jedoch nur erreichen, wenn man todesmutig durch den Canyon in Richtung des Wasserfalls schwimmt, was wir auch taten und was zugegebenermaßen ziemlich gruselig war. Aber ein bisschen Adrenalin ist ja dann und wann nicht verkehrt und auch die Kulisse war spektakulär, sodass sich der Ausflug auf jeden Fall gelohnt hat. Als wir uns auf den Rückweg machten, war es bereits früher Nachmittag und bis auf ein paar Kekse waren unsere Mägen gähnend leer und irgendwelche Essensstände, wie sie sonst eigentlich immer und überall in Asien vorhanden sind, gab es hier weit und breit auch nicht. Als wir nach dem schweißtreibenden Rückweg im Dorf ankammen, fragten wir die Einheimischen kurzerhand nach Kokosnüssen und so saßen wir wenig später im Kreise einer Familie mitten auf der Dorfstraße, schlürften die leckere und frische Kokosmilch und versuchten uns mit Händen und Füßen zu verständigen. Die Dorfbewohner waren auf jeden Fall allesamt super nett und freuten sich über unseren überraschenden Besuch.
Nach einer erneut sehr abenteuerlichen Rückfahrt waren wir froh, heil in Labuan Bajo angekommen zu sein und mussten uns auch schon wieder beeilen, denn Stefan und Peter erwarteten uns zum Sonnenuntergang gucken in ihrem schön gelegenen Hotel auf dem Hügel mit Blick auf den Hafen Labuan  Bajo’s. Den Sonnenuntergang verpassten wir leider knapp, dafür gabs glücklicherweise schnell etwas zu essen, denn wir waren von unserem Dschungeltrek alle dermaßen ausgehungert, dass wir es kaum erwarten konnten, das Abendessen vorgesetzt zu bekommen. Gegessen haben wir in der Pizzeria „Made in Italy“, ein tolles, schickes Restaurant, welches mit Berlins Edel-Italienern locker mithalten könnte (und das in einer so abgelegenen Gegend der Welt!) und wo wir wohl die beste Pizza auf unserer gesamtem Reise vorgesetzt bekamen und einen sehr entspannten Abend in bester Gesellschaft verbrachten.
Am nächsten Tag ging’s mit dem Boot auf zwei der vorgelagerten Inseln, wo wir einen relaxten Vormittag mit Schnorcheln und Sonnenbaden an Traumstränden verbrachten. Am frühen Nachmittag hieß es leider Abschied nehmen von Rike, Minea und Danae, die zurück nach Bali flogen, aber das Schweizer Pärchen blieb uns noch erhalten und den letzten Abend verbrachten wir zu viert in einem ebenfalls Schweizer Restaurant, wo wir fangfrischen Baracuda verspeisten – yummi!
Am nächsten Tag ging’s endlich mal wieder Tauchen, wir wollten es noch einmal probieren und buchten einen Trip zum Manta-Point, um den edlen Tieren hoffentlich erneut aus nächster Nähe zu begegnen. Der erste Tauchgang war noch nicht der Mantapoint, aber trotzdem phänomenal, wir tauchten an einer mit wunderschönen Korallen bewachsenen Wand entlang, wo es viel zu sehen gab.

Danach fuhren wir zum Manta Point, und unsere Hoffnung wuchs, als wir bereits vom Boot aus eines der riesigen Tiere im Wasser schwimmen sahen. Auch unter Wasser sollten wir Glück haben, insgesamt vier Mantas sind majestätisch an uns vorbeigeschwommen, einer davon mit einer Flügelspannweite von geschätzten 4,5 Metern – der war wirklich riesig und der Tauchgang für uns ein unvergessliches Erlebnis!!

