Beeindruckende Natur auf den letzten Kilometern nach Melbourne
8 03 2013Nach unserem kurzen aber lohnenswertem Ausflug Richtung Snowy Mountains erreichten wir am 19.02. am Nachmittag erneut die Küste. Es ging direkt in den Ben Boyd Nationalpark, der sich durch seine kilometerlangen weißen, menschenleeren Sandstränden und den sog Pinnacles, einer vielfarbigen Erosionsschlucht mit weißen Sandschichten, die sich auf dem rostroten Lehm abgelagert haben, auszeichnet.
Wir liefen an diesem Tag noch zu einem Aussichtspunkt mit einem atemberaubenden Blick auf das Meer, den Strand und die Pinnacles. Unter uns schimmerte das Wasser saphirblau (der Nationalpark befindet sich an der Saphire Coast und die Farbe des Meeres macht diesem Name alle Ehre) und die Gezeiten hatten eine Art Lagune gebaut, die zum Schwimmen einlud und uns magisch anzog. Nur leider war der Weg zum Strand gesperrt und auch kein Durchkommen möglich. Also kein Badespass für uns heute, zumal es auch schon später am Tag war. Das ist etwa so, wie wenn man ein Stück Schokokuchen vorgesetzt bekommt, der Arm aber zu kurz ist, um es zu erreichen (jaja ich weiss, mieser Vergleich ;-)). Immerhin nahmen wir uns für den nächsten Tag vor, den Weg zu diesem Strand zu finden.
Am Abend schlugen wir unser Lager in Tura Beach auf, wieder einem kleinen Beach-Kaff, liefen noch zu einem Aussichtspunkt um den Sonnenuntergang abzulichten und verbrachten eine entspannte Nacht in den Camper-Federn.
Neuer Tag – neues Glück. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Toast und Strom für unsere Gerätschaften (wir fanden über Nacht mal wieder eine Steckdose, diesmal versteckt in einem Sicherungskasten – wir werden immer besser ;-)), machten wir uns auf, den Strand unserer Träume zu erobern. Und das war dann doch leichter als gedacht: Einfach von der nächsten zugänglichen Beach aus laufen! In der Mittagshitze zwar schweißtreibend im extrem weichen Sand, aber am Ende von Erfolg gekrönt. Wir hatten den tollen Strand ganz für uns allein, badeten wie Gott uns schuf und fühlten uns wie Gestrandete auf einer einsamen Insel. Einziges Manko war die Temperatur des Wasser. Wir haben das Gefühl, je weiter wir in den Süden kommen umso kälter wird es. Also reingerannt, kurz untergetaucht und wieder raus in die Sonne – wirklicher Badespass sieht anders aus. Trotzdem haben wir dort einen wunderbaren Nachmittag verbracht und genossen mal wieder die Abgeschiedenheit, wie sie einen häufig in Australien begegnet.
Später am Nachmittag ging’s dann ins Paradies – wortwörtlich gemeint. Im Touristenstädtchen Eden fuhren wir zunächst einen Aussichtspunkt an, von dem aus man im australischen Winter Wale beobachten kann, die von den kalten Gewässern der Antarktis in wärmere Gefilde zum Babymachen ziehen. Leider ist aber bekanntermaßen momentan Sommer, sodass sich kein Wal nach Eden verirrt hatte. Wir fuhren die unterschiedlichen Strände an, aßen zu Abend und später kundschafteten wir angeblich warme Duschen aus, die sich dann doch leider als kalt und nicht ganz so paradiesisch entpuppten. Aber immerhin konnten wir uns von Sand und Salz befreien, und im Gegensatz zur Camperzeit in Neuseeland und ersten Wochen in Australien ist es momentan ein Leichtes, jeden Tag eine Dusche zu finden.
