Roadtrip Australien Part 3

15 05 2012

Stationen: Agnes Water / Town of 1770 – Gladstone – Rockhampton – Carmila Beach – Mackay – Eungella Nationalpark – Airlie Beach und Umgebung – Bowen – Townsville
km: 1244

Unsere dritte Woche in Australien begann am 24.04. endlich wieder mal mit einem kleinen Highlight: Wir absolvierten einen 4-stündigen Surfkurs in Agnes Water. Nach dem Frühstück und einem Ausflug zu einem Lookout in den benachbarten Town of 1770 (benannt nach dem Jahr, in dem James Cook mit seinem Segelboot an der Ostküste landete), ging es gegen 10.30 Uhr los. Zusammen mit ca. 15 anderen, motivierten Backpackern bekamen wir zunächst eine kurze Einführung, danach jeder ein Surfbrett, worauf wir am Strand schon mal einige Trockenübungen absolvieren durften. Danach ging’s ab in die Fluten und wir konnten die Theorie in die Praxis umsetzen. Schon nach kurzer Zeit haben wir es beide geschafft, auf dem Board zu stehen, und nach ein paar Stunden haben wir es ab und an sogar stehend bis zum Strand geschafft. Und das hat richtig Spaß gemacht! Von unseren Surflehrern motiviert, die jedes Mal, wenn eine Welle im Anmarsch war, schrien : „Paddeln, paddeln, paddeln!!“, gaben wir natürlich unser Bestes und wurden am Ende des Tages sogar höchstpersönlich gelobt. Die ganze Aktion war allerdings auch extrem anstrengend und wir wissen nun, warum die Surfer so muskulös sind. Heike hatte Tage danach noch einen üblen Muskelkater in der Brust und in den Schultern – richtig übel! Als wir unsere Surfzertifikate abholten, quatschten wir noch ein ganzes Stück mit Anne und Philipp aus Deutschland, die ebenfalls mit uns den Surfkurs absolviert hatten und tauschten uns über das Camperleben aus. Wir waren beruhigt, als auch sie berichteten, dass das Camperleben manchmal ganz schön nervig sein kann und sie eigentlich nach 4 Wochen Australien im Camper nochmal 2 Wochen Urlaub bräuchten. Also sind die Kurzzeiturlauber auch ab und an mal genervt, und nicht nur wir Langzeitreisenden 😉 – gut zu wissen! Als wir uns irgendwann verabschiedet hatten, fuhren wir wie immer nördlich in Richtung Rockhampton, waren in Gladstone nochmal einkaufen und haben einen netten, kostenfreien Campingplatz am Fluss gefunden, wo wir die Nacht verbrachten. Als wir am Abend in Gladstone aus dem Supermarkt traten, roch es das erste Mal so wie in Asien – die Luft war heiß, feucht und es lagen Gerüche in der Luft, die wir so nur aus tropischen Breitengraden kennen. Kein Wunder, denn wir hatten bereits den Tropic of Capricorn (südlicher Wendekreis) überquert und ab hier wird das Klima langsam aber sicher tropisch. Von nun an brauchen wir dann wohl unsere dicken Decken in der Nacht nicht mehr auszupacken.
Am 25.04., dem Anzac Day, einem wichtigen Feiertag in Australien, wo den Opfern des 2. Weltkrieges gedacht wird, fuhren wir zunächst nach Rockhampton – oder auch liebevoll Rocky genannt. Rocky ist die Beefhauptstadt Australiens und hier soll man das beste Steak des ganzen Kontinents bekommen. Da es leider noch zu früh am Morgen für Selbiges war, fuhren wir einmal durch die Stadt, warfen einen kurzen Blick auf die Anzac-Parade und steuerten dann Carmila Beach an, 300 km nördlich von Rockhampton gelegen. Dort gibt es einen tollen, kostenfreien Campingplatz direkt am Strand und wir fanden eine gemütliche Stelle für uns und unseren Camper, wo wir den Nachmittag und die folgende Nacht verbrachten. Hier sahen wir auch das erste Schild mit der Warnung vor Krokodilen, die im tropischen Teil Australiens in Inlandseen und manchen Küstengewässern präsent sind. „Be crocwise in a croc country!“ Diesen Slogan inklusive Hinweise, wie man sich am besten vor den Fleischfressern schützt, findet man an vielen Ecken und so bleiben Krokodilangriffe mit tödlichem Ausgang eher eine Seltenheit. Zudem sind die Krokodile wichtiger Bestandteil des Ökosystems, von daher ist es gut, dass es sie gibt und man muss sich eben an bestimmte Verhaltensregeln halten, wenn man in Autraliens Tropen unterwegs ist. Am Abend gingen wir dann auch gleich noch auf Krokodiljagd, leider sahen wir jedoch kein Exemplar (wie übrigens auch während der nächsten Wochen in Australien – vielleicht verarschen die uns auch mit ihren blöden Schildern??!! ;-)). Abends saßen wir bei Kerzenschein noch sehr nett vor unserem Camper und ließen uns unser Abendessen schmecken.