Am nächsten Tag verliessen wir Labuan Bajo und fuhren mit dem Mini-Bus in Richtung Ruteng, wo wir eigentlich einen Zwischenstopp für eine Nacht einlegen wollten, aber dort angekommen entschlossen wir uns kurzerhand, die nicht allzu lohnenswerte Stadt noch am selben Tag zu verlassen und weiter in das Bergdorf Bajawa zu fahren. Das Reisen auf Flores ist im allgemeinen ziemlich beschwerlich, da man zwischen den einzelnen Städten und Sehenswürdigkeiten weite Strecken auf kurvigen Passstrassen zurücklegen muss. Man fährt entweder mit öffentlichen (Mini)-Bussen, man teilt sich Autos mit mehreren Reisenden oder heuert einen eigenen Fahrer an, was die komfortabelste aber auch preisintensivste Form des Reisens ist. Es gibt im Prinzip eine Touristenroute, die entweder von West nach Ost oder andersherum bereist wird, von daher trifft man je nach persönlicher Reisegeschwindigkeit auch immer mal die gleichen Leute wieder.
Von Ruteng fuhren mit dem Auto weiter nach Bajawa, welches wir uns mit 4,5 anderen Mitfahrern plus Fahrer teilten (zum Glück hatte das Auto mehr als 5 Plätze…;-)).
Die Fahrt zog sich ewig hin, belohnt wurden wir allerdings mit phänomenalen Ausblicken auf das Bergland und die Vulkane Flores und spätestens hier war klar, dass wir es mit einer wirklich sehr besonderen Insel zu tun haben. Gegen Abend kamen wir endlich in Bajawa an und checkten im Hotel Edelweiß ein, welches von außen richtig gut aussieht, die Zimmer jedoch dringend einen neuen Anstrich plus Grundreinigung nötig haben. Bajawa liegt wie geschrieben in den Bergen und deshalb wird es dort auch empfindlich kalt in der Nacht, sodass wir erstmal unsere langen Klamotten rauskramten. Direkt neben dem Hotel kehrten wir in ein Restaurant zum Abendessen ein und warteten ewig auf unser Essen, was richtig nervte, da andere, die nach uns kamen, schneller bedient wurden als wir. Irgenwann gaben wir auf, verzichteten auf einen Teil des Essens, kämpften noch darum, endlich bezahlen zu können und kuschelten uns in unser kaltes Bett (gut dass wir wenigstens ein Zimmer mit heißer Dusche gebucht hatten…).
Am nächsten Morgen wollten wir uns eigentlich ein Moped mieten, um die Umgebung zu erkunden, aber das gestaltete sich schwieriger und teurer als gedacht und letztlich gönnten wir uns ausnahmsweise einen Fahrer mit Auto, der uns zunächst zu den traditionellen Dörfern in der Nähe und danach in die Stadt Ende bringen sollte. Der Besuch zweier Dörfer war sehr interessant, und vor allem das Dorf Bena war aufgrund seiner tollen Lage am Fuß des Vulkans Gunung Inerie und seiner Steinaltäre und Schnitzereien sehr lohnenswert. Dort und in der Gegend in und um Bajawa findet man noch immer Mitglieder des altmalaiischen Volksstammes Ngada, die in ihren strohbedeckten Häusern wie vor Jahrhunderten leben.
