Ein Gammel-Sonntag in Glenorchy und Spitzenzeiten auf dem Routeburn-Track
20 03 2012Seit langem verbrachten wir wieder mal einen Sonntag so wie er sein sollte: Mit wenig Aktion und viel Gammeln :-). Als wir am 11.03. morgens vom Nieselregen, der gegen unsere Scheiben prasselte, geweckt wurden, beschlossen wir, uns für den Tag und die kommende Nacht einen Campingplatz mit Strom zu suchen, um mit Laptop und IPad endlich mal wieder etwas anfangen zu können. In Kinloch gibt es keine Campingplätze mit Power Site, deshalb fuhren wir zurück nach Glenorchy und mieteten uns in den dortigen Holidaypark an. Das zahnlose neuseeländische Original am Empfang begrüßte uns im schönsten Dialekt-Englisch und bis auf wenige Worte verstanden wir eigentlich nichts davon, was sie uns erklärte. Nachfragen half wenig, denn die Aussprache wurde dadurch auch nicht besser. Unseren Stellplatz fanden wir zumindest und verbrachten die meiste Zeit des Tages in unserem gemütlichen Camper. Immer dann wenn es draussen etwas heller wurde und wir rausgehen wollten, fing es doch wieder an zu regnen. Wir nutzten die Gelegenheit, um Wäsche zu waschen, was wir in Zukunft aber sein lassen werden bzw wieder per Hand vornehmen, denn in Neuseeland wird in den Maschinen meist kalt gewaschen und wir hatten nicht das Gefühl, dass unsere Klamotten so wirklich sauber wurden. Am Abend hatte der Wettergott dann doch noch Erbarmen und die Sonne ließ sich nochmal blicken. Wir nutzten die Gunst der Stunde, brachen zu einem Spaziergang entlang des Sees auf und wurden mit wunderschönen Ausblicken auf Berge, See, Wolken und Sonne belohnt. Am Abend kochten wir dann gemütlich in der Camp-Küche, die wir fast für uns alleine hatten.
Der nächste Tag startete wieder mit Sonnenschein und wir konnten unsere geplante Wanderung auf dem Routeburn-Track unternehmen. Der Routeburn-Track verläuft zwischen dem Mount Aspiring- und dem Fiordland-Nationalpark im Südwesten der neuseeländischen Südinsel und gilt als einer der zehn schönsten Wanderwege der Welt. Er ist insgesamt 32 km lang und wird typischerweise als Dreitagesmarsch gelaufen. Wir liefen die erste Tagesetappe, von der Routeburn Shelter zu den Routeburn Wasserfällen, insgesamt knapp 20 km hin und zurück. Zunächst ging es durch einen Wald über mehrere Hängebrücken zu den Routeburn-Flats, einer Graslandschaft, durch die sich der Routeburn-Fluss schlängelt. Danach liefen wir stetig bergauf zu den Wasserfällen, wo wir kurz pausierten und uns dann auf den Rückweg machten. Die Wanderwege in Neuseeland sind alle bestens ausgeschildert und mit Zeitangaben versehen. Rück zu trieb uns der Ehrgeiz und vielleicht auch der Hunger und Durst an, und wir schafften die knapp 10 km schneller als in den Beschreibungen als minimale Zeit angegeben wurde. Der Muskelkater danach hat uns noch lange an diese Höchstleistung erinnert…
Um auch noch den Abend sinnvoll zu gestalten und nicht aus der Bewegung zu kommen, machten wir einen Pflichtzwischenstopp in Queenstown, einem der wichtigsten Touristenorte Neuseelands. Im Reiseführer steht: „Wenn es Queenstown nicht geben würde, müsste es erfunden werden.“Ah ja! Unterschreiben würden wir das zwar nicht aber zumindest waren wir mal da ;-). Mit 8500 Einwohnern liegt Queenstown ebenfalls am Lake Wakatipu und gilt als das Aktion-Eldorado Neuseelands. Hier kann man alles machen, von Bungee-Jumping über Helihiking, Jetboot fahren, Paragliding usw usv. Klingt alles verlockend aber ist durchweg äußerst kostenintensiv und deshalb leider nicht in unserem Reisebudget enthalten. Wir beide sind einfach auch nicht so scharf drauf, uns von einer Brücke zu stürzen oä und so ist das ok für uns.
Wir machten deshalb einen adrenalin-armen Spaziergang durch die Stadt und hier trafen wir tatsächlich das erste Mal auf mehr als 5 Touris auf einem Haufen. Es gibt viele nette Cafés und Restaurants, Läden und Bars. Als wir jedoch sahen, dass man für gebratenen Reis mit Hähnchen über 11 Euro zahlen soll, freuten wir uns umso mehr auf unsere allabendliche Kochaktion im Camper. Nach knapp vier Monaten im Preisparadies Asien ist es im Vergleich dazu hier wahnsinnig teuer und wir müssen ordentlich auf unser Budget achten, um unsere Reise nicht vorzeitig abbrechen zu müssen.
Zurück im Camper musste noch eine Entscheidung gefällt werden, nämlich ob wir den über 500 km weiten Umweg zu den Milford Sounds machen, die weiter Richtung Süden liegen, oder ob wir zurück Richtung Norden fahren. Nach einiger Kosten- und Zeitkalkulation fiel die Entscheidung und der Ausflug nach Milford war für den nächsten Tag geplant. Nach einem kurzen Stopp im Supermarkt fuhren wir noch einige Kilometer Richtung Süden, bevor wir eine schöne Schlafstelle direkt am See fanden. Wir waren zwar nicht die Einzigen dort, aber Platz genug gabs für alle und es fühlt sich auch immer gut an, wenn man nicht ganz allein auf weiter Flur ist.
Coming next: Atemberaubender Milford Sound