Der perfekte Campingplatz in Hanmer Springs und eine Überfahrt auf die Nordinsel, die wir nie vergessen werden!
1 04 2012Am Morgen des 18.03. fuhren wir nach Hanmer Springs, einem kleinen, touristisch gut frequentierten Ort in der Region Canterbury. Das Dorf liegt in den Bergen und ist bekannt für seine Thermalquellen, um die der Ort herumgebaut wurde. Im Sommer kann man toll wandern gehen und im Winter erreicht man vom Ort aus zwei Skigebiete, die in näherer Umgebung liegen. Uns war an diesem Sonntag mehr nach Faulenzen als nach Aktivität zumute, und so fuhren wir den Alpine Holidaypark an, einen etwas außerhalb des Ortes gelegenen Campingplatz. Der Platz war fantastisch und wir können ihn wärmstens empfehlen! Super günstig, viel Platz und ein sehr netter Inhaber, der dem Ruf der Neuseeländer, überaus freundlich zu sein, mehr als gerecht wird. Der Tag war schön sonnig und wir genossen eben diese, wuschen Wäsche, machten einen Spaziergang in die Stadt (ganz ohne Aktivität geht’s in NZ dann doch nicht) und grillten am Abend das erste Mal während unserer Reise – ebenfalls als Premiere – auf einem Gasgrill. Als echte Thüringer musste das wieder mal sein, nur blöd, dass mitten im Bratvorgang die Gasflasche leer war und wir auf einen anderen Grill ausweichen mussten. Am Ende haben die neuseeländischen Würste jedoch sehr gut geschmeckt. Hanmer Springs ist als Ort auch total gemütlich und hat mehr Charme als manch anderes verschlafenes Nest in den neuseeländischen Bergen. Am nächsten Tag, dem 19.03. verließen wir Hanmer Springs und fuhren weiter Richtung Nordosten nach Kaikoura, ebenfalls ein Touristenhighlight an der Ostküste gelegen. Kaikoura ist vor allem dafür bekannt, dass man von hier aus Walbeobachtungstouren unternehmen kann, die in 80% der Fällen auch wirklich dazu führen, dass man einen Wal oder zumindest eine Floße zu Gesicht bekommt (andernfalls bekommt man sein Geld zurück). Die Gewässer vor Kaikoura sind sehr tief und zudem treffen Meeresströme mit unterschiedlicher Temperatur aufeinander, sodass sich hier ganzjährig Wale und Delphine tummeln. Als wir dort ankamen, hat es allerdings geregnet und wir erfuhren, dass eine Bootstour mind. 130 Dollar kostet. Wie alles in Neuseeland also ziemlich teuer, und wir entschieden – mal wieder – dass es ganz sicher noch andere Gelegenheiten während unserer Reisen geben wird, Wale zu treffen (vorzugsweise unter Wasser) und dass wir uns diese Sache diesmal sparen. In Kaikoura suchten wir dann noch nach einem Café mit Wifi – unserer Lieblingsbeschäftigung an regnerischen Tagen – erfuhren aber, dass es sowas in Kaikoura nicht gibt. Man-oh-man, nur weil Neuseeland am Ende der Welt liegt muss es ja nicht auch vom Rest abgeschnitten sein! Wir beratschlagten also, wie’s weitergeht und entschieden spontan, der Südinsel noch heute den Rücken zu kehren und am Abend mit der Fähre von Picton nach Wellington überzusetzen. Wir hatten irgendwie genug von verschlafenen Dörfern, teuren Minisupermärkten und No Internet :-). Das starke Bedürfnis war da, all die Freuden der Zivilisation und grosser Städte auf der Nordinsel zu genießen. Ausserdem war zu diesem Zeitpunkt so gut wie Halbzeit unseres Camperdaseins in NZ und so hat das zeitlich auch gut gepasst. Wir fuhren also weiter nach Picton, buchten die Fähre für 19 Uhr und stoppten unterwegs, um nochmal die putzigen Seelöwen zu beobachten, die sich fast überall an der Küste in dieser Gegend tummeln. Als wir dann in Picton ankamen, überbrückten wir die Zeit mit Free Wifi bei McDoof (und direkt umgeben nur von Deutschen – nirgendwo in Neuseeland ist man vor ihnen sicher 🙂 ) und machten noch einen kurzen Spaziergang durch die Stadt und durch die ansässigen Supermärkte. Um 18 Uhr begann dann schon der Check-In der Fähre und pünktlich 18.30 Uhr stand unser Camper und wir auf dem Autodeck der Bluebridge Cook Ferry nach Wellington. Da man auf der Fähre nicht im Auto bleiben darf, packten wir unser Abendessen ein und suchten uns einen netten Platz auf dem Passagierdeck, der jedoch nicht so nett war wie wir hofften – es war überall arschkalt! Egal, wir ließen uns unser Brot auch zitternd schmecken und schauten uns die Landschaft an, die sehenswert ist, da man zunächst durch ein Fjord Richtung Cook Strait fährt. Bei einer Zigarettenpause quatschte Robbe mit einem Neuseeländer und der meinte, dass es, sobald wir das offene Meer erreichen, heftigen Wellengang geben wird und dass es dann ziemlich ungemütlich wird. Konnten wir uns gar nicht vorstellen, denn zu diesem Zeitpunkt schipperte die riesige Fähre noch äußerst ruhig dahin und keine Welle war zu spüren. Kaum 30 Minuten später jedoch – wir erreichten den offenen Pazifik und überquerten die Cook Strait Richtung Nordinsel – wurde der Wellengang richtig schlimm. An diesem Abend gab es einen schweren Sturm auf der Nordinsel und den bekamen wir zu