Wir wagen uns auf unbekanntes Terrain – Trip durch das südliche New South Wales

28 02 2013

Am 13.02. erreichten wir ein wichtiges Etappenziel – die Küste südlich von Sydney. Bis hierhin hatten wir es während unseres ersten Trips durch Australien nicht geschafft und waren gespannt, was uns im südlichen New South Wales erwarten würde.
Bekommen haben wir zunächst mal viel kühleres Wetter! Den Auto-Ventilator für den Zigarettenanzünder, den wir im Norden aufgrund heißer Nächte erstanden haben, konnten wir getrost wieder in den letzten Winkel verstauen und dafür die dicke Decke rauskramen. Tagsüber war es jedoch meist schön sonnig, und bei kühleren Nächten und Abenden lässt es sich ohnehin viel besser aushalten und schlafen.
Am Morgen verließen wir zunächst unseren Schlafplatz am Lookout über das verschlafene Küstendorf Stanwell Park und fuhren zur dortigen Beach, um zu duschen und zu frühstücken. Danach ging’s auf der Pacific Ocean Road (nicht zu verwechseln mit der Great Ocean Road, die befahren wir auch noch) Richtung Wollongong. Da das Wetter an diesem Tag nicht so prickelnd war, legten wir erstmal einen Wasch- und Shoppingstopp ein.
Als Belohnung für unsere Mühen wurde es später am Tag dann doch noch sonnig und wir fuhren ins Landesinnere in die Berge zum Känguru Valley. Der Weg dorthin war wunderschön: Die Straße schlängelte sich die Berge hinauf, überall Wälder und sattes Grün. Hier und da äußerst gepflegte Farmen mit Herrenhäusern, die man eher in England als in Australien vermutet hätte. Die meisten der Wohnhäuser wurden so auf einen Hügel gebaut, dass vom Wohnzimmerfenster aus die 100 km entfernte Küste zu sehen ist. Unbezahlbare Aussichten also, der helle Wahnsinn!
Die Landschaft hier war uns so in Australien noch nicht begegnet und wir waren von ihr begeistert! Unser Weg führte uns an diesem Tag noch zu den Fitzroy Falls, mehreren spektakulären Wasserfällen, die sich in ein tiefes, tiefes Tal ergießen ;-). Wir unternahmen dort noch eine kleine abendliche Wanderung zu verschiedenen Lookouts mit schwindelerregenden Blicken in den Abgrund. Danach fanden wir einen grandiosen und noch dazu kostenfreien Campingplatz inmitten der Berglandschaft.
Da hat selbst der meckerfreudigste Deutsche nun wirklich nichts mehr zu mosern: Was die Australier ihren Landsleuten und auch Touristen bieten, ist schon einmalig und steht in keinem Vergleich zu unserer Heimat. Im ganzen Land gibt es kostenfreie Campingplätze, die meisten davon weiträumig und eingebettet in schöne Landschaften oder an Meer-, See- oder Flussufern.
In jedem noch so kleinen Kaff findet man saubere (!) öffentlichen Toiletten, nach denen man nie lange suchen muss. In den Strandorten gibt es öffentliche Duschen, oftmals sogar Indoor mit dazugehöriger Privatsphäre. Von den öffentlichen, sehr gut funktionierenden Barbecues haben wir ja bereits geschwärmt, und für die Sportlichen unter uns gibt’s in jeder mittelgroßen Stadt ausgeschilderte Laufstrecken und teilweise sogar Fitnessgeräte zur Benutzung, die sicherlich nicht mit denen im Fitnessstudio mithalten können aber dennoch ausreichend sind, um Bauch, Beine und Po zu trimmen. In Deutschland wären die Barbecues wohl bereits in der ersten Nacht beschädigt, beschmiert oder ganz abgebaut und mitgenommen worden, doch hier in Australien wissen die Leute anscheinend zu schätzen was ihnen geboten wird und haben keinen Drang, selbiges zu demolieren. Gerade für die Camper unter den Touristen sind all diese Dinge Gold wert und erleichtern das Nomadenleben extrem!
Am nächsten Morgen verließen wir nur ungern den tollen Campingplatz und fuhren zunächst zum Cambewarra Lookout, eines der Plätze in den Bergen der südlichen NSW Highlands, wo man an klaren Tagen bis zum Meer schauen kann.
Danach ging’s auch gleich zurück zu Selbigem, und unser erstes Ziel dort war Jervis Bay. Als wir dort ankamen meinten wir uns kurzzeitig auf den Whitsunday Islands im Norden Australiens wiederzufinden: Schneeweißer Sand und türkisfarbenes Meer, welches in verschiedensten Nuancen schimmerte. Im dazugehörigen Ort Huskisson haben wir eine Weile die Atmosphäre dieses wunderbaren Küstenabschnitts genossen, einen Strandspaziergang unternommen und in der Lagune gebadet. Spätestens dann hat uns das kalte Wasser jedoch daran erinnert, dass wir uns nicht mehr im tropischen Norden Australiens befinden. Brrrr – war das kalt, und hat wohl eher etwas mit unseren bekannten heimatlichen Gewässer gemein. Nichts desto trotz waren die Strände dort eine Augenweide, die wir so wirklich nicht erwartet hätten!
