Welcome to my paradise – Boottrip mit der Perama-Family auf die wunderschöne Insel Flores
2 09 2012Nach unserem Besuch der sehr touristischen Inseln Bali, Gilis und teilweise auch Lombok stand uns zum Ende unserer Zeit in Indonesien der Sinn nach Abenteuer und Ursprünglichkeit und so beschlossen wir, die uns bisher noch unbekannte Insel Flores weiter im Osten des Landes zu erkunden. Es gibt mehrere Möglichkeiten, dorthin zu kommen – eine populäre und vor allem recht sichere Variante ist die, mit dem Boot der Agentur Perama hinzuschippern. Diese Tour nennt sich „Hunting Komodo by camera“, denn man fährt mit dem Schiff insgesamt knapp drei Tage und zwei Nächte und besucht unterwegs verschiedene Inseln, ua auch Komodo-Island, wo man die beeindruckenden Komodo-Warane hoffentlich beobachten und eben auch ablichten kann.
Nach der tollen Zeit auf den Gilis hatten wir eigentlich gar keine richtige Lust auf diese nicht gerade kurze Bootsfahrt und hofften inständig, nicht auf einem Partyboot mit 20-jährigen Backpackern zu landen, die den ganzen Tag und Nacht Party machen. Als wir nach dem frühmorgendlichen Transfer von Gili Air zum Perama -Büro in Sengigi einen ersten Blick auf die Gruppe werfen konnten, waren wir erstmal beruhigt – jedes Alter und Reisegruppenkonstellation war vertreten. Insgesamt knapp 50 Gäste waren mit von der Partie, dh volle Belegung an Board (20-jährige Backpacker waren übrigens auch dabei, aber die waren die meiste Zeit seekrank und somit außer Gefecht gesetzt um Party zu machen und außerdem wirklich ganz in Ordnung ;-))!
Mit drei kleinen Bussen wurden wir zunächst Richtung Bootsanleger transportiert und besuchten unterwegs ein traditionelles Dorf, wo Töpferwaren hergestellt werden sowie die „Werft“ für im Aufbau befindliche sowie ausrangierte Perama-Boote. Alles nicht so spannend wie wir fanden, aber wir trappten artig der Masse hinterher und widerstanden dem Kaufdrang oder -zwang in den Töpferläden erfolgreich ;-). Gegen Nachmittag ging’s dann irgendwann aufs Boot und wir bezogen unsere kleine Kabine. Zur Wahl stand eben solche oder eine Matratze an Deck, aber den Luxus unseres kleinen, eigenen Reichs gönnten wir uns bzw vor allem unseren Sachen, die wir nicht die ganze Zeit irgendwo an Deck rumstehen lassen wollten. Das Boot war relativ neu, denn nicht vor allzu langer Zeit sank eines der Perama-Boote bei einer Tour und somit kamen wir in den Genuss des Nachfolgers. Der ein oder andere wird jetzt wohl denken: „Na das macht ja Mut“ – an dieser Stelle soll allerdings erwähnt werden, dass Perama normalerweise noch eine der sicheren Bootstouren mit genügend Schwimmwesten usw durchführt und es im Gegensatz dazu genügend andere Billiganbieter gibt, auf deren Seelenverkäufern man lieber nicht an Board gehen sollte…
Die erste Etappe auf See war an diesem Tag nur sehr kurz, denn zum Schnorcheln, Sonnenuntergang gucken und Dinner ging’s zur hauseigenen Perama-Insel, einer von der Reiseagentur „gemieteten“ Insel nicht weit vor der Küste Lomboks, die sich in 20 Minuten per Pedes umrunden lässt. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit gabs das erste Abendessen und danach – vielleicht zur Auflockerung, Belustigung oder auch zum Eigen- und Fremdschämen 😉 den traditionellen Perama-Gruppentanz, bei dem die Crew vor – und die Bootsgäste je nach individuellen tänzerischen Fähigkeiten versuchen, die Schrittfolgen nach-zutanzen. Zugegebenermaßen kamen wir uns ein bisschen vor wie im falschen Film, wollten aber natürlich keine Außenseiter sein und gaben unser Bestes beim Mittanzen. Nach einer gefühlten Ewigkeit ging’s irgendwann in die letzte Runde und wir wurden das erste Mal mit der Perama-Hymne „Welcome to my paradise“ beschallt, bei der wir die letzten Reserven locker machten ;-). Zurück auf dem Boot versammelten wir uns noch mit Einigen der besonders netten Gästen am vorderen Deck, tranken ein letztes Bier, bewunderten den fantastischen Sternenhimmel ungestört von irgendwelchen Lichtquellen und genossen die tolle Nacht und Stimmung an Board.
