Atemberaubender Milford Sound

20 03 2012

Am 13.03. verließen wir unseren tollen Schlafplatz schon sehr früh am Morgen und fuhren zunächst Richtung Süden und dann weiter Richtung Westen. Der letzte größere Ort vor Milford Sound ist Te Anau und dort tankten wir noch einmal, buchten die Tickets für die Bootstour durch den Milford Sound und frühstückten ganz in der Nähe auf einem Rastplatz ausgiebig, bevor es weiter Richtung Milford ging. An der Tankstelle erhielten wir eine ausführliche Beschreibung des 120 km langen Weges von Te Anau nach Milford, der bereits ein Highlight und „Must See“ ist, bevor man überhaupt am Fjord ankommt. Unseren ersten Stopp machten wir in einem schönen Tal, wo wir inmitten der typisch neuseeländischen Graslandschaft umgeben von den Earl und Livingstone Mountains die ersten Fotos schossen. Schon hier waren wir nicht allein; die Bustouren stoppten hier ebenfalls und scheuchten ihre Passagiere zum Fotografieren nach draussen. Die Tour zu den Milford Sounds ist eine absolute Touristenroute und das erste Mal waren wir bei unseren Stopps tatsächlich umgeben von vielen anderen Touris.
Zweite Station waren die Mirror Lakes, zwei kleine, glasklare und spiegelglatte Seen, die das Bergpanorama drumherum perfekt spiegelten. Diese Seen, entstanden durch zurückgebliebenes Wasser einer Überflutung, stellen ein einmaliges Ökosystem dar, welches in dieser Art nur noch sehr selten weltweit anzutreffen ist. Danach machten wir einen Spaziergang zum Lake Gunn durch einen völlig mit Moos überwucherten, beeindruckenden Wald. Am See saßen wir eine Weile in der Sonne und genossen die Wärme und die Stille um uns herum. Ganz oft riecht und fühlt es sich in Neuseeland an wie im deutschen Sommer zuhause – wir mögen das und es erinnert ein Stück an die Heimat. Nach der Pause am See setzten wir unsere Fahrt durch einen abenteuerlichen Tunnel, den Homer Tunnel fort, der 1935 von nur fünf Mann begonnen wurde zu bauen – kein Wunder, dass das Licht auf der anderen Seite erst 1952 gesehen wurde. Der Tunnel führt durch ein gewaltiges Bergmassiv, ist 1,2 km lang, einspurig und ziemlich gruselig. Als wir am Abend zurückfuhren, war die Ampel-Schaltung bereits ausgeschaltet und man musste ohne zu wissen ob Gegenverkehr naht, in den Tunnel einfahren. Logisch, dass es einige breitere Stellen gibt, wo man den Gegenverkehr hätte passieren können, aber ganz wohl war uns bei der Sache ganz und gar nicht. Gut, dass uns nichts entgegenkam. Kurz nach dem Tunnel gelangt man zu einem Wasserfall oder besser gesagt Flusslauf, der uns ziemlich beeindruckt hat. In Jahrhunderte langer „Arbeit“ hat das Wasser die Felsen so ausgewaschen, dass dort mehrere komplett runde Aushöhlerungen und Löcher entstanden sind, durch die das Wasser rauscht. Schon heftig, was hier für Kräfte wirken.
Nach diesem letzten Stopp sind wir gerade pünktlich in Milford angekommen, um unser Boot zu besteigen, mit welchem wir durch das Fjord schipperten. Wir hatten wiedermal tierisch Glück mit dem Wetter, denn statistisch gesehen regnet es in Milford an über 200 Tagen, insgesamt über 6,5 Meter Regenfall im Jahr! Wir hatten herrlichsten Sonnenschein, wobei es auf dem Boot ganz schön windig war, und wir immer mal wieder zum Aufwärmen in die warme Passagierkabine huschten.
Das Fjord selbst entstand durch Gletscherbewegungen der Eiszeiten. Es erstreckt sich 15 Kilometer von der Tasmansee ins Land und wird von bis zu 1200 Meter hohen Felswänden umgeben. Die höchste Erhebung ist der Mitre Peak (Bischofshut) mit 1692 Metern. An den Hängen wächst ein Gemäßigter Regenwald. Interessant ist zudem die Zusammensetzung des Wassers im Fjord – es bildet zwei Schichten. Das schwerere salzhaltige Meerwasser wird von einer Schicht Süßwasser überdeckt. Diese enthält viele durch den starken Regen aus dem Boden gelösten Gerbstoffe. Dadurch herrschen im darunter liegenden Salzwasser Lichtverhältnisse die es sonst nur in weit größeren Tiefen gibt. So lassen sich im Milford Sound Flora und Fauna der Tiefsee beobachten.
