Angkor What? Die Mutter aller Tempel gibt uns den Rest

18 01 2012

Unausgeschlafen kamen wir am 10. Januar um 7 Uhr morgens in Siam Reap an. Der Bus hielt auf einem Busparkplatz, und dort wurden die ansässigen TukTuk-Fahrer, die einem normalerweise bei der Ankunft bedrängen, einfach mal rigoros ausgesperrt. Somit konnten wir gemütlich unser Gepäck schnappen und an einem eigens eingerichteten TukTuk-Prepaidstand unser TukTuk zum Hotel für einen Dollar buchen. Eine Wohltat, vor allem wenn man noch so müde ist 🙂 ! Nachdem das Tor dann geöffnet wurde, stürmten die ausgesperrten TukTuk-Fahrer wie eine wilde Horde auf den Parkplatz, um mit den ggf. verbliebenen Touris ein Geschäft zu machen. Logisch, dass unser TukTuk Fahrer auch versuchte, uns für die nächsten Tage eine Tempeltour zu verkaufen, aber wir lehnten ab, weil wir erstmal die Lage checken wollten. Glücklicherweise konnten wir in unserem gebuchten Hotel Angkor Pearl direkt einchecken und schliefen erstmal ne Runde, bevor wir am Nachmittag Siam Reap erkundeten. Siam Reap ist ein Städtchen mit 140.000 Einwohnern und Ausgangspunkt für die Besichtigung der Angkor Wat Tempelanlagen, die sich im Umkreis von 10 bis 60 km der Stadt befinden. Am Nachmittag gingen wir erstmal frühstücken, spazierten ne Weile in der Stadt herum, hingen in einer ziemlich stylischen Bar ab, besuchten einen Tempel und landeten zufällig auf einer Messe für landestypische Handarbeits-Produkte, wo es tolle Sachen zu kaufen gab. Laut Reiseführer ist Siam Reap momentan einer der angesagtesten Plätze weltweit, und am Abend konnten wir uns davon auch gleich überzeugen. Wir trafen Anne und Martin wieder, die schon vor uns in Siam Reap angekamen und uns abends die Ausgehmeile und die Märkte zeigten. Ziemlich viel los, ein bißchen wie die Bangkoker Khao San Road in klein, aber weniger extrem und unaufgeregt, und mit viel mehr Charme. Auf unseren Streifzügen durch die Stadt in den nächsten Tagen kamen wir an tollen Boutique-Hotels vorbei, aßen in wunderbare Restaurants (zb Khmer-Curry oder Fisch-Amok, eine kambodschanische Spezialität) und machten sogar ordentlich Party in der Angkor What-Bar, die in ganz Kambodscha und wohl auch über die Grenzen hinaus bekannt ist. Zugegebenermaßen ist das Ambiente definitiv Geschmackssache: Wer auf Eimersaufen und Popmusik steht, würde die Bar vielleicht als cool bezeichnen – wir haben uns mit dem guten alten Bombay-Gin beholfen, den es hier super günstig zu kaufen gibt und der dazu geführt hat, dass wir einen äußerst lustigen Abend mit Martin und Anne in der Bar verbrachten und auch auf den Tischen tanzten…;-)
Aber genug über Party geredet, viel wichtiger und interessanter zu berichten ist natürlich unser dreitägiger Besuch des Angkor Wat und der Tempelanlagen im Umkreis. Wir kauften für 40 Dollar pro Person einen Drei-Tagespass, der es erlaubt, an drei Tagen innerhalb einer Woche die Tempel zu besuchen. Unser erster Tag war ein reinster Marathon, und uns haben danach alle Knochen weh getan (da wir an diesem Abend auch noch bis 3 Uhr nachts Party machten, führte das dazu, dass wir den nächsten Tag bis 14 Uhr im Bett blieben 🙂 ).
Wir starteten bereits um 5.15 Uhr morgens mit dem TukTuk, um den Sonnenaufgang am wichtigsten Tempel, den Angkor Wat zu beobachten.
Dieser Tempel ist der wohl bekannteste der kompletten Anlage. Er wurde im 12. Jh vom damaligen König Suryavarman II erbaut und erstreckt sich über 1,5 km mal 1,3 km. Angkor Wat war ursprünglich dem Gott Vishna geweiht, wurde später jedoch zu einem buddhistischen Heiligtum umgewandelt. Ein Wassergraben umschließt das innere Areal des Tempels und stellt nach der gängigen Interpretation den Ur-Ozean dar, womit er sich zusammen mit den zahlreichen Bauten der Tempelanlage in das Bild eines symbolischen Universums einordnet. Im Zentrum steht ein markanter Tempel mit fünf nach Lotusblüten geformten Türmen. Der größte Turm ist 65 m hoch.
Noch in völliger Dunkelheit erreichten wir den Tempel und die Szene war schon irgendwie kurios finden wir: Da stehen mehrere hundert Leute vor dem Tempel, starren auf selbigen und warten darauf, dass die Sonne aufgeht. Ist ja kein Feuerwerk oder so, sondern „nur“ die Sonne. Naja, vielleicht sind wir hier etwas unromantisch, aber wir konnten der ganzen Szenerie nicht allzu viel abgewinnen. Leider war es an diesem Morgen auch noch bewölkt und die fiese Sonne ließ sich nicht blicken. So ein Mist aber auch 😉 . Trotzdem besichtigten wir natürlich das Tempelinnere und es war unbestreitbar beeindruckend, die Pracht des Tempels zu sehen und sich vorzustellen, wie es hier vor 800 Jahren ausgesehen haben muss. Danach ging’s weiter zum Angkor Thom, einer ehemaligen Stadt mit mehreren Tempelgebäuden und Terrassen in unmittelbarer Nähe