Alles Banane! Unsere Zeit in Cardwell und Arbeiten auf der Bananenfarm

24 10 2012

Am Mittwoch, dem 15.08. fuhren wir mit neuem Auto, vollbepackt bis oben hin mit allem was wir zum Leben auf dem Land brauchen zurück zu Anne und Martin auf den Meunga Creek Caravan Park nach Cardwell. Bis zum Start unseres Jobs auf der Bananenfarm waren noch 4 Tage Zeit, die wir nutzten, unseren Camper gemütlich und wohnlich einzurichten. Wir hatten ihn als früheres Handwerkerauto gekauft und so musste unser neues Zuhause zunächst einer kompletten Grundreinigung unterzogen und danach das Bett eingebaut werden. Die Wände waren mit hässlichen Holzplatten verkleidet, die wir mit Stoff auskleideten und zerkratzte Stellen am Blech mit Farbe ausbesserten. Gut, dass wir Anne und Martin dabei hatten, die die selbe Prozedur bereits mit ihrem Camper durchhatten und uns mit nützlichen Tipps und Werkzeug unterstützten. Nach drei Nächten im Zelt konnten wir endlich unser neues Zuhause beziehen und auf der großen Queen-Size Matratze schlief es sich die erste und alle folgenden Nächte ausgesprochen gut!
Am Montagmorgen fanden wir uns pünktlich 7 Uhr auf der Bananenfarm nahe Cardwell ein. Das Familienunternehmen baut auf 300  Acre bzw umgerechnet ca 121 Hektar Bananen an. Zum Unternehmen gehören noch Zuckerrohr- und Melonenfelder, Rinderfarmen und Werkstätten. Praktisch das ganze Land rund um Kennedy gehört Bush Holdings, und die Familienmitglieder des Großgrundbesitzers thronen in ihren Häusern verteilt auf dem riesigen Areal. Auf der Farm arbeiten ca. 15 festangestellte Einheimische sowie durchschnittlich 25 bis 30 Backpacker, was im Vergleich zu anderen Farmen recht viel ist.
Am Montagmorgen erhielten wir zunächst eine Einweisung in unsere zukünftigen Tätigkeiten durch unsere Chefin Jenny. Wohingegen Heikes Aufgaben in den gesamten 8 Wochen auf der Farm schrecklich eintönig waren, bekam Robbe fast jede Woche etwas Neues zu tun. In den ersten zwei Wochen hing er die Bananenstauden per Druckluft an ein Fließband auf.  Weitere 1,5 Wochen fuhr er mit einem Festangestellten die Bananenstauden vom Feld zur Halle. Ab und an wurde er ins Feld geschickt, um die Bananenbäume mit Stricken zu stützten. Die letzten 2 Wochen rutschte er dann endlich in eines der Teams, die die bis zu 60 kg schweren Bananenstauden mit der Machete vom Baum abschlagen und auf der Schulter zum Traktor tragen. Klingt nach schwerer Arbeit? Ist es auch, aber genau das hat ihm trotzdem am meisten Spaß gemacht – mit den Jungs den ganzen Tag draußen zu sein, ab und an Traktor zu fahren und zusammen Spaß zu haben ;-). Unter der ersten richtig schweren Bananenstaude ist er jedenfalls erst einmal zusammengebrochen, haha – das hätten wir zu gerne alle gesehen. Aber nach und nach hatte er den Dreh raus und die schweren Bananenstauden landeten jeweils sicher auf seiner Schulter und später auf dem Anhänger.
Heike dagegen – wie die meisten Mädels auf der Farm – hatte weniger Glück. Bis auf Montag und Freitag, wo es meistens einige Stunden raus ins Feld ging, standen die Mädels die vollen 8 Stunden pro Tag am Fließband und packten die Bananen nach Größe in Kartons ein. Hey, es ist anfangs gar nicht so leicht, Bananen so in Kartons zu packen, dass dieser dann genau 14 kg wiegt und keine Ecke leer bleibt! Aber nachdem hinsichtlich Packtempo und -Qualität  alle Rekorde aufgestellt und überboten wurden (30 Kisten pro Stunde waren Pflicht, Heikes Rekord waren 303 Kisten pro Tag bzw. 1006 pro Woche), wurde das Ganze recht schnell schrecklich langweilig und nach 8 Wochen war es mehr als an der Zeit, schleunigst das Weite zu suchen.