Die Fahrt auf dem 16km langen Fjord war wirklich jeden Dollar wert: Wir passierten zunächst einen großen Wasserfall, fuhren an herrlichsten Bergpanoramen vorbei. Danach stoppten wir bei Robbes Verwandeten, einer Robben-Kolonie…haha 😉 Schon süß die Viecher, aber tagsüber recht träge…gibt’s da Parallelen?? 🙂 Auf dem Weg zum tasmanischen Meer fuhren wir an einem riesigen Kreuzfahrtschiff, der Sun Princess, vorbei, die vom offenen Meer einen Abstecher ins Fjord machte. Mit dem Hintergrund der hohen Berge wirkte das Schiff winzig klein, obwohl es knapp 300 Meter lang war. Schon krass! Nachdem wir den Pazifik am Ende des Fjords begutachten konnten, fuhren wir wieder zurück und machten Stopp bei einem anderen, riesigen Wasserfall. Das Boot fuhr direkt drunter mit dem Hinweis, dass die Passagiere an Deck, die heute noch keine Dusche hatten, das jetzt gern nachholen können-)). Als wir mit dem Bug direkt drunter standen, gabs eine kostenlose Hochdruckreinigung fürs Schiff und eine beeindruckende Show für uns Zuschauer! Absoluter Wahnsinn war das, und von weitem sah der Wasserfall so winzig aus!
Nachdem wir in den Hafen einfuhren und wieder festen Boden unter den Füßen hatten, liefen wir noch ne Weile am Wasser entlang und warteten, bis die Sonne hinter den Bergen verschwunden war. Als wir später noch unsere (fast) tägliche Aktion Abwasser raus/Wasser rein erledigten, machten wir das erste Mal Bekanntschaft mit der schlimmsten Plage Neuseelands, den fiesen Sandfliegen. Vor allem gegen Abend kommen die Biester raus und stechen, was das Zeug hält. Die Stiche sind nicht gefährlich, aber jucken höllisch und treiben einen schier zur Weißglut. Was wir an diesem Abend noch nicht wussten: Die Plagegeister werden uns die nächsten Tage noch weitaus schlimmer zusetzen!
Irgendwann traten wir dann die Rückfahrt an und da wir zu geizig waren, uns auf einem der schönen DOC-Campingplätze zu stellen, wurde das noch eine lange lange Autofahrt..! Die DOC-Campingplätze werden von dem Department of Conservation gemanagt und sind in ganz Neuseeland, besonders in den Nationalparks, zu finden. Es sind meist ganz einfache Plätze, mit Toilette ausgestattet, man muss jedoch trotzdem um die 5 bis 6 Dollar pro Person zahlen. Ist definitiv nicht viel und grundsätzlich finden wir die Sache ja auch gut, weil es hier um Natur- und Umweltschutz geht, aber an diesem Abend wollten wir irgendwie nicht nochmal was zahlen und so kam es, dass wir noch bis kurz vor elf mehr als 150 km zurück fuhren (zumeist Pass-Strasse versteht sich) und uns dann irgendwann – weil wir keinen Bock mehr hatten – einfach auf einem Rastplatz direkt am Highway stellten und dort die Nacht verbrachten. Diese Plätze versuchen wir möglichst zu vermeiden, da so nah an der Straße, aber es war nichts besseres zu finden und nachts sind die Straßen Neuseelands, ja selbst die Highways, fast wie ausgestorben. Meist steht dann auch immer schon ein anderer Camper oder Van, wie diesmal auch, und man fühlt sich nicht ganz alleine!
Unser Ausflug zu den Milford Sound war definitiv den gut 550 km langen Umweg wert und wenn wir das nächste Mal nach Neuseeland fahren, werden wir definitiv auch den Milford Track laufen, den wohl schönsten Wanderweg der Welt! Leider sind wir diesmal nicht ausgestattet für einen Mehrtagesmarsch, aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben ;-)!

Coming next: Queenstown Part 2 und Campen am Lake Wanaka



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