des Angkor Wats. Der Eingang zum Angkor Thom war beeindruckend: Man fährt eine Straße entlang auf der sich rechts und links riesige Statuen befinden, die am Süd-Tor am besten erhalten sind. Die Statuen auf der linken Seite bilden allesamt Götter ab, wohingegen die auf der rechten Seite Dämonen darstellen. Eines der wichtigsten Gebäude im Inneren des Angkor Thom und vielleicht das beeindruckendste Gebäude neben dem Angkor Wat ist der Bayon, ein Staatstempel mit zahlreichen Gesichtertürmen aus dem frühen 13. Jh. Der Tempel ist über die sog. Terrace of Elephants zugänglich und besteht heute aus 37 Türmen (ursprünglich waren es 49 oder 54, darüber wird noch gestritten), an denen sich jeweils vier riesige Gesichter in Stein gehauen befinden. Das zweitwichtigste Gebäude im Angkor Thom Komplex ist der Baphuon, ein riesiger Tempelberg aus der Mitte des 11. Jh. Um den Hauptturm zu erklimmen, muss man eine schwindelerregende Treppe emporsteigen, was bei mangelnder Trittsicherheit lebensgefährlich werden kann. Das war schon ziemlich extrem.
Nach 2 weiteren kleinen Tempeln ging’s weiter zum Ta Phrom, einem Tempel, der im Vergleich zu den zuvor besuchten Gebäuden weniger gut erhalten und im wahrsten Sinne des Wortes mit seiner Umgebung verwachsen ist. Hier wurden auch Szenen des Kinofilms Tomb Raider gedreht. Das Besondere an diesem Tempel ist, dass sich an vielen Stellen riesige Bäume einen Weg entlang der Tempelmauern gebahnt haben und gigantische Wurzeln die Steine umschlingen. Wir waren davor schon etwas Tempelmüde, aber dieser war definitiv nochmal ein Highlight. Leider sind wir jedoch (blöd wie wir sind) zum falschen Ausgang herausgegangen und mussten dann noch gefühlte 5 km bis zu unserem TukTuk – Fahrer Mr. Soun, einmal um den Tempel herumlaufen. Robbe hat den ganzen Weg geflucht, und dieser Marsch hat uns dann wirklich den Rest gegeben. 🙂
Die letzten beiden Tempel waren Banteay Kdei und Sras Srang, welche wir zugegebenermaßen nur ganz kurz besichtigten, weil wir total fertig waren. Mittlerweile knapp 7 Stunden unterwegs, wollten wir nur noch zurück zum Hotel und die Beine hochlegen.
Am nächsten Tag ging’s dann gegen Abend mit den Fahrrädern zur Zeit des Sonnenuntergangs zum Angkor Wat. Wir radelten ca. 30 min, und besichtigten nochmals dieses gewaltige Bauwerk, was definitiv mehrere Besuche lohnt. In der Abendstimmung leuchteten die Türme und Säulen orange und es waren auch nicht mehr so viele Menschen unterwegs, sodass wir die Atmosphäre der „Mutter aller Tempel“ diesmal ganz entspannt genießen konnten.
Am dritten Tag machten wir dann die „große“ Tempelrunde, die allerdings viel kürzer ist als die als „klein“ betitelte vom ersten Tag. Highlights waren hier die Tempel Preah Khan und Neak Pean, die noch viele intakte Statuen und Wandgravierungen aufweisen.
Für die letzte und vierte Nacht zogen wir nochmal um ins Hotel reflection, welches erst vor 2 Wochen eröffnet hat und ein durchgestyltes und verrücktes Boutique-Hotel ist. Jedes Zimmer ist individuell dekoriert, es gibt zb ein Barbie-Zimmer mit Hunderten der Püppchen. Wir schliefen im Zimmer Butterfly, nicht weil wir Schmetterlinge so besonders mögen, sondern weil uns der Raum einfach am besten gefallen hat und nach hinten rausging. Was allerdings extrem auffiel war, mit welcher schlechten Qualität die Bauarbeiten ausgeführt wurden: Obwohl das Hotel erst kürzlich eröffnet wurde, sah unser Bad aus als ob es bereits seit mehreren Jahren in Benutzung war. Die Duschhalterung kam uns erstmal kurzerhand entgegen (da hat anscheinend ein Imbus-Schlüssel gefehlt) und auf dem weissen Fernsehschrank gabs auch schon die ersten Flecken. Schade eigentlich, aber nun ja, wir sind eben in Kambodscha. Den letzten Abend vertrieben wir uns wie immer nochmal mit lecker Essen und einem Gratis-Cocktail bei einer Lady-Boy-Show. Martin und Anne sind bereits Richtung Bangkok aufgebrochen, aber wir sehen uns zur Fullmoon-Party auf Koh Phangan wieder :-)..
Am 15.01. hieß es dann leider Abschied nehmen von Siam Reap und Kambodscha. Siam Reap ist großartig und hat uns richtig gut gefallen! Die Tempel waren beeindruckend und in der Stadt hätten wir es auch durchaus länger ausgehalten. Die letzten Wochen in Kambodscha waren super und im Vergleich zu Vietnam und Laos hat uns dieses Land im Mekong-Gebiet am besten gefallen. Der Abschied fiel uns deshalb ziemlich schwer, aber wer weiß, wenn wir die Nase voll vom mittlerweile ziemlich touristischen Thailand haben, was unser nächstes Ziel sein wird, kommen wir einfach nochmal zurück. Weit ist es ja glücklicherweise nicht und wir sind flexibel. Life is good!!!

Coming next: Inselhopping an Thailand’s Nord-Ostküste. Erste Station: Koh Chang



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