Ein (geschenkter) Tag in Kota Bharu
14 03 2012Nachdem wir erneut sieben Tage faules Inselleben hinter uns haben, wird es Zeit, endlich mal wieder etwas Kultur zu erleben. Es gibt ganz sicher eine Menge ehrgeizigere Weltreisende als wir, wenn man bedenkt, wieviel Zeit wir in den letzten Wochen mit Inselhopping und Nichtstun verbracht haben ;-). Aber gut, in den nächsten Monaten wird eh alles anders und als Anfang und erste Station haben wir uns die Stadt Kota Bharu ausgesucht, die aufgrund ihrer Tempel, Moscheen und einzigartiger Architektur einen Besuch lohnt. Der 29.02. ist in diesem Jahr ohnehin ein geschenkter Tag und die Stadt liegt auf dem Weg zum Flughafen, von welchem unsere Reise am Abend weiter nach Kuala Lumpur gehen wird.
Kota Bharu ist die Hauptstadt des Staates Kelantan und hat ca. 280.000 Einwohner. Die Stadt liegt im Nordosten des malaiischen Festlands in der Nähe von Thailand und und ist wohl eine der konservativsten Städte Malaysias mit den striktesten islamischen Gesetzen. Sie bezeichnet sich selbst als „Islamic City“, was wir nach unserem Besuch bestätigen können. Nirgendwo in Malaysia haben wir eine grössere Dichte von Kopftuchträgerinnen beobachten können als hier.
Los ging’s zunächst mal wieder mit einer verrückten, gut einstündigen Busfahrt von Kuala Besut aus. Seit Neuestem sitzen wir immer ganz vorn im Bus, weil dort die Beinfreiheit einfach am besten ist (früher konnten wir nicht weit genug hinten sitzen, aber die Zeiten ändern sich nun mal :-)). So konnten wir auch beobachten, wie der ziemlich korpulente Busfahrer plötzlich anfing, panisch nach irgendetwas zu suchen und während der Fahrt Hemdtaschen, Beutel, Ritzen und Boden um seinen Sitz herum durchwühlte. Dabei schlingerte der Bus von einer Spur zur anderen. Dann murmelte er eine unverständliche Entschuldigung (an wen auch immer die gerichtet war) und wendete den vollbesetzten Bus kurzerhand an einer Kreuzung, um nochmal die Strecke zurückzufahren, aus der er gekommen war, bevor wir zugestiegen sind. Wir befürchteten schon das schlimmste – 100 km in die entgegengesetzte Richtung fahren, man weiss ja nie – aber nach etwa 10-minütiger Fahrt bog er in eine Tankstelle ein und kam kurz danach freudestrahlend mit seiner Tankkarte zurück, die er dort vergessen hatte. Endlich starteten wir die Fahrt Richtung Kota Bharu. Nach kurzer Ruhepause – er musste sich wohl erstmal von dem Schock mit der Karte erholen – fing er plötzlich an, scheinbar unkoordiniert mit den Beinen zu hampeln und aufzustampfen und auch sein Körper und Kopf bekamen komische Zuckungen. Wir dachten schon, er hat einen Anfall und wir müssen gleich ins Lenkrad greifen, aber das war wohl normales Verhalten und vielleicht war ihm nur langweilig und er brauchte etwas Bewegung ;-). Am Ende kamen wir dann doch noch unfallfrei am Busbahnhof in Kota Bharu an und verstauten unser Gepäck bei den äußert streng und gewissenhaft dreinblickenden Herren in der Gepäckabgabestelle, wo wir es in sicherer Obhut wussten. Danach gings erstmal zu Mc Donalds (musste nach drei Monaten asiatischer Küche mal wieder sein ;-)) und ne Runde shoppen. Wir bummelten durchs Kaufhaus Parkson und kauften diverse lange Hosen, um unsere Ausrüstung für Neuseeland zu vervollständigen. Danach ging’s zum Central Market und wer noch nie in Asien war, kann sich wahrscheinlich schwer vorstellen, welches Geruchserlebnis solch ein Markt bietet. Freilich, die Gewürzabteilung ist vielleicht noch eine Wohltat, aber wer schonmal über einen Fleisch- oder Fischmarkt geschlendert ist, weiß, dass das absolut nichts für feine Nasen ist. Da vergeht einem jeglicher Appetit und wir fragen uns, wie es die Verkäufer dort den ganzen Tag aushalten – vollkommen abgehärtet scheinen sie zu sein, wenn sie neben tonnenweise rohem Fleisch, an dem sich hunderte Schmeißfliegen laben, ihr Mittagsessen verspeisen. Trotzdem war der Central Market sehr farbenfroh und vor allem die bunt bekleideten Verkäuferinnen, die zwischen ihrem Gemüse sitzen, geben ein tolles Fotomotiv ab. Und obwohl das unser zig-fachster Besuch eines Marktes war, haben wir immer noch Sachen entdeckt, die wir weder schon mal irgendwann gesehen haben noch deren Identität wir eindeutig identifizieren konnten :-).