An dieser Stelle müssen wir wohl auch nicht erwähnen, dass solche Arbeit das absolute Kontrastprogramm zu allem darstellt hat, was wir bisher gemacht haben. Falscher Stolz oder falsche Vorstellungen davon, dass wir ggf. anders behandelt werden als 19-jährige Backpacker, die gerade vom Abitur kommen, sollte man schleunigst abwerfen, sondern sich darauf konzentrieren, dass man mit solch einem Farmjob in recht kurzer Zeit eine gute Stange Geld verdienen kann und seinen Kindern später in jedem Fall eine Menge zu erzählen hat.
Logisch, dass in den Bananenstauden auch eine Menge Tierchen leben, denen das Zuhause beraubt wird, wenn die Bananen vom Feld in der Halle landen. Von kleinen bis 15 cm großen Spinnen auf den Bananen, die, je nachdem, an wen sie geraten, wahlweise getötet, in die Freiheit entlassen oder mit gepackt werden ;-), konnten wir auch mindestens einmal pro Woche eine Schlange (eigentlich immer Pythons und somit recht ungefährlich), Frösche, Heuschrecken oder Eidechsen bewundern. Gut, dass es einige Schlangenbeschwörer unter den Backpackern gab, die sich diesen Tierchen annahmen. Robbe, der beim Hanging meistens zuerst mit den Schlangen in Kontakt kam, ist definitiv noch nicht soweit, sich um sie zu kümmern ;-)….
Aber nicht nur auf der Farm kamen wir nun „endlich“ in Kontakt mit der wunderbaren australischen Tierwelt. Eines schönen Wochenendes machten wir einen Ausflug nach Mission Beach, einem Touristenort mit einem wunderschönen Sandstrand ca. 50 km von Cardwell entfernt. Unser Auto stand unter einem Baum, die Seitenscheibe einen winzigen Spalt geöffnet, während wir den tollen Strand genossen. Auf der Rückfahrt nach Cardwell, wir waren noch nicht weit gekommen, warf Heike einen Blick Richtung Sonnenblenden und was dort in der Mitte genau über der Lampe saß, ließ sie atemlos „Robbe, halt an, halt sofort an“ schreien. Robbe dachte erst, Heike hat einen Erstickungsanfall oder sonst irgendwelche ernsthaften Probleme, aber als er ebenfalls Heikes Blick folgte, trat er auf die Bremse und wir beide sprangen so schnell aus dem Auto, wie wir es wohl noch nie vorher getan hatten. Zwischen den Sonnenblenden saß eine etwa 18 cm große Spinne, braun, ekelhaft lange, behaarte Beine und schaute uns aus großen Augen an.
Als wir noch diskutierten, wer von uns beiden die Spinne wie da rausholt, verschwand diese plötzlich in einem breitem Spalt zwischen Windschutzscheibe und Dachleder. Mit einem Stock ließ sie sich ebenfalls nicht aus ihrem Versteck hervorholen und nun standen wir da und wussten nicht was zu tun ist. Klar, von der Bananenfarm waren wir mittlerweile an den Anblick von Spinnen gewöhnt, aber dort sitzen sie in gebührendem Abstand auf den Bananen und nicht 30 cm von uns entfernt in unserem Campervan!!!
Was wir auch versuchten, die Spinne kam nicht mehr hervor und unsere Verzweiflung wuchs. Was, wenn sie sich dort einnistet, Eier legt und wir bald zusammen mit 100 Artgenossen das Bett teilen müssen? Oder noch schlimmer: Was, wenn sie giftig ist? Es war zum heulen! In unserer Not fuhren wir zusammen mit der Spinne (ja, stellt euch vor wie sich das wohl anfühlt!!) zum nächsten Supermarkt, um Insektenspray zu kaufen. Gerade als wir reingehen wollten, schloss dieser jedoch wobei wir eh keine Ahnung hatten, ob das überhaupt helfen würde.