Das Highlight des nächsten Tages war eine Bootsfahrt auf dem Inlet in Mallacoota, unserem ersten Stopp im Bundesstaat Victoria. Noch am Morgen hatten wir die Grenze dorthin überquert. Wir gönnten uns heute mal etwas und liehen uns ein Motorboot aus, was jedoch gefühlt trotzdem nicht schneller als ein Ruderboot vor sich hintuckelte. Immerhin konnten wir das Inlet und den Nationalpark drumherum vom Boot aus erleben, sonst machen Besuche der vielen Inlets hier in der Gegend nicht wirklich Sinn. Aus den ursprünglich geplanten zwei Stunden wurden schnell drei, und nachdem wir uns auf dem Rückweg noch „verfuhren“ und fast im flachen Wasser auf Grund liefen, rechneten wir uns bereits aus, wieviele Dollars wir nachzahlen dürfen. Der Bootsverleiher hatte jedoch einen guten Tag erwischt und meinte, das sei schon so in Ordnung. Wow, da hatte er uns glatt mal knapp 30 Dollar erlassen, toll! Wir blieben danach noch eine Weile an der Bootrampe stehen, wo die Angler ihre Fische ausnehmen, und beobachteten die vielen Pelikane, die nur darauf warten, etwas vom Fang abzubekommen. Die Viecher sind faszinierend, riesig groß und der lange Schnabel im Gegensatz zum kleinen Kopf sieht unwirklich aus, als wenn er dort eigentlich nicht hingehört.
Robbe machte natürlich fleißig Fotos und ich staunte nur über diese anmutigen Vögel.
Nachdem wir in Mallacoota noch einige Aussichtspunkte über das Inlet angefahren hatten, ging’s weiter zum Cape Conran. Im dortigen Nationalpark-Campground werden stattliche 30 Dollar für eine Nacht ohne Strom und mit nur kalten Duschen verlangt. Obwohl wir heute bereits gespart hatten, wollten wir soviel dann doch nicht für einen extrem einfachen Campingplatz ausgeben und so stellten wir uns kurzerhand auf einen Picknickplatz am Meer, der laut Beschilderung nur am Tag genutzt werden darf. Wieder erwarten kam auch später am Abend kein Ranger vorbei und wir verbrachten eine ruhige Nacht. Zuvor hatten uns zwei nette Aussies berichtet, wie sie es damals handhabten, als sie jung waren: Nachdem der Ranger sie fortgeschickt hatte, ließen sie einige Zeit verstreichen und kamen dann einfach wieder zurück an den auserkorrenen Schlafplatz. Wir sollten uns mal nicht an den Schildern stören und dort einfach über Nacht stehen bleiben! Ob wir so mutig wie die beiden gewesen wären, glauben wir zwar nicht aber ihre Unbeschwertheit was unerlaubtes Campen betrifft hat uns in dieser Nacht auch etwas risikofreudiger gemacht.
Einerseits können wir verstehen, dass man nicht überall in Australien campen darf. Vor allem wenn irgendwelche Camper ihren Müll einfach an Ort und Stelle liegen lassen, ist klar, dass die Regeln schärfer werden. Auf der anderen Seite gibt es aber auch diejenigen, die einfach nur ihr Auto parken und darin schlafen. Weder Zelt noch Stühle und Tisch aufbauen noch die Umwelt vermüllen. Das auch dies teilweise rigoros verboten ist und mit Strafen jenseits der 1500 Dollar geahndet wird, können wir wiederum nicht so richtig nachvollziehen. Aber leider gibt’s halt immer Leute, die mit schlechtem Beispiel voran gehen, und die ordentlichen Camper unter uns, die nun wirklich niemanden Schaden wollen, müssen mit den Konsequenzen leben.
Am nächsten Morgen wollten wir unser Glück dann doch nicht auf die Probe stellen und verließen unseren Schlafplatz bereits gegen 6.30 Uhr, um nicht doch noch auf einen morgenmuffligen Ranger zu treffen. Das Wetter war nicht so dolle, sodass wir direkt in die nachstgrössere Stadt Orbost fuhren, uns Frühstück besorgten und eine Picknickstelle mit Toiletten, Strom und Wasser fanden. Wir machten es uns dort bequem und da das Wetter auch nach einigen Stunden nicht besser werden wollte, nutzen wir den Tag, unser Auto für einen Ölwechsel in die Werkstatt zu bringen. Das Ganze zog sich ziemlich in die Länge, sodass wir auch am Abend nichts mehr Produktives fertig brachten sondern nur noch den nächsten freien Campspot an einem Fluss ansteuerten und den Abend mit einem leckeren Chicken-Curry ausklingen ließen.