Später am Tag ging es noch zum Sussex Inlet, einem Touristenort an einer Meeresbucht gelegen, und später zur Bendalong Beach, wo wir auf einem Parkplatz direkt an der Beach unseren Schlafplatz für die Nacht einrichteten. Ich traf bei meiner Laufrunde auf riesige Kängurus, die friedlich grasend in den Gärten der Anwohner hockten und wie immer blöd glotzten, als ich vorbei trappte. Die Viecher waren riesig – nicht zu vergleichen mit dem eher schmächtigen, jedoch höchst bösartigen Farm-Känguru Kenny bei Skybury.
Irgendwie haben wir bisher vergessen, über Kenny zu schreiben  – obwohl er definitiv als eines der aggressivsten Kängurus in die Geschichte Australiens eingehen wird. Denn Kenny hatte es auf arglose Farmarbeiter abgesehen, und allein während unserer Zeit bei Skybury verübte er Anschläge auf drei Unschuldige, die nur zufällig in seinem Territorium schufteten. Alle kamen mit üblen Kratzern und Beulen davon, einer davon landete mit seinen Verletzungen sogar auf Seite 1 der dort ansässigen Zeitung! Kenny greift hinterlistig von hinten an und in diesem Überraschungsmoment (wer vermutet schon einen spontanen Angriff eines Kängurus) boxt und kratzt er seinen Gegner mit seinen 1,80 m im stehenden Zustand kurzer Hand zu Boden. Warum Kenny so aggressiv ist, wurde nicht überliefert, wir wissen nur, dass er auf der Farm geboren ist und aufgrund der Abwesenheit weiterer Kängurus seiner Größe vielleicht gern mal seine Kraft an Farmarbeitern misst. Uns ist Kenny auch das ein oder andere Mal auf der Farm begegnet, jedoch immer in gebührendem Abstand. Bei meinen abendlichen Laufrunden war ich spätestens nach dem dritten Angriff etwas geängstigt und habe mich bevorzugt entlang des Kanals aufgehalten, um im Falle eines Falls den Abgang ins Wasser zu machen, in der Hoffnung, Kenny würde mir nicht auch noch hinterher springen. Glücklicherweise bin ich ihn beim laufen nie begegnet….
Nachdem wir Skybury verlassen hatten, wurden wir erneut über eine weitere Attacke von Kenny auf Robbe’s Nachfolger im Bananenteam informiert (es hätte auch Robbe sein können!! ;-)), der jedoch endlich mal zurückgeschlagen und Kenny in die Schranken gewiesen hat. Nach diesem letzten tätlichen Angriff wurde es Ian, dem Boss, dann wohl doch zu bunt mit Kenny, der immer mehr zum Monster mutierte. Anfänglich hatte Ian ihn noch verteidigt („Er ist nun mal ein wildes Tier, und mit diesen ist nicht zu spaßen.“) und uns in einer seiner morgendlichen, leidenschaftlichen Reden Tipps gegeben, was bei einem Zusammentreffen mit Kenny zu tun sei („Schaut ihm in die Augen. Nie den Rücken zukehren. In Afrika wärt ihr sonst alle längst von einem Löwen zerfleischt wurden!“).  Ah-ja..!
Nach dem letzten Angriff jedoch gab er Kenny zum Abschuss frei und ja, das Ende der Geschichte ist, dass Kenny nun wohl in der Känguruhölle schmort und die Farm wieder sicher ist.
Somit nehme ich auch das oben Geschriebene zu meinem Lauf in Bendalong Beach zurück: Nein, ich rannte nicht entspannt an den Kängurus vorbei, sondern sah zu, dass ich in die andere Richtung davonkam, sobald ich die riesigen Viecher sah. Man weiß ja nie, ob so ein Kenny unter ihnen weilt… 😉
Nachdem ich Robbe von meinen Erlebnissen berichtet hatte, verbrachten wir noch einen romantischen Valentinstags-Abend in unserem Lager am Meer.
Am nächsten Tag stand ein Besuch des Lake Conjola auf dem Programm, der direkt am Meer liegt aber leider zum selbigen seit 7 Monaten keinen direkten Zugang mehr hat und deshalb momentan nicht allzu prall und klar gefühlt ist. Zu einem kombinierten See- und Strandspaziergang hat die Gegend jedoch trotzdem eingeladen und so verbrachten wir den Vormittag dort.
