Und dann ging alles ganz schnell – Bye Bye Camper und unsere letzten Tage in Down Under

11 03 2013

Am Sonntag den 24.02. hatten wir 10 Tage vor Abflug unser finales Ziel in Australien, nämlich Melbourne erreicht.
Melbourne ist die Hauptstadt des Bundesstaates Victorias und mit 3,37 Millionen Einwohnern nach Sydney die zweitgrößte Stadt Australiens sowie die südlichste Millionenstadt der Welt. Die Stadt liegt am Yarra River, genauer gesagt nahe dessen Mündung in die Port-Phillip-Bucht, die an den Südpazifik angeschlossen ist.
Aufgrund von Erhebungen der Zeitschrift The Economist ist Melbourne in den Jahren 2002, 2004, 2005, 2011 und 2012 zu der lebenswertesten Stadt der Welt (unter Berücksichtigung der kulturellen Gegebenheiten, des Klimas, den Lebenshaltungskosten und des sozialen Umfeldes) gewählt worden. Kein Wunder, dass wir sehr gespannt waren, wie Melbourne uns gefallen würde, auch nachdem eine Menge Leute bereits so von der Stadt geschwärmt hatten.
Eigentlich wollten wir erst einige Tage später ankommen, aber da uns der Autoverkauf im Nacken saß, entschieden wir uns mehr Zeit dafür einzuplanen. Leider konnten Freunde von uns ihr Auto nicht verkaufen (die beiden mussten das Land verlassen, der Camper steht jedoch noch in Australien) und wir hatten Bedenken, dass auch bei uns die knapp bemessene Zeit nicht reichen würde, das Auto an den Mann oder die Frau zu bringen.
Auf dem einschlägigen Verkaufsportal gumtree stellten wir unseren Liebling zum Verkauf ein und am Montagmorgen meldete sich ein italienisches und ein australisches Pärchen zum Besichtigungstermin an. Wir hatten gehofft, von mehr Interessenten zu hören aber es waren nunmal nur diese zwei und so fuhren wir zunächst zum Treffpunkt mit den Italienern. Die beiden schauten sich das Auto, sagen wir 7 Minuten, an – und wollten es direkt kaufen! Nach einigem Hin und Her einigten wir uns auf einen für uns absolut angemessenen Preis und vereinbarten, uns in einer Stunde für Geld und Autoübergabe wiederzutreffen.
Wow, wir konnten es nicht glauben, als wir im Auto saßen und zum Haus zurückfuhren. Die beiden hatten sich das Auto ja kaum angeschaut geschweige denn eine Probefahrt damit gemacht. Wir fragten sie auch noch: „Wollt Ihr Probefahren, wollt ihr den Motor sehen usw“ und sie meinten nur „Nein, nein – das Auto ist super, wir nehmen es!“. Hallo!? Als wir auf Autosuche gingen waren wir mit einer ellenlangen Checkliste ausgestattet, haben alles geprüft, vom Motor über das Licht bis zum Bremstest. Robbe ist unter das Auto gekrappelt, wir haben uns Quittungen zeigen lassen etc
Und hier, nichts dergleichen! Deshalb waren wir wohl auch skeptisch, ob die Autoübergabe wirklich über die Bühne gehen würde, und trafen uns deshalb noch mit dem anderen Pärchen, diesmal Australier.
Und auch diese Beiden waren äußerst begeistert von unserem Camper. Nach einer kurzen Probefahrt und schneller Inspektion des Inneren äußerten sie ihr Kaufinteresse. Wir erzählten ihnen, dass wir bereits ein anderes Angebot haben, und dieses überboten die beiden kurzerhand um 500 Dollar! Wooohoo! Natürlich fragten wir die Italiener noch, ob sie überbieten, die beiden lehnten jedoch ab und so ging der Camper logischerweise an den Höchstbietenden. Binnen 30 Minuten ging dann alles weitere über die Bühne. Die beiden überwiesen uns den Betrag direkt per Onlinebanking auf unser Konto, wir übergaben ihnen die Papiere für den Besitzerwechsel und dann hieß es auch schon Abschied nehmen von unserem Camper, der uns 15.000 km ohne jegliche Probleme (nur einige kleine, liebevolle Macken hatte er) sicher durch Australien brachte. Alles ging so schnell und als die Beiden mit unserem Auto um die Ecke bogen, blieben wir sprachlos zurück und es dauerte einige Stunden, bis wir wirklich realisierten, dass wir unser Auto zu einem Wahnsinns-Preis innerhalb kürzester Zeit verkaufen und nun unbeschwert die letzten Tage in Australien genießen können.