spüren! Heike’s Magen bekam das Ganze schon nach kurzer Zeit gar nicht gut, und sie hatte alle Mühe, das Abendbrot nicht wieder loszuwerden. Das Geschaukele war nur im liegenden, möglichst schlafenden Zustand zu ertragen – an Aufstehen war irgendwann nicht mehr zu denken! Robbe suchte sich derweil einen wärmeren Platz, um einige Fotos zu bearbeiten. Auf Deck zu laufen war zu dem Zeitpunkt schon höchst risikoreich, und man musste höllisch aufpassen, nicht umgeworfen zu werden. Heike versuchte derweil, den Brechreiz zu unterdrücken und dämmerte vor sich hin. Der Wellengang wurde immer schlimmer, das Wasser spritzte bereits an die Fenster des Passagierdecks, welches in der 7. Etage lag! Aus der Küche kamen ständig irgendwelche scheppernden Geräusche. Als dann noch irgendwann jemand anfing, draußen ziemlich laut und panisch zu schreien, hatten wir schon ein bissel Angst und hielten schon mal nach den Rettungsbooten Ausschau.. 😉
Irgendwann hatte sich Heikes Magen soweit erholt bzw gewöhnt, dass sie sich auf die Suche nach Robbe begab. Ich wunderte mich schon, warum er nicht mal nach mir gesehen hatte. Zu meiner großen Überraschung (und ich muss zugeben auch ein stückweit Genugtuung) fand ich ihn ebenfalls liegend und mit einer ungesunden Gesichtsfarbe in einer Ecke vor. Den Laptop hatte er schon vor einer ganzen Weile weggestellt. Normalerweise gilt für Robbe ja: Wenn andere schon kotzen, isst er noch mit Appetit sein Brötchen (so geschehen auf einem Tauchboot in Thailand) aber das war auch ihm an diesem Abend zuviel. 😉 So verbrachten wir die restliche Fahrt gemeinschaftlich liegend und höchst konzentriert, bis wir endlich in den ruhigen und sicheren Hafen Wellingtons einfuhren. Unser Camper stand glücklicherweise noch unversehrt auf dem Autodeck – Robbe hatte auf halber Strecke die Befürchtung, er hat die Handbremse nicht richtig angezogen – aber alles war ok! Man, waren wir froh, das überstanden zu haben!!!
Gegen Mitternacht – viel später als geplant – fuhren wir wieder auf sicheren Boden und machten uns auf die Suche nach einer kostenfreien Schlafstelle für die Nacht, die innerhalb einer grossen Stadt recht schwer zu finden ist. Wir hatten vorher im Netz recherchiert und von einem Parkplatz gelesen, auf dem die ganzen Freedom Camper nachts in Wellington stehen – jedoch kannten wir dessen genaue Lage nicht und fuhren zunächst etwas orientierungslos durch die Straßen. Die erste Stelle, bei der wir vermuteten, dass es sich um den Parkplatz handelte, sagte uns so gar nicht zu und wir fuhren weiter, ohne Hoffnung, die richtige Stelle noch zu finden. Und wieder mal hatten wir Glück – irgendwann tauchte direkt am Meer gelegen ein großer Parkplatz auf, auf dem ausschließlich Camper standen. Gerade ein Parkplatz war noch frei – und den schnappten wir uns natürlich! Das einzig Gute an Seekrankheit ist ja, dass sie verschwindet, sobald man sich wieder auf festem Boden befindet, und so ging’s uns dann auch wieder gut und wir richteten uns zum schlafen ein. In der Nacht fegte der Sturm weiter über Wellington und machte ihrem Beinamen – Windy City – alle Ehre! Unser Camper wurde dermaßen durchgeschüttet, dass wir ab und an glaubten, wir befinden uns wieder auf der Autofähre auf dem stürmischen Pazifik.
Am nächsten Morgen, dem 20.03. wurden wir mit Regen und Wind geweckt – ekelhafteres Wetter gibt’s kaum! Wir verbrachten den Tag in Supermärkten, Internetzonen und gingen nur raus, wenn es unbedingt sein musste. Der Wetterbericht sagte auch für die nächsten Tage eben dieses Wetter für Wellington voraus, und so kam es, dass wir leider kaum etwas von der Hauptstadt Neuseelands sahen und uns am Nachmittag in der Hoffnung auf besseres Wetter Richtung Norden aufmachten. Wir fuhren bis es dunkel wurde und schliefen auf einem Parkplatz direkt am Highway, in der Nähe einer Farm. Wir hatten keine Ahnung, ob wir dort legal standen oder wo wir uns genau befanden, denn die Nacht war rabenschwarz und wir hatten irgendwann keinen Schimmer mehr, ob um uns Flachland, Berge, Seen oder Sonstiges waren. An der Strasse standen im Abstand von einigen Kilometern immer wieder einzelne Farmen, deren Lichter von der Strasse aus sichtbar waren. Gruselig war das irgendwie, da so total abgelegen! Aber wir konnten irgendwann nicht mehr und so landeten wir auf eben diesem Schlafplatz.
Als wir die ersten Kilometer an diesem Tag ausserhalb Wellingtons auf der Nordinsel zurücklegten, waren wir enttäuscht – super viel Verkehr, landschaftlich nichtsagend, große Industriegebiete und gar nicht mehr so schnuckelig wie die Südinsel! 🙁 Dass sich dieser erste Eindruck ganz schnell zum Besseren wenden würde, wussten wir zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht… Und wir dachten schon, die Südinsel vorschnell verlassen zu haben!
Coming next: Tag 1 im Tongariro Nationalpark und Nacht No. 1 an unserer Lieblings-Dumpstation