Am Nachmittag wollten wir eigentlich den 720 Meter hohen Pigeon House Mountain besteigen, von dessen Spitze man einen tollen Ausblick auf die Berge und das Meer haben soll. Leider war die Straße dorthin so schlecht, dass wir das unserem Auto nicht antun wollten und bereits nach einigen Kilometern (weitere 12 lagen auf der Huckelpiste vor uns) umdrehten und zur Pretty Beach am Bailey Point fuhren. Der Strand dort war wirklich schön, jedoch muss man 7 Dollar bezahlen, um den Tag dort zu verbringen. Wir wagten deshalb nur einen kurzen Blick zum Lookout und zur Beach und fuhren dann weiter zur Batemans Bay, wo wir ein bisschen am Strand lagen und den Nachmittag genossen. Zufälligerweise landeten wir später am Abend noch am Bingie Bingie Point, einer Landzunge mit besonderen Gesteinsformationen, die ins Meer ragt und an deren Seiten zwei schöne Strände angrenzen. Wir hatten an diesem Abend diesen tollen Platz nur für uns, kochten dort und Robbe lichtete später noch den Sonnenuntergang ab. Himmlisch!
Am nächsten Tag besuchten wir nach einem entspannte Frühstück mit Bananenpancakes direkt am Strand von Mystery Bay ein süßes historisches Dörfchen mit Namen Central Tilba und den dortigen Wochenend-Markt.  Danach führte uns unser Weg zur Camel Beach mit einer Gesteinsformation, die an eben dieses Tierchen erinnert. Auf dem weiteren Weg kamen wir an verschiedenen Aussichtspunkten vorbei und konnten wunderschöne Strände und verschlafenen Küstenorte bewundern. Megan und Dave gaben uns den Tipp, dass die Küstenstraße von Bermagui nach Tathra besonders schön sei und wir wurden nicht enttäuscht.
Nächste Station war der Mimosa Nationalpark, wo wir einige Stunden an der Middle Beach mit lesen, essen und schlafen verbrachten. Von dort ging’s ins Städtchen Bega zum einkaufen (hier kommt übrigens einer der leckersten Käsesorten Australiens her) und dann Richtung Berge. Die nächsten beiden Tage wollten wir in den Snowy Mountains, den mit über 2000 Metern höchsten Bergen Australiens verbringen, in denen man im Winter auch Ski fahren kann.
Sobald wir ein Stückchen von der Küste entfernt über die erste Bergkette ins Landesinnere fuhren, veränderte sich die Landschaft erneut. Anstatt sattem Grün fanden wir hier nur noch vertrocknete Wiesen und Bäume vor, also eigentlich typische Outback-Landschaft. Mit den Bergen und den vielen  Gesteinsbrocken hier war das jedoch viel reizvoller und nicht so langweilig anzusehen wie das Outback, welches wir bisher gesehen haben. Die Abendsonne ließ alles im goldenen Licht erstrahlen und wir waren mal wieder beeindruckt von der Vielfältigkeit des australischen Kontinents. Endstation an diesem Tag war das Städtchen Cooma, ca. 90 km vorm Eingang des Snowy Mountains National Parks. Wir gönnten uns dort einen Campingplatz mit heißer Dusche, die man hier auch braucht, denn die Temperatur in den Nächten fällt selbst im Sommer gern mal unter 5 Grad.
Am nächsten Morgen fuhren wir weiter nach Jindabyne, dem Gateway in die Snowy Mountains. Dort gibt es einen sehr schönen See, an dessen Ufern die Stadt gebaut ist. An diesem Sonntag fand dort ein Drachenbootrennen statt und es war dementsprechend voll in der Stadt und am See. Wir liefen eine Runde am See entlang und besuchten dann noch einmal das Visitor Information Center, um uns über die Eintrittspreise in den Nationalpark sowie Camping- und Liftpreise zu informieren. Obwohl wir schon bis hierher gekommen waren, entschieden wir am Ende doch, nicht direkt in den Nationalpark reinzufahren. Wir hatten am Vorabend bereits ein bisschen recherchiert und bereits hier wurde klar, dass die Snowy Mountains zwar hoch sind, aber außer der Möglichkeit des Skifahrens im Winter nicht wirklich reizvoll für Wanderungen im Sommer sind (und schon gar nichts mit der Landschaft unserer europäischen Alpen gemeinsam haben).
Dazu kommt noch, dass sich die Aussies in diesem Fall den Besuch des Nationalparks richtig gut bezahlen lassen. Neben einer Eintrittsgebühr pro Tag fallen noch hohe Preise für Liftbenutztung und Camping an, und alles in allem haben wir für uns entschieden, dass uns die Berge nicht das Geld wert sind. Somit sind wir nach dem Besuch von Jindabyne wieder umgekehrt und zurück zur Küste gefahren. Noch einmal wurden wir mit Blicken auf die wunderschöne Landschaft belohnt und schon wegen diesen und dem erfrischendem Bad im Snowy River auf halber Strecke hat sich der Trip Richtung Berge für uns definitiv gelohnt!

Coming next: Beeindruckende Natur auf den letzten Kilometern nach Melbourne



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