Nach dem Frühstück verließen wir Carmila Beach und fuhren Sarina Beach weiter nördlich an, wo wir unseren Camper an eine öffentliche Stromdose hängen und sowohl unsere Hausbatterie als auch alle möglichen anderen elektronischen Gerätschaften aufladen konnten, ohne auf einen kostenpflichtigen Campingplatz angewiesen zu sein. Sehr gut! Überhaupt waren wir in den vier Wochen Australien nur vier Mal auf einem kostenpflichtigen Campingplatz und ansonsten haben wir immer kostenfrei gecampt. Keine Sorge, geduscht haben wir trotzdem ab und an mal, und ein Bad in einem (krokodilfreien) See hat es zur Not auch getan. 😉
Nach einem Strandspaziergang am Sarina Beach gabs Mittagessen, und als wir genügend aufgeladen waren, fuhren wir nach Mackay und dort verschiedene Beaches an, was sich nicht wirklich gelohnt hat. Am Abend waren wir an der Bucasia Beach, die dann nochmal ganz nett war. Schlafen wollten wir zunächst in einem Park am Ende einer Straße in der Nähe von Mackay. Wir waren gerade dabei, den Camper in eine möglichst gerade Position zu bringen (ist immer eine Herausforderung, vor allem auf unebenem Gelände, denn allzu schräg stehend macht sich beim Kochen und Schlafen ziemlich schlecht), als Robbe den Rückwärtsgang einlegte um nochmal zu justieren und dabei mit Karacho gegen irgendwas ziemlich Stabiles fuhr. Es hat megamässig gekracht und als wir genauer rausschauten, sahen wir, dass uns ein Baum im Wege stand! Wir hatten jedoch so ein Schwein, dass dem Camper nichts passiert ist, da der Baum in die entgegengesetzte Richtung geneigt war und wir ihn nur mit unserer sehr robusten hinteren Stoßstange erwischten. Halleluja, das hätte auch anders ausgehen können. Auf diesen Schreck entschlossen wir kurzerhand, den doch auch recht gruseligen Park zu verlassen und fuhren in Richtung unseres morgigen Tagesziels, dem Eungella Nationalpark. In Mirani, einem Ort auf der Strecke, stellten wir uns in eine ruhige Seitenstraße und verbrachten eine im weiterem Verlauf nur noch unspektakuläre Nacht.
Am 27.04. besuchten wir den Eungella Nationalpark, der 83 km westlich von Mackay liegt. Er ist über 540 km² groß, liegt in der Clarke Range und erreicht auf dem Gipfel des Mt. Dalrymple eine Höhe von 1.280 m.
Die Hauptattraktionen des Parks sind die ausgeprägten tropischen Regenwälder sowie die Schnabeltiere, die man hier mit hoher Sicherheit im Broken River zu Gesicht bekommt. Nirgendwo sonst in Australien kann man diese Tiere so nah und häufig in freier Wildbahn beobachten als in diesem Nationalpark. Den Weg zum Nationalpark legten wir bei sehr schlechten und nebeligen Wetter zurück und befürchteten schon, dass der Besuch bei diesem Wetter nicht wirklich lohnenswert sein würde. Es ging auf einer engen, kurvigen Strasse stetig bergauf, bis wir nach dem Örtchen Eungella den Broken River erreichten. Auf der Schnabeltier-Aussichtsplattform angekommen, hatten wir direkt Glück und konnten eines der Tierchen beim Baden beobachten. Das Schnabeltier sieht aus wie eine Mischung aus Ente und Biber, gehört zoologisch gesehen jedoch zur Klasse der Kloakentiere, die sich in ihren Merkmalen stark von anderen Säugetieren unterscheiden. Sie sind kleiner als wir erwarteten, gerade einmal 30 bis 40 cm. Körper und Schwanz sind mit braunem, wasserabweisendem Fell bedeckt. Die vorderen und hinteren Füße tragen Schwimmhäute. Wie bei allen Kloakentieren münden bei ihnen die Ausscheidungs- und Geschlechtsorgane in einer gemeinsamen Öffnung, der „Kloake“. Männliche Schnabeltiere haben rund 15 Millimeter lange Giftsporne in Knöchelhöhe an den Hinterbeinen. Das Gift ist für Menschen nicht tödlich, verursacht aber sehr schmerzhafte Schwellungen, die auch mit hohen Dosen an Morphium kaum zu mindern sind und mehrere Monate bestehen können. Das Schnabeltier gilt aufgrund seiner vielen besonderen Merkmale als Inbegriff des biologischen Kuriosums und ist mittlerweile australienweit geschützt.