Nach einer recht kalten, lauten (unsere Kabine lag nahe dem Maschinenraum) aber trotzdem erholsamen Nacht ging’s am nächsten Morgen nach einem zeitigen Frühstück und einem beeindruckenden Sonnenaufgang für alle diejenigen, die schon wach waren, auf die kleine Insel Santonda vor der Küste Sumbawas, in deren Mitte sich ein Salzwassersee befindet. Wir liefen mit unserem Guide Gerry als Anführer zu einem Lookout und er erzählte uns das ein oder andere Interessante über die Gegend und den verheerenden Ausbruch des Vulkans Tambora von 1815 auf Sumbawa, bei dem der Berg von seiner damaligen Höhe von 4300 Metern (damals der höchste Gipfel Indonesiens) auf seine jetzige Höhe von 2850 Metern schrumpfte und der fehlende Teil komplett weggesprengt wurde. Mind. 11.000 Menschen starben damals durch die direkte Eruption und weitere 60.000 durch die Auswirkungen des Vulkanausbruches. Das durch die Eruption ausgeworfene Material bewirkte damals im Zusammenspiel mit anderen Faktoren sogar globale Klimaveränderungen, die aufgrund der Auswirkungen auf das nordamerikanische und europäische Wetter dem Jahr 1816 die Bezeichnung „Jahr ohne Sommer“ einbrachten. In Teilen der nördlichen Hemisphäre kam es durch Missernten und eine erhöhte Sterblichkeit unter Nutztieren zur schlimmsten Hungersnot des 19. Jahrhunderts. Somit lassen sich die weltweiten, indirekten Opferzahlen nicht beziffern.
Nach dem Frühsport zum Aussichtspunkt schnorchelten wir noch eine Runde und recht schnell ging’s zurück aufs Boot, da an diesem Tag noch einige Seemeilen bis zur nächsten Station vor uns lagen. Den Tag auf See verbrachten wir in supernetter Gesellschaft mit drei Mädels aus Berlin bzw. Köln – Minea, Danae und Rike sowie Kathi aus Österreich und so verging die lange Zeit auf See sehr unterhaltsam!
Am späten Nachmittag erreichten wir die Insel Tanjung Batur Besar, wo wir von den einheimischen, zugegebenermassen etwas wild aussehenden Kids unverhohlen neugierig beäugt wurden. Am Strand gabs wahnsinnig schöne Muscheln, und wir Mädels sammelten fleißig, am Ende sogar mit Unterstützung der einheimischen Kinder.
Das Dinner gabs an diesem Abend an Board und wir versammelten uns später wieder auf dem Vorderdeck, um zusammen mit den Mädels, sowie Stefan und Peter aus Amsterdam, Roberto und Margherita aus San Francisco, und noch vielen anderen netten Leuten aus aller Welt zu quatschen, erneut den wahnsinnig schönen Sternenhimmel zu betrachten und den Abend in äußerst netter Runde ausklingen zu lassen (es gab sogar einige Mitreisende, die sich gut mit Sternbildern auskannten und wir wissen jetzt beispielsweise, wo sich das Dreieck und das Kreuz des Südens befinden – können wir euch in Deutschland aber leider nicht zeigen, haha ;-))
Der nächste Morgen startete wieder zeitig mit dem Highlight der Tour, dem Besuch der riesigen Komodo-Warane im Komodo Island Nationalpark. Vor dem Frühstück bewunderten wir noch den tollen Sonnenaufgang und die beeindruckende Kulisse, die sich uns rund um die kleinen Sunda-Inseln vom Schiff aus zeigte. In dieser Gegend treffen unterschiedliche Meeresströmungen aufeinander und die starken Strömungen und Verwirbelungen konnte man gut von Board aus beobachten. Hier möchten wir auf jeden Fall nicht tauchen gehen…
Nach dem Frühstück ging’s dann von Board auf Komodo-Island und eingeteilt in zwei Gruppen liefen wir, jeweils von zwei Rangern beschützt, Richtung Wasserloch, da sich die Viecher dort gerne aufhalten und sich mit Glück auch beobachten lassen.