Danach ging’s in einer langen Fahrt in die Stadt Ende, wo wir im wahrsten Sinne des Wortes am Ende waren, nachdem wir einfach kein anständiges Hotel fanden, schließlich in eine übelste Bruchbude ziehen mussten, ewig rumgelaufen sind, um ein Feierabend-Bier und was zu essen zu finden (es war gerade Ramadan und in Ende leben viele Muslime) und am späten Abend zerdepperte Robbe auch noch den Glastisch im Zimmer bei dem Versuch, die Klimaanlage zu regeln, für die dummerweise keine Fernbedienung bereitlag, die aber auf die kälteste Stufe eingestellt war. Der Glastisch stand direkt darunter, das Glas wunderbar getarnt mit einer Tischdecke, die drüberlag. Heike war gerade im Bad, als es ohrenbetäubend schepperte und Robbe mit nackten Füßen in den Glasscherben stand. Es hätte sonst was passieren können, aber glücklicherweise hatte er keinen Kratzer abbekommen, wir aber einen völlig demolierten Tisch im Zimmer stehen. Nun hatten wir die Wahl zwischen beichten oder abhauen, und entschieden uns – obwohl das sonst nicht unsere Art ist – diesmal für Flucht, denn die Typen im Hotel waren ohnehin schon beim Check-In unfreundlich gewesen und das Zimmer überteuert, sodass wir denen nicht auch noch einen höchstwahrscheinlich völlig überzogenen Betrag für den Glastisch in den Rachen schieben wollten. Auf Flores wird nicht nach dem Pass oder ähnlichem beim Einchecken gefragt, somit sahen wir zu, dass wir am nächsten Morgen schnell das Weite suchten…
Als wir in der Nähe des Busbahnhofes noch darauf warten mussten, dass unser Auto endlich losfuhr (obwohl uns versprochen wurde: “ Wenn Du mir mir fährst, fahren wir gleich los“ – nachdem das Gepäck verladen wurde, fehlten dann aber urplötzlich noch weitere Fahrgäste und wenn man sich dann beschwert, verstehen sie plötzlich kein Englisch mehr. Da ist höchste Disziplin gefragt, um denen nicht am die Gurgel zu gehen…), hatten wir Angst, dass die Hotelmitarbeiter uns in der Stadt suchen und am Ende noch entdecken, aber letztlich ging alles gut und wir verließen die Stadt unbeschadet. 😉
Nach einer ausnahmsweise angenehm kurzen Fahrt kamen wir gegen Mittag in Moni an, einem Bergdorf und Ausgangspunkt für die Erkundung des
1639 m hohen Vulkans Kelimutu und seiner drei verschiedenfarbigen Kraterseen. Noch am selben Tag mieteten wir uns ein Moped und fuhren zu den Kraterseen, die wir an diesem Nachmittag komplett für uns alleine hatten.
Die drei Seen um den Vulkan wechseln aufgrund von gelösten Mineralien im Abstand von mehreren Jahren ihre Farbe von Schwarz zu Türkis, Rotbraun oder Grün. Der See im Westen heißt Tiwi Ata Mbupu (zu deutsch: See der Alten), die beiden anderen tragen die Namen Tiwu Nua Muri Kooh Tai  (See der Jungen und Mädchen) und Tiwu Ata Polo (Verzauberter See).
Die Einheimischen des am Fuße des Berges liegenden Dorfes Moni glauben, dass die Seelen der Verstorbenen in diese Seen wandern, und ein Farbwechsel bedeutet, dass sie verärgert sind.
Zum Zeitpunkt unseres Besuches war Tiwi Ata Mbupu dunkelgrün, Tiwu Nua Muri Kooh fast weiß (ein Mitarbeiter des Nationalparks erzählte uns am selben Tag, dass dieser See erst einige Tage zuvor seine Farbe verändert hatte) und Tiwu Ata Polo türkisblau. Es gibt dort oben verschiedene Aussichtspunkte auf die Seen und die Kulisse ist definitiv sehr besonders!
Am nächsten Morgen stand ein erneuter Besuch der Seen zum Sonnenaufgang an, aber leider hatten wir kein Glück mit dem Wetter, denn es war sehr bewölkt und von der aufgehenden Sonne keine Spur. Gut, dass wir am Vortag bereits die Szenerie ausgiebig und mit Sonnenlicht genießen konnten, im Gegensatz zu den meisten der Touris, die sich am Morgen hier versammelt hatten und die Seen leider nur unter wolkenverhangenen Himmel zu Gesicht bekamen, wo sie ihre Farbe bei weitem nicht voll entfalten. Hier trafen wir auch viele bekannte Gesichter wieder, die wir bereits an anderen Stationen auf unserer Reise durch Flores gesehen hatten, ua sogar zwei Mitglieder der Perama-Family :-). Zurück in Moni besuchten wir noch den wöchentlichen Markt am Montagmorgen, wo Händler aus den umliegenden Dörfern zusammenkommen, um ihre Waren anzubieten. Teile des kleinen Dorfs und die Hauptstrasse platzten aus allen Nähten und waren vollgestopft mit Ständen und Menschen und es war kaum ein Durchkommen möglich. Vor allem Frauen saßen mit roten Mündern bettelnuss-kauend in ihre Ikats gehüllt (traditionelle, aufwendig handgearbeitete Schals, in die sich die Bewohner einhüllen um sich gegen die Kälte  zu schützen) am Straßenrand und wir erregten als die fast einzigen westlichen Touristen natürlich entsprechende Aufmerksamkeit wie so oft auch in anderen Teilen Flores.