Nachdem wir das Tier eine Weile beobachteten, machten wir eine kurze Wanderung, den Granite Bend Circuit, und kamen dann nochmal zurück zur Aussichtsplattform, wo sich im Fluss mittlerweile mehrere Schnabeltiere neben den allgegenwärtigen Schildkröten tummelten. Die Viecher sind richtig süß, vor allem wenn sie sich putzend von einer Seite zur anderen drehen und durchs Wasser paddeln. Nachdem wir genügend Fotos geschossen hatten, fuhren wir den Weg zurück ins Tal, diesmal bei bestem Wetter und tollen Aussichten. Unser nächster Stop war der Finch Hatton Gorge und wir unternahmen dort einen längeren Walk zu den Wasserfällen der Gegend. Hier sahen wir das erste Mal einen Blue Ulysses, einen bis zu 14 cm großen wunderschönen Schmetterling, der wie der Name schon sagt blaue Flügel auf der Oberseite besitzt und uns an unseren kleinen Neffen zuhause erinnert ;-).
Danach fuhren wir wieder zurück zur Küste Richtung Airlie Beach. Die ersten beiden Orte auf der Strecke, Midge Point und Laguna Whitesundays, waren wie ausgestorben und wir fragten uns, wo die ganzen Leute geblieben sind. In Prosperine waren wir kurz einkaufen und fuhren dann in die wohl camperunfreundlichsten Küstenorte ganz Australiens, Conway Bay und Wilson Bay, wo Strafen in Höhe von 2000 AUD angedroht werden, wenn man dort im Camper übernachtet. Echt krass fanden wir, und so absolvierten wir wieder mal eine echt nervige Schlafplatzsuche, bis wir letztlich auf dem Vorplatz eines Biomüllplatzes nächtigten. Zugegeben, nicht die gemütlichste Schlafstelle, aber aus Ermangelung an Alternativen und hohem Frustlevel nicht anderes möglich. Dass es nachts ekelhaft nach nassem Hund gestunken hat, verdrängen wir mal lieber und wollen gar nicht wissen, was da nebenan alles von den Ozzis weggeworfen wurde….
Der nächste Tag startete mal wieder mit schlechtem Wetter und zum Glück fanden wir in einem der camperunfreundlichen Beachtowns, Conway Beach, eine öffentliche Steckdose, an der wir unseren Camper hängen konnten. Immerhin! Den Vormittag verbrachten wir blogschreibend und Wasser in Schüsseln auffangend im Camper. Gegen Mittag hörte es auf zu regnen, die Sonne kam hervor und wir machten uns auf in Richtung Airlie Beach, wo wir zunächst im großen Shoppingcenter einkauften und dann weiter in den Ort reinfuhren. Wir wanderten zur Coral Bay und zum dortigen Lookout, was jedoch leider keines mehr war, da die Bäume drumherum die Sicht versperrten. Zurück am Hauptstrand standen wir zusammen mit vielen anderen Campern auf einem großen Parkplatz, telefonierten nach Hause und genossen die Abendstimmung. Heike war begeistert, als sie telefonierend am Wasser stehend plötzlich eine Haifloße erspähte, die an der Wasseroberfläche sichtbar war. Das war definitiv nur ein kleiner Riffhai, der dort seine abendlichen Jagd-Runden zog, aber beeindruckend war das allemal anzusehen.
Airlie Beach ist im Übrigen der Ausgangspunkt für eine Segel- oder Bootstour zu den Whitsunday Islands, wunderschöne Insel am Eingang des Great Barrier Reefs. Aus Kostengründen sparten wir uns jedoch den Trip dorthin, denn Traumstände – das können wir mittlerweile mit Fug und Recht behaupten – haben wir mittlerweile zur Genüge gesehen :-)!
Nach dem Kochen beschlossen wir dummerweise, weiter zu fahren und uns einen Schlafplatz nördlich von Airlie Beach in einem der Städte zu suchen (ein Backpacker erzählte uns, dass er die letzten drei Nächte ohne Probleme in Airlie Beach geschlafen hatte). Wären wir mal in Airlie Beach geblieben – wir hätten uns ja eigentlich denken können, dass auch die kleinen Pups-Orte nördlich davon keine Camper mögen. Denn auch da war es verboten, nachts zu stehen und so blieb uns nichts anderes übrig, als nach einigem sinnlosen Rumgesuche (nicht einmal eine einigermaßen geeignete Stelle außerhalb der Ortschaften ließ sich finden) auf einem Campingplatz einzuchecken, wo wir fairerweise jedoch einen günstigeren Preis zahlen mussten, weil wir so spät ankamen.