Als wir damals unseren Camper kauften, haben wir uns sicherlich zehn verschiedene Autos angeschaut und die meisten davon waren einfach nur dreckig, abgeranzt oder haben beim Probefahren extrem komisch geklungen, sodass auch für Nicht-Mechaniker klar war:  Hier kann was nicht stimmen. Deshalb haben wir uns letztlich auch dafür entschieden, einen Transporter, der noch in einem sehr gutem Zustand war, vom einem Aussie zu kaufen und ihn selbst zu einem Camper umzufunktionieren.
Wahrscheinlich war die Situation in Melbourne die Gleiche: Beide Pärchen erzählten uns, dass sie schon lange nach einem Auto suchen, aber fast nur Schrottkarren zum Verkauf angeboten werden. Unser Auto war super gut in Schuss und wir haben es zudem zu einem akzeptablen Preis angeboten.
Also alles richtig gemacht – und wir waren einfach nur happy und genossen den restlichen Tag ganz entspannt mit Nichtstun und Relaxen und mit der Planung der nächsten Tage! Am Abend machten wir noch einen 7 km langen Spaziergang zu einer Pizzeria, wo es angeblich die besten Pizzen in Melbourne geben soll. Leider waren es die Schlechtesten, die wir seit langem gegessen hatten, aber auch das konnte uns an diesem Tag die Stimmung nicht vermiesen. 🙂
An den nächsten beiden Tagen stand Sightseeing in Melbourne an. Da wir ja nun ohne Auto dastanden, nutzen wir unsere Beine, Jessicas Fahrrad sowie Leihfahrräder, um uns in Melbourne fortzubewegen. Wir hatten keine konkreten Ziele sondern ließen uns einfach durch die Stadt treiben, schlugen uns die Bäuche mit Sushi voll und Robbe lichtete am Abend die Skyline der Stadt ab. Am Donnerstag kam Jessica von ihrem Trip zurück und die Wiedersehensfreude war riesengroß. Wir verbrachten einen feucht-fröhlichen Abend mit selbstgemachter, leckerer Pizza und einigen Flaschen Wein. An diesem Tag nahmen wir auch nochmal einen Leih-Camper der Firma Jucy in Besitz, um die nächsten Tage die Gegend um Melbourne zu erkunden.
Am Freitagmorgen ging’s auch direkt los in den ca 250 km entfernten Nationalpark The Grampians. Die Grampians bilden den westlichsten Teil der australischen Great Dividing Range und bestehen aus vier Höhenzügen, wobei die höchste Erhebung der Mount William mit 1.167 m ist.
Das Gebirge besteht zumeist aus Sandstein, welcher markante Steilhänge, Überhänge, Canyons und andere besondere Gesteinsformationen bildet, die die Grampians touristisch attraktiv machen.
Wir erreichten das Örtchen Halls Gap am Nachmittag, welches touristisches Zentrum des Nationalparks und sogleich Ausgangspunkt für viele Wanderungen ist. Sogleich zogen wir auch unsere Wanderschuhe an und liefen an diesem Nachmittag noch zum Pinnacle durch das sog. 4D-Wonderland, welches einer der beliebtesten Walks der Grampians ist.
Der Weg zum Gipfel war wirklich toll, man läuft durch den „Grand Canyon“, durch schulterbreite Gänge (genannt“silent street“), zwischen riesigen Felsen hindurch und kraxelt Treppen und Leitern nach oben. Beim Pinnacle angekommen, wurden wir mal wieder mit einer tollen Aussicht belohnt, jedoch war es da oben auch extrem windig und man musste einen festen Stand haben, um nicht weggewedelt zu werden.