Vom Central Market sind wir zum Clocktower geschlendert und haben dort ein kleines Päuschen auf der schattigen Wiese gemacht – es war mal wieder wahnsinnig heiß und der Schweiß lief in Strömen. Dass die Wiese quasi eine Verkehrsinsel war, wo die Autos links und rechts vorbei fuhren, hat uns aus Ermangelung an Alternativen wenig gestört :-). Wir haben wohl mal wieder ein interessantes Bild für die Einheimischen abgegeben 😉 .
Danach besichtigten wir noch die Padang Merdeka, ein Denkmal für die Opfer im zweiten Weltkrieg und schauten uns den Sultan-Palast an, der jedoch nur von außen besichtigt werden kann. Nach diesem knapp 5-stündigen Rundgang waren wir ziemlich fertig, entdeckten während unseres Spaziergangs jedoch leider kein einziges schönes Café oder Restaurant, wo man es etwas länger ausgehalten hätte. Da hat Kota Bharu definitiv noch Nachholbedarf! Da wir noch genügend Zeit hatten und zudem auf dem Spartrip sind, beschlossen wir, anstatt mit dem Taxi mit dem Public Bus zum 9km entfernten Flughafen zu fahren. Der ursprünglich für 18 Uhr geplante Bus kam jedoch erst 19 Uhr (vertraue niemals Zeitangaben in asiatischen Ländern!) und so kamen wir immer noch pünktlich zum Check-In am Flughafen an. Im Heimatland von Air Asia, der besten und preisgünstigsten Airline Südostasien, haben wir uns endlich mal wieder einen Flug geleistet. Für 20 Euro pro Person buchten wir die Strecke Kota Bharu – Kuala Lumpur, und selbst der Bus oder der Zug wäre nicht günstiger gewesen! Nach unzähligen Bus-und Bahnfahrten in den letzten Monaten, wo wir uns im wahrsten Sinne des Wortes den Arsch plattgesessen haben, wissen wir die Vorteile und den Luxus eines Fluges wieder neu zu schätzen!
Und so startete unser Flieger pünktlich um 21.10 Uhr und wir kamen weniger als eine Stunde später in Kuala Lumpur an. Mit dem Skybus fuhren wir zunächst nach KL Sentral und nahmen uns dann ein Taxi zu unserem Hotel. Wieder mal hatten wir ein Hotel gebucht, was zwar schön neu ist aber welches kein Taxifahrer kennt. So mussten wir selbst aktiv werden (ein Hoch auf GPS im Handy) und navigierten den Taxifahrer zum richtigen Ort, jedoch ohne am Ende noch einige Meter per Fuß zurück zulegen. Aber wie immer, Ende gut alles gut – Mitternacht lagen wir in den Federn und freuten uns auf drei Tage Stadtleben!
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Kategorien : Malaysia