Gegen Mittag verließen wir Moni und den Kelimutu endgültig und machten uns auf zu unserer letzten Station, der Hauptstadt Mataram. Wir kamen in einem Bungalow direkt am Beach außerhalb der Stadt unter und erkundeten am nächsten Tag mit dem Moped die Stadt und die umliegenden Strände.
Das Hotel war ok, der Service wie so oft auf Flores jedoch richtig schlecht, die Auswahl der Speisen dürftig und all das zum Überfluss noch überteuert. Momentan gibt es auf Flores nur wenige Hotels, die jedoch fast immer ausgebucht sind da sie in den Reiseführern stehen und die Touris deshalb nur dort absteigen und es kaum Alternativen gibt. Die Zimmer sind meist sehr einfach und nicht selten dreckig, aber kosten soviel wie ein lupenreines Mittelklasse-Zimmer auf Bali und der Service ist ebenfalls schlecht, aber da die Bude immer voll ist wird daran nichts geändert, zumindest solange es keine ernstzunehmende Konkurrenz gibt und somit kein Grund besteht, den Service zu verbessern.
Obwohl Flores eine wunderschöne Insel ist, hat uns das Ganze am Ende ziemlich genervt und wir waren letztlich froh, am 1. August morgens Flores zu verlassen und zurück nach Bali zu fliegen. Der Flughafen in Mataram – der Größte auf Flores – ist ein Abenteuer für sich: Eine Landebahn, eine Bretterbude mit Check-In, keinerlei Sicherheitskontrolle oder ähnliches.  Das kannten wir bisher nur aus Tansania, aber auch diesmal ging alles gut und wir sind gegen Mittag heil und unversehrt auf Bali gelandet.
Die letzten 2,5 Tage verbrachten wir nochmal im Warung Coco in Kuta, genossen das leckere balinesische Essen, kauften alles Nötige für die Weiterreise nach Australien ein und fühlten uns hier auf Bali mittlerweile schon wie zuhause!
Am 3. August ging schließlich gegen 22 Uhr unser Flieger nach Darwin und wir wussten, dass dies nun erst einmal ein längerer Abschied von unseren geliebten Südostasien ist :-(.
Flores hat sich definitiv sehr gelohnt, war am Ende für uns jedoch auch ziemlich herausfordernd weil sehr ursprünglich und einfach. Auf Bali fühlen wir uns mittlerweile schon wie daheim und haben die Insel nach anfänglichen Startschwierigkeiten sehr lieb gewonnen. Nun ist bereits eine neuen Ära unserer Reise angebrochen, von der wir bald mehr berichten werden!

Ganz liebe Grüße aus der Ferne,
Robbe und Heike

Coming next: Einmal quer durchs australische Outback – Camperrelocation von Darwin nach Cairns und Kauf unseres mobilen Zuhause auf Zeit

 



Welcome to my paradise – Boottrip mit der Perama-Family auf die wunderschöne Insel Flores

2 09 2012

Nach unserem Besuch der sehr touristischen Inseln Bali, Gilis und teilweise auch Lombok stand uns zum Ende unserer Zeit in Indonesien der Sinn nach Abenteuer und Ursprünglichkeit und so beschlossen wir, die uns bisher noch unbekannte Insel Flores weiter im Osten des Landes zu erkunden. Es gibt mehrere Möglichkeiten, dorthin zu kommen  – eine populäre und vor allem recht sichere Variante ist die, mit dem Boot der Agentur Perama hinzuschippern. Diese Tour nennt sich „Hunting Komodo by camera“, denn man fährt mit dem Schiff insgesamt knapp drei Tage und zwei Nächte und besucht unterwegs verschiedene Inseln, ua auch Komodo-Island, wo man die beeindruckenden Komodo-Warane hoffentlich beobachten und eben auch ablichten kann.