Zurück am Auto fuhren wir weitere Aussichtspunkte an, zuerst zum Boroka Lookout und danach zum Reed Lookout, wo wir auch den Sonnenuntergang bestaunten. So weit oben in den Bergen war es allerdings auch merklich kühler als in Melbourne und dazu noch der heftige Wind, wie haben ganz schön gefroren! Die Nacht verbrachten wir kurzerhand auf dem Parkplatz am Reed Lookout und fluchten über den unkomfortablen Jucy-Camper. Wir wollten sparen und haben uns für den Jucy anstatt für einen High-Top-Camper entschieden, und nun mussten wir unseren Geiz ausbaden. Wenn man nicht auf einem Campingplatz steht ist der Jucy definitiv unpraktisch für kochen, abwaschen etc. Und unser alter Camper war ohnehin tausend mal gemütlicher. Aber irgendwie überstanden wir auch diese Nacht und fuhren am nächsten Tag zum Frühstück zu den Mackenzie Falls. Nachdem wir uns gestärkt hatten, wanderten wir zum Fuße des Wasserfalls, was sich definitiv lohnt, auch wenn man wie wir schon gefühlte tausend Wasserfälle besucht hat. Unser Weg führte uns danach noch zu einer Picknickstelle mit Namen „Zumstein“ die allerdings aufgrund der Fluten der letzten Wochen grossräumig gesperrt war und der Mensch in der Info, der uns diesen Tipp gegeben hatte, anscheinend keine Ahnung davon hatte…
Danach traten wir entspannt den Rückweg nach Melbourne an und besuchten am Abend Williamstown, einen Stadtteil Melbournes mit netten Stränden, Hafen, Parks und ebenfalls ein weiterer guter Platz um die Skyline abzulichten ;-).
Die Nacht verbrachten wir im Jucy vor Jessicas Haus und am nächsten Tag gings mit Jess, ihrer Freundin El sowie ihren Eltern zu einem Straßen- und Musikfest auf der Sydney Road. Der Stadtteil Brunswick, in dem Jessica wohnt, erinnert an manchen Ecken stark an Berlin und auch die Leute passen genauso gut nach Kreuzberg oder Friedrichshain, da gibt es keinen allzu großen Unterschied im Straßenbild. Viele Leute, die wir während unserer Reise trafen, haben extrem von Melbourne und seinem Charme geschwärmt, und wir glauben dass das soeben Beschrieben diesen zu einem Großteil ausmacht und Personen, die Melbourne mögen, sich auch in Berlin Zuhause fühlen würden. Umgedreht ging’s uns und wir genossen einen typischen Sonntagnachmittag, wir wir ihn wohl auch in unserer Heimatstadt verbringen würden.
Am Abend ging’s dann für uns noch nach St. Kilda, einem angesagten Bezirk an der Waterfront. Robbe versuchte sich nochmal an der Skyline und ich lichtete die Touris ab, die einen der kleinen Pinguins stalkten, der sich zwischen den Steinen am Pier versteckte. Genau wie auf Phillip Island kommen in St. Kilda die Pinguine zum schlafen an Land, einziger Unterschied hier ist, dass das Spektakel for free zu haben ist und die Pinguine nicht eine solche Show abziehen wie auf der Insel, sondern sich lieber schnell zwischen den Felsen verstecken und ihre Ruhe haben wollen.
Als wir dort standen, war die ganze Aufmerksamkeit der Touristenmeute auf einen Einzelnen der niedlichen Kerle gerichtet, der zwischen den Steinen einigermaßen gut zu sehen war. Immerhin gab es wachsame Putzleute/Pinguinwächter, die – sobald Kameras gezückt wurden – die Leute mit „no flash“ (also kein Blitz) zur Disziplin riefen (selbige leuchteten den Pinguin jedoch auch an, allerdings benutzten sie Taschenlampen mit rotem Licht was den Pinguin angeblich nicht stört..). Robbe wurde ebenfalls ermahnt, aber eine Skyline lichtete man ja ohnehin nie mit ab… 😉
Wir fanden die ganze Szenerie sehr merkwürdig und uns tat vor allem der kleine Pinguin leid, wie er da so ganz allein das Objekt der Begierde war und nicht in Ruhe gelassen wurde.
Nachdem Robbe seine Skyline-Fotos im Kasten hatte, fuhren wir noch einige Kilometer weiter nach Frankston und fanden dort am Rande eines Parks einen ruhigen Schlafplatz für die Nacht!

Coming next: Jetzt wird’s ernst! Bye Bye Australia and thanks for one of the best time in our life….



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