Als letzter Ausweg blieb uns nur die Fahrt zu einer Firma, die sich auf Ungeziefervernichtung spezialisiert hatte. Inständig hofften wir, dass wir an diesem Sonntag jemand dort antreffen (Heike war es mittlerweile egal, wieviel das dann ggf. kosten würde, Hauptsache das Vieh kommt irgendwie aus unserem Auto raus), und nach ewiger Sucherei fanden Spinne, Robbe und Heike endlich das Haus, wo wir hoffentlich Hilfe bekommen würden. Glücklicherweise war jemand zuhause und nachdem wir ihm unser Problem schilderten, bekamen wir prompt die Diagnose: In unser Auto hat sich eine sog. Huntsman Spider verirrt. Diese ist absolut harmlos (sie kann zwar beißen aber das passiert selten und falls sie es tut, schmerzt es in etwa so wie ein Wespenstich und ist nicht gefährlich). Der gute Mann erzählte uns, dass die wirklich giftigen Spinnen in dieser Region Australiens nicht klettern können und es sich definitiv um eine Huntsman handeln muss. Wir bekamen dann noch solch unnütze Hinweise, dass die Spinnen bis zu 30 cm groß werden können und dass seine Kindern ab und an mit ihnen hinten im Garten spielen. Ah-ja!
Der entscheidende Punkt jedoch war, dass er uns auch mitteilte, wie wir das Vieh aus unserem Camper wieder rauskriegen, nämlich indem wir uns eine sog. Insektenbombe im Supermarkt für wenige Dollar kaufen und diese im Camper zünden sollten. Gesagt getan! Glücklicherweise fanden wir noch einen Supermarkt, der offen und das Spray verkauft hat, fuhren kuschelig zu dritt zurück zum Campingplatz, räumten unseren Camper nach nur wenigen Wochen Inbetriebnahme schon wieder komplett leer und zündeten die Bombe.
Glücklichweise blieb die Spinne während der 50 km weiten Rückfahrt in ihrem Versteck, aber nun hofften wir, dass sie dort nicht auch stirbt, sondern rauskommt, damit wir ihrem Leichnam leibhaftig sehen und sicher gehen können, dass sie auch wirklich erledigt ist. Und wir hatten Glück im Unglück: Irgendwann sahen wir das Mistvieh, wie es im Todeskampf über unsere Windschutzscheibe krabbelte. Bevor es sich wieder in sein Versteck zurückziehen konnte, ergriff Heike die Initiative und beförderte es raus aus dem Auto. Selbst dann war es noch ekelig schnell, aber hatte gegen das Insektengift letztlich keine Chance. Ihr könnt euch vielleicht vorstellen wie froh wir waren, als diese Geschichte ausgestanden war. Heike recherchierte später noch im Internet und fand heraus, dass sich die Huntsman liebend gern in Autos oder Häuser verirren und Leute schon aus fahrenden Autos gesprungen sein sollen, als ihnen solch ein Tier das Bein hochgekrabbelt ist…
Leider blieb das nicht die einzige Begegnung mit Spinnen während unserer Zeit in Cardwell: Noch zwei weitere Male verirrten sich Huntsman in unseren Van, jedoch nicht bis ganz ins Innere sondern verwechselten den Spalt zwischen Auto und Kofferraumklappe wohl mit einem losen Stück Rinde am Baum und saßen an zwei Morgen darunter. Ein anderes Mal, wir saßen abends gemütlich im Kerzenschein am Tisch, erschrak Robbe über eine über den Tisch krabbelnde Huntsman so stark, dass er mit seinem Stuhl einfach mal nach hinten umkippte. Wir anderen wussten nicht sofort, was los ist, und erschraken wiederum über seine Aktion, bis wir das Vieh auch erspähten und später über die ganze Szene herzlich lachten ;-).