Nach der tollen Zeit auf den Gilis hatten wir eigentlich gar keine richtige Lust auf diese nicht gerade kurze Bootsfahrt und hofften inständig, nicht auf einem Partyboot mit 20-jährigen Backpackern zu landen, die den ganzen Tag und Nacht Party machen. Als wir nach dem frühmorgendlichen Transfer von Gili Air zum Perama -Büro in Sengigi einen ersten Blick auf die Gruppe werfen konnten, waren wir erstmal beruhigt – jedes Alter und Reisegruppenkonstellation war vertreten. Insgesamt knapp 50 Gäste waren mit von der Partie, dh volle Belegung an Board (20-jährige Backpacker waren übrigens auch dabei, aber die waren die meiste Zeit seekrank und somit außer Gefecht gesetzt um Party zu machen und außerdem wirklich ganz in Ordnung ;-))!
Mit drei kleinen Bussen wurden wir zunächst Richtung Bootsanleger transportiert und besuchten unterwegs ein traditionelles Dorf, wo Töpferwaren hergestellt werden sowie die „Werft“ für im Aufbau befindliche sowie ausrangierte Perama-Boote. Alles nicht so spannend wie wir fanden, aber wir trappten artig der Masse hinterher und widerstanden dem Kaufdrang oder -zwang in den Töpferläden erfolgreich ;-). Gegen Nachmittag ging’s dann irgendwann aufs Boot und wir bezogen unsere kleine Kabine. Zur Wahl stand eben solche oder eine Matratze an Deck, aber den Luxus unseres kleinen, eigenen Reichs gönnten wir uns bzw vor allem unseren Sachen, die wir nicht die ganze Zeit irgendwo an Deck rumstehen lassen wollten. Das Boot war relativ neu, denn nicht vor allzu langer Zeit sank eines der Perama-Boote bei einer Tour und somit kamen wir in den Genuss des Nachfolgers. Der ein oder andere wird jetzt wohl denken: „Na das macht ja Mut“ – an dieser Stelle soll allerdings erwähnt werden, dass Perama normalerweise noch eine der sicheren Bootstouren mit genügend Schwimmwesten usw durchführt und es im Gegensatz dazu genügend andere Billiganbieter gibt, auf deren Seelenverkäufern man lieber nicht an Board gehen sollte…
Die erste Etappe auf See war an diesem Tag nur sehr kurz, denn zum Schnorcheln, Sonnenuntergang gucken und Dinner ging’s zur hauseigenen Perama-Insel, einer von der Reiseagentur „gemieteten“ Insel nicht weit vor der Küste Lomboks, die sich in 20 Minuten per Pedes umrunden lässt. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit gabs das erste Abendessen und danach – vielleicht zur Auflockerung, Belustigung oder auch zum Eigen- und Fremdschämen 😉  den traditionellen Perama-Gruppentanz, bei dem die Crew vor – und die Bootsgäste je nach individuellen tänzerischen Fähigkeiten versuchen, die Schrittfolgen nach-zutanzen. Zugegebenermaßen kamen wir uns ein bisschen vor wie im falschen Film, wollten aber natürlich keine Außenseiter sein und gaben unser Bestes beim Mittanzen. Nach einer gefühlten Ewigkeit ging’s irgendwann in die letzte Runde und wir wurden das erste Mal mit der Perama-Hymne „Welcome to my paradise“ beschallt, bei der wir die letzten Reserven locker machten  ;-). Zurück auf dem Boot versammelten wir uns noch mit Einigen der besonders netten Gästen am vorderen Deck, tranken ein letztes Bier, bewunderten den fantastischen Sternenhimmel ungestört von irgendwelchen Lichtquellen und genossen die tolle Nacht und Stimmung an Board.
