Weihnachten in Saigon

29 12 2011

Zitat aus dem Spiegel zu den beiden Metropolen Vietnams:
„Die Metropolen des Südens und des Norden machen
sich Konkurrenz, unterschiedliche
Schönheiten im scharfen Wettbewerb. Saigon, grellgeschminkt, sehr sexy, leicht zu haben, schwer zu halten, eine Dirne, die weiß, wo es
langgeht. Hanoi, nach langem Mauerblümchendasein
aufgewacht und nun mit tiefroten  Lidschatten so
verrucht wie verzückend, eine Dame, die nicht erobert
werden will, sondern selbst ihre Liebhaber bestimmt.“

Wir waren neugierig, ob der Vergleich nach genauem Betrachten zutrifft und waren – nachdem wir bereits Hanoi erleben durften – gespannt, was uns in Saigon erwartet!
Saigon – bzw Ho-Chi-Minh-Stadt – wie die Metropole seit der Wiedervereinigung Nord- und Südvietnams seit 1976 heißt, hat momentan ca. 7,1 Millionen Einwohner. Die Stadt liegt etwas nördlich des Mekong-Deltas am Westufer des Saigon-Flusses. Die Entfernung zum Südchinesischen Meer beträgt rund 40 Kilometer. Das Stadtgebiet hat eine Ausdehnung von 2095 Quadratkilometern.
Am 22.12. kamen wir abends an und checkten ins Hotel Saigon Europe ein. Grundsätzlich kein schlechtes Hotel, aber da es mitten in der Partymeile liegt und fast alle Zimmer zur Strasse rausgehen, sollte man sich lieber von vornherein vornehmen, die Nächte durchzumachen. An Schlaf ist nämlich nicht zu denken! Die erste Nacht ging ja noch, aber in der zweiten war es so laut, da halfen auch keine Oropax mehr. Wir wussten uns nicht anders zu helfen und riefen mitten in der Nacht an der Rezeption an, ob denn nicht noch irgendein anderes Zimmer frei wäre,  was nicht zur Strasse rausgeht. Wahrscheinlich war das nicht das erste Mal, dass es solch nächtlichen Umzug gab, denn wir durften prompt in ein anderes Zimmer (ohne Fenster) umziehen, allerdings mit der Ansage, dass wir 7 Uhr wieder raus müssen, da das Zimmer dann gebraucht wird. Nachdem vor unserer Tür noch ein paar betrunkene Amis endlich Ruhe gegeben hatten, durften wir auch schlafen.. Aber wie angekündigt nur bis 7 Uhr, denn dann wurde vehement an unsere Tür geklopft und wir mussten wieder zurück in unser altes Zimmer. Klar dass wir keine Nacht länger bleiben wollten und mieteten uns für die letzte Nacht nochmal in ein anderes Hotel in der Nähe ein (Beautiful Saigon 3), diesmal aber in einer ruhigen Seitenstrasse und vorsichtshalber gleich in ein Zimmer ohne Fenster, man weiß ja nie..
Am ersten Abend trafen wir in Saigon unseren guten Freund Martin mit seiner Freundin Anne, mit denen wir die nächsten Wochen gemeinsam reisen werden. Die Beiden haben gerade ein Jahr Work & Travel in Australien verbracht und wollen jetzt Südostasien erkunden. Am ersten gemeinsamen Abend saßen wir bei Saigon-Bier und Wein zusammen und berichteten uns von unseren Erlebnissen des letzten Jahres. Am nächsten Tag stand wie immer Sightseeing auf dem Programm: Wir besuchten den Reunification Palace, der lange Zeit als Präsidentenpalast gedient hat und heute vorrangig Touristenmagnet ist. Wir waren bei der Notre Dame Cathedral (war leider geschlossen) und im historischen Postgebäude. Tempel durften natürlich auch nicht fehlen: Wir besichtigten den Mariamman Hindu Tempel und die Jade Emperor Pagoda. In Letzterer standen einige beeindruckende chinesische Statuen und davor gab es einen ziemlich verschlammten Teich mit vielen Fischen und kleinen und großen Schildkröten. Oftmals werden vor Tempeln Vögel, Fische oder Schildkröten zum kaufen angeboten. Man glaubt, dass wenn man einen Vogel in die Freiheit entlässt oder einen Fisch oder eine Schildkröte in den total überfüllten Tümpel wirft, bringt das Glück und gutes Karma. Wir sind ja offen für vieles aber das hat bei uns wieder mal zu Unverständnis geführt: Alles nur Geldmacherei und dann die armen Viecher: Wahrscheinlich werden die gekauften Fische, die in den Tümpel geworfen werden, in der Nacht wieder rausgefischt und am nächsten Tag erneut verkauft. Ohne Worte..