Mit der Arbeit auf der Bananenfarm brach wieder eine neue Periode unserer Reise an.  Nach 10 Monaten Urlaub hieß es jeden Tag 5.30 Uhr aufstehen. Nach der ungewohnt körperlichen Arbeit waren wir vor allem zu Anfang nach der Arbeit ganz schön fertig und in der Woche passierte nicht mehr viel. Die Wochenenden waren (endlich mal wieder) Wochenenden, und neben dem obligatorischen Lebensmittel-Shopping in der nächstgrösseren Stadt unternahmen wir Ausflüge und Wanderungen in die nähere Umgebung.
Der letzte Arbeitstag, Freitag, der 12. Oktober, endete für Robbe bzw. speziell für seine große Zehe noch mit einem Besuch beim Arzt. Robbe hatte nämlich an diesem Tag seine Schuhe vergessen (ja, ihr lest richtig…) und arbeitete nur mit Socken. Als er beim Steine- und Stöckeauflesen auf einem Feld auf den Traktoranhänger hochsprang, schnitt er sich am Blech des Anhängers so tief in seine Zehe, dass die Chefin mit ihren medizinischen Fähigkeiten (nicht selten schneiden sich Backpacker aus Übermut mit der Machete oder dem Messer in alle möglichen Körperteile) dann doch am Ende war und mit ihm lieber zum Fachmann fuhr. So durfte Robbe noch einige Stunden mit der unnahbaren Chefin verbringen, die aus dem Nähkästchen plauderte und ihm beim Nähen der Zehe mit einem Stich das Händchen hielt ;-). Mit dickem Verband am großen Onkel trafen wir uns dann alle auf dem Campingplatz wieder und packten an diesem Freitag unsere sieben Sachen, denn es war an der Zeit, zu neuen Ufern aufzubrechen!

Coming next: Eine turbulente Woche – Party mit Hippies, Wassermelonen im Outback und Hillbillies auf dem Kriegsfuß



Einmal quer durchs Outback – Camperrelocation von Darwin nach Cairns und Kauf unseres mobilen „Zuhause auf Zeit“

1 10 2012

Am 4. August landeten wir um 3 Uhr nachts auf dem Flughafen in Darwin. Wir hatten uns zuvor um ein Zimmer in einem Hostel bemüht, jedoch waren für diesen Zeitraum die Preise absolut horrend, für ein Bett im Schlafsaal sollten wir 40 Euro pP (!!) bezahlen, und so entschlossen wir kurzerhand, die restliche Nacht auf dem Flughafen zu verbringen und gleich am nächsten Tag Darwin zu verlassen (später erfuhren wir, dass genau an diesem Wochenende der Darwin-Cup, ein Pferderennen stattfand; dies ist die wichtigste und größte Attraktion des Jahres im Northern Territory mit den teuersten Zimmerpreisen in diesem Zeitraum versteht sich).
Eine Nacht auf dem Flughafen zu verbringen fühlt sich ja immer so ein bisschen an wie obdachlos sein (ist es ja defacto auch ;-)), aber als wir in Darwin ankamen und überall verstreut auf dem Fußboden schlafende Reisende antrafen, befanden wir uns in guter Gesellschaft und hatten sogar noch Schwierigkeiten, einen guten Schlafplatz zu ergattern ;-). Die paar Nachtstunden gingen dann, wenn auch nicht sonderlich bequem, doch wenigstens recht schnell vorüber und gegen 8 Uhr fuhren wir mit einem Shuttle-Bus zu unserer Campervermietung, um dort unseren Camper in Empfang zu nehmen, den wir nach Cairns bringen sollten. Das Ganze nennt sich Camperrelocation und wie der Name schon sagt überführt man hier ein Wohnmobil oder Campervan für eine Campervermietung von A nach B. In unserem Fall mussten wir in sportlichen 5,5 Tagen in Cairns sein, zahlten pro Tag den symbolischen Mietpreis von 1 Dollar, wobei wir für das Benzin selbst aufkommen mussten.  Wenn man Glück hat bekommt man bei solchen Relocations auch Zuschüsse zum Sprit oder dieser wird komplett bezahlt, aber in unserem gewünschten Zeitraum gab es leider solche Angebote auf der Strecke Darwin-Cairns nicht.