Nach einer recht kalten, lauten (unsere Kabine lag nahe dem Maschinenraum) aber trotzdem erholsamen Nacht ging’s am nächsten Morgen nach einem zeitigen Frühstück und einem beeindruckenden Sonnenaufgang für alle diejenigen, die schon wach waren, auf die kleine Insel Santonda vor der Küste Sumbawas, in deren Mitte sich ein Salzwassersee befindet. Wir liefen mit unserem Guide Gerry als Anführer zu einem Lookout und er erzählte uns das ein oder andere Interessante über die Gegend und den verheerenden Ausbruch des Vulkans Tambora von 1815 auf Sumbawa, bei dem der Berg von seiner damaligen Höhe von 4300 Metern (damals der höchste Gipfel Indonesiens) auf seine jetzige Höhe von 2850 Metern schrumpfte und der fehlende Teil komplett weggesprengt wurde.  Mind. 11.000 Menschen starben damals durch die direkte Eruption und weitere 60.000 durch die Auswirkungen des Vulkanausbruches. Das durch die Eruption ausgeworfene Material bewirkte damals im Zusammenspiel mit anderen Faktoren sogar globale Klimaveränderungen, die aufgrund der Auswirkungen auf das nordamerikanische und europäische Wetter dem Jahr 1816 die Bezeichnung „Jahr ohne Sommer“ einbrachten. In Teilen der nördlichen Hemisphäre kam es durch Missernten und eine erhöhte Sterblichkeit unter Nutztieren zur schlimmsten Hungersnot des 19. Jahrhunderts. Somit lassen sich die weltweiten, indirekten Opferzahlen nicht beziffern.
Nach dem Frühsport zum Aussichtspunkt schnorchelten wir noch eine Runde und recht schnell ging’s zurück aufs Boot, da an diesem Tag noch einige Seemeilen bis zur nächsten Station vor uns lagen. Den Tag auf See verbrachten wir in supernetter Gesellschaft mit drei Mädels aus Berlin bzw. Köln – Minea, Danae und Rike sowie Kathi aus Österreich und so verging die lange Zeit auf See sehr unterhaltsam!
Am späten Nachmittag erreichten wir die Insel Tanjung Batur Besar, wo wir von den einheimischen, zugegebenermassen etwas wild aussehenden Kids unverhohlen neugierig beäugt wurden. Am Strand gabs wahnsinnig schöne Muscheln, und wir Mädels sammelten fleißig, am Ende sogar mit Unterstützung der einheimischen Kinder.
Das Dinner gabs an diesem Abend an Board und wir versammelten uns später wieder auf dem Vorderdeck, um zusammen mit den Mädels, sowie Stefan und Peter aus Amsterdam, Roberto und Margherita aus San Francisco, und noch vielen anderen netten Leuten aus aller Welt zu quatschen, erneut den wahnsinnig schönen Sternenhimmel zu betrachten und den Abend in äußerst netter Runde ausklingen zu lassen (es gab sogar einige Mitreisende, die sich gut mit Sternbildern auskannten und wir wissen jetzt beispielsweise, wo sich das Dreieck und das Kreuz des Südens befinden – können wir euch in Deutschland aber leider nicht zeigen, haha ;-))
Der nächste Morgen startete wieder zeitig mit dem Highlight der Tour, dem Besuch der riesigen Komodo-Warane im Komodo Island Nationalpark. Vor dem Frühstück bewunderten wir noch den tollen Sonnenaufgang und die beeindruckende Kulisse, die sich uns rund um die kleinen Sunda-Inseln vom Schiff aus zeigte. In dieser Gegend treffen unterschiedliche Meeresströmungen aufeinander und die starken Strömungen und Verwirbelungen konnte man gut von Board aus beobachten. Hier möchten wir auf jeden Fall nicht tauchen gehen…
Nach dem Frühstück ging’s dann von Board auf Komodo-Island und eingeteilt in zwei Gruppen liefen wir, jeweils von zwei Rangern beschützt, Richtung Wasserloch, da sich die Viecher dort gerne aufhalten und sich mit Glück auch beobachten lassen.