Am nächsten Morgen war der Wettergott leider immer noch nicht gnädig mit uns, sodass wir die Strecke von Marlo bis zum Lake District (einem Gebiet mit wie der Name schon sagt vielen Seen und mit dem Meer verbundenen Inlets, eine Haupttouri-Attraktion in Victoria) nur unter dicken Wolken bewundern und fotografieren konnten. Das Wetter schlug uns auf die Stimmung, auch weil wir gestern bereits einen Gammeltag verlebt hatten und der heutige nicht besser zu werden schien. Wir fuhren einfach weiter in der Hoffnung, dem schlechten Wetter zu entfliehen, aber auch nach 100 km war es noch bewölkt und regnerisch und wir checkten kurzerhand im Örtchen Sale auf dem dortigen Showground ein. Der Showground ist sowas wie die Veranstaltungsfläche eines Ortes, und diese werden häufig als Campingplatz in den Zeiten des Jahres genutzt, wenn keine Feste wie Rodeos, Pferderennen oder ähnliches anstehen. Meist sind sie zudem sehr weitläufig und recht günstig.
Nachdem wir wieder den halben Nachmittag mit Nichtstun verbrachten, bekämpfte ich am Abend meinen inneren Schweinehund und machte mich auf, die Stadt joggend zu erkunden. Tatsächlich war das dann nochmal richtig schön, denn ich entdeckte einen tollen See mit Laufstrecke drumherum und konnte wie so oft in Australien viele Vögel beobachten.
Der nächste Tag stand ganz im Zeichen des Autoverkaufs, der ja leider bald ansteht und uns bereits um einige schlaflose Nächte brachte. Wir wienerten das Auto von inne und außen und machten hoffentlich verkaufsfördernde Fotos davon. Später schrieb ich noch den Text für die Internetanzeige, was ebenfalls eine Weile dauerte, all den Kram aufzuführen, der mit dem Auto verkauft wird. Gut, dass wir dafür einen tollen aber extrem windigen Campingplatz am Meer fanden, der uns nachts leider noch um unsere große Plane brachte, die dem Wind nicht standhalten konnte. Nachdem Robbe den Abend wie ein Besessener damit verbracht hatte, die Plane zu fixieren (anstatt sie abzubauen wie ich es vorgeschlagen hatte…;-)), wartete der kalte Wind anscheinend nur darauf, ungestört sein Werk zu vernichten: Keine 15 Minuten, nachdem wir uns zur Ruhe gebettet hatten, machte es draußen plop und die riesige Plane wedelte halterlos im Wind. Ich weigerte mich strikt, bei dieser Kälte mit nach draußen zu kommen (ich hatte ihm ja prophezeit was passieren wird…) und so machte sich Robbe wutentbrannt nach draußen, um die gerissene Plane zu entsorgen. Naja, dann eben ein Ballast weniger, ist auch nicht schlimm dachte ich mir 😉
Am nächsten Morgen verließen wir den immer noch extrem windigen Campingplatz fluchtartig (so ein Wind kann einen wahrlich zur Weißglut bringen, wenn man alle Dinge Outdoor verrichten muss) auf der Suche nach windstilleren Gefilden. Tagesziel war der Wilson Promotory Nationalpark, wohl einer der beliebtesten Nationalparks Australiens, 160 km südöstlich Melbourne gelegen. Schon am Eingang, einer Art Mautsstelle, die jedes Fahrzeug passieren muss und man dort erste Infos zum Park in die Hand gedrückt bekommt, wurde klar, dass wir nicht die Einzigen sein werden, die diesen populären Park heute besuchen werden (zumal wir uns auch schlauerweise das Wochenende für unseren Besuch ausgesucht hatten).
Die Menschenmassen haben sich dann aber ganz gut verteilt und nur unsere Fahrt über den Campingplatz des Parks hat uns ein bisschen an ein Festival erinnert.
Absolutes Highlight unseres Tages wurde die Besteigung des Mount Oberon, eines 558 Meter hohen Berges im Park. Der Weg zum Gipfel war langweilig, man läuft die ganzen 3,5 km eine breite Straße hinauf, die wohl auch durch Autos befahren werden kann, und nur die letzten Meter durfte man noch ein bisschen kraxeln. Oben angekommen wurden wir dann jedoch mit einem wahnsinnig tollen Ausblick belohnt, der den langweiligen Weg wieder gut machte. Wir waren begeistert und genossen sogar einige Minuten ganz alleine auf dem Gipfel, weil wir mal wieder all unsere Mitläufer abgehängt hatten. Und das geht so: Mit einem Shuttle Bus wurden wir alle zum Fuß des Berges gebracht und während die anderen noch ihre Haare richteten und Sachen ordneten, waren wir schon lange losgelaufen und Dinge wie Sonnenmilch nachcremen oder Klamotten wechseln wurden eben im Laufen erledigt. Der ein oder andere wird vielleicht denken, was machen die denn für einen Stress, aber wir mögen es nun mal, alleine unterwegs zu sein und nicht direkt vor oder hinter riesigen Wandergruppen laufen zu müssen :-).