Bei der Campervermietung zum ausgemachten Zeitpunkt angekommen war der Camper mal wieder – wie sollte es auch anders sein – noch nicht fertig, sodass wir (gezwungenermassen) noch einen Rundgang durch Darwin machen konnten. Nach weiterem Hin und Her – im Camper fehlte zu Anfang das komplette Bettzeug und wir mussten nochmal zurück zur Vermietung – starteten wir unseren Roadtrip endlich gegen Mittag. Es lagen 2850 km vor uns, die uns einmal quer durchs australische Outback führen sollten.
Erste Station an diesem Tag (trotz der kurzen Zeit versuchten wir zumindest noch einige Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke mitzunehmen) war der Litchfield Nationalpark, wo wir uns Termitenhügel, doppelt so hoch gewachsen wie Robbe, anschauten und ein erfrischendes Bad in einem der Flüsse nahmen.
Danach ging’s weiter nach Katherine, eine der größeren Städte im ansonsten sehr dünn besiedelten Bundesstaat Northern Territory, wo wir noch fehlende Einkäufe erledigten und vor dem Supermarkt auf besoffene, rumschreiende Aborigines trafen, die deren Namen alles andere als Ehre machten…
Von den 200.000 Einwohner des Northern Territory sind 50.000 Aborigines, die zum Teil in den Städten, zum Teil aber auch im fast ausschließlich durch Aborigines besiedelten Arnhemland im Nordosten des Bundesstaates leben. Besucher benötigen eine spezielle Erlaubnis der Aborigines, um ins abgelegene Arnhem-Land zu reisen. Bis auf Gunbalanya und den Garig-Gunst-Barlu-Nationalpark ist das Gebiet für Touristen ohne diese Erlaubnis praktisch komplett gesperrt.
Bevor wir den Schlafplatz für die erste Nacht erreichten, fuhren wir noch eine Weile im Dunkeln durch den Abend, was erstens eigentlich versicherungsrechtlich mit gemieteten Campern nicht erlaubt und zweitens wirklich nicht ratsam ist, da es auf den Straßen im Outback gerade bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang wahnsinnig viel Wildwechsel gibt und man extrem aufpassen muss, nicht mit einem Känguru oder Größerem zu kollidieren. Trauriger Beweis dafür sind die toten Tiere rechts, links und in der Mitte des Highways, die man nicht selten erst dann sieht, nachdem sich eine Gruppe Raubvögel erst kurz vor dem Vorbeifahren bequemt, doch mal kurz wegzufliegen, bevor sie ihr Mahl ungestört weiter einnehmen können.
Ab und an bekommt man gar umgefahrene Kühe zu Gesicht und bei solch einem Zusammenprall ist klar, dass nicht nur die Kuh den Kürzeren zieht, zumindest wenn man nicht in einem sog Road Train unterwegs ist – riesige Lastwagen mit drei oder mehr Anhängern, die eine Länge von bis zu 50 Metern erreichen können.
Was wir an diesem Abend ebenfalls noch beobachten konnten waren Feuer rechts und links des Highways – wir vermuten von Hand gelegte Buschbrände. Nichts desto trotz verbreiteten diese eine recht gruselige, seltsame Atmosphäre, als wir so im Nirgendwo durch die Nacht brausten…
Die erste Nacht verbrachten wir schließlich auf einem Rastplatz südlich von Katherine und kamen das erste Mal in den „Genuss“ der eiskalten Nächte des Wüstenklimas, welches im Outback herrscht und die Temperaturen in der Nacht bis fast zum Gefrierpunkt sinken lässt. Wieder einmal kramten wir die wenigen dicken Klamotten aus den Rucksäcken hervor, die wir zur Verfügung hatten und kuschelten uns in unsere glücklicherweise recht warmen Schlafsäcke.