Am Abend gingen wir Vier lecker essen: In ein mexikanisches Restaurant, wo es allerdings auch vietnamesische, thailandische und italienische Küche gab. Bei sowas wird man ja meistens misstrauisch, aber unsere bestellten Gerichte quer durch die Länder waren allesamt lecker! Danach ging’s auf eine Brücke, einige Nachtaufnahmen machen, und danach wurde es lustig: Wir wollten noch in einen Club gehen, und landeten im Diamond Club. Als wir reinkamen, wurden wir direkt von fünf wuseligen Kellnern umschwärmt, die uns zu einem Tisch führten und uns schonmal die noch leeren Whisky -Gläser mit Eiswürfeln hinstellten. In der Karte gabs Getränke eigentlich nur Flaschenweise, auch Wodka oder Gin. Die Musik war tierisch laut, da ist das Berghain ein Scheiß dagegen. Irgendein Techno-Kommerz-Mix. Die Leute alle ordentlich aufgetakelt: Anzüge, Kleidchen, Highheels. Da kamen wir uns in unseren FlipFlops wieder mal etwas under-dressed vor. Aber machte nix, wir sind Europäer und deshalb schon eine Attraktion – wahrscheinlich hat eh keiner auf unsere Schuhe geachtet. Während wir drei uns in die Karten vertieften, ging Martin zur Toilette, kam dann wieder und meinte direkt, ob wir nicht doch gehen wollten. Uns anderen war es recht und als wir draußen waren erzählte er, dass ihm auf Toilette vor dem Waschbecken ein Kellner die Seife in die Hände getröpfelt und ein anderer ihn massiert hat. Das fand er einfach nur befremdlich und wir auch, und bevor wir uns die Nacht in so nem komischen Club um die Ohren schlagen und ein Vermögen für Getränke ausgeben, fuhren wir lieber zurück in unsere Hotels und Betten!
Den Tag des Heiligabends verbrachten wir am Pool eines Hotels in der Nähe und am Abend gingen wir in ein Restaurant, das Hoa Tuc, welches bei Tripadvisor ziemlich gute Bewertungen hat. Leider hat das Essen nicht das gehalten, was die Bewertungen versprochen haben, aber ein lustiger Abend war’s trotzdem und Heikes Rice-Pancakes mit Shrimps waren auf jeden Fall ein Highlight und richtig lecker. Man hätte auch in einem der großen Hotels ein Gala-Christmas-Dinner buchen können inkl. Weihnachtsmusik etc., aber da wir nicht glaubten, dass wir dadurch in Weihnachtsstimmung kommen und es zudem relativ teuer war, entschieden wir uns für die individuelle Abendplanung inkl. Essensauswahl.
Auf dem Weg zum Restaurant haben wir die Stimmung in Saigon zum Heiligabend erleben können. Die Straßen waren voll – mit Menschen, aber noch mehr mit Motorrollern. Es waren soo viele, so krass hätten wir uns das nicht vorgestellt. Der absolute Wahnsinn! Wir fragen uns wo die Leute alle hinwollen, aber wir glauben, dass die einfach nur zum Spass rumfahren und dabei die Straßen verstopfen. In Saigon über die Straße zu kommen ist defacto eine Herausforderung und noch extremer als in allen anderen Städten Vietnams, die wir erlebt haben. Langsam losgehen, bloß keine schnellen oder unvorhersehbaren Bewegungen machen, dann klappt das schon irgendwie. Die Motorroller bremsen definitiv nicht für Passanten und das sollte man IMMER im Kopf behalten!!
Ein bisschen Weihnachtsstimmung kam aber trotzdem auf. Einige Leute, besonders die Kids, hatten Weihnachtsmützen und Weihnachtskostüme an. Einige Straßen und Geschäfte waren schön geschmückt und die Vietnamesen lieben es, vor den Lichtern zu posieren und Fotos zu schießen. Ab und an wurde auch das ein oder andere Weihnachtslied gespielt.
Nach dem Restaurantbesuch wollten die Jungs es nochmal wagen, in einen Club zu gehen. Zunächst standen wir vor dem „Apokalypse Now“ – eigentlich hätte uns der Name schon abschrecken müssen, aber spätestens die Musik, die wir hinter der Tür hörten, tat es und wir zogen zu einer Bar mit zwar guter Musik aber leider ohne Dancefloor. Unsere letzte Chance war der „Speed Club“, den wir aber trotz eines langen nächtlichen Marsches am Ende nicht gefunden haben. Naja, was soll’s, sollte eben nicht sein. Die Silvester-Nacht kommt ja noch und Phnom Penh soll einige richtig gute Läden haben!
Am nächsten Tag, sprich dem 25.12. gings morgens mit dem Bus weiter Richtung Mekong-Delta.
Unser Aufenthalt in Saigon hat uns sehr gut gefallen! Saigon ist eine extrem wuselige Stadt, es gibt super viele Kneipen, Bars und Restaurants, Shoppingcenter und Märkte. Erinnert irgendwie an Bangkok, aber wie immer „same same but different“! 😉 Was den Eingangs zitierten Vergleich betrifft, finden wir dass dieser ziemlich gut zutrifft. In Hanoi geht es viel beschaulicher zu, aber es gibt trotzdem genügend Möglichkeiten zum essen, trinken und feiern. Im Vergleich zu Saigon jedoch mit mehr Niveau. Saigon ist groß, laut und überfüllt – egal ob Einheimischenviertel oder Touristenmeile. Hier wird mehr auf Masse statt Klasse gesetzt. Beide Städte sind aber definitiv eine Reise wert und deshalb eine klare Empfehlung von uns!

Coming next: Cruising im Mekong-Delta. Erste Station: Mytho



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