Tag 1 im Tongariro Nationalpark und Nacht No. 1 an unserer Lieblings-Dumpstation

2 04 2012

Als wir am 21.03. unseren Schlafplatz verliessen und weiter Richtung Tongariro Nationalpark fuhren, fiel uns am Straßenrand bereits der silberne Audi auf, der dort gerade recht zügig in der Einfahrt eines Feldweges wendete. Kurz danach überholte er uns und fuhr beim Einscheren soweit links ins Kiesbett, dass uns mehrere Steine trafen, ua an die Scheibe, was zwei Steinschläge ergab. Na toll, so ein A…loch! Steinschläge sind in unserer Autoversicherung nicht abgedeckt und das nervt natürlich richtig, vor allem wenn man nichtmal selbst dran Schuld ist. Und so wie der Typ überholt hat, konnte man ihm Mutwillen unterstellen! Irgendwie ahnten wir jedoch, dass wir den Audi samt Fahrer nochmal zu Gesicht bekommen und prompt sahen wir beide ca. 5 Minuten später auf dem Seitenstreifen stehen. Robbe hielt an und stellte den Typen zur Rede. Er fasselte irgendwas von verlorener Konzentration beim Überholen, weil er sich eine Kippe anzünden wollte und dass er das Ganze definitiv nicht provoziert hat. Im nächsten Satz erzählte er uns dann jedoch, dass er gerade eine Zigarettenpause macht, da er im Auto nicht raucht – alles klar, da stimmt irgendwas ganz und gar nicht! Während wir ziemlich sauer waren und Nummernschild sowie seine Daten vom Ausweis abschrieben, fragte er uns aus, woher wir kommen, gab uns Reisetipps, lud uns zu irgendwelchen Freunden zum Bier für den Abend ein und meinte letztlich, dass er die Kosten für den Schaden auf jeden Fall übernehmen werde. Keine Ahnung, ob da deutsche Unentspanntheit auf neuseeländische Gelassenheit getroffen hat aber wir gaben nur äusserst karge Auskunft und trautem dem Typen nicht über dem Weg. Als wir uns verabschiedet hatten, fuhren wir vor, während er ja noch ausserhalb seines Autos rauchte, und hielten einige Kilometer weiter an einer Picknickstelle, um den Schaden nochmals genau zu begutachten. Irgendwann sahen wir den silbernen Audi vorbeifahren, und – war ja klar – nach fünf Minuten kam er aus der anderen Richtung zurück und stellte sich zu uns, warum auch immer?! Wir putzten gerade unsere Scheibe und so fragte auch er nach einem Tuch und Seife, um auch seine Frontscheibe zu wienern. Spätestens zu dem Zeitpunkt war klar, dass wir an einen sehr sonderbaren Typen geraten waren, und als er uns auch noch sein Bündel 50 Dollar Scheine zeigte und anbot, den Schaden an Ort und Stelle zu bezahlen, wurde die Situation total kurios. Wir verabschiedeten uns recht schnell und erwarteten den weiteren Tag über, den silbernen Audi wieder im Rückspiegel oder am Straßenrand zu erblicken, aber glücklichweise wurden wir davon verschont. Der Steinschlag hat sich dann doch nicht als so gross erwiesen, dass wir ihn gleich gemeldet haben. Wir hoffen auf Glück bei der Abgabe, denn wir glauben immer noch nicht, dass dieser Typ auch nur einen Cent der Rechnung zahlen würde.
Auf dem Weg zum Tongariro Nationalpark stoppten wir an diversen Wasserfällen (können wir einfach nicht lassen ;-)) und parkten schließen am Visitor Information Centre des Nationalparks im Whakapapa Village.
Der Tongariro-Nationalpark ist der älteste Nationalpark Neuseelands (und der viertälteste weltweit) und gehört sowohl zum Weltkultur- als auch zum Weltnaturerbe der UNESCO. Im Zentrum des Parks befinden sich drei aktive Vulkane: der Tongariro (1968 m), der Ngauruhoe (2291 m) und der Ruapehu (2797 m). Die Gipfel der drei Vulkane sind für die örtlichen MÄori von großer Bedeutung und es ranken sich viele Geschichten und Legenden um sie.
Die bekannteste Wanderroute im Tongariro-Nationalpark ist das Tongariro Alpine Crossing, eine Eintageswanderung, die zu den schönsten weltweit gezählt wird und die wir am nächsten Tag absolvieren wollten. Die netten Damen im Visitor Centre erklärten uns jedoch, dass das Wetter die nächsten Tage eher mäßig werden soll und dass es sich gerade bei diesem großartigem Day Walk absolut lohnt, auf besseres Wetter zu warten. Da mussten wir uns wohl geschlagen geben, und waren sicher, die Zeit bis dahin irgendwie rumzukriegen.
Diesen halbwegs sonnigen Tag wollten wir jedoch nicht ganz ohne Spaziergang verstreichen lassen und so entschieden wir uns für den Silica Rapids Walk, einer 7km langen Wanderung zu Stromschnellen, die aufgrund der mitgeführter Kieselerde schön weiss aussehen. Auf dem Weg dorthin läuft man durch Vulkanlandschaft, die so sehr an Mordor aus Herr der Ringe erinnert, dass man hinter jeder Ecke Orks vermutet ;-). Wir erfuhren im Nachhinein, dass in dieser Gegend alle Szenen in und um Mordor gedreht wurden, somit lagen wir mit unserer Vermutung nicht falsch. Nach der Wanderung fuhren wir zunächst weiter Richtung Norden auf der dringenden Suche nach einer Dump Station, um unseren wieder mal leeren Wassertank aufzufüllen. Auf dem Weg dorthin kamen wir an einer schönen Picknickstelle vorbei mit Ausblick auf einem See, die sich – fernab von der Straße gelegen und ohne No Camping Schild – sehr gut als Schlafstelle eignete. Wir waren also froh, diesmal schon im Hellen eine gute Stelle für die Nacht gefunden zu haben. Als wir jedoch die Dump Station in Tokaanu erreichten, befanden wir uns plötzlich an einer noch besseren Schlafgelegenheit! Direkt am Lake Taupo an einem Bootsanleger gelegen gibt’s dort zwei große Parkplätze, Toiletten und weit und breit kein Verbotsschild. Zudem standen schon zwei Camper dort und in Gesellschaft lässt es sich immer etwas ruhiger schlafen. So entschieden wir, die Nacht dort zu verbringen, erledigten noch unser (Ab)-Wasser und machten uns einen gemütlichen Abend im Camper!

Coming next: East Coast Baby! Beachhopping rund um Napier



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