Hundertfach von der Kälte der Nacht entschädigt wurden wir durch den fantastischen Sternenhimmel, der diese und die folgenden Nächte über uns erstrahlte und von keiner Lichtquelle weit und breit gestört wurde. Als wir da so im Niemandsland in den Himmel schauten, wurden wir uns wieder einmal der enormen Größe und der unendlichen Weiten des australischen Kontinents bewusst und auch unserer Winzigkeit mitten drin 😉
An diesem ersten Tag hatten wir ca 360 km zurückgelegt, den Umweg in den Litchfield NP nicht mit eingerechnet.
Am nächsten Tag stand „Kilometer schrubben“ auf dem Programm – wir wollten es mindestens bis Three Ways schaffen, dort, wo der Barkly Highway vom Stuart Highway Richtung Ostküste abzweigt. Der Tag  verging ohne besondere Ereignisse, da entlang dieses Streckenabschnittes nicht viel zu sehen ist. Highlights waren der Abzweig zum Arnhem Land mit dem Warnschild „Achtung, keine Tankstelle auf den nächsten 500km“ (!!) sowie unser Besuch am Abend in Tennant Creek nahe dem Abzweig Three Ways, wo wir uns die alte Telegrafen-Station anschauten, wo bereits vor Hunderten von Jahren müde Reisende Rast machten und nicht selten ausgehungert und ausgemergelt nach langer Reise um Speis und Trank baten. Östlich von Three Ways verbrachten wir die Nacht auf einem weitläufigen, kostenfreien Rastplatz und hatten an diesem Tag weitere 675 km geschafft.
Am Tag Drei passierten wir bereits die Grenze zu Queensland und fuhren bis Mount Isa, einer Stadt inmitten des Outbacks, die besonders für ihre Bergwerke und Minen bekannt ist und flächenmäßig als die drittgrößte Stadt der Welt gilt (18.857 Einwohner leben hier auf weitläufigen 42.904 km², was einer Bevölkerungsdichte von lediglich 0,4 Einwohnern pro km² entspricht). Am Abend besuchten wir einen Aussichtspunkt in der Stadt, wo man einen guten Ausblick auf die Minen und die Landschaft ringsherum hat.
Nach 631 km parkten wir unseren Camper schließlich auf einem Rastplatz östlich von Mount Isa und verbrachten dort eine ruhige Nacht.
Am Tag 4 schafften wir gar 730 km und fuhren bis kurz nach Charters Towers, ebenfalls eine Bergbau-Stadt nicht mehr weit (ca. 140 km) von der Ostküste entfernt. Unterwegs badeten wir in einem saukalten See und abends fuhren wir in alter Tradition zu einem Aussichtspunkt in Charters Towers, um die Abendstimmung auf einem Foto einzufangen.
Am nächsten Tag fuhren wir noch vor dem Frühstück bis nach Townsville, einer schönen Stadt am Meer gelegen, frühstückten dort am Strand und setzten dann unseren Weg Richtung Norden fort. Gegen Nachmittag kamen wir endlich in Cardwell an, wo wir nach 280 km an diesem letzten vollen Fahr-Tag unsere Freunde Anne und Martin wiedersahen und zusammen mit ihnen und weiteren Freunden unser Wiedersehen am Abend mit Lagerfeuer  und australischem Wein gebührend feierten.
Leider mussten wir am nächsten Tag früh raus, da wir den Camper bis 10 Uhr im noch 180 km entfernten Cairns abgeben mussten. Wir schafften es gerade so, pünktlich anzukommen und mieteten uns nach erfolgreicher Abgabe ins Castaways Hostel ein. Wir wollten hier in Cairns so schnell wie möglich einen Camper kaufen, um mit diesem wieder zurück nach Cardwell zu Martin und Anne zu fahren und dort auf der Bananenfarm zu arbeiten.
