Unsere letzten Tage in Cairns und Tauchen im Great Barrier Reef

25 05 2012

Für unsere letzten Tage in Cairns mieteten wir uns ins Caravella Backpacker Hostel ein, welches direkt an der Uferpromenade von Cairns gelegen ist. Cairns ist eine knapp 100.000 Seelen-Stadt im Norden Queenslands und beliebt bei Backpackern und Touristen aufgrund ihrer Lage nahe am Great Barrier Reef (per Boot 30 km entfernt) und der schönen Strände drum herum.
Mittlerweile sind wir ja ziemlich schmerzfrei, was unsere Unterkünfte angeht und der Luxus vergangener Tage ist längst vergessen 😉 Solange das Bett ok ist, stört uns weder ein Bad auf dem Flur, summende Ventilatoren oder Klimaanlagen, Mitbewohner – außer es sind Schlangen oder Spinnen, und selbst auf kleinstem Raum kommen wir zusammen klar. Das gebuchte Hostel in Cairns war allerdings ein Glücksgriff – recht große Zimmer, Pool, gut ausgestattet Küche und super Lage. Zwar haben wir Zwei den Altersdurchschnitt ganz schön nach oben getrieben – nur junges Volk hier, aber alles im allem können wir das Hostel sehr empfehlen.
Vom restlichen Abgabetag des Campers gibts nichts Aufregendes zu berichten. Wir relaxten im Hostel, spazierten durch die Stadt und machten abends ne Runde Sport oder Fotos. Zum Abendessen haben wir uns diesmal auf unterstes Backpacker-Niveau begeben und den kostenfreien Essensgutschein vom Hostel eingelöst. Das Chili con Carne war fad und wir haben sowohl Chili als auch Carne im Essen vermisst. Nichts verdirbt die Laune mehr als schlechtes Essen, somit war das definitiv unser einziger Ausflug in die Welt der Essensgutscheine unseres Hostels und wir kochen lieber wieder selbst, bis wir zurück in Asien sind!
Für den nächsten Tag hatten wir bereits einen Tauchausflug mit dem Anbieter Reef Kist gebucht, denn ohne im Great Barrier Reef tauchen gewesen zu sein, wollten wir Australien unmöglich verlassen. Das Great Barrier Reef ist das größte Korallenriff der Erde und erstreckt sich von der Torres-Straße vor Papua-Neuguinea bis zur Lady-Elliot-Insel, die etwa 75 Kilometer nordöstlich von Bundaberg liegt. Es ist inzwischen auf eine Länge von gut 2.300 Kilometern angewachsen und erreicht damit eine Ausdehnung vom 10. bis zum 24. südlichen Breitengrad. Das Riff ist nicht zusammenhängend, sondern besteht aus über 2900 Einzelriffen, knapp 1000 Inseln und diversen Sandbänken. Der Artenreichtum im Riff ist phänomenal, es gibt 359 Hart-Korallenarten, 80 Arten von Weichkorallen, 1.500 Fischarten, 1.500 Schwammarten, 5.000 Arten von Weichtieren, 800 Arten von Stachelhäutern, 500 verschiedene Arten von Seetang und 215 Vogelarten.
Man findet im Great Barrier Reef ausserdem sechs von insgesamt sieben weltweit vorkommenden Arten von Meeresschildkröten – eine davon hat sich auch uns gezeigt :-).
Aber nun zum Tauchtag: 7.30 Uhr war Treffpunkt am Pier und nach einigem Papierkram und Einweisungen in Gebrauch des Schiffes und der Kotztüten ging’s auf offene See. Die Fahrt zum Riff sollte über 2 Stunden dauern und wir wurden schon zu Beginn vor der rauhen See gewarnt, die uns draußen erwarten würde. Es dauerte nicht lange, bis sich das Boot ordentlich durch die Wellen zu kämpfen hatten, und die ersten Passagiere fanden sich bereits am Heck des Schiffes ein, um dort freie Bahn zu haben, ihre Mageninhalte zu entleeren. Uns ging’s gut – Heike, weil sie in weiser Voraussicht eine Tablette gegen Seekrankheit genommen hatte, und Robbe, weil er ja eh erst ab Windstärke 8 überhaupt etwas im Magen merkt. Auf den Koreaner allerdings, der einige Plätze neben uns saß, traf das nicht zu, denn der fing plötzlich ohne Vorwarnung an, sich heftigst auf den Teppichboden vor ihm zu übergeben. An eine Tüte hatte er natürlich nicht gedacht, und die hätte wohl auch nicht gereicht. Man, war das ekelig! Selbst Robbe hatte kurzzeitig zu kämpfen, es ihm nicht gleichzutun. Ein Mitglied der Crew hat die Misere irgendwann mitbekommen und den Herren hinausgeführt, und unser Dive Guide musste herhalten, den Dreck wegzuputzen. Gott, wenn wir das so schreiben wird uns gleich wieder flau im Magen. Gar nicht schön! Irgendwann luden wir jedoch glücklicherweise die ganze Kotzbande auf ein anderes Schiff um und erreichten unsere Tauchspots. Unsere Ausrüstung war professionell vorbereitet und wir mussten nur noch reinschlüpfen und ab ins Wasser. Der Wellengang war ziemlich stark und wir mussten noch ne Weile schwimmen, was ein ganz schönes Hickhack war. Beim ersten Abtauchversuch stellten wir fest, dass wir beide noch zu leicht waren und somit mussten wir nochmal zurück zum Boot und uns zusätzliche Gewichte geben lassen.