Am nächsten Morgen checkten wir unseren Schlafort Hideway Beach im Hellen aus und waren positiv überrascht von dem schönen Strand, den es dort gibt. Er erinnerte uns ein bisschen an die Strände Südostasiens, mit dem einzigen Unterschied, dass man hier aufgrund der hochgiftigen Marine Stingers (Quallen) die meiste Zeit des Jahres nicht baden gehen sollte, wenn einem sein Leben lieb ist. Also nur gucken, nicht anfassen war die Devise. Danach fuhren wir noch nach Dingo Beach und dann weiter nach Bowen, einem netten, etwas größeren Küstenstädtchen mit vielen schönen Stränden und einer entspannten Atmosphäre. Hier verbrachten wir den Abend mit Sport, Fotos und Kochen, und fuhren dann weiter Richtung Townsville, wo wir die Nacht auf einem kostenfreien Rastplatz verbrachten.
Die dritte Australien-Woche endete mit einem Tag in Townsville, wo wir erstmal ewig mit einem netten älteren Pärchen in der Info quatschten, was uns nicht mehr gehen lassen wollte (wahrscheinlich verirren sich nicht allzu viele Touris in diese Touristen-Information am Rande der Stadt). Vorher standen wir in einem schönen Park in Ayr und haben dort gefrühstückt und uns die Sonne auf den Bauch scheinen lassen. In Townsville fuhren wir nach dem Besuch in der Info, ausgestattet mit einer langen Liste an Must-sees, zum Ross River und badeten dort in einem riesigen, öffentlichen und kostenfreien Pool. Aufgrund der giftigen Quallen im Meer bieten die nördlichen Städte Australiens eigentlich alle alternative Bademöglichkeiten an, das ist wirklich toll. In jedem Fall gibts zumindest ein sog. Stinger Net, wo man gefahrlos, wenn auch nur in einem kleinen Bereich, im Meer baden kann. Danach ging’s zu Townsvilles Strand mit dem originellen Namen „the strand“ 😉 . Dort gibt es eine Beachpromenade, einen Schwimmbereich im Stinger Net, einen (künstlichen) Rockpool und viele Picknick und Barbecue-Stellen. Sogar Indoor-Duschen gibt es dort, wie geschaffen für uns Camper 😉 Nachdem wir dort ne Weile rumhingen, fuhren wir gegen Abend auf den Castle Hill, einem 286 Meter hohen Hügel aus Granit im Herzen vom Townsville. Man kann mit dem Auto hochfahren, fühlt sich dabei jedoch ziemlich blöd, da man an hunderten Townsvillern in Sportklamotten vorbei fährt, die walkend oder joggend den knapp 4 km langen Weg zum Gipfel zurück legen. Es ist wirklich beeindruckend, wie sportlich es in den australischen Beachtowns zugeht, von früh morgens bis spät nachts sieht man Leute Fahrrad fahren, joggen, Gymnastik machen und und und. Wenn das nicht ansteckt, ist einen nicht mehr zu helfen! Und so kam es mal wieder, dass Heike am Abend noch die Laufschuhe rausholte und es den Einheimischen gleich tat, wohingegen Robbe ausgestattet mit schwerer Fotoausrüstung die Stadt von oben ablichtete. Danach ging’s noch duschen und kochen zum Strand, bis eine nette Security-Dame an unser Auto klopfte und fragte, ob wir denn wüssten, wo die nächsten Campingplätze zu finden sind. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn wir dort an der Beach hätten übernachten können, aber auch so fanden wir einen Stell- und Schlafplatz in einer ruhigen Seitenstraße in Townsville.
In unserer dritten Woche in Australien haben wir es etwas langsamer angehen lassen und das war auch gut so. Es hat gut getan, mal irgendwo länger als ein paar Stunden zu bleiben, wobei wir einfach dazu neigen, immer weiter zu wollen. Keine Ahnung woran das liegt, aber die beste Strategie ist es nicht immer. Die Australier haben wir mittlerweile schon lieb gewonnen, wobei uns das allgegenwärtige „Hey mate, how is it going?“ noch nicht so leicht über die Lippen kommt. Aber wir arbeiten dran und freuen uns nun auf den hohen Norden!

Coming next: Australien Roadtrip final part (4)



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