Der Komodowaran oder Komododrache ist ausschließlich auf Komodo-Island und weiteren der umliegenden Kleinen Sunda-Inseln in Indonesien verbreitet. Er wird bis zu 3 Meter lang und 70 kg schwer und ist damit die größte gegenwärtig lebende Echse. Das Beutespektrum der tagaktiven Tiere reicht von Insekten bis hin zu Säugetieren wie Hirschen und Wildschweinen. Er ist der einzige Waran, der regelmäßig Beutetiere dieser Größe schlägt. Die Jagd auf große Säugetiere wird durch ein in spezialisierten Drüsen im Unterkiefer produziertes Gift unterstützt, welches unter anderem die Blutgerinnung verringert und einen Schock verursacht. Entflohene Beute kann an diesem Gift auch noch nach Tagen zugrunde gehen. Angriffe auf Menschen sind selten, jedoch wurde vor einigen Jahren ein Schweizer getötet, der sich von der Gruppe entfernte sowie ein einheimischer Junge, und ein Ranger wurde von einem Komodo-Waran angegriffen.
Am Wasserloch angekommen hatten wir großes Glück, denn zwei Warane lagen dort bereits träge in der Sonne. Kurze Zeit später raschelte es im Gebüsch und ein weiterer Waran trottete zum Wasserloch. Spektakulär, wie sich die Tiere bewegen, und angsteinflössend sind sie irgendwie auch! Wir standen eine ganze Weile um die drei Warane herum und schossen hunderte Fotos, bis sich einer der drei plötzlich in Bewegung setzte und direkt auf die Gruppe zusteuerte. Erschrocken wichen wir beiseite und machten dem Waran freie Bahn, der quasi einmal durch die Mitte davon schlenderte.
Die Ranger bestätigten uns auf jeden Fall, dass wir großes Glück hatten, an diesem Tag so viele der Tiere zu Gesicht zu bekommen, aber wir glauben ja insgeheim (und haben das später auch indirekt bestätigt bekommen), dass die Tiere von Zeit zu Zeit angefüttert werden, damit die Touristen nicht enttäuscht nach Hause gehen müssen….
Nachdem wir genügend Fotos geschossen und die Tiere eingehend studiert hatten, liefen wir weiter zu einer Anhöhe, von der aus man einen schönen Blick auf das Meer und die umliegenden Inseln hatte (leider teilweise verstellt von einem bescheuerten Schild, ohne Worte…). Danach ging’s zurück zum Ausgangspunkt und wir kamen nochmals mit zwei Waranen in Kontakt – der eine versuchte gerade, den Panzer einer Schildkröte zu verspeisen und der andere war wohl gerade auf der Suche nach etwas Essbarem in der Nähe der Damentoiletten und Nationalpark-Kantine… Nach der Verabschiedung durch die Ranger, die vorher auf uns aufgepasst und jeden gerügt hatten, der sich von der Gruppe entfernte, mussten wir jedoch nochmal ganz knapp an dem Waran mit dem Schildkrötenpanzer vorbei und waren froh, als wir heil auf dem Steg ankamen. Typisch indonesische Organisation mal wieder, vorher ein Trara machen aber am Ende mussten wir selbst sehen, wo wir bleiben, wenn so ein Vieh Hunger auf gutgenährte Touristen bekommt ;-). Vom Bootsteg aus konnten wir sogar noch einen weiteren Waran beobachten, der gerade einen Strandspaziergang machte und waren definitiv richtig glücklich, so viele Warane zu Gesicht bekommen zu haben.
Von Komodo-Island ging’s direkt zur Pink Beach, einem Strand mit – wie der Name schon sagt – leicht rosafarbenen Sand, der bekannt ist für sehr gute Schnorchel-Möglichkeiten. Logisch, dass wir uns in die Fluten stürzten, aber das Wasser war dort untypisch kalt und so hielten es die meisten von uns nicht lange aus, sondern relaxten lieber im warmen Sand an dieser wirklich sehr schönen Beach.