Nach dem moderaten Walk auf den Berg machten wir noch einen weiteren Spaziergang, den Lilly Pilly Gully Walk durch die Wälder, der zwar ebenfalls als einer der Highlights des Parks angepriesen wurde, uns aber nicht so umgehauen hat. Dann fuhren wir noch einige der wirklich schönen Beaches des Parks an, die an diesem Samstag recht gut besucht waren und uns deshalb nicht zum verweilen einluden. Wir hatten Hunger und es war schon wieder fortgeschrittener Tag (man, wie schnell die Zeit hier vergeht), sodass wir den Park verließen und einen schönen, ruhigen, windstillen (!) Campingplatz anfuhren, dort Würstchen grillten und unsere müden Beine endlich hochlegen konnten. Wir konnten noch nicht ahnen, dass dies unsere letzte Nacht in unserem geliebten Camper sein würde…. Mit dem Gebrüll der Kookaburras und dem Rascheln in den Baumkronen (das müssen Koalas gewesen sein, gaaaanz sicher ;-)) schliefen wir ein letztes Mal in unserem gemütlichen Camper ein.
Am nächsten Tag stand Phillip Island auf dem Programm, 80 km Luftlinie südöstlich von Melbourne gelegen und über eine 640 Meter lange Betonbrücke erreichbar. Auf Phillip Island leben permanent ca. 7000 Einwohner, die Insel wird jährlich jedoch von 3,5 Millionen Touristen besucht, die besonders wegen der vielfältigen Fauna und Flora anreisen.
Erster Stopp war eine Wanderung auf dem Cap Woolamai, die anfangs noch leicht erschien, sich später wegen der Hitze und dem doch recht langen Weg als extrem anstrengend entpuppte. Danach waren wir erstmal platt und suchten uns ein Plätzchen zum Mittag-essen und -schläfchen. Später rafften wir uns dann doch nochmal auf und liefen eine Runde über den Bordwalk bei The Nobbies.
Phillip Island ist besonders für seine Pinguin-Parade bekannt, die dort jeden Abend stattfindet. Ca. 2500 Pinguine haben die Summerland Beach als ihre Heimat auserkoren und kehren dort jeden Abend watschelnd zum Strand zurück. Dieses Schauspiel wird jeweils von hunderten Touristen beobachtet, die dafür je nach Steh- oder Sitzposition eine unterschiedliche Menge an Dollars bezahlen dürfen. Obwohl wir Pinguine natürlich auch sehr süß finden, war uns das dann doch zu kommerziell und wir wollten dieser Massenveranstaltung nicht beiwohnen. Gut, dass wir den letzten Walk bei The Nobbies machten: Dort sitzen auch am Tag Pinguine versteckt unter dem Boardwalk im Schatten. Zugegeben, sie sahen etwas verängstigt aus und die Situation war nicht wirklich natürlich, aber so haben wir sie auch zu Gesicht bekommen und konnten sie eine Weile beobachten.
Nachdem wir die wichtigsten Highlights der Insel abgefahren hatten, fuhren wir am Abend noch nach Melbourne zum Haus unserer lieben Freundin Jessica. Sie hatte uns netterweise ihr Zimmer für einige Tage zur Verfügung gestellt. Im Haus angekommen wurden wir von ihren Zimmernachbarn begrüßt und staunten nicht schlecht, in was für einem 5-Sterne-Hotel wir hier gelandet waren. Super geräumige Küche und Essbereich, Terrasse, tolles Bad, automatisches Licht im ganzen Haus, und sogar einen integrierten Staubsauger gibt es für alle Räume des Hauses, wo man nur noch den Schlauch in die Wand stöpseln muss, um den Dreck wegzusaugen. Wir wussten bis dahin nicht mal, dass es sowas überhaupt gibt… Kurzum, wir fühlten uns pudelwohl und genossen all den Luxus nach nun genau 3 Wochen Leben on the Road.
Coming next: Und dann ging alles ganz schnell – Bye Bye Camper und unsere letzten Tage in Down Under