Aber „schnell mal“ ein Auto kaufen ist alles andere als einfach und klappt wohl meistens nicht so wie man es sich vorstellt. Ausgerüstet mit einer langen Checkliste, was zu beachten ist (Danke Martin!), schauten wir uns schlussendlich so um die 15 Autos an, bevor wir endlich Glück hatten. Von Baujahr 1979 bis 2003 war alles dabei, und von verdreckter Schrottkarre bis gut gepflegtem Juwel ebenfalls… Manchmal sahen wir das angebotene Auto schon von weitem und dachten uns: Bitte lass es nicht diese verbeulte Karre sein…! 😉
Schnell war auch klar, dass wir keinen Camper mit einem High-Top (wo man drin stehen kann) kriegen werden, denn diese sind entweder viel zu alt oder viel zu teuer. Wir haben uns Autos angeschaut, wo der Dreck zentimeterhoch drin lag (Liebe Backpacker, vielleicht doch mal putzen bevor man sein Auto erfolgreich verkaufen will!) oder wo bei der Probefahrt es so offensichtlich geklappert hat oder irgendwas komisch klang, dass wir stark bezweifeln, dass diese Leute jemals ihr Auto losbekommen werden, sofern der Käufer nicht ganz taub ist…
Ein Mercedes-Lieferwagen kam schließlich in die engere Wahl, weil so groß und geräumig und deutsch ;-), aber als wir ihn zum Check in eine Werkstatt brachten (wir wollten nicht die Katze im Sack kaufen und investierten deshalb die 80 Dollar für die Prüfung), riet uns der Mechaniker vom Kauf ab, da Ersatzteile für Mercedes in Australien ggf. schwer zu bekommen und zudem recht teuer sind und das Auto auch technisch nicht einwandfrei war. Er gab uns jedoch wiederum den Tipp, dass ein befreundeter Elektriker seinen Mitsubishi Lieferwagen verkaufen will, er dieses Auto erst kürzlich angeschaut und das Roadworthiness Certificate (quasi der TÜV Australiens) erstellt hat und das Auto technisch in Ordnung wäre.
Tja, und dann ging alles sehr schnell – noch am selben Tag machten wir eine Probefahrt mit dem Wagen, nahmen uns einige Stunden Zeit zum überlegen und sagten am Abend Troy, dem netten Australier, noch zu.
Am nächsten Tag ging bereits die Autoübergabe vonstatten und wir fuhren von Geschäft zu Geschäft, um von Matratze (sehr teuer hier, viel schlechtere Qualität als in Deutschland und teilweise nur auf Bestellung, sowas wie Zonen kennen die gar nicht..) über Toaster bis Stuhl und Tisch alles zu erstehen, was man zum fröhlichen Camperleben benötigt. Dass man alles selbst bauen muss, ist sicherlich ein Nachteil, wenn man sich keinen bereits voll ausgestatteten Camper kauft, Vorteil ist aber wiederum, dass man sich alles neu und nach seinem Geschmack kaufen und den Camper entsprechend ausstatten kann.
Letztlich haben wir für das Auto selbst gerade einmal 2500 Dollar bezahlt, die Gebühren für die Registrierung und die Einkäufe kamen noch hinzu. Auf jeden Fall war das weniger als wir ursprünglich eingeplant haben und bis jetzt sind wir sehr zufrieden mit unserem neuen Zuhause :-).
Am Mittwoch den 15.08. verließen wir dann endlich Cairns und fuhren zurück nach Cardwell, um unseren Job anzutreten. Cairns ist zum Auto kaufen definitiv ein guter Ort, wir haben die Zeit zwischen den Terminen an einem riesigen Pool direkt am Meer (die sog Lagune, kostenfreies Badevergnügen, weil Cairns keinen Strand sondern nur ein schlammiges Etwas hat) verbracht, hatten eine gute Zeit im Hostel mit vielen netten Leuten und haben alle Annehmlichkeiten der Stadt genossen, bevor endgültig das Land- und Arbeitsleben beginnen sollte.

Coming next: Alles Banane! Unsere Zeit in Cardwell und Arbeiten auf der Bananenfarm