Zurück an Board stand die letzte Etappe auf See an, bevor wir gegen 16 Uhr die Stadt Labuan Bajo auf Flores erreichten. Wir gingen alle vom Board – diejenigen, für die die Schiffsreise hier endete, suchten sich ihre Hotels, für die anderen, die wieder mit dem Schiff direkt nach Lombok zurückfuhren, war es quasi ein Landgang zur freien Verfügbarkeit. Wir fuhren mit dem Schweizer Pärchen Stephan und Miriam zu unserem Hotel Centro Bajo, welches zwar alles andere als im Zentrum der Stadt liegt, jedoch wirklich sehr nett, sauber und preisgünstig ist. Zu viert liefen wir später zurück zum Hafen, denn an diesem Abend sollte noch die große „Farewell-Party“ starten. Mit den drei Mädels hatten wir besprochen, dass jeder von uns etwas Hochprozentiges mitbringt, wobei sich das als gar nicht so einfach herausstellte und wir nichts anderes auftreiben konnten, als von einem Typen selbstgebrannten Arak (Reisschnaps) zu kaufen. Logisch, dass wir Vorbehalte gegen das Gesöff in zwei kleinen Wasserflaschen hatten, denn jeder weiß ja, dass von schlecht gebrannten Schnaps Leute schon blind geworden oder nach dem Genuss gar nicht mehr aufgewacht sind…. Gut, dass die Mädels mehr Erfolg hatten und eine Flasche Rum mit Etikett etc mitbrachten ;-). Wir trafen uns zunächst alle nach alter Tradition auf dem Vorderdeck, bis die Perama-Crew erneut ihren Tanz aufführte und die Tanzfläche schnell auch von uns gestürmt wurde ;-). Das Schiff lag zu diesem Zeitpunkt direkt an der Kaimauer und es versammelten sich immer mehr Einheimische, die dem Spektakel auf dem Schiff ohne eine Miene zu verziehen zuschauten – mit einer Ausdauer wie man zb im Kino einen Film anschaut… Das Ganze war wahrlich eine äußerst absurde Situation und wir hätten zu gern gewusst, was in den Köpfen unserer Beobachter vorgeht, wenn sie den halben Abend am Hafen verbringen und einer Horde bierseliger Touristen beim feiern zuschauen….
Irgendwann legte das Schiff dann doch noch ab und ankerte fern von den Blicken der Einheimischen weiter draußen im Hafen. Obwohl die Party eigentlich um 23 Uhr beendet sein sollte, schafften wir es, dass unser Guide Gerry mit viel Überredungskunst und Anfeuerungsrufen auch darüber hinaus noch erlaubte, ein Lied nach dem anderen zu spielen, und letztlich verließen wir unser geliebtes Perama-Boot erst nach Mitternacht. Zuvor wurde der Perama-Song „Welcome to my paradise“ hoch und runter gespielt und wir versuchten uns nochmal an der Schrittfolge vom ersten Abend, die aber aufgrund diverser Gründe nicht mehr so richtig klappen wollte… Zum einen muss es wohl am selbstgebrannten Arak gelegen haben, den wir zu späterer Stunde auch noch ausprobierten, und da wir das jetzt hier schreiben und auch lesen können, haben wir glücklicherweise keine bleibenden Schäden davongetragen ;-).
Irgendwann hieß es dann jedoch endgültig Abschied nehmen, zumindest von unserem lustigen Guide Gerry und all denjenigen, die am nächsten Morgen die Rückfahrt nach Lombok antraten. Glücklicherweise blieben unsere liebsten Mitreisenden – Minea, Danae, Rike, die beiden Schweizer Stephan und Miriam sowie Stefan und Peter allesamt genau wie wir noch ein paar Tage in Labuan Bajo und so hatten wir uns bereits für den nächsten Tag bzw. Abend verabredet.
Die Bootsfahrt nach Flores war definitiv ein Highlight unserer Reise, was vor allem daran lag, dass wir so viele nette Menschen aus aller Welt getroffen haben! Die Komodo-Warane und das Inselhopping rundeten den Trip perfekt ab und wir werden die drei Tage auf See definitiv nicht so schnell vergessen!
An dieser Stelle nochmals liebe Grüsse an unsere Perama-Family ;-)))!!!
Coming next: Back to the roots – Abenteuer und Herausforderungen auf Flores