Der Komodowaran oder Komododrache ist ausschließlich auf Komodo-Island und weiteren der umliegenden Kleinen Sunda-Inseln in Indonesien verbreitet. Er wird bis zu 3 Meter lang und 70 kg schwer und ist damit die größte gegenwärtig lebende Echse. Das Beutespektrum der tagaktiven Tiere reicht von Insekten bis hin zu Säugetieren wie Hirschen und Wildschweinen. Er ist der einzige Waran, der regelmäßig Beutetiere dieser Größe schlägt. Die Jagd auf große Säugetiere wird durch ein in spezialisierten Drüsen im Unterkiefer produziertes Gift unterstützt, welches unter anderem die Blutgerinnung verringert und einen Schock verursacht. Entflohene Beute kann an diesem Gift auch noch nach Tagen zugrunde gehen. Angriffe auf Menschen sind selten, jedoch wurde vor einigen Jahren ein Schweizer getötet, der sich von der Gruppe entfernte sowie ein einheimischer Junge, und ein Ranger wurde von einem Komodo-Waran angegriffen.
Am Wasserloch angekommen hatten wir großes Glück, denn zwei Warane lagen dort bereits träge in der Sonne. Kurze Zeit später raschelte es im Gebüsch und ein weiterer Waran trottete zum Wasserloch. Spektakulär, wie sich die Tiere bewegen, und angsteinflössend sind sie irgendwie auch! Wir standen eine ganze Weile um die drei Warane herum und schossen hunderte Fotos, bis sich einer der drei plötzlich in Bewegung setzte und direkt auf die Gruppe zusteuerte. Erschrocken wichen wir beiseite und machten dem Waran freie Bahn, der quasi einmal durch die Mitte davon schlenderte.
Die Ranger bestätigten uns auf jeden Fall, dass wir großes Glück hatten, an diesem Tag so viele der Tiere zu Gesicht zu bekommen, aber wir glauben ja insgeheim (und haben das später auch indirekt bestätigt bekommen), dass die Tiere von Zeit zu Zeit angefüttert werden, damit die Touristen nicht enttäuscht nach Hause gehen müssen….
Nachdem wir genügend Fotos geschossen und die Tiere eingehend studiert hatten, liefen wir weiter zu einer Anhöhe, von der aus man einen schönen Blick auf das Meer und die umliegenden Inseln hatte (leider teilweise verstellt von einem bescheuerten Schild, ohne Worte…). Danach ging’s zurück zum Ausgangspunkt und wir kamen nochmals mit zwei Waranen in Kontakt – der eine versuchte gerade, den Panzer einer Schildkröte zu verspeisen und der andere war wohl gerade auf der Suche nach etwas Essbarem in der Nähe der Damentoiletten und Nationalpark-Kantine… Nach der Verabschiedung durch die Ranger, die vorher auf uns aufgepasst und jeden gerügt hatten, der sich von der Gruppe entfernte, mussten wir jedoch nochmal ganz knapp an dem Waran mit dem Schildkrötenpanzer vorbei und waren froh, als wir heil auf dem Steg ankamen. Typisch indonesische Organisation mal wieder, vorher ein Trara machen aber am Ende mussten wir selbst sehen, wo wir bleiben, wenn so ein Vieh Hunger auf gutgenährte Touristen bekommt ;-). Vom Bootsteg aus konnten wir sogar noch einen weiteren Waran beobachten, der gerade einen Strandspaziergang machte und waren definitiv richtig glücklich, so viele Warane zu Gesicht bekommen zu haben.
Von Komodo-Island ging’s direkt zur Pink Beach, einem Strand mit – wie der Name schon sagt – leicht rosafarbenen Sand, der bekannt ist für sehr gute Schnorchel-Möglichkeiten. Logisch, dass wir uns in die Fluten stürzten, aber das Wasser war dort untypisch kalt und so hielten es die meisten von uns nicht lange aus, sondern relaxten lieber im warmen Sand an dieser wirklich sehr schönen Beach.
