Wat? Tempel über Tempel am Mekong – Luang Prabang in Laos

17 12 2011

Entspannt, entspannter – Laos! So hört man zumindest über das Land, und dass die Asienerfahrung hier am authentischsten sein soll. Wahrscheinlich hatten wir vor einigen Jahren noch gar keine Ahnung, wo Laos überhaupt geographisch einzuordnen ist, aber die Erzählungen über das kleine Land machten uns neugierig darauf, es zu erkunden.  „Eingequetscht“ zwischen Thailand und Vietnam zieht sich Laos als dünner Streifen bis nach Kambodscha im Süden. In Laos leben ca. 6,8 Mio Menschen, aufgeteilt auf 132 ethnische Gruppen. Genau wie Vietnam stand Laos lange Zeit unter französischem Einfluss, den wir als Europäer natürlich eher spüren als zb den Einfluss der Chinesen oder Khmer, die in der Geschichte ebenfalls eine große Rolle spielten. Momentan hat Laos den Status, in 2020 eines der 20 ärmsten Länder der Welt zu sein. Glücklicherweise weist es jedoch auch ein starkes Wirtschaftswachstum auf, was hoffentlich gegen diese Entwicklung strebt.
Wir landeten mit dem Flieger, einer kleinen Propellermaschine der Lao Airlines, am 9.12. abends in Luang Prabang, einer Stadt, die im nördlichen Teil Laos inmitten eines Berglands liegt. Luang Prabang hat gerade einmal 26.000 Einwohner und gehört aufgrund seiner bedeutenden Tempelanlagen und dem französischem Stadtflair mit tollen Häusern und Villen im Kolonialstil zum Weltkulturerbe. Die Stadt liegt direkt an der Flussmündung des Mekongs mit dem Fluss Nam Khan.
Das Prädikat entspannt würden wir sofort unterschreiben! Erstmal sind die Laoten extrem relaxte und friedvolle Menschen. Die Stimme erheben oder Aggressionen zeigen ist ihnen fremd und gilt in der Öffentlichkeit als Gesichtsverlust. Als Tourist wird man hier auch viel weniger „angequatscht“ und zum Kauf gedrängt als in allen bisher von uns besuchten asiatischen Ländern. Hier reicht ein “ nein danke“ endlich einmal aus. Am Ankunftsabend checkten wir in unser gebuchtes Hotel ein und hatten schon Angst vor nächtlicher Ruhestörung, da direkt gegenüber eine Bar liegt, die laute Musik spielte. Aber weit gefehlt: Als wir von unserer „Orientierungsrunde“ gegen kurz nach elf zurückkamen, war bereits Ruhe. In Laos gilt eine Sperrstunde um Mitternacht, was bedeutet, dass dann sowohl Touristen als auch Einheimische zuhause sein sollten. Deshalb schließen die Bars und Restaurants hier auch spätestens 23.30 Uhr, damit Angestellte und Gäste noch genügend Zeit haben, den Nachhauseweg anzutreten. Klar gibts auch hier wieder Geheimtipps, sprich Lokalitäten, die länger geöffnet haben, aber das sind eher die Ausnahmen und um elf sind wir momentan eh meistens schläfrig ;-). Die Abende sind hier ohnehin lang – gegen fünf geht die Sonne unter und um 18 Uhr ist es schon dunkel. Also genügend Zeit zum essen und trinken und trotzdem zum frühen Zubettgehen.
Und noch was ist gesetzlich geregelt, nämlich der Sex, den man erst dann haben darf, wenn man mit seinem Objekt der Begierde verheiratet ist. Öffentliche Kuscheleien sind ebenfalls verpönt, aber da hatten wir uns bereits in Indien dran gewöhnt.
Wir wollten eigentlich zunächst drei Nächte bleiben, verlängerten dann jedoch um eine Nacht, da es uns sehr gut gefallen hat und wir wieder mal auf besseres (Foto-) Wetter warten mussten. Die letzten beiden Nächte wohnten wir im Mekong River View, einer sehr empfehlenswerten und preiswerten Unterkunft, die wir zufällig entdeckt haben. Geführt wird das Guesthouse von einer Laotin und ihrem deutschen Mann Jup. Jup ist seit 2010 mit seiner Laotin verheiratet, die beiden haben mittlerweile einen kleinen Sohn und er kommt jeden Monat mind. für eine Woche nach Luang Prabang, um mit seiner Familie zusammen zu sein. Ein ganz netter, gutmütiger Kerl war das, der uns sogar zu einem Stück aus Deutschland importiertem Stollen einlud. Lecker!
Und da wir direkt beim Essen wären: Auch kulinarisch hat Laos eine Menge zu bieten. Reis und Nudeln sind wie meistens Grundnahrungsmittel, aber drum herum gibt’s auch einiges Neues zu entdecken. An jeder Ecke wird leckeres Fleisch und Fisch gegrillt, und am ersten Abend gabs für uns auch direkt ein laotisches Barbecue: Mitten im Tisch befindet sich ein Behältnis für Holzkohle, darauf kommt ein Grill, auf dem Fleisch und Fisch gegrillt und rundherum eine Bouillon gegossen wird, in der Nudeln, Eier und verschiedenes Gemüse erwärmt wird. Dazu gibts natürlich noch einen Dip, Chilis, Knoblauch und eingelegtes Gemüse. Logo, dass das äußerst lecker geschmeckt hat :-). Am letzten Abend haben wir dann ein Picknick vor unserem Zimmer gemacht und dafür allerlei Leckereien auf einer wahren Fressmeile eingekauft, die wir leider erst am letzten Abend entdeckt haben. Und französische Pfannkuchen mit Creme de Vanille gabs als Nachtisch noch dazu! Naja, ist ja bald Weihnachten, aber danach muss der Speck wieder weg.