Bis es endlich runter ging, verging damit noch eine ganze Weile und wir verbrauchten leider auch bereits einiges an Luft aus unserer Flasche. Der Tauchgang selbst war somit relativ kurz, gerade mal knapp 30 Minuten waren wir unter Wasser. Wir sahen viele schöne Korallen, es gab mehrere Swimm Throughs – Tunnel mit Korallen bewachsen, durch die man schwimmen kann. Leider ließen sich jedoch ganz wenige Fische blicken und die Sichtweite war ebenfalls grottenschlecht, sodass wir alles in allem enttäuscht von unserem ersten Tauchgang im Great Barrier Reef waren, von dem wir uns soviel mehr versprochen hatten. Der zweite Tauchgang war eigentlich noch weniger spektakulär als der erste, bis auf die Schildkröte, die wir sahen und einen Stingray. Aber gut, so ist das nunmal – die Sichtweite ist vielen Bedingungen unterworfen und ändert sich rasch. Ob es immer so wenig Fische dort gibt, wissen wir nicht, fanden wir jedoch ziemlich komisch. Wir waren auch noch ne Runde Schnorcheln und das war fast schöner als der Tauchgang, da im flachen Wasser die Korallen logischerweise viel bunter aussehen (Je tiefer man taucht, umso mehr Licht wird absorbiert und damit auch die Farben der Umgebung. Auf 30 Meter sieht auch eine rote Koralle nur nur blau bzw. grau aus.)
Alles in allem hat sich der wahnsinnig teure Trip ins Riff nicht wirklich gelohnt, aber wir hätten uns auch geärgert, wenn wir nicht im GBR tauchen gewesen wären und so ist das schon ok. Immerhin stehen in unseren Logbüchern jetzt zwei Tauchgänge mehr drin!
Die Rückfahrt mit dem Schiff verlief ruhig und in Cairns angekommen verbrachten wir einen sehr lustigen Abend mit Dieter aus Bonn, den wir bereits auf dem Boot kennengelernt hatten und der zufällig im Zimmer nebenan wohnte. Dieter braucht man nicht zu fragen, wo er überall auf der Welt bereits war sondern besser, wo er noch nicht war, denn diese Liste ist mittlerweile nur noch recht kurz. So tauschten wir uns bei diversen Flaschen Wein bis spät in die Nacht über die ein oder andere Reiseanekdote aus und hatten einen sehr schönen Abend!
Am letzten Tag in Cairns haben wir erstmal unseren Kater ausgeschlafen und noch einige Dinge für die bevorstehende Abreise besorgt. Vor allem seit Innisfail sind uns immer wieder Gruppen von Aborigines aufgefallen, die in den Städten rumhängen, trinken und auch gern mal Radau machen. Unser erster Eindruck von den australischen Ureinwohnern ist somit eher negativ, und tatsächlich gibt es nach wie vor viele Probleme hinsichtlich deren Integration, die besonders auf die jahrelange Assimilationspolitik der australischen Regierung zurückzuführen sind. Im Vergleich zu der Gesamtbevölkerung Australiens gehören die Ureinwohner – und hier insbesondere jene, die in den ländlichen Gebieten leben – zum ärmsten Teil der australischen Gesellschaft; ihre Arbeitslosenrate ist mit 20 % fast dreimal so hoch wie die der Durchschnittsbevölkerung, sie haben eine geringere Bildung, ihre Lebenserwartung liegt im Durchschnitt 10 Jahre unter jener der weißen Bevölkerung, die Kindersterblichkeit ist doppelt so hoch und sie machen bei einem Anteil von weniger als 4 % der Bevölkerung 20 % aller Gefängnisinsassen aus. Interessant ist auch, dass der Alkoholabbau bei besonders vielen Aborigines wegen eines fehlenden Enzyms verlangsamt ist und dass somit bereits geringe Mengen Alkohol bei Aborigines zu einem auffälligen Verhalten führen. Die haben’s gut ;-)! Aber Spaß beiseite, ein besseres Bild konnten wir uns bei unserem kurzen Aufenthalt leider nicht machen und hier darf man logischerweise keinesfalls alle über einen Kamm scheren.
An unserem letzten Abend in Cairns kochten wir noch einmal unser Leibgericht und am nächsten Tag, den 11.05. ging gegen Mittag unser Flieger nach Japan, genauer gesagt nach Tokio!
Der Trip nach Japan war zu Beginn der Reise nicht geplant, aber da wir entschieden, Australien erstmal zu verlassen, schauten wir nach günstigen Flügen und der mit Abstand günstigste Flug am 11.05. von Cairns war nunmal der nach Tokio (150 Euro pP – Schnäppchen!). So kam es also, dass wir gegen Abend in Tokio landeten und aufregende zehn Tage in Japan verbrachten. Aber dazu in den nächsten Berichten mehr!
Australien hatte es bei uns von Anfang an schwer, weil wir es immer mit Neuseeland verglichen haben und Australien bei diesem Vergleich leider meist den Kürzeren zog. Wir wissen, dass es falsch ist, beide Länder zu vergleichen, aber man neigt nun einmal dazu. Auch wenn wir persönlich Neuseeland schöner fanden, punktet Australien doch mit einer noch größeren Vielfalt von Landschaften, Küsten und Klimazonen. Die Städte sind ebenfalls toll – Sydney – Weltstadt, Brisbane und auch Cairns haben uns sehr gut gefallen. Die Australier sind überwiegend sehr nett und fast überall herrscht die relaxte Atmosphäre, für die die Ozzies bekannt sind. Während unseres Aufenthalts haben wir nur einen winzigen Teil des riesigen Landes gesehen, und es gibt nach wie vor noch viel zu entdecken. Australien ist wohl auch eines der wenigen Länder der Erde, wo man noch richtige Abenteuer fernab der Zivilisation erleben kann, und all das sind Gründe, die uns ganz sicher nochmal irgendwann wiederkommen lassen.

Coming next: Japan – erfrischend anders! Unsere ersten fünf Tage in Tokio



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