Zurück an Board stand die letzte Etappe auf See an, bevor wir gegen 16 Uhr die Stadt Labuan Bajo auf Flores erreichten. Wir gingen alle vom Board – diejenigen, für die die Schiffsreise hier endete, suchten sich ihre Hotels, für die anderen, die wieder mit dem Schiff direkt nach Lombok zurückfuhren, war es quasi ein Landgang zur freien Verfügbarkeit. Wir fuhren mit dem Schweizer Pärchen Stephan und Miriam zu unserem Hotel Centro Bajo, welches zwar alles andere als im Zentrum der Stadt liegt, jedoch wirklich sehr nett, sauber und preisgünstig ist. Zu viert liefen wir später zurück zum Hafen, denn an diesem Abend sollte noch die große „Farewell-Party“ starten. Mit den drei Mädels hatten wir besprochen, dass jeder von uns etwas Hochprozentiges mitbringt, wobei sich das als gar nicht so einfach herausstellte und wir nichts anderes auftreiben konnten, als von einem Typen selbstgebrannten Arak (Reisschnaps) zu kaufen. Logisch, dass wir Vorbehalte gegen das Gesöff in zwei kleinen Wasserflaschen hatten, denn jeder weiß ja, dass von schlecht gebrannten Schnaps Leute schon blind geworden oder nach dem Genuss gar nicht mehr aufgewacht sind…. Gut, dass die Mädels mehr Erfolg hatten und eine Flasche Rum mit Etikett etc mitbrachten ;-). Wir trafen uns zunächst alle nach alter Tradition auf dem Vorderdeck, bis die Perama-Crew erneut ihren Tanz aufführte und die Tanzfläche schnell auch von uns gestürmt wurde ;-). Das Schiff lag zu diesem Zeitpunkt direkt an der Kaimauer und es versammelten sich immer mehr Einheimische, die dem Spektakel auf dem Schiff ohne eine Miene zu verziehen zuschauten – mit einer Ausdauer wie man zb im Kino einen Film anschaut… Das Ganze war wahrlich eine äußerst absurde Situation und wir hätten zu gern gewusst, was in den Köpfen unserer Beobachter vorgeht, wenn sie den halben Abend am Hafen verbringen und einer Horde bierseliger Touristen beim feiern zuschauen….
Irgendwann legte das Schiff dann doch noch ab und ankerte fern von den Blicken der Einheimischen weiter draußen im Hafen. Obwohl die Party eigentlich um 23 Uhr beendet sein sollte, schafften wir es, dass unser Guide Gerry mit viel Überredungskunst und Anfeuerungsrufen auch darüber hinaus noch erlaubte, ein Lied nach dem anderen zu spielen, und letztlich verließen wir unser geliebtes Perama-Boot erst nach Mitternacht. Zuvor wurde der Perama-Song „Welcome to my paradise“ hoch und runter gespielt und wir versuchten uns nochmal an der Schrittfolge vom ersten Abend, die aber aufgrund diverser Gründe nicht mehr so richtig klappen wollte… Zum einen muss es wohl am selbstgebrannten Arak gelegen haben, den wir zu späterer Stunde auch noch ausprobierten, und da wir das jetzt hier schreiben und auch lesen können, haben wir glücklicherweise keine bleibenden Schäden davongetragen ;-).
Irgendwann hieß es dann jedoch endgültig Abschied nehmen, zumindest von unserem lustigen Guide Gerry und all denjenigen, die am nächsten Morgen die Rückfahrt nach Lombok antraten. Glücklicherweise blieben unsere liebsten Mitreisenden – Minea, Danae, Rike, die beiden Schweizer Stephan und Miriam sowie Stefan und Peter allesamt genau wie wir noch ein paar Tage in Labuan Bajo und so hatten wir uns bereits für den nächsten Tag bzw. Abend verabredet.
Die Bootsfahrt nach Flores war definitiv ein Highlight unserer Reise, was vor allem daran lag, dass wir so viele nette Menschen aus aller Welt getroffen haben! Die Komodo-Warane und das Inselhopping rundeten den Trip perfekt ab und wir werden die drei Tage auf See definitiv nicht so schnell vergessen!
An dieser Stelle nochmals liebe Grüsse an unsere Perama-Family ;-)))!!!

Coming next: Back to the roots – Abenteuer und Herausforderungen auf Flores