Was haben wir außer Essen sonst noch getrieben? Am ersten und letzten Tag haben wir uns jeweils Fahrräder ausgeliehen und Luang Prabang erkundet. Es ist eine total gemütliche Stadt, mit vielen französischen Cafés, einem Nachtmarkt und natürlich den unzähligen Tempelanlagen. Luang Prabang ist ein buddhistisches Glaubenszentrum und man sieht viele Mönche in ihren orangefarbenen Gewändern (und oftmals mit Regenschirm als Schutz vor der Sonne) die Straße entlang schlendern.  Beindruckend war auch die allmorgendliche Almosengabe an die Mönche durch die Bewohner der Stadt. Das ist nicht etwa notwendig, weil die Mönche kein Geld haben, sich Lebensmittel zu kaufen, sondern sie sollen sich dadurch vollkommen auf ihre geistige „Arbeit“ konzentrieren können, ohne Gedanken daran zu verschwenden, was heute auf den Tellern landet (die Armen :-), nur gut, dass die meisten nur einige Monate als Mönch im Tempel bleiben). Überschattet wurde das Spektakel im Morgengrauen nur durch die dämlichen Touris, die die Mönche vor ihrer Nase mit Blitzlicht fotografiert haben. Bei so viel Un-Sensibilität und Hohlsinn haben uns wieder mal die Worte gefehlt…
An den restlichen Tagen haben wir uns ein Motorrad ausgeliehen (eine 125er, irgendeine chinesische Marke, Robbe hat sich gefreut wie ein Kind 🙂 ) und haben die Wasserfälle Kuang Si und Tat Se besucht. Erstgenannter liegt ca. 32 km von der Stadt entfernt und man kommt vorbei an einem Bärengehege, bevor man  die Wasserfälle bis zum Ursprung erklimmen kann. Der zweite besuchte Wasserfall, Tat Se, liegt etwas näher, man muss jedoch noch ca. 10 Minuten mit dem Boot fahren, um ihn zu erreichen. Landschaftlich eine super schöne Strecke, sowohl per Boot als auch auf der Straße! Auf dem Weg dorthin kommt man im sog. Elephant-Village vorbei, wo frühere Arbeitselefanten als touristische Attraktion, sprich zum Reiten, Waschen, Füttern „zur Verfügung“ stehen. Auf unseren bisherigen Reisen hatten wir keine Lust, auf Elefanten zu reiten oder sonstiges mit ihnen zu machen, da uns die Viecher immer leid tun und wir gemischte Gefühle haben, sowas zu buchen. Auf der anderen Seite wissen wir auch, dass es tausende „arbeitslose“ Elefanten gibt, die früher in der Landwirtschaft, im Bau oder sonst wo eingesetzt wurden und denen es heute viel schlechter gehen könnte als täglich kreischende Touris auf ihren Rücken zu tragen. Wenn die Tiere dabei ordentlich behandelt werden, haben wir ja nichts dagegen, wenn die Betreiber sich eine goldene Nase verdienen, aber das weiß man eben nicht, wenn man so ein Camp nur kurz besucht, und deshalb sind wir da eher zurückhaltend.
Bei den Wasserfällen musste Heike wieder mal Geduld beweisen, da Robbe mit seinem Stativ ein paar Langzeitbelichtungen testete. Die Geduld hat sich aber gelohnt wie wir finden, sind ein paar tolle Fotos rausgekommen.
Ach ja, und am letzten Tag haben wir noch eine Mekong-Bootsfahrt gemacht, um uns den Sonnenuntergang anzuschauen. Scheen war’s!
Unser erster Eindruck von Laos ist auf jeden Fall sehr positiv: Entspannte Leute, lecker Essen, tolle Landschaft und relaxter Umgang mit den „Farangs“. Das Wetter in Luang Prabang war nach wie vor nicht so prickelnd, erst am letzten Tag zeigte sich die Sonne, aber dann wurde es umso schöner. Man kann von hier aus auch noch viele Trips weiter Richtung Norden zu den Bergdörfern unternehmen, aber da es momentan wirklich ganz schön kalt wird (besonders in der Nacht) haben wir uns entschlossen, das für den nächsten Besuch aufzuheben und weiter Richtung Süden zu fahren. Am 13.12. ging’s deshalb morgens früh um 8 mit dem Bus gen Hauptstadt.

Coming next: Laos‘ Hauptstadt Vientiane



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2 Antworten zu “Wat? Tempel über Tempel am Mekong – Luang Prabang in Laos”

  • Evi Oelschlegel sagt:

    Wieso habt Ihr Nelly eingepackt ??? Die Fotos sind sehr exotisch und der Sonnenuntergang atemberaubend 🙂

  • rh2011 sagt:

    Habt Ihr nicht mitbekommen, dass wir Nelly im Gepäck haben 😉 Liebe vorweihnachtliche Grüße in die Heimat, wir hören uns die nächsten Tage ganz sicher! Heike und Robbe

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